Deutsche Horrorfilme (Übersicht)

  • Sorry! Ich hatte in den 90ern mal irgendwo gelesen, das Negativ wäre tatsächlich vernichtet worden. Nach einer kurzen google-Recherche muss ich jetzt zurückrudern: Die vernichtung der Negative sei richterlich angeordnet gewesen, habe aber abgewendet werden können.


    Knut Hickethier soll sich mittels Gutachten für den Erhalt des Films eingesetzt haben. Unglaublich ;)

  • Ich habe doch noch einen Horrorfilm aus den 30er Jahren gefunden, auch wenn er aus den frühen 30ern ist. Aber dass er ein Misserfolg damals war zeigt, dass die Zeit für Horrorfilme in jenen Jahren vorüber bzw. nicht wieder reif war: Vampyr - Der Traum des Allan Gray (D, 1932)


    Auch "Die unheimlichen Hände des Doktor Orlac" aus dem Jahr 1924 habe ich mit hinzugefügt. Der Stummfilm wurde in Österreich gedreht und der Inhalt liest sich sehr interessant.


    Die drei Filme


    Hexen geschändet und zu Tode gequält (1973)
    Hexen bis aufs Blut gequält (1970)
    Im Schloß der blutigen Begierde (1968)


    von Adrian Hoven


    sowie "Die Nackte und der Satan" von 1959 habe ich auch noch mit hinzu gefügt.


    Außerdem gibt es noch drei frühe Horrorfilme:


    1914 - Vampyre der Großstadt (von Franz Hofer)
    1916 - Nächte des Grauens (von Richard Oswaldund Arthur Robinson)
    1920 - Der Vampyr von St. Louis (von Bruno Eichgrün)


    Weiss jemand was darüber? Vermutlich gehören sie zu den verschollenen Filmen?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Auch Frank Wisbars "Fährmann Maria" (1936) sei in diesem Zusammenhang genannt. Der Film steht in der Tradition von Victor Sjöströms "Fuhrmann des Todes" (SWE 1921) und setzt die Tradition der Weimarer Phantastik ("Der Müde Tod" usw.) fort. Wisbar hat nach seiner Emigration in Hollywood ein freies Remake gedreht: "Strangler of the Swamp" (USA 1946).


    Weitere Beispiele für deutsche Horrorfilme sind:
    Niklaus Schillings "Nachtschatten" (BRD 1972), den ich als sehr zäh in Erinnerung habe.
    Dominik Grafs "Das zweite Gesicht" (BRD 1982, leider völlig unzugänglich)
    Robert Sigls "Laurin" (BRD/HUN 1989)

  • Kennt jemand Hans Geissendörfers Vampirfilm Jonathan von 1970?


    Es scheint sich um den Versuch eines politischen Horrorfilms gehandelt zu haben - vermutlich, passend zum Stil der Zeit, mit antikapitalistischen Akzenten. Die Vampire symbolisieren die Ausbeuterklasse, die Land und Leute "bis aufs Blut" aussaugen ;) Eigentlich also eine ganz passende Metapher.


    Hier eine Rezension von Marcus Stiglegger:
    http://www.ikonenmagazin.de/rezension/Jonathan.htm

  • Besonders gern würde ich die "Hund von Baskerville" -Filme von 1915 - 1920 sehen. Bei www.imdb.com steht, im Jahr 2005 fand eine Rekonstruktion statt. Sind die Filme mal aufgeführt worden? Als DVD sind sie scheinbar nicht erhältlich ..

    Die "Edition Filmmuseum" hat schon seit einiger Zeit eine DVD des Films angekündigt:


    http://www.edition-filmmuseum.…/p34_In-Vorbereitung.html


    Einen konkreten Termin gibt es allerdings noch nicht, da zuvor noch andere Titel erscheinen sollen.

  • An Detlef_Fischer
    Sehr interessant! Von diesem Film habe ich noch nichts gehört. Der Spielleiter ist ja der, der die Lindenstraße in die Bundesrepublik brachte. Ich finde es faszinierend wieviel - zumindest interessante (von gut will ich nicht sprechen) - Filme in den 60er bis 80er Jahre gedreht wurden. Gerade im Bereich Horrorfilm finde ich das immer sehr spannend.

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    Konfizius

  • An Detlef_Fischer
    Sehr interessant! Von diesem Film habe ich noch nichts gehört. Der Spielleiter ist ja der, der die Lindenstraße in die Bundesrepublik brachte. Ich finde es faszinierend wieviel - zumindest interessante (von gut will ich nicht sprechen) - Filme in den 60er bis 80er Jahre gedreht wurden. Gerade im Bereich Horrorfilm finde ich das immer sehr spannend.

    Es ist sicherlich ein Film, der polarisiert hat und heute noch polarisiert. Das lässt sich an den verfügbaren Rezensionen oder den User-Kommentaren auf Imdb gut ablesen.
    Entsprechend der neuen Freizügigkeit jener Jahre musste es dann auch inhaltlich etwas deftiger sein: In dem Film wird ein Paar vom Bauernmob zur Dauerkopulation gezwungen! Das ist natürlich eine beeindruckende Foltermethode, die die Standkraft jedes männlichen Opfers auf eine harte Probe stellt ;) Andererseits auch wieder nicht unrealistisch, da sexualisierte Folter heute noch genauso weit verbreitet ist wie in den 60er Jahren.


    Ob man den Film ernstnehmen kann, weiß ich nicht. Die Verbindung zur Lindenstraße war mir nicht bekannt!


    Es hat damals bestimmt noch den ein oder anderen Sleaze- / Exploitation-Streifen aus deutschen Landen gegeben. Man müsste mal nachforschen oder einen Profi fragen.
    Diesen hier zum Beispiel: http://www.christiankessler.de/
    Leider ist seine HP gerade nicht erreichbar :(

  • Auf ZDF Kultur läuft der angesprochene FIlm "Jonathan" übrigens am 13.05.12, 23.00, (95 min.)

    Besten Dank für den Hinweis, Sebastian.
    Da ich an dem Abend kein Fernsehen gucken kann, wäre mir das entgangen.
    Vielleicht schaut ja jemand rein und teilt uns sein Urteil mit, ob der Film beachtenswert ist oder nicht...

  • Kennt jemnad "Hexen bis aufs Blut gequält" und den dazugehörigen Nachfolger von Adrian Hoven? Die scheinen sehr gut zu sein. Bei imdb sehr gut bewertet aus allen möglichen Ländern. Hier eine Vorschau: http://www.youtube.com/watch?v=ji5DFlZBFtk

    Den ersten Teil kenne ich. Totaler Rotz. Als 12jähriger bin ich mit großen Erwartungen an diesen Film herangegangen, der auf ganzer Linie enttäuschte: Zum einen war mir die Gewaltdarstellung zu lasch, zum zweiten die Handlung zu seicht und einfach nur eine schlechte Kopie des Witchfinder General mit Vincent Price.
    Vielleicht ist er auf Deutsch ein bißchen besser ... ich hatte damals die engl. synchronisierte NL-Fassung gesehen.
    Aber um ehrlich zu sein, kann ich nicht verstehen, dass solche infantilen Müllfilme heute wieder als Kult vermarktet werden. Der zweite Teil soll noch schlechter sein.

  • Vogel Specht, ich dachte, du kennest die beiden Streifen.
    Im Zuge der Blu-ray-Veröffentlichung habe ich erst letztens Teil 1 nach langer Zeit wieder gesehen und er gefällt mir im Gegensatz zu Detlef sehr gut. Sicher kommt er nicht an "Witchfinder General" heran, dafür finde ich ihn besser als "Der Hexentöter von Blackmoor". Für meinen Geschmack ist er grausam genug und geizt keineswegs mit (zumindest für zartbesaitete Gemüter) verstörenden, sehr direkten Darstellungen, aber auf kitschige Elemente (nicht zuletzt die Musik) sollte man natürlich gefasst sein. Den zweiten Teil "Hexen geschändet..." habe ich als weitaus brutaler in Erinnerung.
    Selbst wenn man diese Filme als infantilen Müll deklariert, so muss man ihnen wenigstens zugestehen, dass sie aus dem gängigen deutschen Kino herausstechen und aus einem historischen Blickwinkel durchaus sehenswert sind.

  • Selbst wenn man diese Filme als infantilen Müll deklariert, so muss man ihnen wenigstens zugestehen, dass sie aus dem gängigen deutschen Kino herausstechen und aus einem historischen Blickwinkel durchaus sehenswert sind.

    Das ist richtig. Allerdings halte ich diese Hexen-Filme für Sonderfälle der deutschen Filmproduktion. Es gibt ja nicht allzu viele bundesdeutsche Splatter- und Gewaltfilme aus den 60er / 70er Jahre, d.h. die Welle, die von Italien ausging und vor allem in Frankreich und Spanien ihr Echo fand, hat sich auf die hiesige Produktion kaum ausgewirkt. Wir waren ja eher auf dem Softsex-Sektor aktiv. Die Hexen-Filme waren sowas wie ein Versuch, auf die Gewalt-Welle aufzuspringen. Sicher gibt es noch weitere Beispiele, aber die Titel fallen mir gerade nicht ein, und ich glaube auch nicht, dass ich sie damals gesehen habe.
    Die Italiener haben wirklich ein eigenes Horrorkino ins Leben gerufen, ebenso wie die Franzosen, auch wenn hier immer nur der Name Jean Rollin fällt. In Deutschland gab es sowas nicht... nur ein paar Konjunkturritter, und was dabei rausgekommen ist, ist aus meiner Sicht ziemlich erbärmlich und - ähnlich wie diese Pauker-Filme und der sonstige Klamauk dieser Jahre - ein Zeugnis für den Niedergang des deutschen Films nach 1945.

  • Wir waren ja eher auf dem Softsex-Sektor aktiv. Die Hexen-Filme waren sowas wie ein Versuch, auf die Gewalt-Welle aufzuspringen.

    Einen gewissen Sexfilm-Faktor (auch wegen Herbert Fux) meine ich allerdings auch dort zu erkennen, jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass Menschen mit sadomasochistischen Neigungen bei diesen Filmen auf ihre Kosten kamen, zumal es damals mit entsprechenden Pornos mau ausgesehen haben dürfte.


    Was die BRDeutschen können und was nicht, darüber wurde ja anderswo bereits diskutiert. Horrorfilme gehören in jedem Fall nicht dazu.
    Natürlich kann ich die Hexenfilme nicht ernst nehmen und doch ist es eben hin und wieder ein Vergnügen, mir auch mal sowas reinzuziehen.


    Auch wenn ich in Sachen alter deutscher Filme (vor '45) nicht bewandert bin, steht der Niedergang des deutschen Films für mich außer Frage und ist eine logische Schlussfolgerung aus der Kriegsniederlage. Wieso hätten die westlichen Siegermächte auch eine gleichwertige, wenn nicht bessere/größere Filmindustrie im okkupierten Deutschland neben sich gedeihen lassen oder gar unterstützen sollen? Umgekehrt war es ja so, dass der CIA hierzulande Einfluss auf die Kunst und sicherlich besonders die Filmkunst nahm.


    Trotzdem stoße ich immer wieder auf für mein Empfinden gelungene BRD-Filme, man muss manchmal nur länger danach suchen. Bloß sollte man von ihnen nicht die ganz große Klasse von einst erwarten.

  • Nein, diese Filme kenne ich leider noch nicht. Der einzige dieser Filme den ich kenne ist "Die Schlangengrube und das Pendel" und den finde ich super - wenn auch trashig, aber auf seiner ganz eigenen Art und Weise. Grusel- und Ekelfaktor natürlich 0.

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    Konfizius

  • Vor einigen Tagen habe ich den Vorschaufilm zum "Hexen gequält"-Film auf YouTube angesehen und der gefiel mir sehr gut. Der Film scheint von der Ausstattung her ganz gut zu sein und einige urige Schauspieler (die gut in die Zeit passen) sind offenbar dabei. Neben Herbert Fux auch Johannes Buzalski - der der mir am besten gefallen hat, kenne ich vom Namen her (noch) nicht.

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