Der Baader - Meinhof Komplex

  • ...also auf den Film hab ich ja lange gewartet...ich finde ihn richtig gut...vor allem weil er die Stimmung dieser Zeit hervorragend wiedergibt.


    Es wird gezeigt warum die Leute damals rebellierten...und man kann sehen wie es einige schlicht und ergreifend übertrieben haben.Die Anfangsszene mit der Schah- Demo in Berlin...fand ich echt heftig...und konnte es sehr gut verstehen das eine gewisse Wut da war...im gegensatz..kommt auch gut rüber...wie falsch und brutal die Mittel waren...mit denen etwas bewirkt werden sollte.


    Die schauspielerische Leistung von Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck...und co...find ich absolute spitze


    Alles in allem ein guter Film...wenn auch sehr dicht gepackt. Für jemanden der sich im Vorfeld nur wenig mit dem Thema beschäftigt hat...glaub ich..etwas viel Input...


    Was meint ihr dazu? :)

  • Bin da deiner Meinung. Toller Film und gut und nachvollziehbar umgesetzt. Ich bin auch der Meinung, dass sich Laien etwas schwer tun könnten bei den Film. Ich bin da son zwischending. Ein wenig Backgroundwissen hab ich, aber vieles fehlt mir auch. Vorallem weil der Film eine unglaublich große Zeitspanne behandelt, in der sehr viel passiert ist. In sonem 2-Stunden Film kann man da auch nur das nötigste wiedergeben.


    Hier übrigens ne tolle Filmbesprechung vom Boris dazu:


    http://www.tv-kult.com/kritike…ader-meinhof-komplex.html

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe das Buch auch gelesen und noch einige andere dazu auch - ich interessiere mich generell für das Thema.


    Der Film ist halt wansinnig gekürzt und kann mich deswegen nur sk anschließen: Wer sich bisher wenig mit der Materie befasst hat, kann vielleicht einzelne Taten und auch Personen schlecht zuordnen. Ansonsten finde ich das Thema auch gut umgesetzt.

  • Ich stehe diesem Film ziemlich kritisch gegenüber. Im gesamten hat der Film mir gefallen. Ich habe zuvor das Buch von Stefan Aust gelesen und konnte dem Inhalt deshalb auch sehr gut folgen, jedoch war ich mit einiger Umsetzungen nicht sehr zufrieden.


    Zum einen betrachte ich es als grundlegend falsch, dass die Darstellung der Köpfe der RAF (insbesondere Baader & Ensslin) derart "positiv" rüber kommen. Man mag es subjektiv empfinden wie man möchte, aber der ein oder andere Lacher kam den Leuten mit Sicherheit im Kino über die Lippen. Ich war 2x im Kino, weil ich mir genau diese Resonanz nochmals genauer anschauen wollte und habe desöfteren ein lautes, weitläufiges, Lachen im Kinosaal vernommen.
    Gerade Szenen wie, als Ensslin in der Wanne liegt und Baader dem Jungen darauf hin "ganz cool" und uneigennützig seine Lederjacke überlasst, kurz darauf flax dahin sagt "Egal, dann klauen wir halt noch 2, 3 oder 4" als eine andere Frau sagt sie hätten nicht genug Autos zur Verfügung, oder als er seinen Spruch raushaut "Ficken ist wie schießen". Nur kleine Beispiele die aber im gesamten einfach meinem Empfinden nach falsch dargestellt wurden. Selbstverständlich versteht diese Darstellung ein informierter Kenner zweifelsfrei, jedoch die breite Masse die zuvor nichts über die RAF wusste, steht nach solch einem Film der gesamten Thematik zu positiv gegenüber. Für mich hätte man diese Szenen anders verpacken können. Man muss natürlich keine wichtigen Details weglassen, aber letztendlich kommt es eben auch viel darauf an wie etwas dargestellt wird.


    Ich ziehe hierzu gerne den Vergleich zu Filmen über das dritte Reich. Die RAF hat ein Großteil ihres Handeln ja dieser Vergangenheit gewidmet, demnach dürfte auch ein solcher Vergleich nicht ganz verkehrt sein. Wenn ich mir Filme über das dritte Reich ansehe fällt mir unmittelbar auf dass die Hauptcharaktere sehr negativ dargestellt werden. Abgesehen von "Der Untergang", der sich hierfür auch einer großen Kritik konfrontiert sah, wurde in keinem Film (und der informierte Filmeschauer weiß dass es etliche über dieses Thema gibt), versucht die Geschehnisse derart sachlich und realistisch rüber zu bringen - von vorneherein stand erst einmal die hauptsächliche Absicht Abneigung zu schaffen voran. Allein schon die Debatte ob man Hitler hätte so "menschlich" zeigen dürfen, zeugt schon von sehr menungsbildenden Forderungen. Deshalb ist es für mich sehr unverständlich dass für den Baader-Meinhof-Komplex ein derart realistisches Konzept angelegt wurde. Man wollte realistische Darsteller und dafür wurde extra weitläufig gecastet (wurde so etwas jemals für einen Film üeber das 3. Reich gemacht, außer bei dem Untergang ?) - ein Moritz Bleibtreu sollte den Baader realistisch verkörpern.


    Nebenbei war die Entführung Schleyers doch nur sehr kurz hinterleuchtet, ist es aber heute für viele ein tragender Zusammenhang mit der RAF.


    Positiv hingegen betrachte ich es, wie die RAF im gesamten dargestellt wurde. Man erkennt sehr deutlich wie wenig es ihr um politische Hintergründe ging. Es war letztendlich Terror und Klassenkampf statt einem politischem Duell gegen den Staat. Es wird auch sehr gut differenziert dargestellt, dass es lediglich Ulrike Meinhof war, die wahrhaftig politische Hintergründe verfolgte.


    Letzten Endes ein längst überfälliger Film über den deutschen Herbst, wenn auch nach meinem (subjektiven) Empfinden, zu positiv.


    Der Film erweckt meiner Meinung nach in zu vielen Menschen (die zuvor wenig gebildet waren was dieses Thema betrifft) das Verständnis für die RAF, ohne die Taten, vor allem die späteren, gut zu heißen...

    »Um sich selbst ins richtige Licht stellen zu können, muss man die anderen in den Schatten stellen.«
    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

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  • Zum einen betrachte ich es als grundlegend falsch, dass die Darstellung der Köpfe der RAF (insbesondere Baader & Ensslin) derart "positiv" rüber kommen. Man mag es subjektiv empfinden wie man möchte, aber der ein oder andere Lacher kam den Leuten mit Sicherheit im Kino über die Lippen. Ich war 2x im Kino, weil ich mir genau diese Resonanz nochmals genauer anschauen wollte und habe desöfteren ein lautes, weitläufiges, Lachen im Kinosaal vernommen.

    Genau das sehe ich eigentlich komplett anders. Sicherlich wird Baader als eine coole Sau gezeigt, dem junge Menschen aus dieser Zeit (man denke an die Heimkinder) nachgestrebt sind. Aber aus mehreren Büchern habe ich erfahren, dass er eben genauso war. Ich finde aber trotzdem, dass die Köpfe nicht positiv dargestellt wurden.


    Zum Beispiel die Szene, wo sie eine Autojagd durch die Nacht machen und durch die Gegend schießen: Ich dachte mir da die ganze Zeit nur "Meine Güte, wie bescheuert kann man sein!?" Dieses Gefühl bzw. dieser Gedanke hat mich eigentlich im Laufe des ganzen Filmes verfolgt.


    Auch die anderen werden meines Erachtens eher sehr realitätsgetreu als zu positiv dargestellt. Ensslin und Meinhof sind so von einer Sache besessen, dass sie sogar ihre Kinder im Stich lassen.

  • Meine Meinung bezieht sich derzeit auf die aktuelle Lage in der, vor allem jugendlichen, Gesellschaft. Wir mögen vieles schwachsinnig empfinden, unheimliche viele jugendliche betrachten so manches eben doch als "geil". Ich kann hier zum Beispiel aus eigener Erfahrung sprechen, die Resonanz meiner Schulklasse war nach dem Film überwiegend positiv. Äußerten sich zuvor im Unterricht lediglich 2,3 RAF Symphatisanten permanent positiv zur Thematik waren es nach dem gemeinsamen Kinobesuch etliche mehr - die zuvor eher distanziert zu diesem Thema standen.


    Man darf eben nicht vergessen dass bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen diese Art von "Freiheit" besonders geschätzt wird. Und dabei wird vollkommen außer Acht gelassen dass beim ausleben ihrer Freiheit, sie den anderen diese wiederum genommen haben. Der Terror, der betrieben wurde, kommt da teilweise zu hintergründig daher. Der Film versucht meines erachtens nach zu sehr die Darstellungen "zu erklären" anstatt schlichtweg zu informieren wie es war. Man darf natürlich nicht außer Acht lassen, dass es ein Spielfilm und keine Dokumentation ist, dennoch müssen sich auch die Filmemacher eines Spielfilms einer gewissen Verantwortung bewusst sein.


    Wie bereits erwähnt wurde gerade in Filmen über das dritte Reich, besonders eben um Abneigung und Distanz zu schaffen, nahezu jedesmal vermieden die "menschliche" Seite der damaligen Funktionäre zu zeigen. Ich erinnere mich kaum an Szenen in denen Adolf Hitler als sehr kinderlieb dargestellt wurde, ohne im Umkehrschluss die nächste Abscheuliche Seite von ihm zu zeigen. Genau diese Darstellung vermisse ich in diesem Film.

    »Um sich selbst ins richtige Licht stellen zu können, muss man die anderen in den Schatten stellen.«
    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

  • Na toll, jetzt komm ich mir alt vor. ;)


    Scherz beiseite: Ich weiß, was du meinst und kann das auch nachvollziehen. Wichtig wäre es dann aber auch, dass man grade den Deutschen Herbst mal in die Schule bringt und dort thematisiert, oder?

  • Da stimme ich Dir ausnahmslos zu. Aber unsere deutschen Lehrpläne sind doch sowieso teilweise für die Katz. Würd mich nicht wundern wenn im Verlauf der Globalisierungspolitik die Schüler bald alle US Präsidenten kennen aber nicht mehr wissen wer Otto von Bismarck war... Schon traurig genug dass sie heutzutage schon mehr über Napoleon wissen als über deutsche Staatsmänner...

    »Um sich selbst ins richtige Licht stellen zu können, muss man die anderen in den Schatten stellen.«
    (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker)

  • so im nachhinein betrachtet fällt mir dann auch auf, dass man die RAF im geschichtsunterricht allerhöchstens mal kurz angerissen hat bei uns am gymnasium..neben dem thema "3. reich" blieb wohl nicht mehr so viel platz... ;)