Kassiererin gewinnt Rechtsstreit

  • Ich frage mich warum alle auf der Seite von Barbara Emme sind? Sie hat einen Vertrauensbruch begangen und somit ist eine Kündigung in meinen Augen gerechtfertigt. Es ist doch egal ob es sich um einen Betrag von 2 Euro oder 1000 Euro handelt? Aus 2 Euro werden schnell 4, dann 10,.... Wenn jetzt andere anfangen zu klagen und auch noch recht bekommen meinen sicher viele, dass sie jetzt so etwas wie Narrenfreiheit haben.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Es wird ansonsten schwierig, eine Grenze festzulegen, wo es anfängt kritisch zu werden.
    Wir sind uns doch wohl im Klaren, daß bei einer höheren Summe oder Scheckbetrug eine fristlose Kündigung gerechtfertigt ist.
    Hier aber ging es um Peanuts, was viele Firmen "stillschweigend dulden" - auch private Telefongespräche fallen darunter.
    Die Firma hat in diesem Falle nicht richtig gehandelt.
    Um ihre Grundsatzposition zu untermauen, hätte es eine Abmahnung geben sollen.
    Die Firma (Kaisers) hätte damit ihren Standpunkt unmißverständlich klargelegt und die Angestellte hätte gewußt "bis hierhin und nicht weiter".
    Eine Abmahnung hat ebenfalls eine sehr abschreckende Wirkung.
    Aber bei sehr großen Verstößen sollte die fristlose Kündigung natürlich aufrechterhalten werden.

  • Bei solchen "Peantus" liegts einfach an der Firma, wieviel Kulanz sie zeigt. Ein Beispiel aus meiner Gastro-Zeit: In einer Bar, in der ich gekellndert habe, musste ich wirklich alles, was ich gegessen oder getrunken habe, auch bezahlen. Ist eigentlich logisch, schließlich müssen die Kasse und die "Materialausgaben" am Ende stimmen. In einer eher legereren Sportlerkneipe hingegen war's überhaupt kein Problem, sich mal ein Wasser oder eine Cola einzuschenken. Das ist einfach Ermessenssache des Betreibers.


    Natürlich sind zwei Getränkebons Peanuts und mit Sicherheit hätte es eine Abmahnung auch getan, aber auf irgendeinem Rechtsblog habe ich gelesen, dass die Dame den Bon sogar mehrmals über den Scanner gezogen hat und sich so noch mehr rausgenommen hat, als die Bons Wert waren. Da hörts bei mir auf.

  • Dann sowieso. Aber bei den Bons ist es eben so, dass es dann sicher nicht nur einmal vorkommt, wenn sie sowas mal gemacht hat oder macht. Natürlich ist es seitens der Firma erst einmal vernünftiger mit einer Abmahnung zu Zeigen, was sache ist, aber im Recht ist ganz klar die Firma.

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    Konfizius

  • [...] aber auf irgendeinem Rechtsblog habe ich gelesen, dass die Dame den Bon sogar mehrmals über den Scanner gezogen hat und sich so noch mehr rausgenommen hat, als die Bons Wert waren. Da hörts bei mir auf.

    Egal, wo du das gelesen hast, aber das ist ausgeschlossen. Definitiv. Jeder Bon hat im Code nicht nur den Betrag, sondern auch eine eindeutige einzigartige Kennung. Einen solchen Bon kannst du ruhig hundertmal über den Scanner ziehen, nach dem ersten Einscannen wird jede weiterer Scanvorgang eine Meldung auslösen, dass der Bon bereits erfasst wurde. Da hat mal wieder jemand mit "gefährlichem Halbwissen" seine Kenntnisse kundgetan. Wer es nicht glaubt, kann sich gerne bei den Herstellern der Automaten selbst erkundigen.


    "RTL macht im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht mehr Fernsehen, sondern Gewinn. Das Programm wird nur billigend in Kauf genommen."

    (Geert Müller-Gerbes, Journalist & TV-Moderator)


    "Die Zuschauer sind gar nicht so dumm, wie wir sie mit dem Fernsehen noch machen werden."
    (Hans-Joachim 'Kuli' Kulenkampff, Schauspieler & Quizmaster)


  • Ich bin mir nicht mehr 1000%tig sicher aber ich habe ja lange im Getränkemarkt gearbeitet und dort war es so, dass man die Leergutbons mehrfach drüber ziehen konnte. Und wenn Bons heraus gelassen werden kann man diese auch weg schmeissen ohne, dass man sie irgendwo noch einmal aus dem System heraus ziehen muss. Aber das ist glaube ich auch abhängig von den Einstellungen die man vornehmen lässt beim Installieren des Systems.

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    Konfizius

  • Ich vermute, das war noch die erste Gerätegeneration.


    Und dass Bons verloren gehen können, ist normal. Aber die Funktion, einen solchen Bon noch einmal neu zu erstellen, sehe ich als überflüssig an, denn 1. geht man davon aus, dass das Leergut noch vor Betreten des Supermarktes in den Automaten eingebracht wird, so dass 2. der Bon direkt danach eingelöst wird. Wer in dieser kurzen Zeit dann schon den Bon verliert, hat es nicht besser verdient. Der Betrag ginge dann zugunsten des Supermarktes.


    Das ist in meinen Augen der äquivalente Ausgleich für den Emmily-Fall. Einige Kunden lösen die Bons nämlich tatsächlich nicht sofort ein, sondern legen ihn in die Geldbörse oder stecken ihn in die Tasche und vergessen ihn dann an der Kasse abzugeben. Der Bon wird dann für den nächsten Einkaufstag festgehalten. Aber dann geht er halt auch schon mal verloren. Der Supermarkt hat dieses Geld quasi als Reingewinn. Da macht niemand dem Supermarkt den Vorwurf, er würde sich daran bereichern. Als aber eine Kundin diese Bons schon im Supermarkt 'verbaselt' und die Verkäuferin diese Bons einlöst, verhält sich die Supermarkt-Verwaltung plötzlich päpstlicher als der Papst und schießt mit Kanonen auf Spatzen. Schon merkwürdig, die Art der Moralität: Wenn der Supermarkt das Geld einsteckt, ist es normal. Wenn aber die Verkäuferin das Geld einsteckt (bei den geringen Löhnen nicht ganz unverständlich), wird sie behandelt wie ein Bankräuber. Und das nach über 30 Dienstjahren ohne Verfehlung! Da hätte wirklich eine Abmahnung gereicht. Aber es ist ja auch hier wie überall: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Hätte sie in der Verwaltung gesessen und durch Fehlplanung -zig tausend Euro verplempert, wäre sie wahrscheinlich noch nicht einmal abgemahnt worden.


    Bestes Beispiel war ja Vodafone: Der Boss kündigt etlichen hundert Mitarbeitern, damit D2 an den neuen Besitzer gehen kann. Dafür kassiert er 60 Mio. - von denen die Gekündigten eine lange Zeit hätten bezahlt werden können. Natürlich rechnet niemand anders herum, nämlich wieviel Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden könnten, wenn 50% der Firmenchefs auf die Straße gesetzt würden. Denn in vielen Firmen sind viele Chefs überflüssig. Ist doch komisch: Bei Entlassungen wird die Arbeit auf immer weniger Arbeitnehmer aufgeteilt, die also immer mehr leisten müssen. Aber wenn doch immer weniger Arbeitnehmer da sind, wieso werden in manchen Führungsetagen die Chefs immer mehr? Ist doch merkwürdig.


    Warte auf den Tag, wo 50 überbezahlte Chefs den letzten hinterbliebenen unterbezahlten Angestellten antreiben und erwarten, dass er kostenfreie Überstunden macht. :D


    Ich bin durchaus der Meinung, dass bei Unterschlagung gekündigt werden sollte, doch sehe ich auch immer noch die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Es ist schließlich ein Unterschied, ob ich auf der Straße 1,30 Euro finde und einstecke, oder ob ich jemandem das Geld direkt aus der Geldbörse klaue. Denn bei dem Straßenfund steht ja auch nicht drauf, wessen Geld das ist. Und ganz ehrlich: Wer gibt diese 1,30 Euro im Fundbüro ab? Keiner! Weil jeder weiß, dass dieser geringe Betrag entweder erst gar nicht angenommen wird oder dort ohnehin verschwindet.


    Wir haben schließlich die allerbesten Vorbilder, die es uns vorleben, wie man sich die eigenen Taschen füllt. Steht doch schließlich täglich in den Zeitungen, wie sich Manager, Aufsichtsräte, Mediziner, Banker und Politiker in unendlicher Gier die Taschen füllen, weil Moral und Anstand dort nicht einmal mehr als Wort bekannt ist. Und wenn die Taschen zu voll werden, leert man sie eben wieder in Luxemburg oder der Schweiz, damit wieder Platz ist. Zumal diesen Personen im Studium nahezu schon beigebracht wird, so zu handeln, weil sie für ihren Job eine gewisse Skrupellosigkeit benötigen. Wie kann man sich aber dann noch darüber wundern, dass das Verhalten von anderen nachgelebt wird? Unternehmer wie Max Grundig, die noch eine andere moralische Ansicht vertraten und sich eher als Versorger ihrer Angestellten sahen mit einer dementsprechenden Verantwortung, würden sich wie eine Hochdruckturbine im Grabe umdrehen, wenn sie die heutige Führungsriege erleben müssten.



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    (Geert Müller-Gerbes, Journalist & TV-Moderator)


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