Restaurierungen des Filmmuseums München online

  • Ich hab' den Film vor einiger Zeit mal sehen können und war ausgesprochen angetan. Spannender Plot und sehr überzeugende Regie (William Wauer) und dem meisten, was sonst so im Kaiserreich produziert worden ist, deutlich voraus. Kaum zu glauben, daß der von 1915 ist und nicht aus den frühen 20ern. Und die neue Restaurierung sieht erwartungsgemäß klasse aus und hat wieder einen Klavier-Soundtrack vom unermüdlichen Richard Siedhoff.

  • Hmmm...:/ Ich hab ihn grad gesehen. So ganz kann ich deine Begeisterung nicht teilen. Er hat durchaus flott und schön inszenierte Passagen, gerade am Anfang, wo man u.a. Wauers Theaterausbildung sieht, allerdings kommen dann schon auch sehr lange durchhängende Passagen, wo ich mir die Schere gewünscht hätte. Da zeigen sich auch gewaltige dramaturgische Schwächen des Drehbuchs, das sich nicht eintscheiden kann, auf was es sich jetzt eigentlich konzentrieren will - z.B. Spannung, Melodram oder völkerverbindende Botschaft (die am Anfang und am Ende betont wird). Der Film nimmt auch in dem Moment, wo die Handlung komplexer wird, die typische Eigenart des frühen Erzählkinos auf, die Handlung in Zwischentiteln vorwegzunehmen und danach teilweise bildlich noch einmal darzustellen. Also, was solche Aspekte angeht, kann ich von den frühen 20ern noch nicht viel entdecken...:/

    Die Darsteller agieren zwar sehr zurückhaltend, was ich sehr positiv finde und was auch wieder in die Zukunft weist, auf der anderen Seite bleiben sie aber ganz an der Oberfläche, was man meiner Meinung nach wieder dem Drehbuch anlasten muss.:/

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

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  • Hmm... hab' ihn mir eben aufgrund deiner Kritik auch noch einmal angeschaut und bin überwiegend doch noch immer meiner ursprünglichen Auffassung. Was in die 20er weist, sind vor allem die 'Massenszenen', also etwa die Aufnahmen in der Börse, aber vor allem auch die 'Unter-Tage'-Sequenzen; beides erinnert allerdings weniger an das deutsche Kino der 20er Jahre, sondern wohl viel mehr an das sowjetische. Aber auch davon abgesehen fand ich erstaunlich, wie gut Wauer mit der räumlichen Tiefe umgeht: gleich am Anfang die Einstellungen im Opernhaus, wo man den Blick zwar überwiegend auf die eine Loge konzentriert findet, aber dennoch gleichzeitig die Reaktion der in der gegenüberliegenden Loge verbliebenen Person mit überraschender Tiefenschärfe zu sehen bekommt. Eine ähnliche Situation dann später bei dem Angriff der Massen auf das Hauptquartier der 'Tunnel-AG'. Das wird bei der Szene im Gebäude auf mehreren räumlich klar differenzierten Ebenen gezeigt (was man heutzutage wohl hocheffektiv in 3D drehen würde). Ich finde das für 1915 halt ziemlich weit voraus, und weil es auch sonst eigentlich immer etwas Interessantes zu sehen gibt, kann ich auch deine Kritik an den 'Längen' des Scripts so nicht teilen; ebenso hatte ich nicht den Eindruck, daß die Erklärungen der Zwischentitel über das übliche Maß hinaus gingen. Klar, ein Carl Mayer-Script wäre da weitaus sparsamer gewesen, aber das war eben auch in den 20ern noch die absolute Ausnahme.

  • Also, was die Massenszenen angeht, bin ich deiner Meinung. Das sind eine wirkliche Stärke von Wauer, genauso die meisten (wenn auch nicht alle) Szenen im Bergwerk. Das ist das, was ich vor allem anfangs wirklich beeindruckend fand. Die Tiefe der Aufnahmen ist u.a. das, was auf Wauers Herkunft vom Theater hindeutet. Wobei du das bei den guten Regisseuren der damaligen Zeit schon auch hast. Das ist der Gewinn, den Deutschland davon hatte, dass Max Reinhardt so einen großen Einfluss hatte. (Was nicht heißt, dass es das im Ausland nicht auch gab. Aus Russland kenne ich da Filme von Yevgeni Bauer aus dem Jahr 1913.) Ich habe mir viele Filme konkret auf den Bildaufbau hin angesehen.

    Was das Drehbuch angeht, bin ich vollkommen anderer Meinung als du. Ich bringe hier nur ein Beispiel: Es ist typisch für die 10er Jahre, einen Zwischentitel zu schreiben und die Handlung da schon vorwegzunehmen. Dann kommen Szenen, die das noch einmal visualisieren. Das hast du in den 20er Jahren nicht mehr. Da wurden die Zwischentitel entweder kreativ mit einbezogen, oder es wurde ganz darauf verzichtet. Es gab Ausnahmen, aber das waren ganz wenige.

    "Der Tunnel" hat dieses Miteinander anfangs, wenn ich mich recht erinnere, aber das verliert sich relativ schnell. Was ich mit "nicht entscheiden" meine, ist zum Beispiel der Tod von Frau und Tochter. Es wird kurz gezeigt, wie sie umgebracht werden, wobei fast alles von Zwischentiteln erklärt wird. Entsetzen und Tod werden in einer kurzen Szene angedeutet. Dann fällt das Thema völlig unter den Tisch. Irgendwann kommt ein Zwischentitel, dass der Ehemann seine Trauer beim Grab erlebt. Es wird kurz das Grab gezeigt. Fritzi Massary taucht da schon auf. Dann erklärt ein Zwischentitel alles über das Werben und das Nachgeben bzw. die Zustimmung zur Hochzeit. Und ein Bild visualisiert kurz die Hochzeit. Das einzige, was die Bilder inhaltlich zu diesem ganzen Strang beitragen, ist, dass Kayssler von dem Tod erfährt und die beiden Toten findet und kurz zu Boden geht. Das ist alles. Da war man schon um die Wende des Jahrzehnts deutlich weiter. Ich habe gestern noch "Genuine" (1920) gesehen. Da ist das ganz anders. Und Asta Nielsens "Hamlet" wird genau wegen dieser Titellastigkeit kritisiert. Das waren jetzt zwei Beispiele.

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  • Um es nochmal kurz zusammenzufassen: Was Massenszenen und Bildaufbau angeht, gehört Wauer zumindest in diesem Film in die erste Reihe der damaligen Zeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Positiv finde ich auch das zurückhaltende Spiel der Darsteller. Allerdings geht das vollkommen auf Kosten der psychologischen Tiefe. Die Schuld liegt aber nicht am inszenatorischen Stil. Eine Andeutung einer Inszenierung dieser Tiefe findet sich da, wo Kayssler seine Frau und Tochter findet. Da gibt das Drehbuch kurz die Möglichkeit her.

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  • Kleine Anmerkung übrigens zu diesen verschiedenen räumlichen Ebenen. Das ist mir auch aufgefallen, und da gebe ich dir vollkommen recht. Das ist beeindruckend. Aber genau das ist der Einfluss vom Theater. Das war einer der ganz fundamentalen Beiträge von Max Reinhardt auf den deutschen Film.


    Ich weiß nicht ob du das schon mal gemacht hast. Aber es lohnt sich wirklich: Deutsche Filmschaffende auf ihre Herkunft zu untersuchen. Es ist Wahnsinn, wie oft man da bei Max Reinhardt landet. Seitdem ich das regelmäßig mache, ist mir klar geworden, dass sein Einfluss auf den deutschen Film gar nicht groß genug eingeschätzt werden kann.

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  • . Was ich mit "nicht entscheiden" meine, ist zum Beispiel der Tod von Frau und Tochter. Es wird kurz gezeigt, wie sie umgebracht werden, wobei fast alles von Zwischentiteln erklärt wird. Entsetzen und Tod werden in einer kurzen Szene angedeutet. Dann fällt das Thema völlig unter den Tisch. Irgendwann kommt ein Zwischentitel, dass der Ehemann seine Trauer beim Grab erlebt. Es wird kurz das Grab gezeigt. Fritzi Massary taucht da schon auf. Dann erklärt ein Zwischentitel alles über das Werben und das Nachgeben bzw. die Zustimmung zur Hochzeit. Und ein Bild visualisiert kurz die Hochzeit. Das einzige, was die Bilder inhaltlich zu diesem ganzen Strang beitragen, ist, dass Kayssler von dem Tod erfährt und die beiden Toten findet und kurz zu Boden geht. Das ist alles. Da war man schon um die Wende des Jahrzehnts deutlich weiter. Ich habe gestern noch "Genuine" (1920) gesehen. Da ist das ganz anders. Und Asta Nielsens "Hamlet" wird genau wegen dieser Titellastigkeit kritisiert. Das waren jetzt zwei Beispiele.

    Ich hab' eben noch mal kurz diese Sequenz gesehen und nehme das nach wie vor anders wahr. Da wird doch an Zwischentiteln nur gesagt: "Rächt unsere Männer! Nieder mit Allan!", letzteres noch mal einzeln wiederholt. Klar, das hätte man auch ohne Text verstanden, aber so - ebenfalls wieder wie bei sowjetischen Filmen - wird die Botschaft quasi 'eingehämmert', die Spannung intensiviert. Das muß man nicht mögen, aber wenn man deine Beschreibung liest, dann könnte man glauben, da gäbe es jetzt einen ewig langen Zwischentext, der mir erklärt, daß die Frauen wutentbrannt auf die Jagd nach Allans Frau und Tochter gehen und diese dann im Affekt töten. Und genau so was hab' ich natürlich in anderen Stummfilmen schon erlebt, und da nervt es mich auch.


    Daß bei diesem Film dann trotzdem einiges mittels Zwischentitel 'gerafft' erklärt wird und man das Werben zum Beispiel nicht ausführlich sieht könnte eventuell auch daran liegen, daß es sich hier um eine Literaturverfilmung handelt und vielleicht nicht zu viele Ereignisse aus dem Roman wegfallen sollten (oder der Film übermäßig lang sein sollte). Da muß dann halt manches einfach mal 'erklärt' werden. Asta Nielsens "Hamlet" habe ich jetzt nicht in Erinnerung, aber da's ja eben die Verfilmung eines ausgesprochen langen Shakespeare-Stücks ist, könnte ich mir die Titellastigkeit dort ebenso erklären.


    Was die Bedeutung Reinhardts angeht (der ja selbst zwei sehr gelungene Stummfilme gedreht hat in den 1910ern!), bin ich völlig deiner Meinung. Ich weiß allerdings nicht, welche Regisseure bei Reinhardt angefangen haben (außer Murnau); die Zahl der Schauspieler ist allerdings wirklich Legion....

  • Ich glaube das lassen wir einfach so stehen. Man nimmt Filme ja häufig unterschiedlich wahr. Das kann man ja auch akzeptieren.


    Was Reinhardt angeht, sind das schon sehr, sehr viele Künstler. Mir kommt es vor, dass es schwieriger ist, jemanden zu finden, der nicht bei ihm gelernt hat, als umgekehrt. William Wauer war auch Reinhardt-Schüler. Ich habe das nachgesehen, weil mir die Mehrschichtigkeit des Filmbilds mit seiner daraus resultierenden Tiefenwirkung, die du gestern angesprochen hast, beim Anschauen auch aufgefallen ist. Und wie schon so oft bin ich prompt bei Reinhardt gelandet.

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  • Was Reinhardt angeht, sind das schon sehr, sehr viele Künstler. Mir kommt es vor, dass es schwieriger ist, jemanden zu finden, der nicht bei ihm gelernt hat, als umgekehrt.

    Ich hatte aufgrund deines Posts vorhin nochmal die wikipedia-Einträge zweier der für mich interessantesten, aber trotzdem weniger bekannten Regisseure der Zeit gecheckt, nämlich Arthur von Gerlach und Leopold Jessner, und ich hätte ganz sicher vermutet, daß beide irgendwie mit Reinhardt in Verbindung gestanden hätten. Es zeigte sich da dann aber das Gegenteil: Gerlach hatte, so scheint's, gar keine Beziehung zu Reinhardt, und Jessner scheint sogar so eine Art 'Rivale' gewesen zu sein. Damit will ich aber natürlich den monumentalen Einfluss Reinhardts nicht kleinreden; ich fand's nur interessant, daß es da offenbar auch noch ein paar 'unabhängige' Größen gegeben hat.

  • Jessner war ja selbst vor allem Theaterregisseur, auch wenn er bekannte Filme gedreht hat. Bei Arthur von Gerlach weiß ich es nicht.


    Ich gehe immer andersrum vor. Wenn mir ein entsprechend konstruiertes Filmbild auffällt, schaue ich nach. So bin ich schon sehr oft bei Reinhardt gelandet. Auch bei Darstellern.


    Ich habe gelesen, dass Henny und Rosa Porten "echte" Filmschauspielerinnen waren, weil sie nicht beim Theater angefangen haben. Bis jetzt ist mir sonst aber kaum jemand untergekommen, wo das noch so war. Vielleicht habe ich da Theater und Reinhardt etwas zu sehr synonym gesetzt. Das kann schon sein.

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  • Das ändert aber natürlich nichts an der überragenden Bedeutung von Max Reinhardt.


    Wenn ich mich richtig erinnere, hat Joe Hembus eine Aufzählung in seinem Stummfilmbuch. Ich werde morgen mal nachschauen.

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  • Hier, ich hab was gefunden :). Auf S. 31f in Klassiker des deutsche Stummfilms schreiben Ilona Brennicke und Joe Hembus

    "...dass Max Reinhardt als Theatermann der wichtigste Lehrherr des deutschen Stummfilms war. Lubitsch, Murnau, Leni, Wegener, Dieterle, Jannings, Krauss, Veidt und die Bergner kamen direkt von den Reinhardt-Bühnen zum Film; Lang, Oswald, Buchowetzki, Eichberg und viele andere haben sich an der Hell-Dunkel-Magie und der Massen-Rhythmik seiner Inszenierungen orientiert; Regisseure, Architekten und Kameraleute des impressionistischen, expressionistischen, naturalistischen und realistischen Films fanden durch sein Vorbild zu einem Stil, denn Reinhardt spielte fast alles und brachte alles auf einen barocken Nenner, der Max Reinhardt hieß, hierin ganz anders als sein Konkurrent, der Hohepriester des Naturalismus, Otto Brahm. 'Brahms Fahne trägt den Namen: Naturalismus. Reinhardts Fahne trägt den Namen: Max Reinhardt' (Siegfried Jacobsohn, Schaubühne, 1913)"

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  • Sehr spannend: Neu vom Filmmuseum: GESETZE DER LIEBE - AUS DER MAPPE EINES SEXUALFORSCHES (1927).

    Hier einige Zitate aus der Besprechung durch das Filmmuseum München:

    Der Arzt und Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld (1868-1935) war ein Medienstar der sexualreformerischen Bewegung der 1910er und 1920er Jahre: Er gründete das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee, gab das Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen heraus, wirkte als Sachverständiger in Gerichtsprozessen, war Berater zahlreicher Spielfilme über sexuelle Themen, leitete das Berliner Institut für Sexualwissenschaft, veröffentlichte Dutzende von Büchern und reiste mit Vorträgen durchs Land. 1919 trat er selber in Richard Oswalds Film ANDERS ALS DIE ANDERN auf, der für das Verständnis von Homosexualität und die Abschaffung des Paragraphen 175 warb. Der Film löste eine heftige Kontroverse aus und führte letztlich dazu, dass die nach dem Ersten Weltkrieg abgeschaffte staatliche Zensur wieder eingeführt und der Film verboten wurde. Als Richard Oswald Filmproduktionfirma 1927 aufgelöst wurde, konnte Hirschfeld auf ANDERS ALS DIE ANDERN zurückgreifen. Er entwarf den Film GESETZE DER LIEBE, der als groß angelegter Kulturfilm in 5 Kapiteln vom Zwischengeschlecht der Pflanzen, Tiere und Menschen handelt und im 6. Kapitel die "Tragödie eines Homosexuellen" behandelt.

    (abger. am 4.6.20)

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  • Hat jemand von euch den Film schon gesehen? Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Mal relativ schnell ausgestiegen bin 🙈 Vielleicht klappt's ja im zweiten Anlauf 🤠

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  • Geschafft 8):thumbup: Einer von den Filmen, wo ich sagen würde: wichtiges Zeitdokument. Das war's. Immerhin hat der Film natürlich auch das Verdienst, ein Fragment von Anders als die Andern gerettet zu haben.

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    Nun online ist: KOSMISCHE REISE (1936)


    Kosmičeskij rejs – Sowjetunion 1936 – Regie: Vasilij Žuravlëv – Drehbuch: Aleksandr Filimonov – Kamera: Aleksandr Gal’perin, I. Škarenkov – Darsteller: Sergej Komarov, Vasilij Kovrigin, Nikolaj Feoktistov, V. Gaponenko, Ksenija Moskalenko, Sergej Stoljarov, Andrej Karasëv −

    Der letzte sowjetische Stummfilm entstand zu einer Zeit, als der Tonfilm sich schon längst durchgesetzt hatte. Als KOSMISCHE REISE am 21. Januar 1936 Premiere hatte, wurde der Film mit einer von Valentin Kruchinin kompilierten Musikbegleitung auf der Tonspur gezeigt. Der mit großem Aufwand und verblüffender Tricktechnik produzierte Science-Fiction-Film zeigt das fiktive Moskau des Jahres 1946, so wie Stalin es geplant, aber dann später nicht hat umsetzen können. Im Mittelpunkt steht eine erstaunlich realistische Reise im Raumschiff zum Mond. Der Aufwand für den bis dahin teuersten sowjetischen Spielfilm war immens: "Auf dem Mos- fil’m-Gelände wurde ein 1000-Quadratmeter-Studio eingerichtet, in dem sich erstmals in einer sowjetischen Filmproduktion das Team mit Funkgeräten, Mikrofonen und Lautsprechern verstän- digte. Künstliches Licht mit 11.000 Ampere wurde für Tagaufnahmen installiert, ein Dutzend Groß- projektoren sorgten für das Bild des künftigen Moskau, in dem sogar (später nie realisierte) Groß- bauten wie der Palast der Sowjets zu sehen sind. Mittels 2500 Glühbirnen in einer samtverkleide- ten Kuppel von 400 Quadratmetern Fläche wurde der Sternenhimmel simuliert. Und mit enormem Aufwand wurden im Maßstab 1:25 Modelle der Startrampe, der beiden Raumschiffe, der bewegten Fahrzeuge und Mechaniker sowie der Mondlandschaft gebaut, teils sogar in mehreren verschiede- nen Größenordnungen. Die Himmelsgefährte heißen übrigens im Film raketoplany, Raketenflug- zeuge; eines trägt Stalins Namen, das andere den des Volkskommissars für Verteidigung Kliment Vorošilov. Als eigene Sets wurden das Raumschiffinnere ausgeführt, ein Teil der Mondlandschaft, das Gebäude des „Instituts für interplanetarische Verbindungen“ und der Vorplatz, durch den die Handlung eingerahmt wird. Pioniere sowjetischer Raketenantriebe waren als Berater dabei, ganze Scharen von Tricktechnikern, Modellbauern und Ausstattern beschäftigt. Man verlegte für Kamera und für bewegliche Bauten Schienen. Doch das größte Problem für die Filmcrew war die Illusion der Schwerelosigkeit. Zwar konnte man einige der Szenen auf dem Mond, wo nur ein Sechstel der irdischen Schwerkraft wirkt, mit Stoptrickanimation von Puppen einigermaßen zufriedenstellend darstellen." (Alexander Schwarz)

    Das Filmmuseum München hat eine Filmkopie von Gosfilmofond digital restauiert. Das ursprünglich mit einer Stummfilmkamera im Vollbildformat aufgenommene Bild wurde zur Anbringung einer Lichttonspur seitlich beschniten und ist heute nur noch so erhalten. Neil Brand hat für den Film eine neue Begleitmusikmusik komponiert und eingespielt, die Bezüge zu Scores großer Space-Operas anklingen lässt und damit der filmhistorischen Bedeutung dieses zu Unrecht vergessenen Klassikers gerecht wird.

    In der Edition Filmmuseum ist eine DVD mit dem Film erschienen, die alternative Musikbegleitungen, ein ausführliches Booklet mit einem Essay von Alexander Schwarz über die Geschichte des sowjetischen Science-Fiction-Films, den Trickfilm INTERPLANETARISCHE REVOLUTION sowie deutsche und englische Untertitel bietet: edition-filmmuseum.com/product_info.php/info/p192_Kosmi--269-eskij-rejs---Kosmische-Reise.html

    The film was released with English subtitles and a lot of additional materials on the DVD label Edition Filmmuseum: edition-filmmuseum.com/product_info.php/language/en/info/p192_Kosmi--269-eskij-rejs---Kosmische-Reise.html

    (Stefan Drößler)

  • Seit heute online : DIE WEISSE WÜSTE ( 1922)

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    Die weiße Wüste


    Deutschland 1922 – Regie: Ernst Wendt – Drehbuch: Dr. F. Einar Stier, Ernst Wendt – Kamera: Mutz Greenbaum – Tierleitung: John Hagenbeck – Darsteller: Carl de Vogt, Eduard von Winterstein, Nora Swinburn, Fritz Orwa, Marta Bauer-Santen, Frieda Siewert-Michels, Dorinea Shirley, Carl Balta – 101 Minuten –


    Den Name Hagenbeck steht für ein Hamburger Familienunternehmen, das für seinen Überseehandel, Teeimport, Tierjagden, Völkerschauen, Tierpark und Zirkus weltberühmt wurde. Als John Hagenbeck, Bruder des Tierparkgründers Carl Hagenbeck, 1918 seine John Hagenbeck-Filmgesellschaft gründete, wollte er in einen Teil der Vergnügungsindustrie einsteigen, der unter den Einschränkungen des Weltkriegs nicht zu leiden hatte, sondern durch den Wegfall ausländischer Konkurrenzproduktionen geradezu aufblühte: Die Filmbranche. Doch Hagenbecks Ankündigungen von Historienfilmen nach Goethes „Faust“ und einer Filmserie über „Iwan, den Schrecklichen“ fanden keine große Resonanz. Die Öffentlichkeit erwartete vom Namen Hagenbeck anderes. 1920 kündigte Hagenbeck die Produktion von „Raubtierfilmen“ an, die im Gegensatz zu den Sensationsfilmen, die „allen Ansprüchen an die Logik der Handlung genügen können, die aber trotzdem reich an Sensationen und atemberaubender Spannung sind.“ (Neue Kino-Rundschau) Die John Hagenbeck-Filmgesellschaft wurde in eine GmbH umgewandelt und dem Terra-Film-Konzern angeschlossen. Zwischen August 1921 und Januar 1922 wurden fünf abendfüllende Hagenbeck-Filme herausgebracht, alle unter der Regie Ernst Wendts, der als Schauspieler am Deutschen Theatergearbeitet hatte, und mit dem Schauspieler Carl de Vogt in der menschlichen Hauptrolle als Abenteurer, Tierfänger oder Dompteur. Der Titel der Filme war Programm: DER HERR DER BESTIEN, DIE SCHRECKENSNACHT IN DER MENAGERIE, UNTER RÄUBER UND BESTIEN, DIE TIGERIN, ALLEIN IM URWALD.


    Für den letzten Film, bei dem Ernst Wendt Regie führte, wurde mehr Zeit für die Vorbereitungen und die Dreharbeiten aufgewandt und sogar „on location“ in Schweden gefilmt. Als „der große Winterfilm“ mit „Lappländern, Samojeden, Eisbären, Seelöwen, Renntieren etc.“ (Der Film) kam DIE WEISSE WÜSTE erst im Juli 1922 ins Kino. Den wissenschaftlichen Beirat bildeten die Hamburger Ethnografica-Händler Johannes Umlauff und Julius Konietzko, die auch die Ausstattung des Films besorgten. Da inzwischen der britischen Filmhändlers J.G. Wainwright Hagenbecks Partner war, wurde für den internationalen Vertrieb ein zweites Negativ hergestellt, mit alternativen Takes, verändertem Schnitt und der britischen Schauspielerin Dorinea Shirley, die Carl de Vogts Partnerin Cläre Lotto ersetzte. Die britische Schauspielerin Elinore Johnson trat in der deutschen Version unter dem Pseudonym Dita Urian-Borrissowa auf, und nur in THE WHITE DESERT als Nora Swinburne.


    Inhaltlich versucht DIE WEISSE WÜSTE an die von der deutschen Kritik hochgelobten „Schwedenfilme“ anzuknüpfen, die sich durch die Schilderung von Menschen in der nordischen Natur auszeichneten. So nimmt der Film sich ungewöhnlich viel Zeit für die Entwicklung der Charaktere. Joseph Roth beschrieb die Handlung im Berliner Börsen-Courier: „Die Geschichte zweier Mädchen und zweier Liebhaber, die nach vielen Schwierigkeiten zusammenkommen, erfordert nicht unbedingt auch zoologische Schwierigkeiten. Da aber die Tiere Hagenbecks fabelhafte Exemplare sind, da die Natürlichkeit eines Eisbären eine wohltätige Erholung ist, nachdem man die Süßlichkeit einer Darstellerin kaum verwunden hat, sei dieser Film trotz organischer Schwächen dankbar angenommen. Die Regie, mehr noch die Photographie – der Schnee, der Himmel, der Sonnenuntergang und der Nebel sind schließlich dem Photographen (M. Greenbaum) mehr untertan als dem Regisseur – gaben Vorzügliches.“


    Die Rekonstruktion des Filmmuseums München stützt sich auf eine fast vollständige Nitrokopie der englischen Fassung des Films ohne Anfangstitel, die Joel Archer in Australien fand und identifizieren konnte. Ergänzt wurde sie durch Nitrorollen der ersten Hälfte einer österreichischen Verleihkopie mit den originalen deutschen Titeln, die allerdings schon sehr starke Nitrozersetzungen aufwiesen und zum Teil kaum kopierbar waren. Sie wurden von Michael Seeber zur Verfügung gestellt, der sie im Bundesarchiv eingelagert hat. Im Bundesarchiv fand sich auch die deutsche Zensurkarte des Films, der der Wortlaut der Zwischentitel für den zweiten Teil des Films entnommen werden konnte. Ein Abgleich der Zensurkarte mit den erhaltenen deutschen Zwischentiteln zeigte allerdings eine große Ungenauigkeit bei den Schreibweisen und Satzzeichen auf. Auf der Zensurkarte wie im deutschen Material fehlende Titel, die für das Verständnis der Handlung wesentlich sind, mussten aus dem Englischen rückübersetzt werden. Zwei Fehlstellen des Films wurden durch Erklärtitel überbrückt. Peter Eisheuer, Enkel des Darstellers Fritz Orwa, komponierte die Begleitmusik.


    (Stefan Drößler)

  • Ich habe grad gelesen, dass der Film nur bis Montag hochgeladen ist. Wer ihn sehen will, muss sich also beeilen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)