Olympische Spiele Tokio 2020

  • Die Regelungen haben sich dahingehend zumindest bisher nicht geändert, kann mir vorstellen, dass das auch ein riesiger bürokratischer Akt ist. Die Sportlerinnen haben die Strafe – hier eine Geldstrafe – in Kauf genommen, was schon eine Ansage ist. Ein Boykott wäre sicherlich ein noch deutlicheres Signal, aber du darfst nicht vergessen, für die Sportverbände ist Olympia die offensichtlich bedeutendste Einnahmequelle, ohne die sich sicher viele auf Dauer gar nicht finanzieren könnten, weil die Sponsoren abspringen. Da brauchen wir auch gar nicht in andere Länder zu blicken, Deutschland ist in der Hinsicht wohl ziemlich rückständig, was die Finanzierung von Leistungssport angeht – von Fußball mal ganz abgesehen.

    Wenn die Verbände das dann trotzdem machen, könnten auch die Leistungsträger sich von den Verbänden abwenden. Das wäre dann ein natürlicher Vorgang wie es im freien Markt üblich wäre. Aber ansonsten bin ich bei Dir. Außer eben, dass ich das Thema der Verhältnismässigkeit hier auch mit rein bringen muss. Wenn das manchen Sportlern so wichtig wäre, hätten sie schon entsprechend agiert. Im Zuge von aktuellen Aktivismuswellen, den mechanismen in den Leitmedien und den sozialen Plattformen ist das alles eine Sache, die nicht viel Mut ("Gratismut") erfordert. Denn wer hier "dagegen" agiert und einen offensiven Aktivismus zeigt, kann sich sicher sein, uneingeschränkte Solidarität zu erfahren und am Ende auf mehreren Ebenen zu gewinnen. Niemand darf zu irgendwas gezwungen werden, aber wenn einem gewisse Bestandteile eines Wettbewerbs bzw. einer Veranstaltung stört, gibt es auch andere Wege das zum Ausdruck zu bringen. Wobei das natürlich auch ein Weg ist, den ich nicht verurteile (höchstens den Gratismut dahinter) - Nena habe ich ja auch nicht verurteilt, dass sie erst auf die Bühne ist und sich dann beschwert hat. Der Unterschied ist nur, dass Nena den Mainstream, große Teile der Medien usw. nicht auf ihrer Seite hat bzw. ihre Aktion gegen vorhandene Agendasettings geht, da kann man automatisch mit mächtig Gegenwind rechnen. Und im ersten Moment ist die Nena-Aktion mit der Aktion der Sportler auf einer Ebene, im Grunde geht es bei Nena aber tiefer, da es nicht nur um diese Veranstaltung bei ihr ging, sondern um grundlegende Fragen in Bezug auf die Freiheit aller Menschen und die Übergriffigkeit der Staaten auf die Freiheit der Menschen, während die Sportler sich eben auf Rahmenbedingungen in dieser Veranstaltung beziehen. Vielleicht auch auf mehrere bzw. viele Veranstaltungen, aber die grundsätzliche Freiheit wird dadurch trotzdem nicht untergraben.

    Sehe ich anders: Jemand, der während eines internationalen Wettkampfes andere Menschen aufgrund ihres Aussehens bzw. ihrer Herkunft derart beleidigt, ist bei Olympia bzw. in solch einer Position völlig fehl am Platz – und das muss gerade Sportfunktionären einfach klar sein. Gerade Olympia soll als Veranstaltung ein Zeichen für Völkerverständigung, Toleranz und Frieden untereinander sein, gerade dort muss es für derartige Entgleisungen Konsequenzen geben.


    Auf dein Argument bezüglich Beschimpfungen gegen deutsche Sportler kann ich nur entgegnen: Hätte, wäre, könnte ... Ich höre solche Relativierungen öfters, allerdings sehe ich nie tatsächliche Beispiele, dass deutsche Sportler rassistisch beleidigt wurden. Abgesehen davon sehe ich zwischen Kraut und Kameltreiber schon noch einen ziemlichen Unterschied im Grad der Diskriminierung.

    Mal abgesehen davon, dass ich Krauts und Kameltreiber schon auf eine Stufe stelle bin ich da bei Dir. Rassistisch sind aber beide Begriffe nicht. Aber beleidigend. Es geht ja nicht nur um Völkerverständigung, sondern um Sportsgeist und eine Vorbildsfunktion für Kinder.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

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  • Ich finde die Geschichte des Medaillenspiegels auch jedes Mal sehr interessant. Die BRD hat ja die letzten 20 Jahre gar nicht mal schlecht abgeschnitten. Richtig viele Medaillen wurde aus deutscher Sicht von der DDR gesammelt. Davor/danach/dazwischen war es teilweise recht Mau was Medaillen angeht. Neben der DDR ist der deutsche Vorteil (wie auch bei der Fußball WM und der EM) die stetige Kontinuität, dass eigentlich immer ganz gut Medaillen gesammelt wurden. Während China heute sehr stark ist, aber früher wenig gerissen hat, dafür war Russland sehr stark. Eine deutsche Ausnahme war die Olympiade in Berlin, da war das Deutsche Reich sogar auf Platz 1. Ich glaube das gabs davor und danach nicht mehr?

    In den frühen 90ern gabs verhältnismässig viele Medaillen, was am DDR-Erbe lag. Das ist bis heute spürbar zurück gegangen, dennoch waren die Ergebnisse nie richtig schlecht.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Und Gold für Sascha Zverev! <3 Wahnsinn, was für ein geniales Match von ihm. Hochverdient und dabei noch Geschichte geschrieben – ist die erste Goldmedaille für Deutschland im Tennis-Einzel der Männer.

    (...) Meine absoluten Highlights bisher: Halbfinale und Spiel um Platz 3 im Tischtennis mit Dimitrij Ovtcharov. Außerdem freue ich mich auf den Diskuswurf der Frauen. Da wächst in Deutschland mit Claudine Vita ein neuer Star der Zukunft heran. Sie wird noch ein paar Jahre brauchen. Aber es macht Spaß, zu sehen, wie sie sich von Jahr zu Jahr steigert.

    Ja, Ovtcharov hat auch wirklich super gespielt – als ehemaliger Tischtennisspieler hat es mich besonders gefreut, dass er noch Bronze abgeräumt hat. :) Gegen die Chines:innen bzw. allgemein Teilnehmer:innen aus dem asiatischen Raum ist in Sachen Tischtennis momentan einfach kein Kraut gewachsen, die sind einfach unschlagbar gut.

    Ich finde die Geschichte des Medaillenspiegels auch jedes Mal sehr interessant. Die BRD hat ja die letzten 20 Jahre gar nicht mal schlecht abgeschnitten. Richtig viele Medaillen wurde aus deutscher Sicht von der DDR gesammelt. Davor/danach/dazwischen war es teilweise recht Mau was Medaillen angeht. (...) In den frühen 90ern gabs verhältnismässig viele Medaillen, was am DDR-Erbe lag. Das ist bis heute spürbar zurück gegangen, dennoch waren die Ergebnisse nie richtig schlecht.

    Ein Eurosport-Kommentator meinte vor ein paar Tagen mal, dass der Grund für das überdurchschnittlich gute Abschneiden der DDR damals unter anderem auch darauf zurückzuführen ist, dass sie durch einige Reglement-Hintertürchen immer wieder Profisportler in Disziplinen antreten lassen konnten, in denen das eigentlich untersagt war (also bspw. im Fußball, wo es ja heute auch noch sehr strenge Vorgaben für die Teilnahme gibt). Konnte auf die Schnelle leider keine Belege dafür finden, aber es wurde zudem wohl auch in großem Stil und staatlich angeordnet gedopt, ähnlich wie es vor einigen Jahren mit Russland der Fall war. Ein weiterer Grund ist aber sicher die gute Förderung und Finanzierung des Leistungssports von staatlicher Seite aus (auch wenn Beweggründe wie Propaganda-Zwecke da sicher auch eine große Rolle gespielt haben).

  • Ja, Ovtcharov hat auch wirklich super gespielt – als ehemaliger Tischtennisspieler hat es mich besonders gefreut, dass er noch Bronze abgeräumt hat. :) Gegen die Chines:innen bzw. allgemein Teilnehmer:innen aus dem asiatischen Raum ist in Sachen Tischtennis momentan einfach kein Kraut gewachsen, die sind einfach unschlagbar gut. (...)

    Ein Eurosport-Kommentator meinte vor ein paar Tagen mal, dass der Grund für das überdurchschnittlich gute Abschneiden der DDR damals unter anderem auch darauf zurückzuführen ist, dass sie durch einige Reglement-Hintertürchen immer wieder Profisportler in Disziplinen antreten lassen konnten, in denen das eigentlich untersagt war (also bspw. im Fußball, wo es ja heute auch noch sehr strenge Vorgaben für die Teilnahme gibt). Konnte auf die Schnelle leider keine Belege dafür finden, aber es wurde zudem wohl auch in großem Stil und staatlich angeordnet gedopt, ähnlich wie es vor einigen Jahren mit Russland der Fall war. Ein weiterer Grund ist aber sicher die gute Förderung und Finanzierung des Leistungssports von staatlicher Seite aus (auch wenn Beweggründe wie Propaganda-Zwecke da sicher auch eine große Rolle gespielt haben).

    Wo hast du denn Tischtennis gespielt? Ich bin regelrecht zum Tischtennis-Fan geworden in den letzten Tagen. Diese Kombination aus Technik und Kraft ist faszinierend :thumbup:


    Ich hatte früher mal einen Kollegen, der im Nachwuchskader Biathlon der DDR war und wegen des Dopings Herzprobleme bekommen hat. Die DDR-Medaillen interessieren mich wegen des massiven Dopings nicht die Bohne. Wobei das nicht heißt, dass man im Westen nicht gedopt hat.


    Ja, das Match von Zwerev war wirklich toll. Schade, dass das deutsche Rudern so schwach geworden ist. Da ist man ja nur noch in einem Drittel der Boote angetreten.


    Ich weiß gar nicht wie sich das mit dem deutschen Spitzensport in der Breite entwickelt. Nach den letzten Spielen wurde ja soviel ich weiß die finanzielle Förderung von den Erfolgen abhängig gemacht.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Das ist aber schon etwas unsinnig :/


    „Weil Männer Leistungsvorteile haben, die in ihrem biologischen Geschlecht begründet sind. Sie übertreffen uns in Geschwindigkeit, Ausdauer, Kraft“, erklärt Deves. Nur den Faktor Testosteron zu berücksichtigen, führe in die Irre. „Wir vernachlässigen die Anatomie, die schneller zuckenden Muskeln, die größeren Organe. Männer erholen sich schneller, haben stärkere Knochen, kein gekipptes Becken und sind deshalb weniger anfällig für Knie- und Sprunggelenksverletzungen.“

    Quelle: Welt: Sie lebte als Mann – nun startet sie als Frau und ist Goldfavoritin

  • Ach, ich hab' nur in unserem lokalen Verein gespielt, nix Großes – wobei ich dafür schon recht gut war. :P Technisch war ich zwar fit, mir hatte es aber vor allem an der Kondition gemangelt, das unterschätzt man beim Tischtennis gern auch als Zuschauer.


    Klar wurde auch anderswo gedopt, aber eben diffus, der Unterschied war im Fall der DDR ja, dass Doping staatlich "verordnet" wurde, also systemisch bedingt war; daher auch mein Vergleich mit Russland, wo ziemlich deutliche Parallelen gezogen werden können.

  • Wer noch ein bisschen Olympia und Japanfeeling haben will:

    Wenn man bei Google: "Doodle Games Insel der Champions" eingibt und dann das Google-Bild anklickt kommt man übrigens noch immer ins hauseigene Gratis Google Olympiaspiel, das schon die ganze Zeit über hinter dem Googleicon versteckt war (ganz vergessen rechtzeitig zu erwähnen). Hat schicke 16 Bit Grafik und Sound, mehrere Disziplinen, einige Quest zum lösen drumherum und sogar eine nette Portion Humor. Und über japanische Mythologie kann man auch noch was lernen.^^

    "Der Mensch hat drei Wege klug zu handeln:

    Durch Nachdenken: Das ist der edelste.

    Durch Nachahmen: Das ist der einfachste.

    Durch Erfahrung: Das ist der bitterste."


    Konfuzius

  • Ich bin kein Fan vom Synchronschwimmen (es sei denn es handelt sich um einen Film mit Esther Williams), aber was die Russinnen hier abgeliefert haben, das ist schon unglaublich


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  • Wow - wirklich schön! Ich hab gerade kurz mit meinen Kindern rein geschaut. Das erinnert an die Eiskunstlauf-Kür (heisst so oder?) von 2016, die einen zu tränen gerührt hat, weil es so schön und perfekt war.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • ja, das ist einer der nettesten Filme, die jemals zum Thema gemacht worden sind. Den schaue ich mir auch immer mal wieder an.

    Ist mein Pflicht-Begleitfilm alle vier Jahre. :):thumbup:

    "Der Mensch hat drei Wege klug zu handeln:

    Durch Nachdenken: Das ist der edelste.

    Durch Nachahmen: Das ist der einfachste.

    Durch Erfahrung: Das ist der bitterste."


    Konfuzius