Kirchen kunstvoll, gruselig, besinnlich, interessant...

  • Eine Kirche die mich fasziniert:


    Das Sedletz-Ossarium (tschechisch: Kostnice Sedlec) ist ein Beinhaus in Sedletz (tschechisch: Sedlec), einem Ortsteil von Kutná Hora, etwa 70 km östlich von Prag. Es befindet sich im Untergeschoss der Allerheiligenkirche (tschechisch: Hřbitovní kostel Všech svatých) auf dem Sedletzer Friedhof. Berühmtheit erlangten Kirche und Beinhaus durch die Aufbewahrung von rund 40.000 menschlichen Skeletten, wovon die Knochen von etwa 10.000 Menschen künstlerisch verarbeitet wurden, um Dekorationen und Einrichtungsgegenstände für das Kirchengebäude zu formen.Quelle: Wikipedia.org


    Seht Euch das mal an, seht es Euch mal genau an...

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    Wenn Ihr noch mehr so tolle Fotos von dieser Kirche sehen wollt:


    Sedletz-Ossarium

  • Faszinierend, nicht wahr? Vor allem wie das ganze zustande kam...

    Klosterfriedhof

    Blick auf einen der Knochenberge

    Der Legende nach wurde Heinrich, ein Abt des Zisterzienser-Klosters Sedletz, um 1278 von König Ottokar II. Přemysl von Böhmen mit einer Botschaft nach Jerusalem entsandt. Auf seiner Rückreise brachte der Abt eine Handvoll Erde vom Kalvarienberg mit und verteilte diese über den Klosterfriedhof, der dadurch zu heiligem Boden erklärt wurde.

    Daraufhin entwickelte sich der Friedhof zu einem begehrten Bestattungsort in Mitteleuropa, auf dem nicht nur Menschen aus der Umgebung von Sedletz und Böhmen, sondern auch aus Polen, Bayern und den Niederlanden bestattet wurden. Aufgrund der Pestepidemien in der Mitte des 14. Jahrhunderts (hierdurch zählte der Friedhof bereits etwa 30.000 Tote) und der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert, die mehrere tausend Opfer forderten, musste der Friedhof ständig erweitert werden. Das Gelände erfuhr seine größte Ausdehnung mit zirka 3,5 ha. Viele der Toten wurden in Massengräbern verscharrt.

    Errichtung des Kirchengebäudes

    Im frühen 15. Jahrhundert wurde im Zentrum des Friedhofs ein zweigeschossiges Kirchengebäude im gotischen Stil errichtet. Im Verlauf der Bauarbeiten wurden die Überreste der Toten exhumiert und im Untergeschoss des Kirchengebäudes eingelagert, das seither als Beinhaus genutzt wurde. Da der Friedhof verkleinert werden sollte, wurde die Exhumierung der Toten auch nach dem Bau der Kirche fortgesetzt. Dieser Auftrag soll laut Überlieferung ab etwa 1511 von einem halbblinden Zisterziensermönch ausgeführt worden sein, der die Gebeine systematisch im Ossarium niederlegte. Insgesamt wurden die Überreste von rund 40.000 Menschen zusammengetragen.

    Zwischen 1703 und 1710 baute Johann Blasius Santini-Aichl den Eingangsbereich und einen Teil des Obergeschosses der Kirche im böhmischen Spätbarockstil um. Nach den Josephinischen Reformen wurde die Fürstenfamilie Schwarzenberg auf das Kirchengebäude aufmerksam und kaufte es im 19. Jahrhundert auf. 1870 beauftragte sie den Holzschnitzer František Rint aus Skalitz mit der Innenausstattung des Ossariums auf eher ungewöhnliche Art und Weise: Nicht Holz diente Rint als Baumaterial, sondern die im Beinhaus eingelagerten Knochen.

    Innenausstattung

    František Rint schuf das gesamte Inventar mithilfe menschlicher Knochen. Hierfür benötigte er die Gebeine von rund 10.000 Menschen. Unweit der Eingangstür führt eine Treppe in das Untergeschoss des Kirchengebäudes. Auf beiden Seiten des Treppenabgangs stehen zwei fast menschengroße Abendmahlskelche. Rechts, neben einem der Kelche, befindet sich ein aus Knochen und Schädeln geformtes Jesus-Monogramm.

    In der Raummitte des Untergeschosses hängt ein achtarmiger Lüster, der nahezu sämtliche Knochensorten des menschlichen Körpers enthält. Unterhalb des Lüsters befinden sich vier Fialen, bestückt mit jeweils 22 Schädeln. Das Gewölbe wurde mit mehreren Girlanden aus Schädeln und Oberarmknochen dekoriert; ähnliche Konstrukte finden sich als Wandschmuck und insbesondere an den Gurtbögen wieder.

    Auf der linken Raumseite hängt das ebenfalls komplett aus Knochen gebildete Wappen der Familie Schwarzenberg. Es zeigt unter anderem einen Raben, der – symbolisch und in Anlehnung an die Kämpfe mit den Osmanen im 16. Jahrhundert – einem Schädel (in diesem Fall einem auf dem Schlachtfeld gefallenen Kämpfer) das linke Auge aushackt.

    Der Hauptbestand der Gebeine wurde jedoch in den Nebenräumen konisch angehäuft, insgesamt vier gigantische Knochenberge zieren die Seitenschiffe des Souterrains. In den Nischen links und rechts neben dem Hauptaltar stehen zwei Monstranzen. An manchen Schädeln, besonders an denen, die in der Nähe der Nebenaltäre lagern, sind deutliche Spuren der Gefechte während der Hussitenkriege zu erkennen (Dreschflegel, Fausthammer).

    Rint selbst hinterließ seinen Namen – aus Knochen geformt – an einer Wand neben dem Treppenaufgang.

    Quelle: Wikipedia.org

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    Leib des Heiligen Maximus am Apostelaltar


    Was man in einigen Kirchen in Bayern so findet, ist mehr gruselig als schön:


    "...Es handelt sich bei den "heiligen Leibern" um die Ganzkörper-Reliquien frühchristlicher Märtyrer, die die um das Jahr 1700 herum aus den Katakomben Roms in bayerische Kirchen und Klöster gebracht wurden...."

    Quelle: Heilige Leiber in Bayern

  • Ich hab dazu schon was im Thread zu den "Post Mortem"-Fotografien geschrieben. Zu diesen "Reliquien" gibt es mittlerweile gute Veröffentlichungen. Die sollten deutlich sichtbar in den Kirchen gezeigt werden und sind ein rein katholisches Phänomen, v.a. also in Süddeutschland. Das waren Folgen der Reformation, u.a. der Bilderstürmer, durch die viele Devotionalien zerstört worden waren. Deshalb entstand ein florierender Reliquienhandel, weil man den Gemeinden christliche Märtyrer präsentieren wollte (Das führte auch zum Begriff der "Katakombenheiligen". Es ging um die römischen Katakomben, in denen angeblich christliche Märtyrer, die bei der Christenverfolgung ums Leben gekommen waren, beerdigt worden waren.) Das Ausstellen und die prächtige Kleidung sollten die Verehrung der angeblichen Reliquien zum Ausdruck bringen. Teilweise wurden/werden sie nur zu hohen Feiertagen der Gemeinde präsentiert.

    Insgesamt dauerte dieser Hype vergleichsweise ziemlich kurz. Ich glaube er kam im späten 16. Jahrhundert auf und flaute im Lauf des 18. Jahrhunderts wieder ab. Die meisten "Reliquien" wurden dann irgendwo verstaut, so dass man heute nur noch Restbestände sieht. Nachdem allerdings zwischendurch eine so hohe Nachfrage danach war und nach immer mehr Gebeinen verlangt wurde, wurden die Geschichten dahinter immer phantasievoller. Mit anderen Worten: An diesen Geschichten hinter den Reliquien ist in den allermeisten Fällen nicht viel dran. Auch den Händlern ging es da natürlich ums Geld, denn die Kirche hat richtig viel dafür bezahlt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich finde auch die Bilder und die Geschichten dahinter interessant. Und warum die Wallfahrten machen und sowas. Machtapparat und Blutgeld ja. Aber auch Mutter Teresas. Bin aus dem Verein auch ausgetreten. Aber die kunstvollen Bilder finde ich oft schön. Ausser - und da sind wir schon wieder beim Thema- die von der Geiselung Christis. Wieso hängt man sich sowas auf? Obwohl da kleine Kinder reingehen. Die lässt man ja auch keine solchen Filme anschauen wo jemand gefoltert wird. Ich fand das als Kind schon erschreckend.

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    Aber die großen Deckengemälde sind oft wunderschön. Und die bunten Fenster mag ich.


    Aber auch Friedhöfe -da gibts Sachen....

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  • Oh- ich hab das als Kind ja alles geglaubt. War ja Christ. Katholisch eben. Teilweise echt interessante, teils amüsante, teils extrem gruselige Geschichten, ich habe viele Bücher über Heiligengeschichten gelesen.

    Hier ein paar sehr seltsame Beispiele: seltsame-heilige-und-ihre-geschichte

    Einer verteilt gesegnetes Bier, einem anderen wird die Haut abgezogen?! usw..

    Zwischen den Heiligenlegenden und den Katakombenheiligen ist allerdings noch ein Unterschied. Bei den Heiligenlegenden war zuerst die Verehrung der entsprechenden Person da, und die Legende ist dann aus dieser Verehrung heraus entstanden. Bei den sogenannten Katakombenheiligen ging es darum, möglichst schnell Reliquien zu bekommen. Deshalb war die Zeit der Katakombenheiligen auch relativ schnell wieder vorbei.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)