In welchem Jahrzehnt/Jahrhundert würdet Ihr gerne leben?

  • In welchem Jahrzehnt/Jahrhundert würdet Ihr gerne leben oder gerne mal reinschauen?

    Und warum?


    Also die 80er- das wäre was für mich. Die Filme, die Kleidung, die Frisuren, die Musik. Einfach alles.

    Reinschauen würde ich gerne mal in vorige Jahrhunderte. Also 17-hundert rum. Mich würde interessieren, inwieweit es so war, wie wir es immer hören und lesen. Und wie es die Leute wirklich empfunden haben. Ich bezweifle dass alles so furchtbar hart und lebensfeindlich war, wie ich oft höre und lese. Die Leute hätten dann ja kaum Lebenswillen gehabt, und wir hätten nicht weiter überlebt. Sie hatten bestimmt auch schöne Zeiten und mal Spass. Wenn ich aber mit Leuten über die Zeit von damals diskutiere, höre ich immer dasselbe: Schrecklich- man musste dauernd frieren, und war barfuss in den Holzschuhen oder generell barfuss- auch im Winter. Man musste oft hungern und Gewalt und Armut war überall. Man musste ständig arbeiten, arbeiten, arbeiten. Rücken war bei jedem kaputt. Keiner hatte Hobbys. Ich kann mir nicht vorstellen, dass lediglich die Religion sie vom Selbstmord aus Verzweiflung über diese schreckliche Zeit abgehalten hat.

    Museumsdorf

  • Im 17. Jahrhundert war es nicht mehr so schlimm wie im Mittelalter. Da gab es durchaus solche Zustände, wie du sie schilderst.


    Aber in welcher Zeit könnte man besser leben als in dieser. Wenn ich überlege, welche technischen Möglichkeiten ich heutzutage habe. Und es wird ja dereinst noch mehr und besser werden. Dabei kommt es natürlich auch an, wo man lebt. Als Hungernder in der Sahelzone wäre mir völlig wurscht, welches Datum wir heute haben.

  • Zitat von Harper

    In welchem Jahrzehnt/Jahrhundert würdet Ihr gerne leben oder gerne mal reinschauen?

    In einer anderen Zeit zu leben, könnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber mal "reinschauen" (wenn das möglich wäre) würde mich schon interessieren. Besonders interessant fände ich da:


    Den Barock

    weil mich interessieren würde, wie das Leben der einfachen Bevölkerung damals gewesen ist. Finde es sowieso schade, dass man, was Geschichte betrifft, oftmals mit dem Leben der Oberschicht konfrontiert ist, und weniger mit der Mehrheit der damaligen Bevölkerung. Mich würde auch sehr interessieren wie eine Kindheit damals im Barock ausgesehen hat.


    Die Biedermeierzeit / den Vormärz

    zum einen, weil mich diese kulturelle Blütezeit sehr interessiert und zum anderen, weil mich interessieren würde, inwiefern die Mehrheit der Bevölkerung direkt oder indirekt von der aufstrebenden Nationalbewegung betroffen war und ob diese eher auf Zustimmung oder Ablehnung gestoßen ist.


    Die Kaiserzeit

    da der Historiker Sönke Neitzel in einer Dokumentation mal erzählt hat, dass damals viele Deutsche stolz auf ihr Land waren, weil das deutsche Kaiserreich ein aufstrebender Staat und Berlin eine moderne Stadt gewesen sein soll. Da würde mich vor allem interessieren, wie sich dieser Nationalstolz damals ausdrückte, was es bedeutet, wenn der Großteil einer Gesellschaft stolz auf das eigene Land ist. Dies interessiert mich vor allem auch, weil es einen richtigen Nationalstolz in der deutschen Gesellschaft heutzutage (meiner Ansicht nach) nicht mehr gibt.


    Zitat von Harper

    Ich bezweifle dass alles so furchtbar hart und lebensfeindlich war, wie ich oft höre und lese. Die Leute hätten dann ja kaum Lebenswillen gehabt, und wir hätten nicht weiter überlebt. Sie hatten bestimmt auch schöne Zeiten und mal Spass. Wenn ich aber mit Leuten über die Zeit von damals diskutiere, höre ich immer dasselbe: Schrecklich- man musste dauernd frieren, und war barfuss in den Holzschuhen oder generell barfuss- auch im Winter. Man musste oft hungern und Gewalt und Armut war überall. Man musste ständig arbeiten, arbeiten, arbeiten. Rücken war bei jedem kaputt. Keiner hatte Hobbys. Ich kann mir nicht vorstellen, dass lediglich die Religion sie vom Selbstmord aus Verzweiflung über diese schreckliche Zeit abgehalten hat.

    Das sehe ich mittlerweile auch so. Vor ein paar Jahren habe ich allerdings auch gedacht, dass es früher sowieso nur schrecklich gewesen ist, aber mittlerweile glaube ich das nicht mehr. Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass das Negative häufiger dokumentiert wird als das Positive, beziehungsweise, das vieles im 18. und 19. Jahrhundert gar nicht dokumentiert wurde und somit auch nicht überliefert ist.


    Wahrscheinlich hängt das auch damit zusammen, dass Journalisten / Historiker, um den Problemen der eigenen Zeit etwas entgegen zu setzen, sich auch mehr auf die Probleme / Problembekämpfung konzentrieren. Wenn Menschen in 100 oder 200 Jahren die Tagesschau-Sendungen unserer Zeit sehen würden, würden sie wahrscheinlich auch denken: "Den Menschen damals ging es bestimmt immer sehr, sehr schlecht"

  • 1913 - und dann versuchen, den Status Quo beizubehalten, damit der WK I nicht stattfindet und ein Herr namens Hitler 20 Jahre später eine unbekannte Person bleibt

    "Wir müssen mit den Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen"

    (Bismarck 1853)



    2 Mal editiert, zuletzt von Bruno ()

  • Zumindest war das Leben nicht so schnell. Weil weder ICE, noch Autos, noch PC existierten.

    Ich habe mal gelesen, dass im Winter auch Zeit war, um zu singen und Geschichten zu erzählen.

    Da die Gemüse- und Obstsorten noch nicht so auf lange Haltbarkeit für lange Transportwege und lange Lagerung und hübsche Optik gezüchtet waren, hatte es auch mehr Geschmack und es gab mehrere Sorten. Die alten Sorten verschwinden ja leider immer mehr.


    Wenn ich mit Leuten aus der ehemaligen DDR rede, ist es übrigens das gleiche Problem.

    Die einen erzählen dass alles ganz furchtbar war, und die anderen erzählen lustige Sachen, und das manche Sachen gut, und manche Sachen schlecht waren.

    Sogar Leute aus Russland erzählen mir zum Teil Gegenteiliges- es kommt vermutlich ohnehin -egal um welches Land oder um welche Epoche es geht- darauf an, in welchem Gebiet man gewohnt hat- ob Stadt oder Dorf. Ob am Meer, im Allgäu oder in Berlin. Ob man wohlhabend oder arm war, oder irgendwo in der Mitte. Oder ob man reich heiratete oder erbte. Wer gerade regierte. Ob man gläubig war oder nicht. Und natürlich wie heute auch- gab es bestimmt Grantler, Pessimisten, Neider und eben auch die Lustigen, die Dankbaren, und die Optimisten. Leute die immer Schuldige suchen, und Leute mit Einfallsreichtum und Elan etwas zu ändern. Ich vermute dass daher auch die unterschiedlichen Ansichten kommen. Wobei man es sich nicht vorstellen kann ohne Elektrizität und Heizung und fließend Wasser, ja sogar Warmwasser zu leben- was aber nicht heißt das es ein schlechtes Leben ist, immerhin lebten Menschen seit tausenden Jahren so und sind nicht an Depressionen und Selbstmorden ausgestorben, sondern haben Erfindungen gemacht. Aber die meisten von uns heute würden es vermutlich als unmenschlich ansehen.

  • Natürlich, der Standart ist mit der heutigen Zeit - und nicht einmal mit den 30er Jahren - vergleichbar. Wäre auch unrealistisch.

    Aber es war ein gesellschaftlicher Zusammenhalt - Deutschland hatte fast 100 Jahre keine fremden Truppen in seinem Land.

    Und was den Komfort betrifft: Es gab schon Zentralheizungen, Badezimmer mit Duschen und ......so nebenbei sogar Stereo-Versuchssendungen.

    Diese Privilegien hatte nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung, aber die Technik war schon vorhanden.

    Ebenso ein funktionierendes Gesundheitssystem - alles aus damaliger Zeit betrachtet, nichtwissend, wie es 2020 aussehen würde

  • Ich finde nahezu alle Zeiten interessant. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wohl das 19. Jahrhundert, auch hier verschiedene Zeiten (Befreiungskriege, Revolution 1848, Reichsgründung) - aber auch die Kaiserzeit bis 1914. Auch die 20er und 30er Jahre sind total spannend - natürlich immer nur dann, wenn man nicht gerade 1848 auf den Barrikaden kämpft, 1913 kein Grubenarbeiter sein muss oder in den 30er Jahren zu den verfolgten Gruppen gehört.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich finde nahezu alle Zeiten interessant. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wohl das 19. Jahrhundert, auch hier verschiedene Zeiten (Befreiungskriege, Revolution 1848, Reichsgründung) - aber auch die Kaiserzeit bis 1914. Auch die 20er und 30er Jahre sind total spannend - natürlich immer nur dann, wenn man nicht gerade 1848 auf den Barrikaden kämpft, 1913 kein Grubenarbeiter sein muss oder in den 30er Jahren zu den verfolgten Gruppen gehört.

    Also gehen wir noch weiter zurück.

    Hätte ich die Möglichkeit zwischen dem späten Mittelalter und der Römerzeit, würde ich mich für letzteres entscheiden - vor allem wegen den hygienischen Verhältnissen

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  • Dieses Paar lebt freiwillig wie im 18. Jahrhundert [gemeint ist das 19. Jahrhundert]


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    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Vielen Dank Vogel Specht für dieses überaus interessante Video!!

    Ich stelle gleich mal den Link dazu ein, falls es mal nicht mehr angezeigt wird: Dieses Paar lebt freiwillig wie im 18. Jahrhundert

    Hier noch zur Info: Wikipedia: Infos über das "Viktorianische Zeitalter"


    Also die beiden sind absolut kultig!! Ich bin wirklich fasziniert. Wäre aber nicht abgeneigt selbiges zu tun- sehr interessant! Mein Kompliment und Respekt dass sie dies so interessiert und nahezu perfekt durchziehen.


    Wegen der Bücher die sie lesen: Das finde ich toll dass sie Originale lesen, denn wie der Sprecher sagt, interpretieren viele später etwas anderes hinein als es ursprünglich gemeint war. So kommen teilweise sehr verschiedene Übersetzungen, bzw. Interpretationen dabei heraus. Das fiel mir z. B. bei verschiedenen youtube-Videos auf die über den Inhalt von "Stolz und Vorurteil" und auchüber das Leben von "Jane Austen" sprachen. Ebenso fällt dies bei der Bibel auf- darum gibt es ja auch viele Religons-Streitigkeiten auf der Welt.


    Einige Fragen hätte ich da:

    Was nehmt ihr als Wecker morgens? Hahn, Katze, Hund? Sind im allgemeinen sogar zuverlässiger als der Wecker :D ausser bei Zeitumstellung. Stellt ihr die Zeit in Sommer- und Winterzeit um?

    Ihr habt keinen PC- schreibt ihr die Briefe mit der Hand? Das ist irgendwie schön :)

    Es gab Schweißgeräte?

    Was als Toilettenpapier? zerrissene Zeitungen, Blätter?

    Was nimmt die Dame statt Damenbinden/Tampon? Mag eine intime Frage sein- aber technisch gesehen interessant- Stoff ist da ja etwas durchlässig :/

    Geht ihr zum Arzt oder ins Krankenhaus? Ist ja modern.

    Nehmt ihr Medikamente?

    Was wenn die Dame schwanger wird? Wobei ich finde dass wir allmählich an einem Punkt ankommen, bei dem die teilweise Überversorgung und zuviele Untersuchungen und Tabletteneinnahmen, als auch zuviele unnötige Kaiserschnitte allmählich wieder mehr Schaden anrichten als dass es ein Segen wäre.