Ich klage an (D, 1941) mit Heidemarie Hatheyer

  • Wolfgang Liebeneiners umstrittener Film lief sogar mal im dritten staatlichen Fernsehprogramm Italiens , schaut her :


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    Gehe davon aus ,das dieses Video sicher bald in Deutschland nicht mehr empfangbar ist. ;)

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    Das Traurige dabei ist, daß ein Großteil der angepaßten und manipulierten Gesellschaft solche Einschränkungen auch noch gutheißt und Leute anschwärzen, die dagegen verstoßen.


    Dabei wird in diesem Film keine NS-Propaganda gezeigt - auch nicht bei der Gerichtsverhandlung. Im Gegenteil, die Richter sind sogar dagegen.
    Ein kurzer Hinweis zur Inhaltsangabe: Heidemarie Hatheyer spielt in diesem Film eine unheilbare Kranke, die auf Sterbehilfe klagt.

  • Schade das dieser Film in keiner so guten Qualität vorhanden ist.
    "Ich klage an" ist einer von den Filmen die ich unbedingt in guter Qualität suche. Ein toller Film mit einmaligen Schauspielern: Paul Hartmann, Mathias Wieman, Heidemarie Hatheyer, Albert Florath, etc... Sehr gut besetzt. Nach dem Krieg musste sich der Regisseur des Films Wolfgang Liebeneiner speziell für diesen und auch anderen "Propagandafilmen" rechtfertigen (Ziel in den Wolken, Bismarck, Die Entlassung). Wobei Bismarck und Die Entlassung eine Zeit lang verboten waren und später von der FSK freigegeben wurden. Liebeneiner drehte auch den "verschollenen" Propagandafilm "Das Leben geht weiter" (D-1945)...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Ich habe von diesem Film in der Doku "Das Leben geht weiter" gehört und finde das Thema sehr spannend. Ich habe gerade sehr gefesselt den ersten Ausschnitt angeschaut und werde mir bald den ganzen Film gönnen. Ich freue mich sehr drauf. Er scheint sehr sehr gut gemacht zu sein und die Schauspieler gefallen mir auch sher. Auch nett zu sehen, dass Margarete Haagen mitwirkt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Herzlich Willkommen in unserem Forum Harry! Es freut mich sehr, dass der Film auch noch in guter Qualität vorhanden ist! Schließlich wird man wohl nicht damit rechnen dürfen, dass er in naher Zukunft ungeschnitten oder unkommentiert auf DVD erscheinen wird.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Bei Youtube gibt es seit einiger Zeit den Kanal " Reichsfilme " , der auch seltene deutsche Filme des Dritten Reiches online gestellt hat :
    http://www.youtube.com/user/Reichsfilme?feature=watch


    Erstaunlich ist bei " Ich klage an " (1941) einem Vorbehaltsfilm hat die ´Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung " ihren Rechtsanspruch geltend gemacht , die Videos wurden entfernt mit Hinweis aufs Urheberrecht , aber bisher noch nicht bei einem weiteren Vorbehaltsfilm " Der Herrscher " von 1937 mit Emil Jannings .

  • Herzlich Willkommen in unserem Forum Harry! Es freut mich sehr, dass der Film auch noch in guter Qualität vorhanden ist! Schließlich wird man wohl nicht damit rechnen dürfen, dass er in naher Zukunft ungeschnitten oder unkommentiert auf DVD erscheinen wird.


    Der Film ist in den USA bei ihffilm auf einer DVD zum Apothekenpreis erschienen.


    Interessant hierzu auch Hans Schmids vor kurzem erschienenen zwei Artikel in Telepolis.
    Daraus im folgenden zwei Zitate:

    Zitat

    Heute steht einer der infamsten Propagandafilme des Dritten Reiches auf dem Programm. 1943 verlieh Joseph Goebbels dem Regisseur für seine Verdienste die Professorenwürde, am selben Tag wie Veit Harlan (Jud Süß). Trotzdem blieb Wolfgang Liebeneiner nach dem Krieg relativ unbehelligt. Das mag daran gelegen haben, dass der Antisemitismus von den Nazis ganz offen propagiert, das eigentliche Thema von Liebeneiners Film hingegen sehr vorsichtig angepackt wurde, weil mit Widerstand in der Bevölkerung zu rechnen war. Das machte es hinterher leichter, sich herauszureden. Es ging um die Euthanasie, die Vernichtung von "lebensunwertem" Leben. Der Film heißt Ich klage an.(...)


    Zitat

    (...) In einem Interview mit Erwin Leiser (zitiert in Deutschland erwache!) erweckt Liebeneiner den Eindruck, es habe zwei verschiedene Projekte gegeben: Einen Film über die "Tötung auf Verlangen", den er, unabhängig von der Kanzlei des Führers, gern machen wollte, weil er sich schon immer für das Problem interessiert hatte. Und einen Film, der die Ermordung von Geisteskranken rechtfertigt (Exposé Nr. 3). Viktor Brack habe von ihm verlangt, zuerst diesen Film zu drehen. Es sei ihm jedoch gelungen, "dieses Projekt immer wieder zu verschieben, bis es dann aufgegeben wurde". Das stimmt so nicht. Statt das Projekt durch geschicktes Hinauszögern zu verhindern, integrierte er den Grundkonflikt von Exposé Nr. 3 in das Melo und schuf so einen Film mit versteckter Propagandabotschaft, wie Goebbels ihn sich wünschte. Dieser Teil beansprucht nur wenig Leinwandzeit, aber für die Aussage ist er entscheidend.(...)


    Diese Nebenhandlung existiert und ist in der mir vorliegenden Kopie enthalten. In diesem Fall bin ich mit Hans Schmids Aussagen einverstanden. Der Film ist sicher kein "Document der Humanität in einer unhumanen Zeit" (Zitat Wolfgang Liebeneiner), sondern in hohem Grade inhuman.


  • Diese Nebenhandlung existiert und ist in der mir vorliegenden Kopie enthalten. In diesem Fall bin ich mit Hans Schmids Aussagen einverstanden. Der Film ist sicher kein "Document der Humanität in einer unhumanen Zeit" (Zitat Wolfgang Liebeneiner), sondern in hohem Grade inhuman.

    Ich kann dieses Urteil nicht nachvollziehen und denke im Gegenteil, dass Ich klage an in seiner Aussage auch heute noch mehrheitsfähig wäre - wenn man ihn denn zeigen dürfte. Wie immer befürchtet die Zensur auch in diesem Fall die Zustimmung des Publikums, sodass Ich klage an wohl weiterhin Vorbehaltsfilm bleiben wird. Das ist schade, aber symptomatisch für den Umgang mit dem NS-Filmerbe.
    In meinen Augen ist der Film einer der besseren politischen Spielfilme der NS-Zeit. Das Drama hat mich relativ unberührt gelassen, aber die Gerichtshandlung ist gut und schlüssig inszeniert. Bei der Schlußansprache möchte man applaudieren, und das würden viele Zuschauer sicherlich heute auch tun, wenn sie den Film - wie gesagt - in einer vorurteilsfreien Aufführsituation zu Gesicht bekämen.

  • Was wäre heute nach Deiner Meinung mehrheitsfähig, der in dem Film als "Erlösung" dargestellte "Giftbecher" und/oder die im Film damit verknüpfte Euthanasie? Wohlgemerkt, Dr. Heyt hatte Hanna nicht kurz vor der Arsengabe gefragt, ob sie das jetzt will. Und die Schlußrede ist ein Paradebeispiel manipulativer Suggestion, sehr gut geschrieben und gespielt, aber gerade deswegen unheimlich.
    Daß es Alternativen zu Dr.Heyts Verhalten gibt, zeigen u.a. die Hospize und Palliativstationen. Ähnliches gab es sicher auch zur Weimarer Zeit, und hoffentlich auch im Dritten Reich.
    Ich kann nur jedem empfehlen, Hans Schmids Artikel zu lesen und den Film anzusehen. Danach mag man mich ruhig angreifen.


    PS: Interessant ist, daß der von Alexa erwähnte Youtube-Clip aufgrund mehrer Beschwerden von "Milestone Film und Video" aus den USA entfernt wurde. Eigentlich erwartet man da jemand anderes...

  • Ich kann nur jedem empfehlen, Hans Schmids Artikel zu lesen und den Film anzusehen. Danach mag man mich ruhig angreifen.

    Ums Angreifen geht es ja gar nicht. Ich habe versucht, den Text zu lesen, aber dieser antideutsche Gestus macht die Lektüre so unerfreulich, dass ich meine Zeit lieber auf sinnvollere Tätigkeiten verwenden.
    Diese Betroffenheitsfanatiker nerven.

  • Schade, daß Du meine Frage nach der Mehrheitsfähigkeit der Filmaussagen nicht beantwortet hast. Ich verstehe auch nicht, was Du mit "antideutschem Gestus" in Hans Schmids Artikel meinst. Ich bin auch oft nicht mit der Art seines Schreibens (von Hölzchen auf Stöckchen und wieder zurück) und seinen Schlußfolgerungen, in denen er gelegentlich auch übertreibt (Vgl. "Verwehte Spuren"). Sein vehementes Eintreten für eine Freigabe der VB-Filme (in kommentierter Form) halte ich jedoch aller Ehren wert. Auch , daß es überhaupt eine Artikelreihe über diese Filme gibt, ist seiner Initiative zu verdanken.
    Daß er in den Artikeln auch den zeitgeschichtlichen Bezug zum "Euthanasie"-Programm ausführlich darstellt, finde ich auch in Ordnung, denn zum Verständnis dieses Films gehört nun mal auch das Umfeld, in dem er als Auftragswerk entstanden ist.
    Und daß man auch heute noch über diese schrecklichen Geschehnisse und ihre Nichtbewältigung in der Adenauerzeit (siehe das Schicksal des Dr. Faltlhauser) betroffen und entsetzt ist, gehört sich das nicht mehr?



    Ach ja, und die mögliche Mehrheitsfägkeit der aktiven Sterbehilfe (und der "Euthanasie"?) ist für mich kein Merkmal für für ihre Richtigkeit. Dazu bin ich zu sehr Antidemokrat. :D

  • Schade, daß Du meine Frage nach der Mehrheitsfähigkeit der Filmaussagen nicht beantwortet hast. Ich verstehe auch nicht, was Du mit "antideutschem Gestus" in Hans Schmids Artikel meinst.

    Wenn ich Schlagworte wie "Nazi-Dreck" lese, dann schließe ich daraus auf die antifaschistische Gesinnung des Schreiberlings - die aber können, soweit es mich betrifft, ihre Meinung für sich behalten. Ich beschäftige mich den ganzen Tag rauf und runter mit "Nazi-Dreck" und weiß, dass man sich auch dann sachlich äußern kann und sollte, wenn einen bestimmte Aspekte nerven / empören / entsetzen - was auch immer.
    Aus meiner Sicht hat der moralische Zeigefinger ausgespielt - den würde ich abhacken :)


    Entschuldige, dass ich Deine Frage übergangen habe. Das hole ich jetzt nach, will darüber aber weder mit Dir noch mit sonstwem diskutieren, da die Erfahrung zeigt, dass das in 99% der Fälle nichts bringt: Ich denke, dass aktive Sterbehilfe totkranker Menschen aus Gründen der Menschlichkeit erlaubt sein muss, sofern diese ihr Einverständnis erklärt haben. Für passive Sterbehilfe gibt es einen Rahmen, der darüber hinausgeht. Schwere Behinderungen sind ein anderes Thema. Man muss vermeiden, dass sie überhaupt entstehen und deswg. alle diagnostischen Methoden ausschöpfen. Deswegen bin ich auch ein klarer Befürworter der Präimplantationsdiagnostik. Ich finde es richtig, wenn Mütter behinderte Föten abtreiben - eine gesetzliche Regelung ist hier nicht durchsetzbar, ohne Frauen das Selbstbestimmungsrecht abzusprechen.
    Ich halte die hier geäußerten Positionen in Deutschland durchaus für mehrheitsfähig, es wagt nur keiner, dafür einzustehen. Das aber ist ein generelles Faktum in unserem Staat - anderenfalls würden wir den Israelis sicherlich keine Nibelungentreue schwören.

  • Das Wort "Nazi-Dreck" taucht erst im vorletzten Satz von Schmids Artikel auf. Davor habe ich nichts derartiges gefunden, sondern sehr viel informatives und nachdenkenswertes. Das entgeht einem natürlich, wenn man von einem Reizwort auf den gesamten Inhalt schließt. Ich verstehe auch immer noch nicht, was Du mit "antideutschem Gestus" meinst.


    Zu Deiner Antwort auf meine Frage werde ich mich morgen äußern, da ich Sie nicht unwidersprochen stehen lassen will. Vielleicht meldet sich ja auch noch jemand anderes zu Wort.

  • Noch etwas:

    (...) Dabei wird in diesem Film keine NS-Propaganda gezeigt - auch nicht bei der Gerichtsverhandlung. Im Gegenteil, die Richter sind sogar dagegen (...).


    Dr. Goebbels war da aber anderer Ansicht:

    Zitat

    Am 21.6.1941 notierte er in sein Tagebuch:
    Neuer Liebeneiner-Film "Ich klage an". Für die Euthanasie. Ein richtiger Diskussionsfilm. Großartig gemacht und ganz nationalsozialistisch. Er wird heißeste Diskussionen entfachen. Und das ist sein Zweck.

    zitiert nach Hans Schmid.


    Ich kann da dem damaligen Propagandaminister nur zustimmen...

  • Ich habe den Film leider noch nicht in Ruhe geschaut, nur einmal nebenher auf YouTube.


    Bzgl. den Goebbels-Zitat kann ich deshalb wenig sagen. Ich denke aber, dass man betrachten muss, wie man den Nationalsozialismus definiert, also wie ihn Goebbels sah und wie man ihn heute einstuft. Hinzu kommen die Unterschiede bei der Betrachtung des Filmes. Heute intepretiert man ihn sicher anders bzw. man zieht daraus in Verbindung mit dem Nationalsozialismus ganz andere Schlüsse als wenn man ihn damals gesehen hätte oder wenn man ihn heute ganz nüchtern und fern von Vorurteilen und politischen Hintergründen betrachten würde.


    Das Thema Sterbehilfe ist ein schwieriges Thema, wenn es dann noch in Verbindung mit dem Nationalsozialismus diskutiert wird, wird das noch heikler. Ich selbst bin in gewissen Rahmen auch dafür, wenn es die Menschen selbst wünschen und sie entsprechend aufgeklärt/begleitet werden. Menschen, die so etwas nicht einschätzen bzw. entscheiden können, fallen da natürlich raus. Das kann bzw. sollte man dann eigentlich auch in Verbindung mit ungeborenen Menschen so handhaben. Wenn aber Abtreibung in dieser Lebensentstehungsphase legal ist, sehe ich auch keine Probleme mit der Präimplantationsdiagnostik. Jedoch muss ich auch gestehen, dass ich mich bisher nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt habe.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Nun denn, so versuche ich nun auf DF's Feststellungen zu reagieren, auch wenn er leider nicht bereit ist, sie zu diskutieren.


    1. Sogenannte "aktive Sterbehilfe": Schon der Begriff ist falsch, es handelt sich in Wirklichkeit um die aktive Beendigung eines anderen Lebens, auch Tötung genannt. Der Sterbevorgang wird dadurch abgebrochen. Eigentlich ist die sogenannte "passive Sterbehilfe" die aktive Hilfe, da in ihr durch Taten versucht wird, das Sterben sinnvoll zu gestalten und zu erleichtern. Für die Tötung eines schwerkranken Menschen muß man nur die eigene ethische Hemmung überwinden. Also erfordert die echte Sterbehilfe wesentlich mehr menschliches Einfühlungsvermögen.


    2. Schwangerschaftsabbruch aus embryopathologischer Indikation (inzwischen zur medizinischen Indikation gerechnet). Dieser unterliegt nicht der Dreimonatsfrist, kann und wird auch später durchgeführt (theoretisch bis kurz vor der Geburt). Um das Selbst-bestimmungsrecht der Frau generell zu gewährleisten, darum wird dem werdenden behinderten Fötus bzw. Embryo das Lebensrecht abgesprochen. Damit kann und will ich nicht einverstanden sein, auch aufgrund meiner Erfahrungen mit sog. behinderten Menschen. Außerdem handelt es sich immer um eine Tötungshandlung. Hundertprozentig sicher ist die Diagnose ebenfalls nicht, ganz im Gegenteil. Ausführende sind meistens Männer, die auch vor dem Gesetz die volle Verantwortung tragen, falls etwas schiefgeht. Welche Bemühungen Ärzte auf sich nehmen, um das bei Spätabtreibungen ein Überleben des Fötus auszuschließen, kann man z.B. bei Wikipedia. Kapitel Diagnoseproblematik nachlesen. Mich entsetzt das schon.


    @Sebastian:
    "Ich klage an" ist ein Auftragswerk aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Film atmet nun mal diesen Geist. Warum soll man ihn also heute ohne Bezug auf diesen Hintergrund betrachten?

  • Das Wort "Nazi-Dreck" taucht erst im vorletzten Satz von Schmids Artikel auf. Davor habe ich nichts derartiges gefunden, sondern sehr viel informatives und nachdenkenswertes. Das entgeht einem natürlich, wenn man von einem Reizwort auf den gesamten Inhalt schließt.

    Es bedeutet immerhin, dass ich den Artikel komplett überflogen habe, oder?

    Nun denn, so versuche ich nun auf DF's Feststellungen zu reagieren, auch wenn er leider nicht bereit ist, sie zu diskutieren.

    Warum sollen wir uns denn über weltanschauliche Fragen die Schädel einschlagen? Solche Diskussionen werden immer mit viel Leidenschaft und Emotion geführt und führen doch meist nicht zu einer Verständigung, sondern im Gegenteil zu beiderseitigen Verstimmungen. Und Sebastian ist dann der Leidtragende, wenn die Fetzen fliegen ;)
    Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich respektiere deine Meinung absolut und ich hoffe, dass es sich umgekehrt genauso verhält.
    Ich habe übrigens auch mit sogen. Behinderten gearbeitet (sie gepflegt), aber die waren - tatsächlich - behindert - und da gibts auch nichts dran schönzureden.

    Zitat

    "Ich klage an" ist ein Auftragswerk aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Film atmet nun mal diesen Geist. Warum soll man ihn also heute ohne Bezug auf diesen Hintergrund betrachten?

    Da fällt mir auch kein Grund ein, eine solche Betrachtung wäre ahistorisch. Ich habe auch nie geschrieben, dass ich mit Brunos diesen Film betreffender Auffassung übereinstimme. Ich halte Ich klage an für einen gutgemachten Propagandafilm und hoffe, dass er bald mal unzensiert und in vernünftiger Qualität auf DVD erscheint. Ich bin sehr dafür, dass man den historisch-politisch Hintergrund aufrollt und darstellt, aber man soll bitte den Zeigefinger für sich behalten. Ich denke, ich bin nicht der einzige, der die Ohren verschließt, sobald ihm mit der Moralkeule kommt (auch Auschwitz-Keule genannt).

  • Ich finde es dennoch interessant wie wenig Propaganda in vielen Propagandafilmen aus der Zeit des Nationalsozialismus steckt. Wahrscheinlich ist man als heutiger Zuschauer zu sehr von den US-Propagandafilmen beeinfluss, sodass die deutschen Propagandafilmen aus dem 3. Reich oftmals nicht wie ein Propagandafilm wirkt. Und damit will ich nicht sagen, dass die nationalsozialistische Propaganda besonders intelligent und unterschwellig war, dass man sie kaum wahrnimmt. Die Filme, die ich bisher gesehen habe (was bisher nur ein Bruchteil der Propagandafilme dieser Zeit waren), kann man in meinen Augen weitestgehend unabhängig von den historischen Zusammenhängen schauen und wird kaum negativ beeinflusst. Ich denke dabei gerade an Filme wie "Der große König", "Venus vor Gericht" oder "Kolberg". Das was ich von "Ich klage an" gesehen habe, fand ich auch nicht sonderlich gefährlich, eher intressant, wenn man den Film bewusst mit den Historischen Zusammenhängen anschaut. Ich kann bzw. möchte natürlich nicht ausschließen, dass es richtig schlimme Propagandafilme gab. "Jud Süß" habe ich z.B. noch nicht gesehen, ebenso diverse Propaganda-Dokumentationen, die in diese Richtung gehen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich bemühe mich eigentlich immer, solche Diskussionen nicht ausarten zu lassen. Sich über Weltanschauungen vernünftig zu streiten, finde ich jedoch auch immer sehr interessant und nützlich. Am besten fände natürlich so etwas im persönlichen Gespräch oder per Brief statt. Das Internet stellt da eher ein schwierigeres Medium dar.
    Ich kann Deine Ansichten auch respektieren, teile sie aber in diesen Punkten nicht.


    Eine vernünftige, möglichst ungeschnittene DVD-Edition von "Ich klage an" halte ich auch für nötig. Ich hätte da allerdings auch Wünsche für die Extras: Hermann Schweningers Dokumentarfilm-Fragment "Dasein ohne Leben" (1940/41), ein oder zwei kontroverse Essays über den Film, Schnittberichte, am besten faksimilierte Zensurentscheide (inkl. FSK, falls vorhanden). Und auf jeden Fall englische Untertitel, evtl. auch französische dazu.


    Ich habe auch mit sog. Behinderten gearbeitet. Dort nannte man sie aber seelenpflegebedürftige Menschen. Das schließt die Betreuer und Betreuerinnen gewissermaßen auch mit ein. Schönrednerisch ist das aber nicht gemeint. Es steht nur ein anderes Menschenbild dahinter.