Kamerad Hedwig (D, 1944/45 - nicht fertig gestellt)

  • Regie: Gerhard Lamprecht
    Drehbuch: Toni Huppertz
    Kamera: Ekkehard Kyrath
    Musik: Ernst-Erich Buder
    Produktionsfirma: Ufa-Filmkunst GmbH (Berlin)
    Herstellungsleitung: Karl Ritter
    Format: 35mm, 1:1.33
    Bild/Ton: s/w, Tobis-Klangfilm


    Darsteller:
    Luise Ullrich, Wolfgang Lukschy, Emil Heß, Otto Wernicke, Hans Hermann Schaufuß, etc...



    Inhalt:


    Frauenroman aus dem Eisenbahnermilieu.
    Kleinstadtbahnhof während des Zweiten Weltkriegs.
    Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes zieht Hedwig (Luise Ullrich) mit ihrem Sohn zu ihrem Schwiegervater, dem Blockstellenleiter Schulz (Emil Heß). Dort lernt die junge Witwe den Lockführer Beier kennen. Schon wird ein Hochzeitstermin festgelegt, doch da taucht Karl (Wolfgang Lukschy), der Bruder des verstorbenen Mannes, auf. Beier rettet Hedwig zum Schluss das Leben, aber gibt sie frei und tritt zugunsten von Karl zurück...


    Kommentar:


    Kamerad Hedwig sollte dem Zuschauer einen Einblick in das harte und verantwortungsvolle Leben des Eisenbahners vermitteln und ein Bild geben von dem Engagement der an der Deutschen Reichsbahn arbeitenden Frau. Die Außenaufnahmen fanden zwischen dem 6. September und 15. November 1944 in Würzburg statt, vor dessen Zerstörung durch einen Fliegerangriff. Im Frühjahr 1945 folgten noch die restlichen Außenaufnahmen und die Atelierarbeit. Noch im Dezember 1944 stellte man fest, dass "mit seiner Ablieferung erst zum 31. Mai 1945 zu rechnen" sei. Bei Kriegsende war der Film bis auf ca. zehn Drehtage abgedreht. 5 Rollen Bild und 6 Rollen Ton sind erhalten.


    (Quelle: Buch - Hitlerjunge Quex, Jud Süss und Kolberg. Die Propagandafilme des Dritten Reiches)


    http://www.amazon.de/exec/obid…9602471X/deutschfilmed-21



    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


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  • Im Internet habe ich interessante Informationen über den Verbleib des Films gefunden:


    Reinhard Leibold


    Herr Leibold hat den Film „Kamerad Hedwig“ entdeckt, auf eigene Kosten digitalisieren lassen und in zwei Veranstaltungen der Bevölkerung mit überwältigendem Erfolg vorgeführt.
    Ferner hat er alte Fotos und Ansichtskarten von Thüngersheim aus den Jahren 1897 bis 1945 präsentiert, die ebenfalls mit großem Interesse aufgenommen wurden.
    (Quelle: http://www.thuengersheim.de/da…heimAktuell.php?id=152361)


    [...] Reinhard Leibold hat als Initiator dieser Veranstaltung auch einen Bezug zu diesem Thema. Schließlich
    waren seine Brüder Walter und der mittlerweile verstorbene August beim Schanzen am Westwall
    eingesetzt. Leibold selbst forscht leidenschaftlich nach Ereignissen aus der Zeit vor 1945.
    So machte er von sich reden, als er vor zwei Jahren den NS-Durchhaltefilm „Kamerad Hedwig“ in einem
    amerikanischen Archiv entdeckte und in seiner Heimatgemeinde aufführte. Teile des nie fertig gestellten
    Streifens wurde in Thüngersheim – das im Film den Namen Dollingen führt – und am Lokschuppen des
    Würzburger Bahnhofes gedreht. Auch zur 75-Jahr-Feier des Freibades förderte der gebürtige
    Thüngersheimer, der schon viele Jahre in Nürnberg lebt, unbekannte Dokumente und sonst noch
    Erstaunliches zutage. [...]
    (Quelle: www.main.de/_/tools/pdfpage.html?arid=493438)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


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  • Schade!


    Für die Interessierten eine Handlungszusammenfassung in der zeitgen. Presse. Von Propaganda oder Zweitem Weltkrieg ist jedenfalls nichts zu merken!

    Zitat

    Kaum ein Jahr hat die glückliche Ehe Hedwigs mit dem Lokomotivführer Matthias Schulz gedauert, als der Mann einen tödlichen Unfall erlitt. Die junge WItwe übersiedelte mit ihrem Söhnchen Werner zu ihrem Schwiegervater, dem Blockstellenleiter Schulz, dem sie seither, neben ihrem verantwortlichen Dienst als Reichsbahngehilfin, den Haushalt führt. Allmählich überwindet sie ihren schweren Kummer um Mathias, und als der Lokomotivführer Beier um sie anhält, gibt sie ihm gern ihr Jawort. Beier ist um vieles älter als sie, aber ein grundguter Mensch und sie hat ihn liebgewonnen.E r wird ihrem Werner ein guter Vater werden, wie sie sich auch freut, seinen vier Kindern die verstorbene Mutter zu ersetzen. Die Hochzeit soll in wenigen Wochen stattfinden, und alles scheint bestens geordnet. Da erscheint, als Ersatzmann für den erkrankten Lokomotivführer, Mathias' Bruder Karl auf der Station, der vor zehn Jahren das Haus seines Vaters im Unfrieden verlassen hat und seither nichts mehr von sich hören ließ. Als Hedwig mit ihm zusammentrifft, erschrickt sie tief. Karl ist seinem Bruder sehr ähnlich und doch wieder verwirrend anders. Auch auf Karl macht das Wiedersehen mit Hedwig einen starken Eindruck, und er ist bitter enttäuscht, als er von ihrer baldigen Verheiratung mit Beier erfährt, in der er nur eine Versorgung sehen kann, obwohl er Beier persönlich sehr schätzt.
    Hedwig gibt sich alle Mühe, die Beunruhigung zu überwinden, die sie in Karls Nähe fühlt, und sich rein freundschaftlich zu ihm zu stellen. Gerade weil es ihm diesmal ernst ist mit seinen Gefühlen, geht Karl darauf ein. Aber als er sich mit dem Vater versöhnt und zu ihm zieht und als er kurz darauf Hedwigs kleinen Werner unter eigener Lebensgefahr vor einem anbrausenden Schnellzug von den Schienen reißt - da wird die Spannung zwischen ihm und Hedwig immer erregender. Er beschließt fortzugehen; und Hedwig, in Angst vor der gewalt des eigenen Herzens, bittet Beier, die Hochzeit vorzuverlegen, der glücklich darauf eingeht.
    Aber es ist umsonst. schicksalhaft werden Hedwig udn Karl zueinander gezogen. sie sind füreinander bestimmt, alles sich-Wehren nützt nichts. Hedwig zergrübelt sich, wie sie Beier die Wahrheit sagen kann, der in vertrauensvoller Liebe nicht merkt, was in ihr vorgeht. Der Hochzeitstermin rückt immer näher, Karl drängt auf offene Aussprache, aber Hedwig findet den Mut nicht, sich dem ahnungslosen Beier anzuvertrauen, obwohl sie weiß, daß man über sie und Karl zu tuscheln beginnt. Es bleibt nicht aus,d aß auch Beier die eine oder andere Anspielung zu hören bekommt. Zuerst gleiten sie an ihm an, dann aber erfaßt ihn ein quälendes Misstrauen und bei einem Kameradschaftsabend verdichtet sich in ihm das Mißtrauen zu schmerzender Gewissheit. Er will Hedwig zur Rede stellen, aer sie ist schon zum Dienst gegangen. So trifft er nur auf Karl, der ihm offen und ruhig die Wahrheit sagt. Außer sich fällt Beier über ihn her. Um sich seiner zu erwehren, muss Kalr ihn niederschlagen. Besessen von dem Wunsch, Hedwig zur Rechenschaft zu ziehen, sucht Beier nach ihr. Aber als er sie findet, ist sie in tödlicher Gefahr. Ein Güterwagen hatte sich heißgelaufen und ist in Brand geraten.D as Feuer droht auf die anhängenden Benzinwaggons überzugreifen, Hedwig will sie loskoppeln, während Karl eine Lokomotive heranfährt, um die Benzinwaggons vond er Gefahrenstelle wegzuziehen. Als Beier Hedwig zwischen Rauch und Flammen sieht, schmilzt aller Zorn und Groll in ihm. Er rettet sie unter eigener Lebensgefahr und gibt sie in tiefer Erschütterung frei.

  • wie kam ich Jahrgang 1947 an diesen Film ? Mein Bruder Jahrgang 1932 erlebte die Dreharbeiten am Thüngersheimer Bahnhof, im Film " Dollingen " Meine Nachforschungen bei der Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung un Wiesbaden brachten die Fragmente ca. 45 Min zu Tage. Die Digitalisierung kostete mich 800 Euro, hat sich gelohnt, tolle schwarz/weiß Aufnahmen vom Thüngersheimer Bahnhof, Veitshöchheim und Würzburger Stellwerk, keine Nazi Propaganda. das kommerzielle Aufführen und vervielfältigen des Filmes ist mir nicht erlaubt. Wohne in Fürth.

  • Hallo zusammen,
    Zeitzeugen berichteten mir, dass laufend Züge von Würzburg bis Retzbach fuhren um die Szenen zu drehen. Drehorte waren den Bahnhof Thüngersheim, das Haus des Bahnhofsvorsteher Böpple, die Bahngärten wo Karl Schulz (Wolfgang Lukschy) den Sohn von Hedwig (Luise Ullrich) Werner vor dem heran nahenden Zug rettete als dieser seinen Hasen von den Gleisen holen wollte. Die Szene als Karl Schulz, Werner rettete und den Bahndamm hinunter kugelte wurde aber unterhalb der Benediktus Höhe in Retzbach gedreht da in Thüngersheim kein so hoher Damm vorhanden war. Würzburg im Bahnhof wo eine Dampflok mit Wasser befüllt mit Blick auf den Lokschuppen der jetzt aberissen wurde und auf die Lage am Stein. Ferner eine Szene die Hedwig mit dem Rad mit Ina Fürstenberg auf der B 27 an der Schranke Veitshöchheim als die B 27 noch durch den Altort führte. meist ist der Ton vorhanden, einige Minuten sind ohne Ton. Für mich als Thüngersheimer war es ein tolles Erlebnis diesen Film, was davon übrig blieb, " auszugraben " Der Film wurde auf Nitro gedreht, die Schwarzweis Aufnahmen sind von guter Qualität. Luise Ullrich sollte noch am 07.März 1945 unverzüglich nach Berlin zum Propgandaminister Dr. Göebbels kommen um den Film fertig zu stellen - welch eine Perversion !

  • Das wäre auf alle Fälle hochinteressant. Aber auch schon Beschreibungen einzelner Szenen würden sehr weiterhelfen. Danke jedenfalls schonmal für die Beschreibung, Marathonman. Hast Du systematisch Leute befragt aus der Ortschaft, um noch etwas raus zu finden oder wie kam das zustande? Hast Du auch weitere Quellen finden können, die Informationen zu "Kamerad Hedwig" preisgegeben haben? Du scheinst Dich ja schon sehr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt zu haben.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hallo Sebastian,
    in meinen Ausführungen habe ich schon die Quelle mitgeteilt. Das Filmteam war rund 2 Monate in Thüngersheim. Es war schon eine Sensation für das Dorf dass so gute Schauspieler hier waren. Kontakt zu Familien gab es, Luise Ulrich holte sich regelmäßig Gemüse und Obst bei Thüngersheimer Bauern ab. Die Dorfjugend war immer zur Stelle wenn gedreht wurde und musste des öftern vom Aufnahmeleiter zur Ruhe ermahnt werden. Um eine Kopie des Filmes zu bekommen war ich an Auflagen gebunden, Aufführung und Vortrag über diese sogenannten Durchhaltefilme. bei zwei Aufführungen in der Turnhalle waren einige hundert Interessenten anwesend. Den Vortrag über diese Art von Filmen hielt der Thüngersheimer Historiker Dr. Ludwig Remling jetzt in Lingen im Emsland wohnend.

  • Die Murnaustiftung hat wohl ihre Urheberrechtsansprüche geltend gemacht und veranlasst, dass die Filmteile des o.g. Films von YouTube gelöscht worden sind…


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)