Stent oder nicht ?

    Kennt sich jemand aus ?


    Als mir mein Kardiologe nach kürzlich erfolgtem Belastungs-EKG und Szyntigraphie wegen Durchblutungsstörungen heute riet, einen Katheter legen zu lassen und ggf. Stents einsetzen zu lassen, sagte ich ihm, das wolle ich nicht, da ich mich im Internet umfassend informiert habe und sehr oft gelesen habe, Stents seien auch unter Ärzten umstritten. Er tat das alles ab, berief sich auf "neueste wissenschaftliche Erkenntnisse" und sein Expertentum. ("Wir sind hier nicht beim Hausarzt.") Was soll ich davon halten ? Liege ich so falsch mit meiner Skepsis gegenüber Stents, oder ist das Verhalten des Arztes einfach suboptimal und veraltet ? (sinngemäß: Patient halt die Schnauze und tu was ich sage ...)

    In der EU werden pro 100.000 Einwohner 191 Stents im Jahr eingesetzt. Das entspräche einer 7-Tage-Inzidenz von 3,663. In Deutschland aber sind es 624, eine Inzidenz von fast 12 pro Woche. Da muss manch ein Virus hierzulande lange dran stricken. 8) In keinem anderen Land der Welt werden so viele Stents gesetzt wie hier. Schaden werden sie nicht, aber einen Nutzen bieten sie offenbar auch nicht, glaubt man einer Studie der US-Fachzeitschrift Lancet. Zumindest, so lange du noch keinen Herzinfarkt hattest.


    Quelle


    Für mich aber das wichtigste Argument ist, wenn der Arzt dich nicht umfassend aufklären kann oder will. Wenn er Experte ist, wird er es dir auch so erklären können, dass du es auch verstehst. Wenn nicht, ist sein Wissen unnütz. Er muss es auch anwenden können. :thumbdown:

    Ich kann dir nur sagen das meine Mutter einen Stent hat, allerdings erst nach einem Herzinfarkt. Es geht ihr seitdem sehr gut damit.


    Ein Jahr vor dem Infarkt ist sie einmal plötzlich zusammengeklappt. Kreislaufkollaps. Im Krankenhaus haben sie sie umfassend untersucht aber nichts auffälliges gefunden ausser hohem Blutdruck. Daraufhin bekam sie Blutdrucksenker. Seit dem hat sie immer wieder über Schmerzen in der Brust geklagt. Es wurden sowohl normale als auch ganztags-EKG's gemacht, aber alles war in Ordnung. Dann kam der Infarkt.


    Ich schließe daraus folgendes:

    Ein gesundes Herz-EKG schließt einen Infarkt nch lange nicht aus.

    Brustschmerzen sind ernst zu nehmen und man sollte dann nicht locker lassen bis man eine umfassende Untersuchung der Gefäße mit Herzkatheter bekommen hat. Hätte ihr den Infarkt vielleicht ersparen können (bei Männern äußert es sich aber wieder anders)

    Es ist sau gefährlich den Blutdruck einfach so zu senken, ohne den Zustand der Gefäße zu kennen. Ist ja auch irgendwo logisch: Beim Kreislaufkollaps waren die Herzkranzgefäße wahrscheinlich schon teilweise am verstopfen. Deshalb der hohe Blutdruck, denn das Herz muss dann natürlcih mehr pumpen um durch ein teilweise verstopftes Rohr etwas durchzubringen. Den Blutdruck zu verringern hat dann den Blutfluß so träge gemacht das das Rohr endgültig ganz zugestopft ist und der Infarkt kam.

    Seit die Gefäße durchgepustet worden sind und der Stent eingesetzt wurde ist alles wieder in Ordnung und es geht ihr wieder so gut wie früher. Man merkt nichts davon das sie einmal einen Herzinfarkt hatte und die Brustschmerzen sind auch weg.

    Da beim einsetzen enes Stents auch die Gefäße angeschaut und mit dem Katheter abgefahren, gesäubert und geweitet werden halte ich das für gar nicht schlecht. Hätte man das gleich gemacht hätte es meiner Mutter vielleicht einen Infarkt erspart. Weniger der Stent, aber die rechtzeitige Untersuchung der Gefäße. Ist besser als einfach Blutdrucksenker auf versdacht zu geben.


    Wenn du einen Stent bekommst musst du übrigens ein Jahr lang ein Medikament gegen Abstoßung einnehmen bis er eingewachsen ist.

    "Der Mensch hat drei Wege klug zu handeln:

    Durch Nachdenken: Das ist der edelste.

    Durch Nachahmen: Das ist der einfachste.

    Durch Erfahrung: Das ist der bitterste."


    Konfuzius

    Ich habe mittlerweile wohl ein Dutzend Artikel aus dem Netz gelesen, in denen steht, daß bei einem Infarkt der Stent das Mittel der Wahl ist, sonst nicht. Darüber hätte ich gern mit dem Arzt gesprochen, der aber alles Internetwissen komplett abtat und sagte, wir sollten das Gespräch besser abbrechen. Ich bin äußerst verärgert über diese Umgehensweise und fühle mich alleingelassen.

    Ich nehme keinen Blutdrucksenker, der Blutdruck ist nicht das Problem.

    Ich habe auch keine Brustschmerzen. Hatte ich einmal im Herbst und dann nicht wieder.

    Ich gehe bis zu drei Stunden durch den Wald ohne Pause, fahre bis zu 80 km Elektrorad, trage einen gefüllten Wäschekorb drei Treppen hoch, alles ohne größere Beschwerden. Insofern möchte ich nicht am Herz rumfummeln lassen, wenn ich überall lese, daß das umstritten sei ...

    Quote from JosefK

    da ich mich im Internet umfassend informiert habe

    Ich würde im Zweifelsfall eher meinem Arzt (Kardiologen) glauben, Dass er etwas ungehalten/ungeduldig reagiert hat, kann ich menschlich sogar verstehen ("Ich habe im Internet gelesen, dass..." - damit muss ich mich in meinem Job auch auseinandersetzen, wenn auch nicht als Ärztin).


    Zweitmeinung von einem weiteren Kardiologen einholen. Würde ich bei jedem chirurgischen Eingriff machen.

    Ich habe manchmal den Eindruck, es wird nicht darauf eingegangen was man geschrieben hat, sondern jede[r] sabbelt irgendwas daher, was ihm gerade einfällt ...

    Daß ich eine Zweitmeinung einholen werde hatte ich ja bereits geschrieben.

    Und daß ich mich im Netz umfassend informiert habe. Mehrstündig. Nicht mal so nebenbei.