Was hört Ihr gerade?

  • Ein bißchen Spaß muß sein mag ich sehr - aber auch eher nur aus Spaßgründen. Ernsthaft "berühren" kann mcih das lied nicht, aber ein bisschen aus Spaß höre ich mir es gerne an. Da spielt so ein wenig der Trashfaktor auch eine Rolle :) Wenn es um lange Beiträge geht: da haben wir schon längere gehabt hier im Forum :)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Das ist doch mal ein interessanter Exkurs ;)
    Da ich ja etwa dem gleichen Jahrgang entspreche wie Sebastian, der sich ausführlich dazu geäußert hat, reizt es mich, hier meinen eigenen Senf dazuzugeben. Sebastian und ich haben nämlich einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack :D

    PS: Ich verstehe nicht, wie man solchen Schreckschrauben wie Cora, Schwesta Ewa und ähnlichen Konsorten etwas abgewinnen kann. Die Texte sind von einer maßlosen Dümmlichkeit, von musikalischer Qualität kann man wirklich nicht sprechen, trotzdem finden hier Menschen in relativ jungem Alter besonderen Gefallen daran.

    Was die Bewertung der hier eingestellten Musikstücke eingeht, gehe ich mit Andrew voll konform. Für mich ist das Primitivität in Reinkultur, und wenn ich mir sowas reinziehe, dann kommt ein ganz extremer Kulturpessimismus über mich - auf gut Deutsch: ich finde solche "Musik" zum Kotzen.


    Den Trash-Faktor, den Sebastian angesprochen hat, kann ich gleichwohl nachvollziehen - jedenfalls wenn es um den Reiz geht, ob sich das von XY erreichte Niveau von XZ noch einmal unterbieten lässt.
    Es geht sozusagen um Negativ-Rekorde.
    Wer sieht am asozialisten aus, wer kann am wenigsten singen, wer macht am dollsten auf dicke Hose, und wessen Musik klingt schlicht am beschi**ensten?


    Ich muss aber trotzdem sagen, dass der Unterhaltungswert für mich sehr in Grenzen hält. Ich habe eher das Gefühl, als würde ich mich im Dreck wälzen und bräuchte später eine "Grundreinigung" ... Wenn man sich gemeinsam mit anderen über bestimmte Medienphänomene lustig macht, ist es vielleicht noch was anderes - dann kommt der Geselligkeitsfaktor dazu und man lacht sich gemeinsam schlapp!


    Was meine eigenen musikalischen Vorlieben angeht, bin ich der Auffassung, dass es außer Nirvana in den letzten 25 Jahren eigentlich nichts bemerkenswertes gegeben hat.
    Nirvana waren authentisch - alles, was ihnen im "Rock-Bereich" nachfolgte, kann man in die Tonne treten. Das ist meine Meinung.
    Diese Feststellung gilt besonders für den deutschsprachigen Bereich:
    Die letzte gute Band aus Deutschland, die es in die Charts geschafft hat, waren Kraftwerk. Alles andere blieb im Untergrund.
    Mit den ganzen Wir-sind-Helden-Epigonen kann ich ebenfalls nichts anfangen: Im Grunde ist das Schlager, hüllt sich aber (teilweise) in eine Art Alternative-Gewand --> eine Mogelpackung ... man könnte auch sagen: Verrat.


    Dazu kommt ja auch, dass die alle nicht mehr singen können: Die Weiber stöhnen und quieken, als würden sie gerade durchgenommen, die Männer leiern alle - also ich krieg Brechdurchfall, wenn ich da durch Zufall mal reinhöre. Tut mir leid. Null Verständnis für moderne deutsche Popmusik.


    P.S. zu Pink Floyd: Ja, finde ich ok, hör ich selber aber nicht. Spricht mich nicht so an, ist aber gut gemacht... Aus der Zeit lieber die Doors oder Velvet Underground. Das war doch noch richtig Musik, oder?
    Venus in Furs ... (ich würds gern verlinken, ist aber in Deutschland leider wg. Urheberrechten gesperrt.) Uneinholbar :)
    Dagegen kann man die Charts der letzten 20 Jahre doch wirklich auf einem Scheiterhaufen versammeln und verbrennen.

  • Dass viele deutsche Pop-Musik in den Charts im Grunde schlager ist, kann ich bestätigen. Aber behaubten, dass niemand davon singen kann, kann ich nicht, weil ich da einfach zu wenig Ahnung habe von der Muisik als Handwerk. Ganz glauben kann ich die Aussage nicht.


    Beim Trash-Faktor geht es zumindest bei mir nicht darum, wie schlecht etwas ist. Das ist denke ich sehr schwer zu erklären. Für mich muss es auch in gewisser Weise ins Ohr gehen. Bei Schwester Ewa geht dieser "beat" schon ein wenig ins Ohr und der Grundton der Stimme finde ich auch ganz interessant, die Art der (assihaften) betonung und Art und Weise der Protagonistin (vorallem die Tatsache, dass sie das offenbar vollkommen ernst meint) und der bescheuerte Text tut dann aber schon wieder weh, was bei mir für Schmerzen sorgt und dafür sorgt, dass ich mir das Lied nicht ganz anhören kann/möchte ;) "Ein bißchen Spaß muß sein", "Ein Stern" oder auch diverse andere Schlager sind handwerklich einfach gut gemacht und "gehen gut ins Ohr". Die höre ich mir auch mal so an, wenn ich entsprechende Stimmung habe und die machen mir sehr viel Spaß. Aber es bleiben Lieder die ich einfach nur der Unterhaltung wegen anhöre. Ich habe auch eine Hassliebe zum Musikantenstadel. Ich kann bei 90% der Lieder einfach nicht dran bleiben weil das einfach zu Hart ist und ich körperliche Schmerzen erleide. Und ich kann es jedesmal aufs Neue einfach nicht glauben, dass es so schlimme Musik geben kann - und dabei denke ich, dass ich eigentilch hart im nehmen bin, was Schlager und Volksmusik angeht.

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    Konfizius

  • Sebastian, Du hast einfach eine Schwäche für Schlager. Da kann man nichts machen, ich kenne auch keinen Arzt, der das behandeln kann ;)
    Vermutlich wirst Du weiter damit leben müssen.


    Was die Gesangsfrage angeht: Na gut, einige sind schon so professionell, dass sie die Töne treffen - andererseits sagt das auf Platten und bei Pseudo-Live-Konzerten (Voll- oder Teil-Playback wie bei der Helene-Fischer-Show) überhaupt nichts aus.
    Es ist eben auch die "Art" des Gesangs, der die Musik macht. Und die Art finde ich völlig unerträglich.
    Was mir ausserdem unerträglich ist, ist die Tatsache, dass die Masse sich diesen Schund reinzieht und wirklich gute und begabte Künstler vermutlich überhaupt gar keine Chance haben, über ein Nischenpublikum herauszukommen... weil der Massengeschmack zu verdorben für sie ist. Das ist der gleiche Grund, weswegen es keine vernünftigen TV-Formate mehr gibt. Das Publikum giert nach Dreck.


    Hugh! Der Kulturpessimismus hat gesprochen.

  • Ja, man kann auch alles schlecht sehen :) Wobei ich Dir natürlich in gewisser Weise recht geben muss. Im musikalischen Bereich ist es weitestgehend so wie mit dem TV-Programm: hauptsache simple Massenunterhaltung. Das mit der Schwäche für Schlager stimmt, wobei ich aber schon behaupte, das Ganze etwas differenziert anzugehen als die meisten Schlager"fans". Und im Grunde sind viele andere Sachen die ich höre und auf dem ersten Blick nicht in diesen Bereich gehöre, auch Schlager.


    Für mich ist weniger die Qualität der Musiker wichtig, mehr die Energie, Melodien und Attitüde, die vermittelt wird. Ich höre mir lieber eine authentische Kellerpunkband an als glattgebügelte Chartsmusik - wenn das, was durch die Lautsprecher kommt, mich mitnehmen kann.

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    Konfizius

  • Alles schlecht zu sehen ist meine Spezialität, wie Du weißt.

    Und im Grunde sind viele andere Sachen die ich höre und auf dem ersten Blick nicht in diesen Bereich gehöre, auch Schlager.

    Genau: Lacrimosa würde ich jetzt zum Beispiel auch darunter subsumieren... die Onkelz teilweise... Wir sind Helden auf jeden Fall.


    Ich hab auch gar nichts gegen Schlager, wenn er einfallsreich instrumentiert und textlich originell ist. Max Raabe und sein Palastorchester sind doch gut hörbar - da spricht in meinen Augen nichts gegen ;)


    Es gibt auch Schlager, die ich mag. Hier ist einer. Falls Du strafrechtliche Bedenken hast, kannst Du den Link gerne löschen ;)

  • Link ist gelöscht. Pessimist und provokant ;)


    Lacrimosa würde ich nicht unbedingt zu Schlager zählen, die anderen beiden schon.


    Reden wir eigentlich über allgemein Musik oder über die Chartsmusik? Denn ich bin der Meinung, dass wir einen musikalischen Reichtum und Vielfalt wie nie zuvor in der Geschichte haben. Diskussionswürdig ist natürlich ob die großen Meilensteile fehlen, die die Jahrhunderte überdauern werden.

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    Konfizius

  • Ohh sehr schön, das ist sehr mein Geschmack, geht schon in die Garage/Trash/Rock'n'Roll-Richtung. Erinnert mich in vielerlei Hinsicht an die Staggers, die ich zu ner anderen Gelegenheit hier schonmal verlinkt habe. Das hat sogar Chancen in meine private Spielliste zu kommen.


    Ich mag sehr die frühen deutschen Punkbands, das ist einer meiner Favoriten der damaligen Zeit:


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    Und hier noch ein Beispiel als die Onkelz noch im tiefen Untergrund unterwegs waren:


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    Die ganz alten Onkelz-Sachen waren der Grund dafür, wieso ich mich dann ab den späten 90er Jahre mit Punk, Oi!, Ska, Ska-Punk und Hardcore beschäftigt habe.

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    Konfizius

  • Meiner Meinung kommt es bei einem Song auch darauf an ob man mit ihm irgendwelche positive oder negative Erinnerungen verknüpft, deshalb finde ich, obwohl ich wahrlich kein Schlagerfreund bin, das Lied "Komm wir fahren nach Amsterdam" immer noch gut. Pink Floyd höre ich sehr gerne (Vielen Dank für den Link), ihre psychedelische Phase (so 1967 - 1971) aber dann wieder nicht so.


    Immer Moment höre ich das neue Live-Album von Udo Lindenberg "Ich mach mein Ding - Die Show".

  • Glückwunsch zum 400. Beitrag :)


    Ja genau das meine ich, es ist wichtig was man mit der Musik oder dem Genre verbindet, deswegen ist der gesamte Lebensweg und die bisherigen musikalischen Einflüsse wichtig und prägen die Vorlieben.

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    Konfizius

  • @ Sebastian: Was an Richard Hell Trash sein soll, erschließt sich mir nicht. Ähnlichkeiten mit den "Staggers" (wirklicher Trash) kann ich nicht feststellen. Auch der vorgestellte alte deutsche Punk schneidet meiner Meinung nach im Vergleich nicht gut ab, es fehlt u.a. die Authenzität und Originalität.


    Zitat aus der deutschen Wikipedia: "Sie waren vor allem für ihre nihilistische Stimmung bekannt. Der Song Blank Generation auf dem gleichnamigen Album wurde zu einer Hymne der New Yorker Punkbewegung."


    Noch ein Song von der LP Blank Generation:


    KB8wvj5v8Os


    Das ist übrigens das originale Cover der LP von 1977, für die neu aufgelegte CD wurde ein anderes Bild verwendet.

  • Der Trash im Zusammenhang mit Rock/Punk ist wohl deifinitionssache (ich zumindest meine nicht den selben "Trash" wie ich es bei Schwester Ewa gemeint habe). Ich meine damit dieses rotzige, scheinbar belanglose dahingeschrammel. Die Ähnlichkeiten zu Staggers ist für mich sehr offensichtlich, wenn man sich den Gesang anhört und den Rhythmus (ich weiss nicht wie man das genau nennt, bin selbst kein Musiker). Die Staggers bringen nur noch zusätzlich dieses Horror/Phsycho-Thema mit ein.


    Gerade die Authenzität/Originalität ist das was mich an Artless (zumindest in ihrer ersten Existenzphase) und den frühen deutschen Punkbands (teilweise auch Punkbands der letzten 20 Jahre, soweit sie auch wirklich authentisch sind) gefällt. Das ist kein Punk der wegen des Geldes / den Charts gemacht wird, sondern Musik/Punk der aus vollem Herzen kommt, von jungen Leuten, mit viel Energie un Idealistmus, die einfach das Spielen worauf sie Lust haben. Zwar inhaltlih sehr belanglos, aber auch sehr genial sind für mich die frühen Jahre der Abstürzenden Brieftauben.


    Man sieht also, gerade im Musikbereich kann man Dinge sehr unterschiedlich sehen/einstufen :)

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    Konfizius

  • Verkehrte Welt: Ich ergreife Partei für Andrew.
    Ich sehe nämlich auch keine direkte Verwandschaft zwischen Richard Hell und The Artless ... ich find das Lied der letzteren auch ziemlich stumpf ... deutscher Proleten-Gröhl-Punk :thumbdown: Deswg. konnte ich auch nie mit den Böhsen O.


    Ich geh schon mal in Deckung, falls Sebastian jetzt schwere Geschütze auffährt (Schwester Ewa nochmal oder so) .... :D

  • Haha ;) Schwester Ewa ist das Höchste aller gefühle, ich glaube die brauche ich nicht zu bringen, da stinkt jedes Argument ab, wenn man sie ins Spiel bringt :) Richard Hell habe ich mit Artless nicht verglichen. Das eine ist britischer 77er Punk (Genre-Einordnung ist schwer wie wir merken, aber mit Punk und Punkrock als Oberbegriffe fahren wir denke ich recht gut) und Artless ist früher Deutschpunk (gerne auch Gröl-Punk, Kellerpunk oder was weiss ich). Mir gefallen Beide. Verwandtschaft muss man im Hauptgenre sehen, nämlich dem Punk. Und ein wenig in der Entstehungszeit. Sonst geht da natürlich einiges auseinander, dass auch der Punk weit verzweigt ist, wissen wir ja.

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    Konfizius

  • Na ja, wer will schon die ganzen Richtungen auseinanderhalten? Die Trennlinien sind ja auch teilweise künstlich und sehr ungenau...
    Was Punk angeht, schätze ich am meisten The Damned, die meiner Meinung nach die schönste und abwechslungsreichste Musik gemacht haben, die in diesem Subgenre je produziert wurde. Betonung auf schönste und abwechslungsreichste :)


    Das hier kennen wohl die meisten:


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