Ossi Oswaldas Biografie ab 1933

  • Ich habe jetzt die Biografie von Ossi Oswalda auf IMDb geändert. Außerdem hab ich mir die Freiheit genommen, als Todesursache "Lungenerkrankung" zu nehmen. Thomas Städeli, filmportal und steffi-line haben ja schon längst ihre Biographien geändert.


    Damit steht der "veraltete" Sterbeort zunehmend weniger im Netz :)

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Dank genauerer Recherchen von sisterandi konnten wir weitere Lücken in Ossi Oswaldas Biografie auffüllen :)


    Ossi Oswalda und Julius Außenberg sind bereits Ende der 20er Jahre gemeinsam öffentlich aufgetreten und gereist. Zusätzlich zu der "räumlichen" Nähe in Prag ab 1933, lässt sich 1937 ein Aufenthalt beider zur gleichen Zeit in einer Villa im Kurort Marienbad nachweisen. Das lässt es doch sehr wahrscheinlich erscheinen, dass die zwei in der Tat ein Paar waren. Außerdem hat sisterandi eine Meldung in "Mein Film" aus dem Jahr 1936 entdeckt, wo davon berichtet wird, dass sich Ossi Oswalda in Wien für ein Filmprojekt aufhalte.


    Betrachtet man diese ganzen Informationen in ihrer Gesamtheit und hält sich zudem vor Augen, dass Ossi Oswalda schon vor ihrer Zeit in Prag Aufenthalte in der Tschechoslowakei hatte, wirkt ihr Umzug doch bei weitem unspektakulärer - und vor allem unpolitischer - als der üblicherweise propagierte Satz "Nach der NS-Machtergreifung folgte Ossi Oswalda ihrem Lebensgefährten Julius Außenberg ins Exil nach Prag" (Wikipedia) vermuten lässt. Man muss viel mehr davon ausgehen, dass es ein längerer Prozess war, der sie schließlich dazu führte, sich 1933 endgültig in Prag zu anzumelden. Vermutlich wird die sehr wahrscheinliche Beziehung zu Julius Außenberg dabei eine mitentscheidende Rolle gespielt haben. Pläne für weitere Filmauftritte, die sie nach "Der Stern von Valencia" zum Ausdruck brachte, konnte sie entweder nicht realisieren, es kann natürlich auch sein, dass sie sie nicht in der letzten Konsequenz verfolgte. Finanzielle Probleme hatte sie zu dieser Zeit auf jeden Fall nicht, was ihre "Residenzen" in Prag und Marienbad deutlich machen.


    Nimmt man die Beziehung zu Julius Außenberg als gegeben an, könnten Wohnortswechsel ab März 1938 auf eine zumindest schrittweise erfolgende Trennung hindeuten, vielleicht auch darauf, dass sie finanziell jetzt doch den Gürtel etwas enger schnallen musste.


    Dass ihr Umzug "unpolitisch" war, lässt sich neben ihrem Aufenthalt in Wien auch daran erkennen, dass sie die Besetzung Prags durch deutsche Truppen zunächst nicht als Anlass nahm, um Prag zu verlassen, sondern noch über ein Vierteljahr in Prag wohnen blieb. Leider schweigen sich die erhaltenen Unterlagen darüber aus ob sie anschließend tatsächlich Prag verließ. Die Informationen brechen hier ganz einfach ab. Das Ausweisdokument, dass sie sich 1943 in Prag ausstellen ließ, ist ein weiteres klares Indiz für einen "unpolitischen" Umzug nach Prag. Möglicherweise waren ihre vorherigen Ausweisdokumente einfach nur abgelaufen.


    Leider, leider für alle Ossi Oswalda-Fans deuten diese Ergebnisse jetzt doch sehr auf einen schrittweise erfolgenden Abstieg hin, in sozialer Hinsicht spätestens ab 1938 :( In künstlerischer Hinsicht stechen natürlich sehr stark die nicht realisierten Filmpläne ab 1933 ins Auge. Und auch ihre späteren Auftritte in der Öffentlichkeit blieben dann doch sehr punktuell und versprühten nur ansatzweise den Glamour eines früheren Filmstars - ein Hintergrund der ihr aber trotzdem dabei hilfreich gewesen sein muss. Komplett vergessen hatte man sie also noch nicht.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Betrachtet man diese ganzen Informationen in ihrer Gesamtheit und hält sich zudem vor Augen, dass Ossi Oswalda schon vor ihrer Zeit in Prag Aufenthalte in der Tschechoslowakei hatte, wirkt ihr Umzug doch bei weitem unspektakulärer - und vor allem unpolitischer - als der üblicherweise propagierte Satz "Nach der NS-Machtergreifung folgte Ossi Oswalda ihrem Lebensgefährten Julius Außenberg ins Exil nach Prag" (Wikipedia) vermuten lässt.

    Es lag in gewisser Weise nahe, aber normalerweise legt die Wikipedia großen Wert auf sichere Quellen. Die ganz großen Offensichtlichkeiten hinterfragt man jedoch nicht. Vielleicht sollte es das auch gar nicht suggerieren, aber hinterher liest es sich so.

    Quote

    In künstlerischer Hinsicht stechen natürlich sehr stark die nicht realisierten Filmpläne ab 1933 ins Auge.


    Gab es dafür einen speziellen Grund? Verfolgte war sie ja wohl nicht, sie hätte also theoretisch weiter filmen können.

  • Gab es dafür einen speziellen Grund? Verfolgte war sie ja wohl nicht, sie hätte also theoretisch weiter filmen können.

    Mehr als das kann ich dazu angesichts fehlender Quellen leider nicht sagen:


    Quote

    Pläne für weitere Filmauftritte, die sie nach "Der Stern von Valencia" zum Ausdruck brachte, konnte sie entweder nicht realisieren, es kann natürlich auch sein, dass sie sie nicht in der letzten Konsequenz verfolgte. Finanzielle Probleme hatte sie zu dieser Zeit auf jeden Fall nicht, was ihre "Residenzen" in Prag und Marienbad deutlich machen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)