Riesiges Gebiet im Amazonas-Urwald geschuetzt
Greenpeace fordert von UN internationales Netz von Schutzgebieten
Brasilia/Hamburg, 14. 2. 2006 - Greenpeace begruesst die Einrichtung
weiterer Schutzgebiete im brasilianischen Amazonas-Urwald. Der
brasilianische Praesident Luiz Inácio Lula da Silva hat in der vergangenen
Nacht per Gesetz Schutzgebiete im Bundesstaat Pará, im Nordosten
Brasiliens, durchgesetzt. Die Schutzgebiete, die Greenpeace immer wieder
eingefordert hatte, umfassen insgesamt eine Flaeche von 6,4 Millionen
Hektar. Das entspricht ueber dreimal der Flaeche Hessens. Erst vorige Woche
konnte Greenpeace den Schutz von 1,8 Millionen Hektar im "Regenwald des
Grossen Baeren" an der kanadischen Westkueste feiern.
"Wir freuen uns riesig ueber die neuen Schutzgebiete", sagt Martin Kaiser,
Waldexperte bei Greenpeace. "Doch der Amazonas-Urwald braucht eine richtige
'Green Wall', einen Wall aus Wald-Schutzgebieten, um langfristig erhalten
zu bleiben. Neben den Holzfaellern sind es immer mehr Agrarfirmen, die in
den Amazonas-Urwald eindringen und ihn abbrennen. Dort bauen sie vor allem
Soja an, die wir in Europa an Schweine verfuettern, damit wir mehr Fleisch
essen koennen. Wir essen Amazonien auf. Das muss der Gruene Schutzwall
verhindern."
Die Entscheidung von Lula beinhaltet drei verschiedene Arten von
Schutzgebieten: 1,6 Millionen Hektar werden dauerhaft geschuetzt. Dort
duerfen keine Baeume abgesaegt oder verbrannt werden. Auf weiteren 2,8
Millionen Hektar soll die Waldnutzung zwar erlaubt sein, aber nur mit
oekologischen und sozialen Auflagen. Fuer zwei Millionen Hektar sollen
klare Nutzungsvorgaben zum langfristigen Erhalt des Waldes beitragen.
Doch das reicht nicht aus, da jedes Jahr weltweit etwa 15 Millionen Hektar
Urwald vernichtet werden. Um die letzten Urwaelder der Erde zu retten,
fordert Greenpeace ein weltweites Netz von Schutzgebieten. Deren
Einrichtung muss die UN-Konvention ueber Biologische Vielfalt (CBD)
beschleunigen, die das naechste Mal vom 20.-31. Maerz 2006 im
brasilianischen Curitiba tagt.
Erst am vergangenen Sonntag hat Greenpeace zusammen mit Tausenden
Einwohnern in Anapú im Bundesstaat Pará des Todes der US-Nonne Sister
Dorothy gedacht. Sie wurde am 12. Februar 2005 im brasilianischen
Bundesstaat Pará im Alter von 73 Jahren ermordet, weil sie sich seit
Jahrzehnten entschieden gegen Urwaldzerstoerung und fuer die Menschenrechte
eingesetzt hatte. Kurz nach ihrem Tod hatte Lula damals das Schutzgebiet
"Verde para sempre" (Fuer immer gruen) im Bundesstaat Pará ausgerufen. Bis
heute warten die Einwohner jedoch vergeblich darauf, dass es auch wirklich
eingerichtet wird. "Lula muss dafuer sorgen, dass Schutzgebiete mehr sind
als 'Papierparks', damit die Urwaelder und die Menschen davon profitieren",
sagt Martin Kaiser.
"Traurig ist, dass das neue Schutzgebiet indirekt den illegal gebauten
Hafen in Santarém staerkt", sagt Martin Kaiser. Denn im Rahmen der
Einrchtung der neuen Schutzgebiete droht, dass die angrenzende
Bundesstrasse BR-163 geteert wird. Dadurch soll sie auch ausserhalb der
Regenzeit befahrbar werden. Die Folge: Soja-Produzenten koennen ganzjaehrig
Soja nach Santarém transportieren und dort nach Asien oder Europa
verschiffen. Seither hat die Anbauflaeche von Soja im Amazonas massiv
zugenommen.