Der Gasmann (D,1941) mit Heinz Rühmann

  • Das habe ich bei Wikipedia gefunden :


    Ein nervöser Herr im Schlafanzug bittet im D-Zug Halle–Berlin den
    Gaskassierer Hermann Knittel, ihm seinen Anzug zu verkaufen. Er geht
    nach längerem Zögern schließlich auf das Angebot des Herrn ein, der
    immer höhere Geldbeträge anbietet, nimmt dessen Scheck und erreicht im
    fremden Schlafanzug mit einem Taxi fast unbemerkt seine Wohnung.


    Als er bei der Bank den Scheck vorlegt, werden ihm zu seinem
    Erstaunen wirklich 10.000 Mark ausgezahlt. Knittel behält die
    unglaubliche Geschichte zunächst für sich und vergnügt sich, obschon
    verheiratet und Vater von zwei Kindern, mit seiner Freundin Lilott. Er
    verhilft ihr zu einem eigenen Parfümeriegeschäft, muss aber dann
    feststellen, dass er nur zweite Wahl für sie ist. So präsentiert er
    schließlich doch seiner Frau den unverhofften Geldsegen.


    Diese zögert nicht, das Geld für größere Anschaffungen einzusetzen,
    darunter eine Waschmaschine. Das ungewohnte Luxusleben der Knittels
    erweckt den Argwohn der Nachbarn, und das Gaswerk glaubt an
    Unterschlagung. Da Knittels Erklärungen unglaubwürdig sind, kommt es zu
    einer Gerichtsverhandlung gegen ihn.


    Doch in der größten Verzweiflung erhält er einen beruhigenden
    Telefonanruf des unbekannten Herrn. Dieser schickt einen Rechtsanwalt
    mit einer schönen Zeugin. Selbige hatte nachts in ihrem
    Schlafwagenabteil Besuch von dem Herrn erhalten. Da aber in der
    Zwischenzeit sein Waggon abgekoppelt worden war, stand er im Schlafanzug
    da und wurde erst dank Knittels Anzug aus seiner kompromittierenden
    Situation befreit. Endlich ist nun auch Knittel rehabilitiert.


    Super RTL zeigt doch meist Kinderfilme

  • " Der Gasmann " von 1941 mit Heinz Rühmann und Anny Ondra , Charlotte Susa ist ein weiterer Film den es bis heute weder auf DVD noch VHS gibt. Im Fernsehen lief er zuletzt bei " Super RTL " erstmals in kompletter Fassung .


    Hier einige längere Ausschnitte ,der Anfang fehlt :


    www.youtube.com/watch?v=gPc8-anfktk


    Wer konnte das damals ahnen, als der Film in "Super-RTL" lief, das er mal zu ein einer gesuchten Rarität werden könnte.
    Denn sämtliche RTL, PRO7, Kabel1, SAT1 und - IABerlin-Filme sind nie wieder gelaufen.
    Von der Handlung her gibt es bessere Filme - dieser Film glänzt durch gute Einzelszenen.
    Unvergessen bleibt mir eine Szene mit Heinz Rühmann und Gisela Schlüter. Rühmann will der Schlüter das Gas abstellen, weil sie die Rechnung nicht bezahlt hat.
    Die Schlüter antwortet: "Das erzähle ich meinen Mann, der ist in der Partei". Darauf Rühmann: "Die hat es gerade nötig".
    Kaum zu glauben, daß solche Szenen damals (1940) durchgingen - wenn man unseren heutigen Qualitätsmedien Glauben schenkt.

  • Das war vor ca. 4 Jahren da hat "Super RTL" eine Rühmann Filmreihe im Programm gehabt: " Ich und die Kaiserin " (1933) , " Heimkehr ins Glück " (1933), " Bomben auf Monte Carlo " (1931) , "Der Florentiner Hut " (1939) , "Hauptsache glücklich " (1941) und " Ich vertrau Dir meine Frau an " (1943) und eben auch " Der Gasmann " (1941) , die Reihe wurde auch einmal wiederholt. Das wars dann auch , keine weiteren Filme.


    Heinz Rühmann als "Der Gasmann " :


  • Heinz Rühmann spielt einen ordentlichen Gasmann, der als kleiner Mann mal viel Geld ausgeben möchte, wunderbar...
    Er war ganz groß in der perfekten Darstellung des kleinen Mannes. Berühmt in der Rolle, ist er in dem Film "Wenn wir alle Engel wären" (D-1936) geworden, in dem er mit seiner Freundin Leny Marenbach agierte. Da spielte er nämlich eine ähnliche Rolle.
    Der Film bekam ja damals die höchste Auszeichnung die bis dato verliehen werden konnte - "Staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll".
    Später wurde dann als höchstes Prädikat der Titel "Film der Nation" verliehen, (Ohm Krüger, Heimkehr, Der große König, Die Entlassung, Kolberg) der nur in Verbindung mit o.g. Titel verliehen wurde.


    Habe auf die "Super RTL" Fassung muss so ca. 5 Jahre alt sein.


    Wie schon erwähnt ist die Szene in der Rühmann der Dame das Gas abdreht legendär.
    Diese Szene wirbelte damals ganz schon Staub auf. Rudolf Hess wollte den Film sogar verbieten als die Passage noch anders war (Erstfassung):


    Dame: "Das erzähle ich meinen Vetter, der ist bei der Partei".
    Rühmann: "Na denn Heil Hitler". (lässig und mit schlampigen Hitlergruß).


    Da bei dieser Szene das Publikum dauernd laut lachte, wollte die Parteispitzen besonders Rudolf Hess den Film verbieten oder die Szene ändern lassen
    Sie fanden es nicht richtig warum sich die Dame so aufregte nur weil der Gasmann odnungsgemäß den Gashahn abdrehen wollte.
    Zuerst wollte man den Part der Dame so abändern:


    Dame: "Das erzähle ich meinen Vetter, der ist bei der der Direktion".


    Doch dann entschloss man sich zu diese Version in der Rühmann seinen Satz nachsynchronisieren musste:


    Dame: "Das erzähle ich meinen Vetter, der ist bei der Partei".
    Rühmann: "Na die hat's nötig". (ohne Gruß - leicht gekürzt).


    1. Hess ließ die Szene in allen damals greifbaren Kopien abändern.
    Es sollen aber noch Kopien mit der alten Fassung vorhanden sein. (laut Rühmann)
    Aber einnmal oder zweimal grüßt in der Fernsehfassung Rühmann mit Heil Hitler.


    2. Auch ziemlich stark ist die Szene in der Rühmann am Abend die Nazizeitung "Der Angriff" liest und dann kommt Ondra und sagt er soll die "dumme Zeitung" weglegen.


    3. Nicht zu vergessen die Szene in der Rühmann beim Amt in das Zimmer mit der Aufschrift "Ariernachweis" reinstolpert,


    4. Als zwei Herren in langen Trenchcoats ihre Ausweise zeigen wollen, antwortet er "na, lassen Se mal stecken, meine Herren. Wenn's so früh läutet, dann weiß man ja, daß es nicht der Briefträger ist".


    5. Und es wird auf eine lustige Art die Macht der Behörden gezeigt: die Keller, in denen 'geheime' Polizisten Rühmann verhören; der Eifer der Beamten, die eine legale Transaktion sofort gegen den gutgläubigen Bürger umkehren; das Mißtrauen des Staates gegenüber jeglicher Bereicherung seiner Untertanen und seine vielfältigen Möglichkeiten, daran teilzuhaben.


    Ein toller Film mit vielen Anspielungen auf dessen Entstehungzeit.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    2 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • Wow das ist ja spannend. Woher hast du diese tollen Anekdoten? Die geschnittene Szene wird wohl nicht mehr existieren? Aber da sieht man mal wie locker damals dann an manchen Stellen doch noch mit diesem Thema umgegangen wurde.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hierbei handelt es sich weniger um Anekdoten sondern um Tatsachen. Kaum zu glauben...
    Viel darüber schreibt Rühmann in seiner Biografie und auch der letzte Rühmann-Biograf Thorsten Körner in seinem Buch "Ein guter Freund - Heinz Rühmann".
    Körner trennt ganz klar Anekdoten von nachweisbaren Berichten mit Quellenangabe.
    Echt tolle Bücher die ich jedem ans Herz legen möchte...


    Möglich das noch in irgendeinem Archiv die Erstfassung existiert. Wäre toll... ;)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Ja das ist sehr spannend. Und würde sowas noch vorhanden sein wäre das perfektes DVD-Bonusmaterial. Ich hab mich ja sowieso schon immer gewundert warum man in den meisten Filmen der damaligen Zeit wenig zeitgemäße Dinge sieht, wie eben den Hitlergruß. Meist sind es ja auch historische Stoffe gewesen die zu Propagandazwecke genutzt wurden (Der große König, Jud Süß oder Kolberg), gerade bei damals aktuelleren Filmen hätte das doch gut gepasst?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Stimmt.
    Es gab in der Zeit des Nationalsozialismus nur sehr wenige Filme die sich mit der damaligen Zeit beschäftigten.
    Meistens waren es feucht-fröhliche Komödien die irgendwann spielen hätten können und Filme die in der fernen Vergangenheit angesetzt waren.
    Aber so richtige Alltagsfilme die eben die täglichen Sachen der Zeit in der sie gedreht wurden zeigten, gibt es recht wenig.
    Die meisten zeitgemäßen Filme waren Kriegs- und Propagandafilme...


    Oft wurden historische Stoffe mit nationalsozialistischer Ideologie verbunden um zu zeigen, dass auch schon die Vorfahren (Idole) diese Geisteshaltung hatten. - und das es so richtig ist.
    z.B.: "Jud Süß", "Kolberg", "Bismarck", "Ohm Krüger", "Der große König", etc...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


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  • Genau - Keiner wollte das aktuelle Kriegsgeschehen (ab 1942), dass sowieso jeder am eigenen Leibe spüren mussten, auch noch auf der Kinoleinwand sehen.
    Man wollte für 1 1/2 Stunden den Alltag vergessen um etwas heiteres zu sehen...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Eben aber auch 1933 bis 1942 war es - meines wissens - so. Ein Film der anders ist, aber zeitgleich sehr propagandistisch ist, ist der Film "S.A. Mann Brandt" von Franz Seitz und Joe Stöckl.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Stimmt - Nach dem die ersten 3 Propagandafilme (alle 1933) über "den Aufstieg der Bewegung" beim Publikum nicht den Anklang fanden, forderte Goebbels, dass "Die S.A. auf der Strasse gehört und nicht auf die Leinwand".


    Die drei Filme heißen:


    "Hitlerjunge Quex"
    "S.A.-Mann Brand"
    "Hans Westmar"


    Der bestgemachte Film der drei ist "Hitlerjunge Quex" mit Heinrich George und seine Frau Bertha Drews und Jürgen Ohlsen..


    Das normale Publikum fand die zeitgenössischen Filme bis 1942 sicher nicht nervend - erst danach passte alles nicht mehr zusammen und die kriegsgeprüften Zuschauer wollten lieber Komödien als ernste Stoffe sehen...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


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  • Vergangene Nacht habe ich den Film erstmals gesehen und fand ihn gut. Alles in allem bin ich aber ein wenig hin- und hergerisse. Ein Kracher wie "13 Stühle" ist er mit Sicherheit nicht. Das Besondere an diesem Film sind neben den besagten Einzelszenen von Bruno gerade die zeitgenössischen Anspielungen. Wie wir schon ergründet haben, gibt es kaum Filme dieser Zeit mit solchen Anspielungen. Der "deutsche Gruß" kommt recht oft vor, jedoch meist in der schlampigen Version. Manche politischen Tatsachen aus der Zeit werden kommentarlos mit eingebaut, andere (wie Quax es schon gut aufgezählt hat) mit bissigen und kritischen Bemerkungen - so wie es heutzutag beim Kabarett oder in diversen Filmen ebenfalls der Fall ist. Nur mit dem Unterschied, dass das 1940 deutlich gefährlicher war. "Der Gasmann" ist ein sehr interessantes und auch unterhaltsames Zeitdokument. Ich musste beim Vorspann sehr staunen, dass niemand geringeres als Heinrich Spoerl für das Buch verantwortlich war.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Der Film ist aktuell noch bei YouTube zu sehen:


    Externer Inhalt www.youtube.com
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    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wenn ich bei solchen Filmen so etwas wie ein RTL Logo sehe. Das ist mehr als eine Zeitenwende. :huh:

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Ich habs zwar nur halb-bewusst mitbekommen, denke aber immer an die frühen 90er Jahre zurück, was da so bei den privaten Fernsehsendern lief.


    Mal von den alten deutschen Filmen - auch Schlagerfilmen usw. abgesehen:


    Samstagabend! 20:15 Uhr! Beste Sendzeit!


    Was lief auf...


    RTL?


    Peter Steiners Theaterstadel


    und im Anschluss die Lederhosen- und Sexfilme :D


    Und auf


    Sat.1?


    Chiemgauer Volkstheater


    und im Anschluss die Lederhosen- und Sexfilme :D


    Da gabs sogar Volksmusiksendungen auf den Sendern.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius