Freizügigkeit in deutschen Filmen

  • Wie war das denn mit der Freizügigkeit im deutschen Film? Bei der Sünderin mit Hildegard Knef gab es im Jahr 1951 einen großen Aufstand, dass sie im Hintergrund recht klein nackt zu sehen ist. Ohne dass man Details sieht. Jedoch ist mir aufgefallen, dass bereits in Metropolis freizügige Szenen zu sehen waren. Und auch in "Münchhausen" sind im Orient weiße Frauen sogar oben ohne zu sehen. Da ist die Sache mit der Knef doch harmlos dagegen. Ist das mit dem Orientalischen zu erklären? Irgendwie finde ich das sehr komisch.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Wie war das denn mit der Freizügigkeit im deutschen Film? Bei der Sünderin mit Hildegard Knef gab es im Jahr 1951 einen großen Aufstand, dass sie im Hintergrund recht klein nackt zu sehen ist. Ohne dass man Details sieht. Jedoch ist mir aufgefallen, dass bereits in Metropolis freizügige Szenen zu sehen waren. Und auch in "Münchhausen" sind im Orient weiße Frauen sogar oben ohne zu sehen. Da ist die Sache mit der Knef doch harmlos dagegen. Ist das mit dem Orientalischen zu erklären? Irgendwie finde ich das sehr komisch.


    Die 50er Jahre waren prüder als die 30er oder 40er Jahre.
    Ich erinnere an folgende Filme:
    1. Eine Nacht im Mai 1938 - Viktor Staal und Marika Rökk springen beide nackt ins Wasser.
    2. Die lustigen Vagabunden 1940 - Carola Höhn geht nackt ins Wasser
    3. Das Bad auf der Tenne 1943 - Gisela von Colande zeigt ihren Busen während des Badens in der Badewanne
    4. Der grüne Kaiser 1938 - Carola Höhn badet nackt im Pool
    5. Serenade 1937 - Hilde Krahl badet nackt im Fluß
    6. Opfergang 1942 - Christina Söderbaum schwimmt nackt im See
    7. Ekstase 1934 - Hedy Lamarr läßt sich nackt zeichnen


    ...und das waren bestimmt nicht alle Filme - zumal es ab 1942 sogar erwünscht war, FKK zu praktizieren.

    "Wir müssen mit den Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen"

    (Bismarck 1853)



    2 Mal editiert, zuletzt von Bruno ()

  • Mir fällt auch noch "Kleider machen Leute" aus dem Jahre 1940 ein.
    In einer Szene ist Hertha Feiler (oder ein Double) kurz ganz nackt bei Gegenlicht zu sehen:





    Auch in "Große Freiheit Nr. 7" wird ordentlich viel nackte Haut gezeigt.
    In "Zwei in einer großen Stadt" (1941/42) zeigen Marianne Simson und Monika Burg auch ihre Reize:



    Auch in "Eine Nacht in Mai" zeigt Marika Rökk und ein paar Damen Haut:



    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Gibt es zwei Fassungen des Films? "Sollen" heisst vermutlich, dass die alternative Fassung nicht öffentlich zuägnlich ist und auch nicht in Sammlerkreisen vorhanden ist?

    @sk:
    Es gab von jedem deutschen Farbfilm aus kopiertechnischen Gründen mindestens zwei Fassungen, die aber zumeist inhaltsgleich waren. Bei "Das Bad auf der Tenne" gibt es eben diesen bekannten Fall, dass in der einen Fassung die Damen ihre Rückansichten unverhüllt und in der anderen Fassung bedeckt zeigen. Ich kenne nur die "unbekleidete" Fassung, aber bei der Menge der damals hergestellten Kopien wird es sicher in der einen oder anderen Sammlung noch eine "bekleidete" Fassung geben.
    Die "bekleidete" Fassung soll angeblich für das prüdere Ausland gedreht worden sein. Belege hierfür habe ich aber nicht zur Hand.


    All diese Fragen werden in diesem Buch beantwortet:
    Bildband "UFA in Farbe"

  • Habe "Das Bad auf der Tenne" (D-1942/43) mal vor vielen Jahren auf VHS aufgenommen. Er lief damals auf N3 (noch zu VHS-Zeiten). Meine Fassung dauert und 84 Min. und ist qualitativ sehr gut für eine VHS-Aufzeichnung. Natürlich habe ich sie schon auf DVD überspielt. Bemerkenswert sind natürlich die vielen Nacktszenen und das noch dazu in Farbe. Das war damals sicher ganz schön erotisch an der Grenze...



    Filmtitel



    Zwei Nackte werden erwischt



    Gisela von Collande (ganz nackt als Schatten zu sehen)



    Heli Finkenzeller (nackt in Bottich)



    Heli Finkenzeller (nackt nach dem Bad)


    Original-Erstaufführungs-Aushangfoto:

    (Fotoquelle: http://einestages.spiegel.de/h…e_featured_borderless.jpg)


    Szenenfoto:

    (Fotoquelle: http://images2.cinema.de/imedi…mMFr8KvojoNeQ8a0b9A==.jpg)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    3 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • Da hast du vollkommen recht Chewie. Obwohl auch in 50ern die oft als sehr prüde dargestellt werden, bekommt man viel nackte Haut zu sehen. Aber auch schon in der frühen Tonfilmzeit in den 30er Jahren gab es freizügige Szenen:


    z.B: "Ekstase" (1933) mit der nackigen Hedy Lamarr (geborene Hedwig Kiesler)







    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Quax hat "Große Freiheit Nr. 7" angesprochen, dass es dort auch Freizügigkeit zu sehen gibt.


    Wo es mir aufgefallen ist:
    - Zu Beginn in der Kajüte, dort sind Nacktfotos von jungen Frauen zu sehen (sowie später in Form von "Kartographische Postkartenspezialitäten" als Hannes Gisa beweist, dass er ein echter Seemann ist)
    - Die Damen in der Grossen Freiheit Nr. 7 zeigen viel Haut

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    Konfizius

  • Hat hier jemand zufällig auch Filmbeispiele aus der Zeit der Weimarer Republik?


    Soweit ich weiß, gab es ja unzählige "Sittenfilme" nach 1918, in denen es um Dirnen, Drogen und sexuelle Verfehlungen ging - Die freudlose Gasse von G.W. Pabst z.B. Allerdings kenne ich von diesen Filmen nur Standbilder und Plakate - die letzteren sind meistens sehr sensationsheischend. Wie zeigefreudig sind diese Filme? Kann sich jemand dazu äußern und Beispiele bringen?


    In Sachen Weimarer Republik fallen mir zwei sehr widersprüchliche Beispiele ein:


    1. Wege zu Kraft und Schönheit (1925) von Wilhelm Prager - In diesem abendfüllenden Kulturfilm gab es zahlreiche Oben-Ohne-Szenen. Evtl. waren die Damen, zu denen angeblich (!) auch Leni Riefenstahl gehörte, teilweise auch ganz nackt zu sehen. Der Film durchlief die Zensur und war ein großer kommerzieller und künstlerischer Erfolg. (Ich selbst kenne ihn leider nicht, er ist wohl auch nicht auf DVD erhältlich.)
    2. Kuhle Wampe (1932) von Slatan Dudow - In diesem proletarisch-kommunistischen Agitationsfilm, der unter Mitwirkung von Bertolt Brecht entstand, war ursprünglich eine Szene enthalten, in der männliche und weibliche Arbeitersportler im Müggelsee nackt baden. Im Hintergrund war eine Kirche zu sehen, deren Glocken vernehmlich tönten. Die Szene musste herausgeschnitten werden und ist in der heute verfügbaren Fassung nicht enthalten.


    Aus diesen beiden Beispielen lässt sich jedenfalls nicht feststellen, wie rigide freizügige Darstellungen in der Weimarer Republik behandelt wurden.

  • Mir fällt da nur Metropolis ein, die Tänzerin(nen?) sind dort zumindest teilweise mit durchsichtigen Oberteilen zu sehen, soweit ich das richtig in Erinnerung habe. Bei Beispielen der 20er Jahren wird es sicher sehr viele Beispiele geben, die wohl leider als verschollen gelten, sodass man das Thema in diesem Zeitrahmen nicht in aller Ausführlichkeit betrachten kann.

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    Konfizius

  • "Wege zu Kraft und Schönheit" ist sicherlich ein interessanter Film, allerdings entbehrt die Nacktheit dort jeglichen 'freizügigen' Charakters. Das sieht alles aus wie antike Statuen oder eben wie Sportübungen.


    Ein Film, der mir zum Thema spontan einfällt, ist "Cagliostro" von Richard Oswald (1929). Das war zwar eine deutsch-französische Koproduktion und wurde in Frankreich gedreht, dürfte aber hier dann vielleicht doch gelten. In jedem Fall gibt es in dem Film eine ziemlich ausgedehnte Sequenz, in derdie barbrüstige Illa Meery versucht, Hans Stüwe um den Finger zu wickeln. Und das wirkt heute noch wie ein Knockout. Ich frage mich wirklich, wie die das damals durch die Zensur bekommen haben. Der Film existiert leider nur noch in einer fragmentarischen 58 min.-Version (ursprünglich ca. doppelt so lang), die aber erfreulicherweise in Frankreich sogar auf DVD erschienen ist. Hervorragend restauriert und sehr schöner Piano-Soundtrack, mit französischen Zwischentiteln und optionalen englischen Untertiteln. Definitiv eine Empfehlung.


    Ebenfalls interessant vielleicht: "Wer nimmt die Liebe ernst" von Erich Engel (1931). Jenny Jugo läuft zwar in diesem Fall nicht barbrüstig herum,ist aber zumindest in den Anfangsminuten fast durchgehend sehr leicht bekleidet. Und das kann ja bekanntlich noch reizvoller sein als im engen Sinne 'nackte' Haut. Auf jeden Fall macht Jugo ziemlichen Eindruck.... (und der Film ist eine der besten Komödien der Zeit, finde ich).

  • Danke für die interessanten Hinweise Carry Klips


    Statuen hin oder her - ich denke, dass das Publikum sich damals vor allem wegen der Nuditäten in den Lichtspielhäusern gedrängt hat :) Es war ja schon in der Pionier-Ära des Films ein beliebter Trick, "lebende Statuen" zu präsentieren, um nackte Körper zeigen zu dürfen.
    Cagliostro behalte ich im Hinterkopf!
    Klingt aber insgesamt so, als wären freizügige Szenen in deutschen Produktionen erst Ende der 30er Jahre in größerer Zahl auf die Leinwände gelangt .... Bei den Amerikanern war es wg. Inkrafttreten des Hayes-Codes ja genau umgekehrt.

  • Also, wirklich 'freizügige' Szenen (Im Sinne von Nacktheit) fallen mir in amerikanischen Filmen auch in der Pre-Code-Era nicht ein. Allerdings hatten diese Filme oftmals sehr viel mehr sexuelle 'Anzüglichkeit', 'gewagtere' Kostüme und präsentierten oft ein moderneres Frauenbild als in der Hayes-Zeit. Ich denke da an einige Filme mit Norma Shearer, Barbara Stanwyck oder Constance Bennett. Aber ähnliches würde ich auch über den Weimarer Film behaupten. So etwas wie "Die Büchse der Pandora" oder das hoch aufgeladene Spiel einer Charlotte Susa in "Der Tiger" oder "Der Greifer" gab es nach 1933 eigentlich auch nicht mehr wirklich. Auch wenn die Mädels in "Das Bad auf der Tenne" oder in "Münchhausen" sicherlich weniger anhatten.