Kritik am Privatfernsehen

  • Auch wenn es schon einige Wochen her ist, Klaus Staeck, Präsident der Berliner Akademie der Künste, hat sich äußert kritisch über das Privatfernsehen in Deutschland geäußert und sprach sogar vom Sündenfall der Republik. Weitere Informationen und ein Interview mit Klaus Staeck findet man hier:


    http://www.digitalfernsehen.de/news/news_707848.html
    http://www.digitalfernsehen.de/news/news_druck_725855.html

  • Das bringt mich wieder zu der Frage, ob das Fernsehen teilweise so ist, weil die Zuschauer so dumm sind - oder umgekehrt. Ich finde es aber generell schwierig, das einfach so nach Privat und Öffentlich-Rechtlich zu unterscheiden das eine ist schlecht und das andere gut. Den Vorwurf, das Privatfernsehen würde die Lücken vor den Werbeblöcken so füllen, dass die Zuschauer dran bleiben, müsste sich zum Beispiel auch die ARD oder das ZDF machen lassen, wenn sie schnulzige und inhaltlich irrelevante Telenovelas im Tagesprogramm haben - da kommt ja auch Werbung. Und auch im privaten Fernsehen gibt es ja durchaus noch gute Sendungen, die den Zuschauer nicht verdummen.
    Ein privater Fernsehsender ist eben immer auch ein Wirtschaftsunternehmen und bedient eben den Markt - würden die Zuschauer Schund wie Big Brother oder das Dschungelcamp nicht einschalten und sich an die Sender wenden mit der Bitte um qualitativ hochwertige Unterhaltung, würden die Sender auch darauf reagieren, schließlich verdienen sie ihr Geld mit Werbung, und je besser die Qzote, umso teurer lässt sich ein Werbeblock verkaufen.

  • Ich kann da Caillin eigentlich nur zustimmen - ich würde das Privatfernsehen nicht per se verteufeln. Auch dort gibt es noch gute Sendungen mit Anspruch, wohingegen auch in einer ARD mal ganz schöner Schund kommt.


    Im Großen und Ganzen ist Privatfernsehen eher fokussiert auf Unterhaltung, während die Öffentlich-Rechtlichen einen Bildungsauftrag ausfüllen müssen.
    Ich habe auch mal beim Privatfernsehen gearbeitet und da jeden Tag mitbekommen, wie auf die Quoten geschaut wurde bzw. welche verheerenden Folgen schlechte Quoten hatten, Ein Sender wie RTL und Pro7 müssen sich danach richten, welche Sendungen gut laufen und wofür sie Geld einnehmen können (Werbung). Vielleicht ist hier einfach auch die Richtlinie "Quote" falsch als Ansatzpunkt.

  • Sicherlich, aber das ändrt ja nichts an der Tatsache, dass Privatsender Wirtschaftsunternehmen sind und sich finanzieren müssen. Dabei müssen sie zusehen, gute Werbeplätze zu verkaufen und dieser werden einfach am besten bei den Sendungen verkauft, die die besten Quoten haben, da dabei die höchste Chance besteht, dass die Werbung auch gesehen wird. Also werden die (die Art von) Sendungen verstärkt gesendet, die am meisten gesehen werden und das ist nunmal Unterhaltung.

  • Hier einmal ein Zitat des Medienwissenschaftlers Norbert Bolz:


    "Wenn man von Entpolitisierung der Bevölkerung spricht, unterstellt man, früher seien die Menschen informierter und engagierter gewesen. Davon kann natürlich keine Rede sein. Das gleiche gilt für den guten oder schlechten Geschmack der Menschen. Was sich verändert hat, ist etwas ganz anderes: Geschmacklosigkeit und Unbildung mussten sich früher verstecken. Das Privatfernsehen hat das alles ins Rampenlicht gezerrt, heute darf jeder Dummkopf seine Meinung vor dem Mikrophon kundtun, jeder Trottel kann zum Superstar im Fernsehen werden, und das ist die eigentliche Veränderung."

  • Da ist was wahres dran an dem Zitat. Heute macht das Fernsehen, stellvertretend die Privaten, keinen Hehl daraus, Geschmacklosigkeit und Unbildung (interessantes Wort) im Fernsehen zu zeigen, für die Quote. Früher bei 3 Programmen gab es sowas wie Quote nicht (jedenfalls sagte das Jauch als er bei Gottschalk Live glaube ich interviewed wurde) oder aber die Quote kam halt erst kommende Woche rein. Ich glaube dieser Quotenwahnsinn ist das, was man kritisieren sollte.

    - Oh Jegerl, gut dass mich dran erinnerst! - An wos? - Nojo, na was kommt nach dem 31. März? - Der 1. April! - Richtig! Er weiss wieder besser! Jetzt derfst weiterschnupfern!

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  • Zumindest bei den großen Privatsendern im Free-TV ist der Quotenwahn kritikwürdig. Die Hörigkeit gegenüber Quoten führt dazu, daß dort das Programm gar nicht mehr für den Zuschauer konzipiert wird. Es geht dort nicht mehr darum, daß die Zuschauer gerne einschalten, sondern nur noch darum, daß möglichst viele überhaupt einschalten. Inhalte und Qualität sind zweitrangig, es zählt nur noch, Tagessieger bei den Marktanteilen zu werden, und das um jeden Preis. Und erreicht ein Format eine bestimmte Quote nicht, wird es radikal aus dem Programm genommen.


    Allerdings sind es vor allem die extremen Auswüchse an Menschenverachtung, die kritikwürdig sind, die jedoch nur einen Teil des gesamten Privatfernsehangebots ausmachen und keinesfalls stellvertretend für das gesamte Privatfernsehen stehen. Im unübersichtlichen Dschungel der Privatsender gibt es schließlich auch eine Vielzahl von kleineren Sendern, von denen einige sogar einen gewissen Idealismus verfolgen (siehe auch den Kolumnenbeitrag "Die Sendermacher"). Vor allem der österreichische Sender Servus TV fällt mir häufiger positiv auf. Und schließlich ist auch Pay-TV Privatfernsehen, obwohl dort auch nicht alles das Gelbe vom Ei ist, z. B. die ständigen Wiederholungen von immer den gleichen Sendungen, Serien oder Filmen.


    In Österreich gab es vor kurzem einen interessanten Vorschlag, der vorsieht, daß dort auch Privatsender Gebührengelder erhalten können, der Umfang dieser Gelder jedoch von der Qualität des Programms abhängen sollte. Nun ist natürlich die Frage, wie man Qualität definiert. Obwohl ich, was das Programm der großen deutschen privaten Free-TV-Sender betrifft, vermute, daß in der Bevölkerung ein breiter Konsens darüber herrscht, daß man da nicht unbedingt von Qualität sprechen kann.

  • Es ist einerseits der Quotenwahn, dass leute überhaupt einschalten und zwar möglichst viele und anderersseits gehts darum Werbung zu schalten. Wäre irgendwie interessant wenn die Privaten statt Werbefinanzierung Gebührengelder a la öffentlich rechtliche nehmen würden ;)


    Ich habe ein interessantes MP3, wo Oliver Kalkofe einen 30 Minütigen Vortrag hält zum Thema Fernsehen von heute, und da hören im Saal auch die Verantwortlichen zu, ist echt sehr witzig vorgetragen und er hat absolut recht. Kann ich Dir und Euch ja mal schicken oder ich lad's mal auf Youtube hoch.


    Darin sagt er auch, dass die Einschaltquoten nur geschätzt sind. Es gibt 5500 Haushalte die so eine Box haben womit man die Quoten messen kann. Die Einschaltquoten sind also höchstens geschätzt (hochgerechnet auf Millionen Haushalte). Bremen hat sage und schreibe einen Haushalt, wobei dann davon eine prozentuale Statistik erstellt weren soll. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, da hat er recht. Und es werden auch längst nicht alle erfasst z.B. Studenten und gewisse ausländische Mitbürger uva. Muss das MP3 noch mal anhören. Ich finde sowieso, wenn man in wirklich jeden Haushalt so eine Box stellt, würde was ganz anderes dabei herauskommen.


    Geändert hat der Oli Kalkofe nichts, so ähnlich wie das was Reich-Ranicki gemacht hat. Wenn ich mir diese zickige selbstverliebt RTL Cheffin schon nur ansehe kocht einem die Wut hoch bzw treibt das einem die Schamesröte ins Gesicht ;)

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  • Deshalb hat auch Domian so einen Erfolg weil man gerne jemandem zuhört dem es schlechter geht als einem selbst, das baut einen auf. Im gegensatz zu Leuten denen es besser geht denn dann wird man neidisch ;) Ob das ein typisch deutsches Phänomen ist? ;)

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  • Auf Domian würde ich das nicht münzen, denn bei Domian gibt es schon eher ein "besseres" Publikum. Beim Mittagsprogramm der Privaten kann ich das aber unterschreiben. Das kann man unter anderen Umständen eigentlich nicht aushalten, außer man ist großer großer Freund von Abfallfernsehen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ja, bei Domian hat das eine andere Qualität, das wollte ich noch hinzufügen, und wollte das eigentlich nicht direkt mit dem Mittags- bzw Nachmittagsprogramm vergleichen.

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  • Das Beispiel Domian paßt hier sowieso nicht, weil es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen läuft. Außerdem dient dieses Format auch dazu, den Menschen wirklich zu helfen. Im Gegensatz zu vielen Formaten auf den Privaten, die nur den Zweck haben, unbedarfte Menschen zur Belustigung der Menschen durch den Dreck zu ziehen. Dahinter steht ein richtig abartiges Menschenbild, das ist genau die gleiche Motivation wie bei den Gladiatorenkämpfen im alten Rom, Brot und Spiele eben. Und dann wird das Ganze auch noch als Service-Format verkauft und man gaukelt dem Zuschauer vor, daß den "Opfern" geholfen werden soll, wobei es doch offensichtlich ist, daß ihnen ins Gesicht gepinkelt werden soll und ihre Würde auf den Müllhaufen geworfen wird, nur der Quote wegen. Und der Unmut in der Bevölkerung über diese Art von Bildschirmverschmutzung wächst immer weiter. Leider entscheidet der Marktanteil über den Verbleib solcher Formate und nicht die Akzeptanz in der Bevölkerung. Mich wundert sowieso, daß den Programmverantwortlichen das Image ihres Senders so dermaßen egal ist, solange die Kasse stimmt.

  • Du hast Recht, ja, die ganzen alten Hasen (TV Produzenten, KReativen etc) aus den 70ern und 80ern, wenn die heute das TV sehen, die müssten sich doch grün und blau ärgern, was ihre jungen Kollegen da heute machen (in dem Fernsehen, was die alten Hasen aufgebaut haben!) Die jungen Teams hinterlassen überall verbrannte Erde, schämt euch! :cursing: Eine Schande ist das. Brot und Spiele: Ja, da kann ich mich anschliessen (von Verschwörungstheorien a la das ist Gleichschaltung wie in Diktaturen, damit wird die Masse psychologisch manipuliert und zu Zombies rangezüchtet halte ich jedenfalls nichts).


    Ich würde mich als Verantwortlicher meines TV Senders dermassen in Grund und Boden schämen, was ich da alles zeige im Fernsehen, nur damit die Quote stimmt. Die Sender sind glaube ich dazu gezwungen, die Budgets werden immer weiter gekürzt, der Sparwahn wird immer drastischer, und das resultiert in diesem Müll-TV. Dass es soweit kommen musste... Und das soll Demokratie sein (was, die Leute wollen was anderes sehen? Und doch egal, wir brauchen die Quote und NICHTS anders, damit unser Sender nicht konkurs geht).

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  • ALF hat in einer Folge einmal gesagt, die Messung der Einschaltquoten dient dazu, um herauszufinden, was die Leute wirklich sehen wollen. Doch auf die großen Privatsender von heute in Deutschland trifft das defintiv nicht mehr zu. Was die Leute wirklich sehen wollen, interessiert die nicht die Bohne, sondern nur noch, wo die Werbekunden ihre Spots buchen wollen. Die Firmen, welche die Werbung buchen, haben also auch eine indirekte Mitschuld an der Misere. Man sollte sich einmal vorstellen, ein namhaftes Unternehmen stellt sich hin und verkündet öffentlich, daß es sich weigert, innerhalb von bestimmten Schrott-Sendungen Werbung zu schalten. Dieses Unternehmen hätte die Sympathien eines großen Teils der Bevölkerung sicher. Nur leider kenne ich kein Unternehmen, daß diesen Mut hat.

  • Ja, weil dieser Mut an Geld gekoppelt ist, das den Unternehmen dann abgeht. In dieser kapitalistisch geprägten Medienlandschaft kann sich kein Unternehmen leisten so menschlich zu handeln sondern muss kapitalistisch handeln mit finanziellen interessen etc. Dieser Turbokapitalismus platzt hoffentlich mal, dann kann das menschliche wieder hervorkommen, da bin ich sicher. :)


    Stellt Euch mal vor, die klassische Pumuckl Serie und der Film wäre so produziert worden. Naja, eigentlich sieht man das ja gut. Die alte Serie ist perfekt. Menschlich, mit Wärme, netten ehrlichen Leuten (also so präsentiert, sind ja Schauspieler, aber man nimmt es ihnen 100% ab und sie sind es auch privat!) usw. Dann die neue Pumuckl Serie und der Zirkusfilm, das ist Tag und Nacht vom Unterschied, daran kann man es schon gut erkennen ;D


    Aber ich muss ehrlich zugeben, so ganz hab ich das immer noch nicht verstanden wie das bei den Privaten funktioniert. Wer schaltet wie und warum Werbung und was hat das mit dem ausgestrahlten Programm zu tun? Kannst Du das nochmal ganz simpel erklären, wie das funktioniert, jh? Oder ein kurzer, knackiger, informativer Artikel, der das erklärt wie das funktioniert. Dann erklärt das auch wieso das Programm so müllig ist, danke! :)

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  • Welche Mechanismen dahinter stecken, verstehe ich leider auch nicht und Millionen Zuschauer können sich wohl auch nicht erklären, wie so ein Programm zustande kommen kann. Das war wohl ein schleichender Prozeß, anfangs wollte man wohl Tabus brechen und hat dann nach und nach alle Hemmungen verloren. Mitte der 90er ging das schon los, da gab es zum ersten Mal "Asi-TV" und "Krawall-TV" in Form von Nachmittags-Talkshows zu sehen. Mit den Call-In-Spielchen ging es sogar schon in den 80ern los, doch diese Welle ist zum Glück wieder abgeebbt, also kann man noch Hoffnung haben. Aber alles hat irgendwie den Charakter von Epidemien, erst die Asi-Talkshows, dann die Gerichtsshows, dann die Dokusoaps, dann die Castingshows usw.

  • Das stimmt... ich dachte erst es wäre Comedy, dieses Asi-TV und Krawall-TV aber die meinen es so. Die wollen alle Free-TV Leute dazu bewegen zum Pay-TV zu gehen. Alle guten Inhalte wandern ins Pay-TV ab und der schrott bleibt im Free-TV zurück. Schade. In den 90ern (Anfang der 90er) war RTL Plus, Sat.1, Pro7 noch was ganz edles anzuschauen und wir protzten damit, das sehen zu können (ja es gab schon in den 80ern private in .de aber wer hat das bitte schon gesehen? Die Masse erst Anfang bis Mitte der 90er oder? ;)


    Aber ich wollte eigentlich die Prinzipien verstehen, wie das Werbung schalten (wann wo wie und wieso) funktioniert. :)

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  • Ich habe im Thread "Uhren im Fernsehen" eine Übersicht der Werbepreise im ZDF verlinkt, bei den Privaten wird es wohl ähnlich funktionieren?


    Ich denke, daß das Privatfernsehen gegen Ende der 80er zu einem Massenphänomen wurde. Zwar ging es schon 1984 los, aber da konnte wirklich nur eine sehr kleine Minderheit privates Fernsehen sehen (wie Sat.1 1984 einmal angefangen hat, kann man hier schön sehen). Zum Ende der 80er hin haben immer mehr Haushalte Kabelanschluß bekommen, wir haben ihn z.B. 1987 bekommen, das war damals in einer nordhessischen Kleinstadt. Außerdem haben RTL und Sat.1 ab 1988 terrestrische Frequenzen in NRW erhalten, wo ein Viertel Deutschlands lebt, und damit ihre technische Reichweite enorm ausgebaut. Ab ca. 1989 hat schließlich auch der Satelliten-Direktempfang stark an Bedeutung gewonnen. Für die frühen 90er würde ich daher schätzen, daß schon die Mehrheit der deutschen Zuschauer Privatfernsehen empfangen konnte.


    Das Privatfernsehen der 80er und 90er Jahre möchte ich keinesfalls beschönigen. Ein besonders anspruchsvolles oder qualitativ hochwertiges Programm haben die großen Privatsender eigentlich nie wirklich gebracht. Ein entscheidender Unterschied von früher zu heute ist aber, daß das Programm der großen Privaten damals einfach bei Weitem nicht so asozial war wie seit einiger Zeit. Man hatte damals noch den Eindruck, daß man Interesse am Zuschauer hatte, daß man dem Zuschauer etwas bieten wollte. Es gab Ansagen, Moderatoren haben durch das Programm geführt, man ist mit dem Zuschauer in einen Dialog getreten. Klar gab es auch damals Skandale, wenn z. B. Karl Dall in seiner Show die Gäste beleidigt hat oder auch die Erotikfilme auf RTL waren damals ein beliebter Aufreger. Damals konnte man mit so etwas noch Aufmerksamkeit erregen und ins Gespräch kommen, aus heutiger Sicht ist das alles absolut harmlos. Zumindest hat man damals bei den Privaten noch weitgehend die Menschenwürde geachtet. Man hielt es noch nicht für nötig, die Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft und eines respektvollen Miteinanders mit Füßen zu treten.


    Aber ich möchte noch einmal auf den eigentlichen Ausgangspunkt des Threads zurückkommen. Heute wissen viele Menschen vielleicht gar nicht mehr, aus welcher Motivation das Privatfernsehen überhaupt zugelassen wurde. Es war eine politische Entscheidung, man wollte ein politisches Gegengewicht zu den öffentlich-rechtlichen Sendern schaffen und eine größere Meinungsvielfalt in den Medien erreichen. Und wie ist es heute? Wirken die großen Privatsender überhaupt meinungsbildend auf die Gesellschaft? Tragen sie überhaupt noch etwas zur Vielfalt der Meinungen bei? Ich denke nein. Welche Positionen und Denkanstöße gehen denn heute noch von den großen Privaten aus? Daß es geil ist, asozial zu sein? Daß man nur durch eine große Klappe und auf Kosten der Schwächeren zu Erfolg kommt? Tolle Werte, die da vermittelt werden! Wenigstens gab und gibt es noch kleinere private Spartensender, die versuchen, etwas zum gesellschaftlichen Dialog beizutragen.