Schauspieler die NSDAP-Mitglieder waren

  • Welche bekannten deutschen Schauspieler waren NSDAP-Mitglieder?
    Mir fällt gleich mal Viktor de Kowa (* 1904, † 1973) ein und seine bekannten Schauspielerkollegen Willy Fritsch (* 1901, † 1973), Wolf Albach-Retty (* 1906, † 1967) und Attila Hörbiger (* 1896, † 1987). Alle bis auf Attila Hörbiger waren aber denke ich mal keine überzeugten Nazis. Von Willy Fritsch weiß ich, dass er schon 1933 in die Partei gedrängt wurde. Geschadet hat es ihnen nicht. Sie mussten alle keinen Kriegsdienst leisten. Nur Attila Hörbiger war glaube ich noch beim Volkssturm.


    Viktor de Kowa (* 1904, † 1973):

    Er war Mitglied der NSDAP und wurde im August 1944 von Joseph Goebbels in die Gottbegnadeten-Liste der unverzichtbaren Filmschauspieler aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz, auch an der „Heimatfront“ bewahrte.
    (Quelle: www.wikipedia.de)


    Willy Fritsch (* 1901, † 1973):

    Er wurde auf Druck seines Ortsverbandes NSDAP-Mitglied, blieb aber in den Filmen – bis auf eine Ausnahme (Propagandafilm Junge Adler 1944) – unpolitisch. Fritsch wurde als Parteimitglied Präsidialrat der Kameradschaft der deutschen Künstler. Im August 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Goebbels in die Gottbegnadeten-Liste der Schauspieler auf, die er für die Filmproduktion brauchte, womit Fritsch vom Kriegsdienst freigestellt wurde.
    (Quelle: www.wikipedia.de)


    Wolf Albach-Retty (* 1906, † 1967):

    1940, zwei Jahre nach dem „Anschluss Österreichs“, trat Albach-Retty der NSDAP bei.[1] Im August 1944 gehörte er zu den von Goebbels nominierten Schauspielern der Gottbegnadeten-Liste, die Goebbels für unverzichtbar für die Filmproduktion hielt, womit Albach-Retty von Kriegsverpflichtungen freigestellt wurde.
    (Quelle: www.wikipedia.de)


    Attila Hörbiger (* 1896, † 1987):

    Nach dem Anschluss Österreichs wurde Hörbiger unter der Mitgliedsnummer 6.295.909 NSDAP-Mitglied. Zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Paula Wessely spielte er in Heimkehr, einem anti-polnischen Propagandafilm von Gustav Ucicky aus dem Jahr 1941. Wegen der ausgeprägten propagandistischen Intention im Interesse der NS-Machthaber ist das Machwerk nach dem Ende des Dritten Reiches als Vorbehaltsfilm eingestuft worden. Schon davor drehte das Paar den Propagandafilm „Ernte“ für das austrofaschistische Regime.
    (Quelle: www.wikipedia.de)


    Rudolf Fernau (* 1898, † 1985)

    Sein bekannteste Filmrolle vor dem Krieg war 1942 die des Dr. Crippen in dem Kriminalfilm Dr. Crippen an Bord. Fernau war NSDAP-Mitglied und wurde 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, auf die Gottbegnadeten-Liste der Filmschauspieler des Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gesetzt, auf der diejenigen Filmkünsltler verzeichnet waren, die Goebbels meinte, für Propagandafilme zu benötigen.
    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Fernau)


    Hilde Krahl (* 1917, † 1999)

    Sie soll auch NSDAP-Mitglied gewesen sein.
    (Quelle: http://ecx.images-amazon.com/i…JMCJTTL._SL500_AA300_.jpg)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    9 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • die Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger ist aber umso geläuteter, was die politische Einstellung betrifft.
    In einem Interview prahlte sie damit, sich ihre Mutter wegen der Vergangenheit ordentlich zur Brust genommen zu haben.
    Der Film "Heimkehr", wo ihre Mutter die Hauptrolle spielte, war für sie ein "ganz schrecklicher Film".

  • Ich denke mal, das genug Leute (schauspieler oder auch zivile Personen) einfach eingetreten sind um Ruhe zu haben vor dem Regime.


    Und ehe jetzt wieder das Geschrei losgeht wie verwerflich das doch sei:


    Wer weiss denn wie die Zeit damals genau war? Wer von uns war dabei? Und vor allem: Wie hätten wir uns entschieden hätten wir diese Zeit erlebt? Ich möchte mir da diesbezüglich kein Urteil erlauben.

  • Eben. Schließlich stehen wir unter den West-Einfluss von über 60 Jahren, der uns immer wieder eingehämmert hat, wie grausam die Zeit damals war. Aus der Sicht der Leute war das damals natürlich anders. Da warn "die anderen" der Feind und nach einem harten Weltkrieg und viele Jahrzehnte Armut usw. und der Hoffnung nach einer neuen, geordneten Führung, waren viele Froh, dass sich etwas verändert hat und die "Schmach von Versailles" nun zerschlagen wird. Sowas drückt natürlich auf das Selbstbewusstsein und auf die Stimmung. Viele haben sich befreit gefühlt und die damalige Führung hat lange Zeit die Fahne des Friedens hoch gehalten. Arbeit war da, Wohlstand und die Hoffnung auf eine "ruhigere", selbstbewusstere und friedlichere Zukunft. Was dann kam, konnte kaum jemand wissen. Dass die Staatsgewalt nicht ohne ist, hat man sicher mitbekommen, aber viele haben darüber hinweg gesehen. Was genau auf die Leute zukam, konnte man zwischen den Zeilen lesen oder wenn man die Schriften Hitlers aus "Mein Kampf" entsprechend intepretierte und ernst nahm (schließlich stammten die Schriften auch aus der wilden "Kampfzeit").

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich würde sagen, daß gerade diejenigen, die am lautesten über die damaligen Mitläufer schreien, es ebenso gehalten hätten.
    Schauen wir uns doch die heutige zeit an: die Beeinflussung durch die Medien und Teilen der Gesellschaft ist auf dem Höhepunkt.
    Am Sonntag beim Berliner Marathon: Es wurden Fähnchen an die Läufer und Zuschauer verteilt mit der Aufschrift: Atomkraft! nein danke
    Missliebigen Personen werden keine Tagesräume zur Verfügung gestellt bezw. bekommen keine Unterkünfte in Hotels.
    Es läuft gerade eine Serie im Fernsehen mit dem Volksaufklärer Guido Knopp; "Polizisten im Dritten Reich".
    Sie arbeiteten mit den damaligen Machthabern zusammen.
    Ja, mit wem denn sonst?
    Es ist doch heute genauso - die Polizei ist dem Innenministerium unterstellt - damals wie heute.
    Ansonsten müßte die Polizei unabhängig werden.
    Aber dann wäre das Geschrei erst recht groß.

  • Über die Polizeiausstellung in Berlin (Thema Polizei im 3. Reich) habe ich erst einen Beitrag im ZDF gesehen... kein kommentar ;) Objektiv ist etwas anderes. Die ZDF-Beiträge (wie sie oft auch in "Frontal 21") gezeigt wirken immer extrem manipulativ. Das ist wirklich grausam und erschreckend. Natürlich gab es viele Verbrechen damals, aber die Art und Weise, wie diese Dokus und Beiträge inszeniert sind, wirken alles andere als seriös und objektiv.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Dokumentationssendungen aus den 80er Jahren, wie Flucht und Vertreibung, gehören heute zu den Kostbarkeiten der Dokumentation.
    Sachbezogen - ohne Ideologie.
    Die heutigen Dokumentationssendungen hören sich an wie Kriegsberichte - hasserfüllt und nicht neutral. Daran trägt Guido Knopp eine große Mitschuld.
    Es fing an mit den Fälschungen der Wehrmachtsausstellung.
    Zur Zeit lüft in Phoenix eine Reihe über Hitler - Anschluß Österreich - Sudetenland - Hitlers Polizei
    Schöne Sendungen - wenn man den Ton abstellt.

  • Auch die bekannten Schauspieler Rudolf Fernau (* 1898, † 1985) und Hilde Krahl (* 1917, † 1999) waren NSDAP-Mitglieder. Fernau ganz sicher. Bei Krahl habe ich im Internet nichts gefunden. Nur in dem Buch "Hitlerjunge Quex-Jud Süß und Kolberg" steht es drinnen.



    Finde die Knopp-Dokus auch schrecklich schlecht und irreführend. Wie schon gesagt kann man den Ton abdrehen...
    Es gibt nur recht wenige gute Dokus zu der Zeit.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Ich hab vor ein paar Jahren von einer Verwandten gehört, dass sie eine Bekannte hatte, die irgendwo in einem Geschäft einen Hitlerwitz erzählt hat. Dafür wurde sie verhaftet und kam in ein Konzentrationslager. Dort ist sie auch gestorben.


    Ich hab ihr das zwar schon geglaubt, weil die Verwandte, was das Dritte Reich angeht, sehr offen war, aber als ich mal das Konzentrationslager Dachau besucht hab, hab ich bei Experten dort nachgefragt, ob sie sich sowas wirklich vorstellen können. Und mir wurde auch tatsächlich gesagt, dass sowas grad gegen Ende hin durchaus möglich war.


    Wenn ich jetzt jemand treffe, der mir erklärt, man hätte sich damals "einfach zusammentun und Widerstand leisten müssen", erzähl ich ihm die Geschichte.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ein gutes Beispiel ist auch die in München allgegenwärtige Sophie Scholl und ihre Mitstreiter, die dies sehr offensiv versucht haben. Ich denke in Zusammenhang mit dem Kriegstverlauf hat die Regierung hart durchgegriffen, um die weltanschauliche "Basis", bzw. in gewisser weise den "Zusammenhalt" in der Bevölkerung nicht zu verlieren, in dem immer mehr Stimmen gegen den Nationalsozialismus laut werden. In den 30er Jahren war es sich auch nicht einfach, offensiv bzw. öffentlich eine Meinung zu verbreiten, die nicht Parteikonform war. Ich denke, nachdem das knapp 15 Jahre lang an der Tagesordnung war, waren viele Leute auch froh, dass erst einmal "ruhe" ist auf den Straßen, was Demos und revolutionäres Gedankengut angeht.

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    Konfizius

  • die Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger ist aber umso geläuteter, was die politische Einstellung betrifft.
    In einem Interview prahlte sie damit, sich ihre Mutter wegen der Vergangenheit ordentlich zur Brust genommen zu haben.
    Der Film "Heimkehr", wo ihre Mutter die Hauptrolle spielte, war für sie ein "ganz schrecklicher Film".

    Soweit ich weiß, waren die Hörbiger-Kinder zT nicht sehr nett und verständnisvoll ihren Eltern gegenüber. Paula Wessely hat, nachdem Christiane Hörbiger laut ihrer Aussage einen Schnaps vor der "Privatanklage" zu sich genommen hatte zur Tochter gesagt "Du weißt nicht, wie das damals war". Das trifft sicher zu, bedenkt man den Jahrgang von Christiane Hörbiger. Das ist halt dieser typische Kinder-Eltern-Konflikt.


    Mit Leuten wie André Heller und Erika Pluhar hat sich Paula Wessely über die NS-Zeit ausgesprochen und die waren bis zu ihrem Tode sehr gut mit ihr befreundet...das beweist auch eine Doku aus den 90er Jahren. Diese Künstler stehen auch heute noch zu ihrer mütterlichen oder großmütterlichen Freundin. Da gibt es mittlerweile nichts mehr zu deuteln..

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist