• Ich hab die Onkelz früher permanent gehört :) Bei ihrem Abschiedskonzert 2005 wollte ich auch dabei sein, aber meine damalige Freundin hatte einen ihrer permanenten Eifersuchtsanfälle und ich konnte nicht hingehen :(

    Mir kommt diese Hörprobe schon deutlich gezähmter vor als ihre früheren Lieder - wenn man das auf Basis so einer kurzen Hörprobe überhaupt sagen kann :/ Aber es wäre ja nicht die erste Band, die sich im Alter zähmt :D Die Ärzte finde ich deshalb seit vielen Jahren geradezu unerträglich X/

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Von ca. 1996 oder 1997 bis Anfang 2000 habe ich wirklich fast nur Onkelz gehört. Das war wirklich krass.


    2005 hatte ich schon eher eine Anti-Haltung, weil mich das ständige Widersprechen der Band, die Kommerzialisierung und das finanzielle Ausschlachten der Fans ganz schön genervt hat. Die Musik hat nach der "E.I.N.S." auch total nachgelassen für meinen Geschmack. Wobei Viva Los Tioz in der Nachbetrachtung noch ein sehr starkes Album war (allein schon "Leere Worte" und "Der Platz neben mir"), die Alben danach hatten 1-2 bessere Lieder und der Rest war langweilig. Das Abschlussalbum 2005 war ganz gut, damit habe ich meinen Frieden gefunden und bin - weils ja das abschiedskonzert war - trotz gezögenen Weisheitszähnen und viel Blut im Mund zum Abschiedskonzert gefahren aber nur am ersten Abend. Und war total genervt. Der der meine KArte hatte, war betrunken wo rum gelegen, Handynetz war total platt, ich musste mir dann noch jemanden suchen der ne Karte zuviel hatte, habe niemanden gefunden von den damals vielen Leuten aus der Szene die ich gekannt habe und hab mir das Konzert alleine in Ruhe angeschaut. Der Rückweg war dann wieder ne Katastrophe - ewige Fußwege bis man endlich am Auto war. Und bin dann heim.


    Dass sie wieder zurück gekehrt sind finde ich total daneben. Das wäre ja kein Problem gewesen, aber dann hätten sie ihren endgültigen Abschied anders gestalten müssen. Wenn man so großkotzig endgültig aufhört, dann sollte es auch endgültig sein. Wobei ich die Rahmenbedingungen usw. nachvollziehen kann und dass sich viel verändert hat seitdem. Und auch dass die Solo-Geschichtennicht so das Wahre waren.


    Die alten Lieder (bevorzugt 1991 bis 1996) höre ich ab und zu noch sehr gerne ("1000 Fragen", "Ein langer Weg", "Ich", "Ich bin wie ich bin", "Scheißegal" usw.), aber das wars auch. Wenn es gute neue Lieder gibt bin ich dafür offen, aber in besonderer Form die Band heute abfeiern, da gibts keinen Grund für mich. Obwohl ich meine Fanseite noch im Netz habe- aber eigentlich nur, weil sie schon seit 1999 online ist und ich sie nach so langer Zeit nicht einfach löschen möchte. Zumal sie die älteste noch existiertende Fanseite ist.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zitat

    Von ca. 1996 oder 1997 bis Anfang 2000 habe ich wirklich fast nur Onkelz gehört. Das war wirklich krass.

    Ich bin in den 80ern auf die Onkelz gestoßen. Damals hat irgendein Freund von mir gesagt, er kenne da eine Nazi-Band, und die wollten wir natürlich alle hören. Dann ist das Album "Der nette Mann" bei uns auf Kassette rumgereicht worden, wobei da ja nur das Lied "Vaterland" drauf ist, und das ist ja auch kein rechtsradikales Lied. Ich fand es vom Text her eigentlich ziemlich albern, vor allem den Satz "Den Stolz, deutsch zu sein, wolln sie Dir nehmen, Das Land in den Dreck ziehn, die Fahne verhöhnen".

    Aber der Sound hat mir damals schon gut gefallen, und irgendwann in den 90ern hab ich mir reihenweise CDs von denen gekauft. Es waren schon auch wirklich tolle Lieder dabei, und sie wurden von der Kritik ja damals auch ziemlich gelobt. Dass sie zunehmend angepasster wurden, war offensichtlich, hat mich aber nur bedingt gestört. Eigentlich habe ich sie bis 2005 immer wieder regelmäßig gehört.

    Zitat

    2005 hatte ich schon eher eine Anti-Haltung, weil mich das ständige Widersprechen der Band, die Kommerzialisierung und das finanzielle Ausschlachten der Fans ganz schön genervt hat.


    Dieses permanente Betonen ihrer Anti-Nazi-Haltung hab ich ihnen nie abgenommen. Das war dermaßen platt, dass ich ihnen überhaupt keine politische Haltung abgenommen habe. Besonders albern fand ich die Aktion auf irgendeiner CD, wo sie ein Lied rückwärts aufgenommen haben. Meine damalige Freundin hat zu der Zeit ein Praktikum bei einer Zeitung gemacht, und für die war es überhaupt kein Problem, das Lied auf ein Band zu übertragen und dann rückwärts abzuspielen. Das war dann irgendeine Pöbelei in die Richtung von wie krank man wäre, dass man sich diese unglaubliche Mühe gemacht hätte, das Lied rückwärts abzuspielen, weil man auf eine satanistische Botschaft oder rechtsradikale Botschaft hoffen würde, und dass sowas nur Kranke machen.

    Da hab ich mir gedacht: Ihr Idioten. Wenn ihr wüsstet, dass das nur zwei Knöpfe waren, die man drücken musste...


    Also zusammengefasst: Den Sound fand ich jahrelang wirklich sehr gut, und auch die Texte haben mir teilweise wirklich gut gefallen wenn ich grad in der Stimmung war. Sobald sie angefangen haben, politisch zu werden, hab ich gar nicht zugehört, weil es einfach zu offensichtlich war, dass sie ihr altes Image loswerden wollten. Und das hab ich dann bis 2005 so gehalten. Danach habe ich noch mitbekommen, dass der Sänger einen Autounfall verursacht hat und Fahrerflucht begangen hat. Aber da hab ich schon andere Sachen gehört, und auch von ihrer Rückkehr hab ich nur nebenbei was mitbekommen. Was sie seitdem gemacht haben, weiß ich gar nicht.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Das mit der rückwärts abgespielten Nachricht war die "Botschaft für Paranoide" (oder so). Ich fand das damals recht witzig, - umso witziger, dass Du Dich da persönlich angesprochen gefühlt und darüber geärgert hast. Ich sahs eher als selbstironische Aktion.


    Der Stil der Band gefällt mir seit den Demos, wobei die 80er Jahre noch sehr rau sind, die Musik in den 90ern, besonders 1991 bis 1997 ungefähr, gefällt mir da viel besser, besonders auch die Texte aus der Zeit.

    Die Anti-Nazi-Haltung nehme ich ihnen schon ab. Sie waren das ja auch nie, bis vielleicht der Sänger, aber das ist auch weniger ne tiefe Weltanschauung bei ihm gewesen, mehr mit seiner plumpen und undifferenzierten Art zu erklären. Er war ja auch der, der beim "Stolz"-Lied immer "Schwarz-weiss-rot", statt "Schwarz-rot-Gold" (was ja nicht unbedingt auf die NS-Zeit hinweis, kann ja auch die Kaiserzeit gemeint sein) gesungen hat und innerhalb der Band damit schon für viel Ärger gesorgt hat. Ich habe auf einem Foto in der Onkelbiographie Anfang des Jahrtausends ein Hakenkreuz-Tattoo (schon fast komplett übertattoowiert) auf dem Unterarm des Sängers entdeckt, was zuvor wohl niemand gesehen hat und was wohl nie ein Thema war, weil er es wohl in den 80ern hat verschwinden lassen. Das wurde auch nie weiter hoch gekocht, es gab nur ein kleines Statement vom Management, soweit ich mich erinnere.

    Schon zu ihrer Skinhead-Zeit haben sie mit in der szene verpönten Rock'n'Roll-Gitarrensolo-Einlagen provoziert und haben sich recht schnell einfach aus Trotz dei Haare wachsen lassen. Angeblich haben sie sich damals auch politisch nie vereinnehmen lassen.
    Aber ganz tief bin ich in der Thematik nicht mehr drin. Und wie es genau ist werden sie am Ende auch nur selbst wissen und burteilen können.


    Jedenfalls haben sie sich in den 90er Jahren im Rahmen der unendlichen Medienhetze gegen sich so weit weichkochen lassen, dass sie sich immer wieder seitdem politisch positioniert haben, um der Hetze entgegen zu wirken. Hätte es das nicht gegeben, hätten die Onkelz sich wohl unpolitisch gegeben in den 90ern, was wohl am authentischsten gewesen wäre.

    Zitat

    Sobald sie angefangen haben, politisch zu werden, hab ich gar nicht zugehört, weil es einfach zu offensichtlich war, dass sie ihr altes Image loswerden wollten

    Von daher ist diese Einschätzung wohl richtig. Wobei andererseits.... authentisch finde ich es schon. Weil wenn man im Rahmen von Rostock und Mölln usw. DIREKT damit in Verbindung gebracht wird und man diese Einstellung, die einem da im großen Rahmen - in allen möglichen Medien und im Szenegetratsche usw. - nachgesagt wird, nicht hat, ist es glaube ich schon ein tiefes Bedürfnis das auch klarzustellen. Von daher denke ich schon, dass z.B. "Deutschland im Herbst" ein Lied ist, das sie auch so meinen und was aus tiefsten Herzen kommt.
    Aber darüber kann man glaube ich viel philosophieren. Wie gesagt, am Ende werden nur sie selbst das am besten einschätzen könnne.

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    Konfizius

  • Zitat

    Ich fand das damals recht witzig, - umso witziger, dass Du Dich da persönlich angesprochen gefühlt und darüber geärgert hast.

    ^^^^

    Zitat

    dass sie sich immer wieder seitdem politisch positioniert haben, um der Hetze entgegen zu wirken.

    Ich habe neulich eine Ankündigung gelesen, dass die "rechtsradikale Band Böhse Onkelz" in München ein Konzert geben würde. Das fand ich ziemlich daneben ehrlich gesagt. Ich weiß nicht warum ihre ersten Alben indiziert wurden. Aber in der Zeit, in der ich sie gehört habe, gab es kein rechtsradikales Lied. Und das andere ist fast 40 Jahre her. (Es sei denn sie hätten sich seit 2015 nochmal radikal neu positioniert. Aber das hätte man ja mit Sicherheit gehört.)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Kevin Russell hat wohl mal für ein Nachrichtenblatt für ein Foto in Hitlergruß posiert, dafür bekam er von den Journalisten nen Kasten Bier. Das war in der Skin-Phase.


    Was die Lieder angeht, folgende politischen Lieder gab es in der Anfangszeit:


    Punk-Phase:

    - Türken Raus (Laut Band ist der Grund, dass sie in der Zeit regelmässig Stress mit türkischen Gangs in Frankfurt hatten, Lied ist auf einer Demo Kassette gelandet, ist aber nie live gespielt worden)
    - SS-Staat ("SS-Staat im Staat, wir wollens nicht erleben" so in der Art)

    - In einer Sufflaune heraus wurde aus einem Lied mit dem Refrain "Oi! Oi! Oi!" "Deutschland den Deutschen" gemacht


    Skin-Phase:

    - Stolz ("Auch 12 dunkle Jahre in Deiner Geschichte, machen unsre Verbundenheit zu Dir nicht zunichte.." - die NS-Zeit wird als dunkle Jahre besungen. Der Sänger hat bei Live-Versionen des Liedes ab und zu schwarz-weiss-rot statt schwarz-rot-gold gesungen)


    Danach fällt mir gerade nichts mehr ein, erst Anfang der 90er "Deutschland im Herbst".


    Das erstgenannte Lied wurde immer hergenommen als Beleg für die rechtsradikale Gesinnung. Meiner Meinung nacht war das im Rahmen der Band stets Provokation. Aber da kann jeder selbst seine Meinung dazu bilden.


    Aber spätestens seit den 90er Jahren ist der Rechtsradikalismus-Vorwurf total daneben. Selbst wenn sies in den 80ern waren, sollte jeder das Recht haben seine Meinung ändern zu können.

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    Konfizius

  • Ich hör gerade das hier und finde das recht gut:


    Böhse Onkelz - Mach's dir selbst (Memento - Live in Berlin)


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    Von "Memento" habe ich live ein paar Lieder mal gehört die mich nicht angesprochen haben (ggf. war das sogar dabei?). Ansonsten habe ich sowohl positives als auch negatives vom ersten "neuen" Album der Truppe gehört. Ggf. hör ich mich doch mal tiefergehend rein in die neuen Lieder.

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    Konfizius

  • Aktuell auf Platz 7 der YouTube Trends. 40 Jahre - das ist wohl auch der Grund wieso so viele Live-Mitschnitte auf dem offiziellen Onkelzkanal in letzter Zeit hochgeladen werden.


    40 Jahre Böhse Onkelz - Ein kurzer Abriss der Geschichte


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    Konfizius

  • Habe 3 Minuten reingeluschert - sorry ich kann einfach nichts mehr damit anfangen. Bin dankbar für alles was die onkelz mir gegeben haben : Freunde, Partys, Erinnerungen, beste Konzertbesuche, epische Alben die ich bis adioz immer noch toll finde. (Ach ja und bofan.de 😜)

    Aber ich kann dafür einfach nichts mehr abgewinnen. Aber ich gönn es jeden der an der Band Spaß hat und den hype feiert

  • Dieser Rückblick war extrem interessant, wobei ich das meiste ja schon kannte. Ich fands gut, dass die die letzten Jahre mal etwas durchgesprochen haben. Denn nach der Wiedervereinigung sind sie bei mir eigentlich komplett unten durch, weil sie die Trennung total falsch und heuchlerisch über die Bühne gebracht haben. Nachvollziehbar ist alles, aber wenn man so ein Gebilde um sich herum aufbaut, sollte man dem auch einigermaßen gerecht werden, um sich nicht total unglaubwürdig zu machen.

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    Konfizius