Fernsehen der 80er

Damals gab es auch nur eine einzige Werbeunterbrechung in einem ganzen Spielfilm, danach könnte man sich aus heutiger Sicht tatsächlich zurücksehnen.

1989 schließen ARD und ZDF die Mittagslücke.

ZEHgvT7LIiw

Im Thread "Werbung" habe ich kürzlich über die Umwelt-Spots mit Siggi Sorglos gesprochen. Überhaupt gab es in den 1980er Jahren viele Sendungen und Spots zum Thema Umweltschutz im Fernsehen. Im ZDF gab es immer den Pausenfüller "Mach mit! Der Umwelt zuliebe". Dann erinnere ich mich noch an einen Spot, bei dem am Ende immer gesagt wurde "Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur". Und dann war da noch dieser regelmäßg ausgestrahlte Umweltspot, bei dem immer diese riesige Linde gezeigt wurde, die irgendwo in Bayern steht und in der Zwischenzeit wohl bereits vom Verfall bedroht ist. Das war vor allem Mitte bis Ende der 1980er. Ich habe aber auch eine Aufzeichnung von einem Umweltschutz-Tip Anfang der 1980er, in dem Gerhard Polt mitspielt.

Zitat von jh

Hier gibt es Auszüge aus einem ARD Ratgeber Technik zum Thema Kabel und Satellit aus dem Jahr 1986 zu sehen. Aus heutiger Sicht ein interessantes Zeitdokument. Man achte vor allem auf die kritischen Untertöne, mit denen das Privatfernsehen vorgestellt wird:

Hier gibt es einen noch wesentlich ausführlicheren Ausschnitt in zwei Teilen zu sehen:

5yjv4Gc0w54
xDfkjBnly9s

Und hier ein Tagesschau-Bericht zum Start des Berliner Kabelpilotprojektes und zur bundesweiten Verbreitung von RTL Plus:

o0QWTZUSjg8

Köstlich ist der Kommentar, daß der Sky Channel vollständig auf Informationsanspruch verzichtet. Na, so ein Skandal, wie können die nur? *g* Wenn die Journalisten damals schon geahnt hätten, wie es heute um den Informationsanspruch im Privatfernsehen gestellt ist und welchen Stellenwert "Leichtes" und "Seichtes" haben?

Ich sehe das ein bißchen anders. Gerne erinnere ich mich an das Fernsehen der 80er Jahre und schaue mir gerne Aufzeichnungen von damals an, aber mehr aus Nostalgiegründen, weil da Kindheitserinnerungen dahinter stecken. Heutzutage würden mir eine handvoll Programme, die nicht durchgehend senden, auf keinen Fall reichen. Da hatte man nicht viel Auswahl und mußte sich mit dem begnügen, was auf den paar Programmen lief. Da ist die große Auswahl von heute wesentlich besser. Zwar wird heute auch viel Mist gezeigt, doch wenn man gezielt danach sucht, wird man fast immer auch etwas interessantes finden. Was ich aber vermisse, ist die Entspanntheit von früher. Es spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, auch heutzutage noch Ansagen zu zeigen oder auch einmal eine kleine Pause einzubauen.

Die moderne Technik (HDTV usw.) finde ich auch besser als das analoge 4:3-Bild der 80er (siehe auch die Kolumne Generation Flachbild), wenn auch die Technik nicht immer optimal ausgenutzt oder sogar Technologien zum Nachteil des Zuschauers eingesetzt werden. Aber ein gestochen scharfes HDTV-Bild finde ich einfach besser. Natürlich muß auch der Inhalt stimmen. Schön wäre es gewesen, wenn es in den 80ern schon HDTV und digitales Fernsehen gegeben hätte. Die ersten Versuche zu analogem HDTV fanden tatsächlich auch schon in den späten 80ern statt, haben sich aber nicht durchgesetzt.

Zitat von Shairaptor

Also wenn nostalgische Aufzeichnungen in sehr guter DVD Mitschnittqualität erworben werden können, wie z.B. Spass am Dienstag beim WDR Mitschnittdienst den ich übrigens sehr empfehlen kann, dann ist es perfekt. Aber 1080p muss nicht unbedingt sein finde ich.

Was auch wenig Zweck hätte, da diese Sendungen gar nicht erst hochauflösend produziert wurden. *g* Anders wäre es bei Produktionen, die auf 35mm-Film gedreht wurden, denn diese können auch in HD abgetastet werden, z. B. ältere Spielfilme.

Was mich hingegen wahnsinnig stört ist, wenn in heutigen Sendungen alte Ausschnitte aus den 80ern (oder auch älter) auf 16:9 bildfüllend zugeschnitten werden, sodaß das Bild praktisch verstümmelt wird und somit auch die Bildqualität durch Aufblasen verschlechtert wird.

Nein, ich meinte, daß das Bild aufgezoomt wird und dann oben und unten ein Stück vom Bild fehlt.

Zum Thema Bildformatverstümmelung haben wir hier übrigens auch ein Thema:

Verstümmelung des Bildformats alter Sendungen

Was für mich übrigens auch typisch für die späten 80er Jahre ist, ist die Flut an amerikanischen Serien auf den Privatsendern. Damals lief den Tag über wirklich eine Unmenge an US-Serien, die bis dahin noch nicht im Fernsehen gelaufen sind oder die zumindest ich noch nicht kannte. Oftmals Detektiv- oder Polizeiserien, aber auch Sitcoms. Spontan fallen mir da folgende Titel ein:

- Der Equalizer
- Special Squad
- T. J. Hooker
- Max Headroom
- Die Spezialisten
- Street Hawk
- Matt Houston
- Adderly
- Petrocelli
- Simon Templar
- Harrys wundersames Strafgericht
- Stingray
- Hunter
- Teddy Z
- Alien Nation
- Die Schöne und das Biest
- Bagdad Café
- Unser lautes Heim
- Mr. Belvedere

usw.

Möglichweise ist einiges von den genannten auch schon oder noch in den frühen 90ern gelaufen. Aber man bekam gefühlt alle paar Wochen eine neue Serie von der anderen Seite des großen Teichs zu sehen. Und wenn man bedenkt, daß vieles davon zum ersten Mal im deutschen Fernsehen lief, dann bedeutete das auch einen großen Aufwand, denn schließlich mußten diese ganzen Serien auch synchronsiert werden. Das private Fernsehen der 80er war meiner Erinnerung nach auf jeden Fall sehr stark amerikanisch geprägt. Es war so eine Reizüberflutung an US-Serien, daß ich mich bei manchen Serien heute nicht einmal mehr an den Namen erinnern kann, geschweige denn an die Inhalte. Auch von vielen der von mir aufgelisteten Serien ist mir ebenfalls nicht viel mehr als der Titel oder der Vorspann im Gedächtnis. So viel geballten US-Kulturimperialismus muß man erst einmal verdauen. *g*

Ja, heute laufen auch viele US-Serien, aber in meiner Erinnerung an die späten 80er war das Nachmittags- und Vorabendprogramm auf den großen Privaten wirklich voll davon. Damals hat die Welle eingesetzt.

Also, ich möchte auf keinen Fall das Fernsehen der 80er Jahre genau in der Form wie damals heute haben. Als Kind fand ich das ganz spannend, was die Privaten gebracht haben, weil es neu und anders war, aber heute würde mich das wohl nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Heute habe ich ganz andere Ansprüche an das Fernsehen. Höchstens mit dem Ambiente des 80er-Jahre-Fernsehens könnte ich mich heute noch anfreunden, also z. B. mit Ansagen, Programmtafeln und allgemein weniger Hektik. Es wäre vielleicht auch ganz nett, wenn die Sender gelegentlich ausgewählte Klassiker aus dieser Zeit mal zeigen würden. Aber das Programm wie damals mit irgendwelchen drittklassigen Ami-Serien vollzustopfen, die heute kein Mensch mehr kennt, damit würden sie mich auch nicht zum Einschalten bewegen.

Ich schaue mir gerne alte Mitschnitte aus den 80ern an, aber eben wegen dem Ambiente und weil es für mich mit persönlichen Kindheitserinnerungen verbunden ist, aber auch einen krassen Gegensatz zum heutigen Fernsehen darstellt. Das ist wie eine kleine Zeitreise, aber eben nur mit den schönen Seiten von damals. Da ist auch viel nostalgische Verklärung dabei. Aber ich bin niemand mit einer "Früher war alles besser"-Einstellung, im Gegenteil, so eine Haltung geht mir gegen den Strich. Ich betrachte auch das Fernsehen der Vergangenheit realistisch und komme dabei zu dem Schluß, daß ich das Fernsehen der 80er, mit geringer Sendervielfalt, eingeschränktem Sendeumfang und dem aus heutiger Sicht rückständigen technischen Standard in dieser Form nicht wiederhaben möchte. Da finde ich es heute, mit viel mehr Sendern mit 24-Stunden-Programm und damit einer größeren Auswahl und Vielfalt, HDTV, Dolby Digital und der Möglichkeit der verlustfreien Aufzeichnung viel besser.

Es ist ja nicht nur die Technik, die man damals sowieso nicht anders kannte, es ist die geringere Auswahl, mit der ich mich heute nicht mehr anfreunden möchte. Wenn damals auf den wenigen Sendern, die man empfangen konnte, nicht interessantes kam, hat man in die Röhre geschaut. Man hat zwar schöne Erinnerungen an einige Sendungen von damals, doch die kamen vielleicht einmal pro Woche. So gab es vielleicht ein paar Termine pro Woche, wo man sich auf eine bestimmte Sendung gefreut hat, aber was lief in der übrigen Zeit? Das war dann möglicherweise doch nicht so spannend, darauf will ich hinaus. Damals als Kind habe ich mir Sachen angeschaut, die ich mir heute wohl nicht mehr unbedingt freiwillig angeschaut habe. Man hat eben geschaut, was kam, die große Wahl hatte man ja nicht. Heute hat man durch die viel höhere Anzahl Sender einfach viel mehr Auswahl. Es gibt alleine 20 öffentlich-rechtliche Sender, nur auf diesen alleine finde ich sehr häufig etwas halbwegs interessantes. Man kann heute eben zu jeder Tages- und Nachtzeit die Kiste anschalten und wird immer irgendwo etwas finden, was man sich anschauen kann, vorausgesetzt, man hat genug Sender.