Falco: Unveröffentlichte Lieder wurden entdeckt

  • Johann Hölzel alias Falco ist unbestritten einer der erfolgreichsten europäischen Musiker der letzten Jahrzehnte. Mit Songs wie “Der Kommissar“, “Jeanny“ oder “Rock Me Amadeus“ und einen unverwechselbaren Stil machte sich der Österreicher selbst unsterblich. Im Jahr 1998 starb er bei einem Verkehrsunfall in der Dominikanischen Republik. Falco wurde 40 Jahre alt. Über zehn Jahre nach seinem Tod sollen laut Berichten der “Bild am Sonntag“ in Frankfurt am Main unveröffentlichte Lieder von ihm wieder aufgetaucht sein. Wie es der Zufall so will, gab es in einem Tonstudio in Frankfurt einen Wasserrohrbruch, der dafür sorgte, dass alte Bänder an den Produzenten Gunter Mende zurück geschickt werden musste. Darunter befanden sich auch Aufnahmen von bislang unveröffentlichten Falco-Songs. Mende hatte die Bänder zurück gelassen, als er aus dem Studio auszog.


    Das Material soll komplett aus dem Jahr 1987 stammen. Darunter befindet sich unter anderem der dritte Teil der “Jeanny“-Trilogie namens “The Spirit Never Dies – Jeanny Final“. “Jeanny“ sorgte im Jahr 1985 für einen Skandal in Deutschland, weil das Lied als Verherrlichung von Vergewaltigungen gedeutet wurde. Im Jahr 1986 veröffentlichte Falco auf seinem Album “Emotional“ den zweiten “Jeanny“-Song namens “Coming Home“.
    Weitere unveröffentlichte Titel, die im Zuge des Wasserrohrbruchs neu entdeckt wurden, sind “Poison“ und “Què pasa hombre“. Diese Songs sollen am 4. Dezember auf dem Album “The Spirit Never Dies“ der breiten Masse zugänglich gemacht werden. Der Produzent Mende wird in der “Bild am Sonntag“ zu diesem Thema so zitiert: “Auch wenn der eine oder andere Song heute so klingt, als wäre er eben erst produziert worden – das hat Falco bereits 1987 eingespielt“.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Hi,


    ich war überrascht als ich diese Meldung mitbekommen habe, hat man doch nach Falcos Tod schon mehrfach alte Lieder entdeckt und veröffentlicht. Mir kommt es eher so vor als ob sich ein paar Geier noch goldene Nasen verdienen wollen mit altem Material. Teilweise werden auch alte Lieder einfach nur zu einem neuen zusammeschnitten.


    Was ich schade finde ist die Tatsache, dass in dem hier zitierten Beitrag nicht erwähnt wird, dass heute eine Biografie erschien die zum Teil aus der Feder seines Ex-Managers stammt "Falco - Die Wahrheit". Damit steht das ganze etwas in einem anderen Licht.


    Es liegt die Vermutung nahe, dass durch die Veröffentlichung von (angeblich) "alten Liedern" und Jeanny III als dessen Flagschiff, versucht werden soll nochmal die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken damit die Biografie ins Auge sticht und ein kommerzieller Erfolg wird. Still und leise ne Biografie über jemanden zu veröffentlichen, der nicht mehr all zu vielen permanent in Gedanken ist, dürfte finanziell wenig lukrativ sein. Also wirft man was auf den Markt, was Aufmerksamkeit erregt...


    Ich seh das ganze deshalb kritisch. Die Leute sollen Falco endlich einmal in Ruhe lassen und nicht permanent versuchen auf moralisch bedenklichster Art und Weise sich ne goldene Nase nach seinem Tod zu verdienen. Aber gut, Moral kennt man in Zeiten des Kapitalismus ohnehin nicht mehr... Hauptsache das Bankkonto ist prall gefüllt...


    Gruß StarKeeper

    »Um sich selbst ins richtige Licht stellen zu können, muss man die anderen in den Schatten stellen.«
    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

  • Passt ja auch wunderbar zum Weihnachtsgeschäft :) Dass das alles so zufällig ist würde ich acuh nicht gleich so annehmen, aber dass unveröffentlichte Songs noch heraus kommen finde ich eine gute Sache, dass daran gewisse Leute viel dran verdienen ist normal. Ich hoffe nur, dass diese Lieder auch gut sind, denn oftmals ist es ja nicht grundlos, dass sie bisher nicht veröffentlicht wurden.

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    Konfizius

  • Dass daran gewisse Leute viel daran verdienen ist normal ?


    Das mag allgemein so stimmen, in diesem Fall finde ich es aber moralisch unterste Schublade. Falco kann nicht mehr mitreden welches Material er davon veröffentlichen möchte und welches nicht. Man wirft einfach alles auf den Markt, was man noch hat. Wir alle wissen wie selbstkritisch Falco war, viele Lieder wollte er einfach nicht veröffentlichen, weil sie seinem Anspruch nicht genügten. Sowas hat man schlichtweg zu respektieren. Dass ehemalige Produzenten nun sich wiederholt darüber hinweg setzen finde ich eine dreiste Frechheit. Hier wird der Name Falco und sein Ruf dazu verwendet um sich nochmal selbst die Tasche voll zu machen. Dass man damit mit unter auch ein Stück an seinem Lebenswerk kratzt, zur Info: Das Lebenswerk eines toten der sich nicht mehr wehren kann, interessiert diese Leute nicht.


    Wir sollten uns einfach einmal fragen warum diese Lieder nicht veröffentlicht wurden. Wenn Falco zu Lebzeiten dagegen war, dann steht es eigentlich auch (zumindest moralisch) niemand anderem zu dies über seinen Kopf hinweg zu entscheiden. Ganz gleich ob viele Fans gerne mehr von ihm hätten. Als
    Künstler entscheidet man selbst was man veröffentlichen möchte und was nicht.


    Wir wissen schlichtweg wie kompliziert Falco war, sein Lebensweg hat er von Anfang bis zum Ende selbst gewählt, er hat in seinem Leben selbst die Regie übernommen. Er hatte auch immer eine Vorstellung davon, was er musikalisch macht und was zu seinem Stil passt. Wenn er Lieder aufgenommen hat, die dem nicht entsprachen, hat er sie schlichtweg nicht veröffentlicht. Dass nun ehemalige Weggefährten auf einmal sich anmaßen ihm diese Rolle entreißen zu können und selbst einmal "Falco" zu spielen, ist moralisch einfach unterste Schublade...


    Nebenbei bemerkt: Wir wissen doch gar nicht, was Falco über diese Lieder dachte ? Vielleicht wollte er sie zunächst veröffentlichen, als dies aber nicht möglich war, dachte er vielleicht später: Zum Glück hab ich den Scheiß nicht veröffentlicht. Das wissen wir nicht und können wir auch nie. Und dann würde etwas gegen seinen Willen veröffentlicht werden... Das ist mehr als bedenklich..

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    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

  • Da gebe ich dir absolut recht. Ob dies im Sinne des Künstlers ist, ist eine andere Frage. Ich befürchte wohl eher nicht. Denn dann hätte Falco die Lieder schon Ende der 80er auf den Markt gebracht. Und in dieser Hinsicht finde ich solche Veröffentlichungen dann spontan auch nicht korrekt.
    Andererseits läuft nach 80 Jahren sämtliches Urheberrecht aus, soweit ich weiss, und dann wird alles, was man gemacht hat, allgemeingut. Hätte Falco auf keinen Fall gewollt, dass diese Aufnahmen veröffentlicht werden, hätte er sie auch löschen können. Gerade als erfolgreicher Künstler muss man mit solchen Veröffentlichungen dann rechnen. Gibt es nicht auch die Möglichkeit, so etwas schrftlich fest zu legen? Ich meine mal was von einem Autor gehört zu haben, der ins einem Testament (?) fest gelegt hat, dass gewisse Werke von ihm (tagebücher?) nicht veröffentlicht werden dürfen. Aber auch hier ist die Frage ob sowas dann nach 80 Jahren oder nach einer anderen Zeitspanne keine Gültigkeit mehr hat.

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    Konfizius

  • Das wirft übrigens auch eine Frage nach den Urheberrechten auf. Wem gehören eigentlich die Rechte an den unveröffentlichten Liedern? Mal abgesehen vom moralischen Standpunkt, haben die Produzenten überhaupt das Recht dazu, diese Lieder zu veröffentlichen? Meistens werden ja die Rechte an Liedern an die Plattenfirma übertragen, was entsprechend vertraglich geregelt ist, aber wie sieht das bei unveröffentlichten Demo-Bändern, die in einem Studio herumliegen, aus? In Deutschland sind die Urheberrechte auch noch 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers gültig, wie es in Österreich ist, weiß ich nicht. Aber die Frage ist, ob die Veröffentlichung in diesem Fall überhaupt legal ist.

  • Da hatten zwei von euch wohl den selbe Gedankengang ;)


    Genau darauf habe ich abgezielt, Kuboth. Natürlich hätte er die Demos löschen können, ob man damit aber wirklich rechnen muss ist wieder ne andere Frage. Wir dürfen nicht immer von einem knallharten Geschäft ausgehen. Ich denke vor allem Falco war ein Mensch der sich sein Umfeld sehr genau ausgesucht hat, der oft "missbraucht" wurde und daraus gelernt hat. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hat dass diese Leute, die ihm seinerzeit vielleicht oft nach der Schnauze gesprochen haben, eines Tages entgegen seines Willen handeln würden.
    Klar mag das vielleicht kleinbürgerlich und dumm sein, aber irgendwo verlässt man sich vielleicht auch mal auf seine Mitmenschen und ahnt nicht in jedem das böse...


    Ob es verhindert werden kann, weiß ich nicht. Ich könnte mir zumindest vorstellen dass eine testamentarische Festleung eine dauerhafte Untersagung bedeutet, sofern die Werke sein Eigentum waren und nicht an die jeweilige Produktionsfirma abgetreten wurden. Wenn ich meine Werke nicht der Öffentlichkeit preisgebe und dies auch nach meinem Ableben durch ein Testament bestätige, dürften diese eigentlich nie an die Öffentlichkeit gelangen.


    Die Frage ist hier wohl schlichtweg die des Eigentümers der Werke. Man darf das ganze wohl auch nicht mit Werken von Bach, Beethoven & co. vergleichen - es spielt meines Wissens nach auch eine Rolle, ob die Werke veröffentlicht wurden und demnach für die Öffentlichkeit bestimmt waren, oder nicht. Ein Werk, das nur in einem Keller entstand, ist demnach Privateigentum auf welches die Öffentlichkeit keinen Anspruch hat. Sprich, hier dürfte es eigentlich keine künstlerische Verjährungsfrist geben...


    Das Problem ist nun mal eben, dass kein Künstler den Veröffentlichungen der art widerspricht. ..

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    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

  • Hier ein Text von Malte Welding über Falco bzw. dem Kommerzverhalten der Rechteinhaber, welches seinem Tod folgt(e), inklusive dem Song "Jeanny III", der als Maxi-CD ab dem 04. Dezember in den Plattenläden stehen wird. Und zu dem Track fällt mir nur eines ein: Ganz, ganz, ganz große Scheiße.