Olympische Spiele Tokio 2020

  • Verfolgt eigentlich jemand hier momentan die Olympischen Spiele? Meine Begeisterung für Sport hält sich sonst eigentlich in Grenzen, aber Olympia ist für mich früher wie heute immer noch etwas Besonderes, bei dem ich mich im Verlauf gern richtig ins Wettkampfgeschehen ziehen lasse. Selbst bei diesen Spielen, deren Umstände ja alles andere als normal und ideal sind, fiebere ich bei so einigen Disziplinen schon jetzt mit. Richtig heiß wird es ja sowieso erst ab dem kommenden Wochenende, wenn die klassischen olympischen Disziplinen der Leichtathletik starten.


    Genug Gesprächsstoff gibt es abseits der sportlichen Wettkämpfe aber ja auch mehr als genug – die kurzfristige Entlassung des Regisseurs der Eröffnungsfeier Kentaro Kobayashi wegen eines Holocaust-Witzes, den er vor 2 Jahrzehnten öffentlich gemacht hatte, den Mobbing-Vorwürfen gegen Eröffnungsfeier-Komponist Cornelius oder natürlich die in der japanischen Gesellschaft durchaus umstrittene Durchführung der Spiele.


    Meine zwei bisherigen kleinen Highlights: Bei der Eröffnungsfeier wurde während des Einlaufs der Nationen ins Olympia-Stadion durchgehend Musik aus japanischen Videospiel-Klassikern gespielt – hier die komplette Tracklist. ^^ Und es freut mich zudem riesig, dass endlich auch Skateboarding als olympische Disziplin mit dabei ist; sieht einfach mega aus, was die Jungs und Mädels da zeigen (Finale Männer / Finale Frauen). <3

  • Ich hab die letzten Tage in den Medaillenspiegel rein geschaut - ohne Überraschungen. In der Hinsicht werde ich die Veranstaltung weiter verfolgen. Ach doch es gab eine Überraschung - nämlich, dass Japan vorne ist. Das hat ja auch Tradition, dass die Gastgeberländer sich dann stark ins Zeug legen. Mal sehen ob das so bleibt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Die EM ist vorbei und das politisieren geht bei Olympia tüchtig weiter, gerade von bundesdeutscher Seite aus.


    Die Kritik und Konsequenzen bzgl. der Anfeuerung bei den Radfahrern kann ich aber nachvollziehen.


    Was Sportler anziehen, ist eine ganz freie Entscheidung der Verbände und somit der Teilnehmer. Muss man aber meiner Meinung nach nicht plakativ aufblasen das Thema.


    ....und der Motivationsritus vor einem Kampfsportevent sollte auch in den Händen der Akteure liegen. Soweit alle mit dem einverstanden sind, was passiert.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Zur Debatte über das, was der Radsport-Funktionär da während des Rad-Wettkampfes rief (Kontext) : Sowas kannst du heute einfach nicht mehr sagen. Selbst der Duden beschreibt das Wort als veraltendes, diskriminierendes Schimpfwort. Wer heutzutage sowas in seinem normalen Sprachgebrauch noch benutzt, sollte sich ernsthafte Gedanken um seinen/ihren Umgangston machen. Auch und gerade in einer internationalen Wettkampfsituation darf einem sowas nicht rausrutschen.

    (...) Was Sportler anziehen, ist eine ganz freie Entscheidung der Verbände und somit der Teilnehmer. Muss man aber meiner Meinung nach nicht plakativ aufblasen das Thema. (...)

    Bezüglich der Diskussion um die Bekleidung der Beachvolleyballerinnen (Kontext) : Das ist so nicht korrekt, es ist eben keine freie Entscheidung der Sportler:innen bzw. Verbände, sondern ist vom Olympischen Komitee strikt vorgegeben. Deshalb ist die Diskussion ja auch hochgekocht. Diese Regel hat natürlich grundsätzlich einen Sinn, sonst könnte man bei Olympia theoretisch auch im Clownskostüm antreten. Aber ein Zwang zu knapper Bekleidung ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und jede:r Sportler:in sollte in einem gewissen Rahmen das tragen dürfen, worin sie sich wohl fühlen. Und wenn ich lese, dass Sportlerinnen in den vergangenen Jahren regelmäßig ihre Kleidung am Körper festkleben mussten, damit sie nicht verrutscht und während des Spiels plötzlich nackte Hintern oder gar der Schambereich zu sehen ist, kann ich das noch viel mehr nachvollziehen.


    In other news: Krass, Zverev besiegt die Weltspitze Djokovic nach einem wahnsinnig guten Spiel im Tennis-Halbfinale! :love:

  • Zur Debatte über das, was der Radsport-Funktionär da während des Rad-Wettkampfes rief (Kontext) : Sowas kannst du heute einfach nicht mehr sagen. Selbst der Duden beschreibt das Wort als veraltendes, diskriminierendes Schimpfwort. Wer heutzutage sowas in seinem normalen Sprachgebrauch noch benutzt, sollte sich ernsthafte Gedanken um seinen/ihren Umgangston machen. Auch und gerade in einer internationalen Wettkampfsituation darf einem sowas nicht rausrutschen.

    War zwar nicht okay was er von sich gegeben hat, aber ich verstehe trotzdem nicht warum da so ein Tamtam daraus gemacht wird. Kein Mensch macht ein Tamtam daraus dass immer noch Frauen in manchen Ländern beschnitten werden, gesteinigt werden, Leute in mehreren Ländern gefoltert werden, usw.. Aber solche Bemerkungen gehen quer durch Presse, Radio, TV und ist in aller Munde. Wo ist denn da noch das Verhältnis?

                                                                                                                                  animiertes-fruehling-smilies-bild-0009

  • Ich denke Kameltreiber war noch nie ein besonders schönes Wort. Wie gesagt, von daher nachvollziehbar.


    Das mit der Bekleidung hab ich dann falsch ausgedrückt, bzw. nicht ganz richtig eingeordnet. Aber wenn die Damen jetzt anders angetreten sind, sind die Regelungen geändert oder haben sie es gemacht, obwohl es anders vorgeschrieben ist? Da wäre ein Boykott in meinen Augen der richtige Weg. Denn wenn man an ner Sache teilnimmt, dann ist man entweder mit den Rahmenbedingungen die ausgehandelt oder vorgegeben werden einverstanden oder nicht.

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    Konfizius

  • In other news: Krass, Zverev besiegt die Weltspitze Djokovic nach einem wahnsinnig guten Spiel im Tennis-Halbfinale! :love:

    Großartig! :thumbup: Schade, dass ich das nicht direkt verfolgen kann im Moment. Aber freut mich sehr. Im Doppel hat er ja schon einen Namensvetter von mir geschlagen :D

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    Konfizius

  • War zwar nicht okay was er von sich gegeben hat, aber ich verstehe trotzdem nicht warum da so ein Tamtam daraus gemacht wird. Kein Mensch macht ein Tamtam daraus dass immer noch Frauen in manchen Ländern beschnitten werden, gesteinigt werden, Leute in mehreren Ländern gefoltert werden, usw.. Aber solche Bemerkungen gehen quer durch Presse, Radio, TV und ist in aller Munde. Wo ist denn da noch das Verhältnis?

    Völlig richtig.

    Daß der Mann mit dem hemdsärmeligen Spruch abreisen mußte: idiotisch.

    So wie das ganze Tamtam darüber.

    Hätte ein anderer Trainer deutsche Sportler als Moffen, Piefkes, Sauerkrauts oder was auch immer bezeichnet, wäre das nicht kritisiert worden, und die deutschen Zuschauer hätten das noch niedlich gefunden.

    Es herrscht mittlerweile im Lande in dieser Hinsicht allgemeine totale Geistesgestörtheit.

    Dieser ganze 'Rassismus'-Quatsch, ich kann es nicht mehr hören.

  • Das mit der Bekleidung hab ich dann falsch ausgedrückt, bzw. nicht ganz richtig eingeordnet. Aber wenn die Damen jetzt anders angetreten sind, sind die Regelungen geändert oder haben sie es gemacht, obwohl es anders vorgeschrieben ist? Da wäre ein Boykott in meinen Augen der richtige Weg. Denn wenn man an ner Sache teilnimmt, dann ist man entweder mit den Rahmenbedingungen die ausgehandelt oder vorgegeben werden einverstanden oder nicht.

    Die Regelungen haben sich dahingehend zumindest bisher nicht geändert, kann mir vorstellen, dass das auch ein riesiger bürokratischer Akt ist. Die Sportlerinnen haben die Strafe – hier eine Geldstrafe – in Kauf genommen, was schon eine Ansage ist. Ein Boykott wäre sicherlich ein noch deutlicheres Signal, aber du darfst nicht vergessen, für die Sportverbände ist Olympia die offensichtlich bedeutendste Einnahmequelle, ohne die sich sicher viele auf Dauer gar nicht finanzieren könnten, weil die Sponsoren abspringen. Da brauchen wir auch gar nicht in andere Länder zu blicken, Deutschland ist in der Hinsicht wohl ziemlich rückständig, was die Finanzierung von Leistungssport angeht – von Fußball mal ganz abgesehen.


    Sehe ich anders: Jemand, der während eines internationalen Wettkampfes andere Menschen aufgrund ihres Aussehens bzw. ihrer Herkunft derart beleidigt, ist bei Olympia bzw. in solch einer Position völlig fehl am Platz – und das muss gerade Sportfunktionären einfach klar sein. Gerade Olympia soll als Veranstaltung ein Zeichen für Völkerverständigung, Toleranz und Frieden untereinander sein, gerade dort muss es für derartige Entgleisungen Konsequenzen geben.


    Auf dein Argument bezüglich Beschimpfungen gegen deutsche Sportler kann ich nur entgegnen: Hätte, wäre, könnte ... Ich höre solche Relativierungen öfters, allerdings sehe ich nie tatsächliche Beispiele, dass deutsche Sportler rassistisch beleidigt wurden. Abgesehen davon sehe ich zwischen Kraut und Kameltreiber schon noch einen ziemlichen Unterschied im Grad der Diskriminierung.

  • Abgesehen davon sehe ich zwischen Kraut und Kameltreiber schon noch einen ziemlichen Unterschied im Grad der Diskriminierung.

    Wir werden als Deutsche oft genug als Nazis betitelt. Ausserdem bin ich weder Kraut, noch Toastbrot. Kuhtreiber, Kraut und Toastbrot würde mich noch nicht mal stören. Aber Nazi finde ich unterste Schublade.

                                                                                                                                  animiertes-fruehling-smilies-bild-0009

  • Wir werden als Deutsche oft genug als Nazis betitelt. Ausserdem bin ich weder Kraut, noch Toastbrot. Kuhtreiber, Kraut und Toastbrot würde mich noch nicht mal stören. Aber Nazi finde ich unterste Schublade.

    Ich wurde zwar noch nie in meinem Leben als Nazi beschimpft (und ich hab' immerhin über 5 Jahre mit migrantischen Kindern und Jugendlichen aus Problemvierteln und -familien aller Couleur gearbeitet), aber nehmen wir mal an, dass deine Aussage so stimmt: Ex iniuria ius non oritur – Aus Unrecht kann kein Recht erwachsen. Wenn ich als Nazi beschimpft werde, habe ich deshalb nicht das Recht, meinen Gegenüber ebenfalls beleidigen. Oder anders: Du findest es unterste Schublade, als Nazi bezeichnet zu werden; aber andere Menschen als Kameltreiber zu beleidigen, auch wenn sie sich dadurch verletzt fühlen, nur weil du es nicht als schlimme Beleidigung auffasst, das ist in Ordnung? Sorry, aber diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Du kannst doch nicht deine eigenen Befindlichkeiten und Gefühle als Maßstab dafür nehmen, was für alle Menschen als Beleidigung oder diskriminierende Bezeichnung zu gelten hat, und was nicht. :|

  • Ich habe nicht geschrieben dass es okay ist jemanden als Kameltreiber zu betiteln. Ich finde die Verhältnismäßigkeit welch ein Rummel darum gemacht wird seltsam, während anderes in den Medien kaum Beachtung findet:

    War zwar nicht okay was er von sich gegeben hat, aber ich verstehe trotzdem nicht warum da so ein Tamtam daraus gemacht wird. Kein Mensch macht ein Tamtam daraus dass immer noch Frauen in manchen Ländern beschnitten werden, gesteinigt werden, Leute in mehreren Ländern gefoltert werden, usw.. Aber solche Bemerkungen gehen quer durch Presse, Radio, TV und ist in aller Munde. Wo ist denn da noch das Verhältnis?

    In Deutschland wird man generell schnell als Nazi/Reichsbürger/Rechts/Querdenker betitelt, was absichtlich als Beleidigung verwendet wird- Richtung NS-Zeit. Vor allem von Politik und Medien, als auch Privatpersonen. Darüber darf man sich nicht aufregen. Während Leute die als Kameltreiber betitelt werden verteidigt werden.

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  • Wenn ich deren Befindlichkeiten und Gefühle als offiziellen Maßstab für mich nehme, dann müsste ich ständig jemanden beleidigt sein. Man hat sich über mich schon als Frau (bin weiblich), als Blondine (Blondinenwitze), als kleiner Mensch, früher über meine Religions-Gläubigkeit, usw. lustig gemacht. Ich würde nicht mehr fertig werden wenn ich jeden beleidigt wäre oder jeden verklagen würde. Ausser das mit dem Nazi-betiteln ist es mir relativ egal was die Leute dumm daherreden. Tun doch immer alle. Liegt in der Natur des Menschen. Nun reden halt die meisten über Weiße, alte Männer, Deutsche (wg. "Nazivergangenheit"), "Querdenker", usw. dumm daher.

    Früher waren es Blondinenwitze, Frauenwitze, Österreicherwitze, Ostfriesenwitze. Aber ich bezweifle dass die Leute innerlich "liebevoller, netter, einfühlsamer" sind als früher. Denn es gab früher Behindertenwitze die man heute nicht mehr erzählt, aber heute wird viel bereitwilliger abgetrieben- es wird sogar von Vereinigungen um Euthanasie für unter 1-jährige Kinder gekämpft die behindert sind. Blondinenwitze hab ich früher übrigens sogar selber erzählt. Und frauenfeindliche auch. Mich stören noch nicht mal Anti-Nazi-Witze. Aber jedem mit anderer Meinung als der Staat hat als Querdenker=Rechte Ecke=Nazi zu betiteln ist doch nur ein Totschlag-Argument wie früher das Wort: "Weiber" oder "Weiber verstehen sowas nicht" wenn einer nicht mehr weiter argumentieren konnte. Wo ist denn das besser? Aber ich fang doch nicht mit einem Medienrummel wegen sowas an. Komischerweise fangen die die beleidigen mit "Nazi" einen Medienrummel an, statt die die beleidigt werden.

                                                                                                                                  animiertes-fruehling-smilies-bild-0009

  • Was denn sonst ... den vorgegebenen offiziellen verordneten Quatsch sicher nicht.

    Das Zauberwort ist Empathie. Denn nichts von dem, über was wir hier zu diesem Thema schreiben, ist offiziell verordnet — höchstens so eine Behauptung ist also Quatsch. Es geht wie so oft auch mit einer Portion gesundem Menschenverstand und etwas Einfühlungsvermögen, damit fährt man schon ganz gut. ;)


    Was mich dahingehend immer wieder verwundert: Anstatt die Verursacher solcher Entgleisungen zu kritisieren, werden oft nur jene angegangen, die darauf aufmerksam machen. :/


    Auf den letzten Beitrag von Harper möchte ich hier nicht mehr eingehen, zu viele Verallgemeinerungen und Derailing, die von dem eigentlichen Vorfall ablenken.


    Mein heutiges Highlight übrigens: Der 3-fache Sieg der Jamaikanerinnen beim 100-Meter-Lauf. Einfach großartig! 8)

  • Das Zauberwort ist Empathie. Denn nichts von dem, über was wir hier zu diesem Thema schreiben, ist offiziell verordnet — höchstens so eine Behauptung ist also Quatsch. Es geht wie so oft auch mit einer Portion gesundem Menschenverstand und etwas Einfühlungsvermögen, damit fährt man schon ganz gut. ;)

    Da stimme ich dir absolut zu. Und bei Funktionären bzw. Athleten kommt noch zu Empathie das Wort Professionalität dazu.

    Das Problem ist natürlich der Blick von außen. Was für Verletzungen diese rassistischen Fehlgriffe wirklich auslösen, ist von außen nicht leicht in der vollen Tragweite nachzuvollziehen.


    Bei Rassisten ist natürlich das Problem, dass sie selbst diesen Blick von außen verweigern.


    Meine absoluten Highlights bisher: Halbfinale und Spiel um Platz 3 im Tischtennis mit Dimitrij Ovtcharov. Außerdem freue ich mich auf den Diskuswurf der Frauen. Da wächst in Deutschland mit Claudine Vita ein neuer Star der Zukunft heran. Sie wird noch ein paar Jahre brauchen. Aber es macht Spaß, zu sehen, wie sie sich von Jahr zu Jahr steigert.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)