Verschollene deutsche Filme gesucht!

  • Das finde ich bemerkenswert. Ist es wirklich so, dass von manchen Filmen nur EINE Kopie existiert? Das kann ich mir kaum vorstellen. Soweit Kopien existieren, könnten es doch durchaus 2-3 sein bei manchen verschollenen Filmen? Schließlich wurden für die Kinos mehrere damals hergestellt.

    Nicht unbedingt. Erstens existierten manche Filme nur in wenigen Kopien und zweitens darf man nicht vergessen,dass durch Bombenkrieg und Raub unwahrscheinlich große Mengen von Filmkopien vernichtet oder unserem Zugriff entzogen wurden.
    Das beste Beispiel ist das Reichsfilmarchiv, vor 1945 das weltweit größte Filmarchiv überhaupt (wobei man nicht unterschlagen sollte, dass ein großer Teil vor allem ausländischer Filme durch Beschlagnahme = Raub dorthin gelangten). Bei Kriegsende fiel das Reichsfilmarchiv den Russen in die Hände, die das Material nach Moskau schafften. Teile davon wurden bereits in den 60er Jahre an das Staatliche Filmarchiv der DDR zurückgegeben. Mehrere geplante Übergaben der Restbestände scheiterten. Daher befindet sich der Großteil nach wie vor in Russland - soweit ich weiß, in dem Nationalen Filmarchiv Gosfilmofond bei Moskau. Die Russen geben TV-Journalisten gegen unwahrscheinlich hohe Gebühren sogenannte Klammerteile von Filmen heraus, die dann auch bei uns im Fernsehen zu sehen waren. Das ist ein durchaus lukratives Geschäft, d.h. die Russen machen nach wie vor Geld mit "unseren" Filmen.


    Insofern ist es durchaus vorstellbar, dass viele vor allem weniger bekannte Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in Deutschland nicht (mehr) vorhanden sind, und wenn doch, dann wirklich nur in einer Kopie.


    Mir sind zahlreiche Filme bekannt (keine Spielfilme), von denen wirklich nur entweder ein Unikat oder wenige (3-5 Kopien) vorhanden waren. Solche Materialien aufzuspüren, ist natürlich immer ein besonderer Triumph.

  • Solche Materialien aufzuspüren, ist natürlich immer ein besonderer Triumph.


    Kommt das öfters mal vor und wenn ja, wo werden diese in der Regel aufgespürt, wenn nicht in russischen Archiven? Ich habe gelesen dass verschollene deutsche Filme schon auf skandinavischen Dachböden gefunden wurden.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Na ja, überall dort eben, wo es die entsprechende Kopie hinverschlagen hat. Grundsätzlich kann überall ein Filmschatz liegen. Zwar ist die Lagerung von Nitrofilm in Deutschland wg. der Brandgefährlichkeit Privatleuten verboten, aber da kümmert sich - zu Recht - kein Schwein drum. Es gibt genügend Privatleute, die Sammlungen von Nitrofilmen besitzen und, wenn sie tatsächlich einen verschollenen Film in ihrer Sammlung haben, natürlich finanzielle Forderungen stellen können - etwa an das Bundesarchiv oder die Murnau-Stiftung oder andere mögliche Interessenten. Das Bundesarchiv verlegt sich hierbei gerne auf Tauschgeschäfte: Der Sammler macht dem Bundesarchiv ein Angebot - das BArch antwortet mit einem Gegenangebot - und so kommt man dann vielleicht ins Geschäft.

  • Tauschgeschäfte im Sinne von Filmerolle gegen Filmkopien anderer Filme? Wie sind die Sammler dann zu dem Stoff gekommen? Über Raub während/nach dem Krieg? Über Filmschaffende, die im Besitz der Filme waren? Sind Fälle bekannt wo man so etwas zurück verfolgen konnte?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Da gibt es natürlich auch die verschiedensten Möglichkeiten. In den meisten Fällen waren es bestimmt Kinobesitzer, die privat Kopien von Filmen gesammelt haben, die sie im Repertoire hatten und die ihnen gefallen haben.


    Albert Fidelius, dessen Sammlung den Grundstock der Stiftung Deutsche Kinemathek ausgemacht hat,
    http://www.deutsche-kinemathek.de/
    soll zum Beispiel an einen Teil seiner Filme bei Kriegsende gekommen sein. In Berlin-Babelsberg, Tempelhof und Köpenick befanden sich damals die Anlagen von Europas größter Kopieranstalt, der Afifa (Aktiengesellschaft für Filmfabrikation). 1945 ist das alles natürlich von den Russen geplündert worden, aber es lag immer noch genügend Zeug herum, dass auch filminteressierte Privatleute "Raubzüge" veranstaltet haben. Da kam sicherlich der ein oder andere Schatz in Umlauf, der sonst nie mehr eine Kinoleinwand gesehen hätte.

  • Wenn man Stummfilmproduktionen nennen will, dann kann man ja gleich ungefähr 80% der gesamten Filmproduktion anführen ;(
    Mein bitterster Verlust ist DER JANUSKOPF (1920) von F.W.Murnau mit Conrad Veidt. Aber von den ersten sechs Murnau-Filmen sind ja alle verloren.
    Und bei John Soister's Buch über Conrad Veidt hab ich jeden verlorenen Film markiert. Das hätte ich vielleicht besser nicht getan ;(
    Ich hab mal gehört, dass man bei den ersten TV-Produktionen recht nachlässig gewesen ist und deshalb viele von denen nicht mehr existieren.


    Übrigens hab ich eben grad gelesen, dass DER SIEGER in Tokio wieder aufgetaucht ist. Das steht in einem Artikel von Hanns-Georg Rodek, "Archivierung: Wie im Youtube-Zeitalter Filme verloren gehen" :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    2 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Diese Doku enthält sehr viele und auch lange Filmausschnitte der, bis vor ein paar Jahren noch verschollenen, 16mm-Privatfilmaufnahmen von Hans Schaller, die HEINZ RÜHMANN zeigen. Zu sehen ist Heinz Rühmann und seine damalige Freundin Leni Marenbach bei den Olympischen Spielen 1936, zu Hause, im Auto, beim spielen mit Hunden, Dreharbeiten, etc... Die Filmaufnahmen stammen aus den 30er und 40er Jahren. Sie wurde vor ca. 10 Jahren ?, genau weiß ich es leider nicht, auf einem Berliner Dachboden gefunden:


    Das Video ist gleich unter dem Foto. Die Filmbüchsen sieht man ab Minute 9:56. (Bei einer Firewall muss man alles aktivieren und zulassen damit es läuft.)


    http://schampi.com/space/index…ch&catid=25:ww2&Itemid=64


    Es gibt ja einige Rühmann-Dokus die Ausschnitte dieser seltenen Privat-Aufnahmen zeigen. Aber eben leider nur Ausschnittweise...


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    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    2 Mal editiert, zuletzt von Quax ()

  • Kennt sonst noch jemand von euch diese wunderbaren und seltenen Amateurfilm-Aufnahmen die den bekannten Schauspieler Heinz Rühmann ganz privat zeigen? Ein Teil dieser Filme wurde ja erst vor kurzer Zeit auf einem Berliner Dachboden und die anderen Aufnahmen im Nachlass Rühmanns gefunden...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Besonders schön finde ich die Aufnahmen aus dem Jahre 1936 die Heinz Rühmann mit seiner damaligen Freundin Leni Marenbach, die auch eine bekannte Schauspielerin war, bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin zeigen. Dann natürlich die Szenen im Automobil mit Leni Marenbach die ich sehr nette finde. Auch die Hundeszenen, Rühmann liebte Hunde, sind klasse. Später sieht man dann Heinz Rühmann mit seiner 2. Ehefrau Hertha Feiler vor und nach der Heirat. Auch die Hochzeit ist auf Film. Besonders interessant sind die tollen Farbaufnahmen die während der Dreharbeiten zu dem Film "Lauter Lügen" (1939/40), Rühmanns zweiter Regiearbeit, entstanden sind. Zeithistorisch sehr wertvoll sind natürlich auch die Aufnahmen die Heinz Rühmann in Uniform bei seiner Grundausbildung 1941 in Rechlin zeigen. Dann auch noch die umstrittenen Wochenschauaufnahmen die ihn als Fliegerkurier der Luftwaffe zeigen, sind einmalig.


    Ich kenne bis jetzt sehr viele Ausschnitte dieser Aufnahmen in verschiedenen Rühmanndokumentationen. Mich würde aber das vollständige Filmmaterial interessieren und spiele mit dem Gedanken sie mal in den jeweiligen Archiven zu sichten. Das ist sicher gegen eine Aufwandsentschädigung möglich, oder. Jetzt muss ich mich mal umschauen in welchen Archiven die Filme überhaupt liegen. Ein großer Teil liegt nach meinen Recherchen im Bundesarchiv und auch in der Stiftung Deutsche Kinemathek.


    Hier ein interessanter Bericht:


    http://www0.rhein-zeitung.de/o…/24/topnews/ruehmann.html


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


    Einmal editiert, zuletzt von Quax ()

  • @ Quax


    DANKE , für deinen kurzen Ausschnitte aus dem UFA Film " Ronny " von 1931 bei Youtube mit Willy Fritsch und Käthe von Nagy , wenn auch wohl die komplette deutsche Tonspur fehlt , aber vor allem die Szene mit Willy Fritsch und Käthe von Nagy hat mich sehr gefreut . :thumbup:


  • "Strich durch die Rechnung" ist mittlerweilen in guter Qualität vorhanden
    "Wenn am Sonntagabend die Blasmusik spielt" ist bis auf die letzte Rolle auch vorhanden - Film ist aber nicht besonders gut
    "Die Fahrt ins Grüne" ist auch vorhanden - bis auf den Schluß. Schade, dieser Film ist sehr gut - besonders Hans Richter spielt, so finde ich, seine beste Rolle.

  • "Strich durch die Rechnung" ist mittlerweilen in guter Qualität vorhanden
    "Wenn am Sonntagabend die Blasmusik spielt" ist bis auf die letzte Rolle auch vorhanden - Film ist aber nicht besonders gut
    "Die Fahrt ins Grüne" ist auch vorhanden - bis auf den Schluß. Schade, dieser Film ist sehr gut - besonders Hans Richter spielt, so finde ich, seine beste Rolle.


    "Liebeswalzer" 1930 (deutsche Fassung) kann auch nicht verschollen sein. Ich habe jetzt zumindest ein Ausschnitt von ca. 80 Sekunden, in der eine Gesangseinlage mit Georg Alexander zu sehen ist.

  • Hat jemand zufällig die Ausstrahlung des Dokumentarfilms "Der Filmsammler" vorgestern nacht im NDR gesehen?


    Auf der Homepage heißt es dazu:

    Zitat

    Der Steuerberater Wolfgang Schneider war seit seiner Jugend ein passionierter Filmsammler. Den Grundstock seiner Sammlung legte ein amerikanischer Besatzungssoldat, der ihm beim Abzug eine Filmkopie schenkte. Seitdem hat Wolfgang Schneider ca. 2000 Filmkopien gesammelt, davon sind ungefähr 1000 Spielfilme. (Ein durchschnittlicher Spielfilm besteht aus vier bis fünf Filmrollen, insgesamt ca. 20 kg.) Die Sammlunglagerte in seinem Haus, in dem er auch über ein eigenes Kino im Keller verfügte, und auf einem benachbartem Grundstück. Aus gesundheitlichen Gründen musste Wolfgang Schneider 2008 in ein Pflegeheim, das Haus wurde später verkauft. Die Filme, die sich auf dem Grundstück befanden, wurden in ein nicht weit entferntes Lager gebracht, noch im März 2012 sollen sie mit den Filmen vom Nachbargrundstück in ein neues Lager überführt werden. Wolfgang Schneider starb 2011, die Kinder möchten die Filmsammlung am liebsten komplett einer Institution übergeben, bisher hat sich aber noch kein Abnehmer gefunden. Die Sammlung weist einen ungewöhnlich großen Schwerpunkt im Bereich von Filmklassikern und europäischem Autorenkino auf.

    Interessant klingt, dass auch verschiedene bislang verschollene Filme davor sein sollen (von vor 1945)?
    Weiß jemand genaueres?

  • Ich finde solche Privatsammlungen ja faszinierend. Umso schöner ist es, dass der NDR sich dem Thema annimmt. Schade, dass der Sammler das nicht mehr miterlebt. Es ist nur zu hoffen, dass die Sammlung in gute Hände gerät. Dass da einige Seltenheiten dabei sind, davon wird man ausgehen können. Ich hoffe auf tolle Funde!


    Die Sendung habe ich leider nicht gesehen, hoffe aber auf eine Wiederholung.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zwar ein Dokufilm, trotzdem interessant. In der Agentur Karl Höffkes lagert nun der bislang verschollene Film "Zwischen Weser und Ems" mit Fritz Hoopts:


    http://www.karlhoeffkes.de/archives/7335


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    Konfizius