"Sie spielte wie im Rausch": Die Schauspielerin Maria Orska

  • Letzten Freitag ist eine Biografie über die Stummfilmschauspielerin Maria Orska erschienen: "Sie spielte wie im Rausch": Die Schauspielerin Maria Orska. Autorin ist Ursula Overhage. Maria Orska (1893-1930) ist eine jener Schauspielerinnen der Stummfilmzeit, die nie den Ruhm erlebt haben, den sie verdient gehabt hätten, Vielleicht trägt dieses Buch dazu bei, sie ein wenig aus dem Dunkel der Vergessenheit zu holen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Leider war meine Freude ziemlich verfrüht. Ich habe mittlerweile zweimal angefangen, das Buch zu lesen und bin jedesmal irgendwo hängengeblieben - und zwar schon bevor es um Maria Orskas Filmarbeit ging. Die Autorin nimmt sich nämlich manch eine "künstlerische Freiheit" heraus, indem sie Gedanken, Handlungen und Gefühle von Personen beschreibt, die sie selbstverständlich überhaupt nicht kennen kann. Sie tut das, um "die Personen und die Zeit in ihrem Facettenreichtum greifbar werden zu lassen", wie sie auf Seite 254 schreibt. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich da zum einen als Leser bevormundet und auch nicht für voll genommen fühle, denn so etwas will ich ja selber mit Hilfe von Dokumenten und Informationen entdecken. Zum anderen geht das natürlich auch auf Kosten der Glaubwürdigkeit, denn die Grenze zwischen "Personen greifbar zu machen" und "Phantasiegeschichten zu erzählen", ist halt doch ziemlich schmal.

    Das Verdienst, Maria Orska ins Gedächtnis zurückgerufen zu haben, bleibt der Autorin natürlich unbenommen.

    Insofern kann ich für mich nur sagen: 2,5 bis maximal 3 von 5 Punkten.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • So etwas finde ich auch sehr fragtwürdig. Wenn man einen Roman schreibt, klar. Aber wenn ein wissenschaftlicher Ansatz vorhanden sein soll, dann ist das total daneben.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich denke mir halt, irgendwie muss man so ein Buch auch zu füllen verstehen, und bloß mit beinharten Fakten könnte das bei einer Persönlichkeit wie Maria Orska, wo die Quellenlage doch ziemlich dünn ist, schwierig werden. Da heißt es dann eben Kreativität beweisen :D

  • Wobei man das meiner Meinung nach auch eleganter machen kann - eben ohne jegliche Deutungshoheit so brachial für sich zu reklamieren. Von den frühen Filmen Erna Morenas ist auch nichts bekannt, und trotzdem zaubern dort die Autoren ein hochspannendes Kapitel hin, wo man total vergisst, dass sie noch am Anfang schreiben, dass ihnen nur Inhaltsangaben, Fotos und Kritiken vorliegen - aber kein Filmmaterial.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)