Ich habe mal hier ein eigenes Thema aufgemacht. Nach FAUST und ALGOL kommt als nächstes (morgen) die Restaurierung von OPIUM (1919) u,a, mit Werner Krauss und Conrad Veidt:
Restaurierungen des Filmmuseums München online
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Ist schon jetzt oben!!
An den Film hab' ich auch nicht mehr gedacht; wirklich fantastisch, was da jetzt so alles kommt vom Filmmusuem.
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Hab ihn mir grad angeschaut. Wirklich phantastisch. Nachdem ich jetzt so überzeugend "gewarnt" worden bin, würd ich mir am liebsten gleich eine Pfeife anzünden
Hervorragend in dem Film ist übrigens die erst 20jährige Sybill Morel in ihrer ersten Filmrolle. Sie spielt nicht mit oberflächlicher meldodramatischer Mimik und Gestik, sondern ist eine 'echte' expressionistische Darstellerin. Sie hat es nebenbei in diesem Film auch mit einer ganzen Reihe an namhaften Partnern zu tun, denen sie mindestens ebenbürtig ist. Sybill Morell konnte bis 1930 eine recht erfolgreiche Karriere lancieren, aber geriet anschließend vollkommen in Vergessenheit, nachdem sie nicht den Schritt zum Tonfilm schaffte.
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Neu auf der Vimeo-Seite des Filmmuseums:
"Mutter Krausen's Fahrt ins Glück" von Phil Jutzi (1929)
Es ist dieselbe Restaurierung, die vor ein paar Jahren auf arte lief, aber jetzt natürlich ohne Logo und in voller HD-Qualität.
Und vor allem: es gibt einen neuen Piano-Soundtrack von Joachim Bärenz; man muß also nicht mehr die schreckliche pseudo-experimentelle Jazzmusik der arte-Fassung ertragen
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Neu auf der Vimeo-Seite des Filmmuseums:
"Mutter Krausen's Fahrt ins Glück" von Phil Jutzi (1929)
Es ist dieselbe Restaurierung, die vor ein paar Jahren auf arte lief, aber jetzt natürlich ohne Logo und in voller HD-Qualität.
Und vor allem: es gibt einen neuen Piano-Soundtrack von Joachim Bärenz; man muß also nicht mehr die schreckliche pseudo-experimentelle Jazzmusik der arte-Fassung ertragen
Leider keinen Zugriff auf das Video.
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Oh sorry, mein Fehler, da ist mir beim Verlinken die letzte Ziffer abhanden gekommen. Jetzt sollte der Link stimmen.
Hier ist er nochmal:
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"Es ist dieselbe Restaurierung, die vor ein paar Jahren auf arte lief, aber jetzt natürlich ohne Logo und in voller HD-Qualität."
Ich bin davon ausgegangen dass die Arte-Ausstrahlung auch in HD war ?!
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Ja, aber nur in 720p. Die neue Fassung ist in 'Full HD', also 1080p.
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Ja, aber nur in 720p. Die neue Fassung ist in 'Full HD', also 1080p.
Aber 720p ist schon die "normale" Fernsehausstrahlung ?
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In Deutschland schon, in Frankreich zum Beispiel ist 1080p die Norm. Und deswegen laufen auch alle Stummfilme, die auf arte gezeigt werden, in Frankreich mit höherer Auflösung als in Deutschland. Und den Unterschied kann man durchaus sehen.
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Ich hab ihn grad gesehen! Wahnsinn! W-A-S für ein Film Ich wusste noch, dass der Film toll ist, aber dass er so gut ist, wusste ich nicht mehr
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Gefahren der Großstadt-Straße (1924)
Deutschland 1924 – Regie und Drehbuch: Toni Attenberger – Kamera: Karl Attenberger – Produktion: Cabinetfilm Toni Attenberger, München – Länge: 67 Minuten
Musikbegleitung: Richard Siedhoff – Aufnahme und Mischung: Ralf Siedhoff – Dank an Franziska Lange / Lange Klaviere GmbH Weimar für die Bereitstellung des Flügels
Der in Zusammenarbeit mit der Münchener Polizei entstandene Film versucht anhand dokumentarischer Aufnahmen, nachgestellter Szenen und kleiner fiktiver Episoden über Zustände auf den Straßen, Verkehrsregeln, Verbrechertum und die Einsätze der Ordnungsmächte zu informieren. Dabei entstand ein erstaunlich unterhaltsames Werk, das trotz seines starken lokalen Bezugs weit über München hinaus Verbreitung fand und sogar im Ausland gezeigt wurde. Da der Film ausschließlich an Originalplätzen in der Münchner Innenstadt gedrehte Film wurde, ist er ein einzgartiges Dokument zur Stadtgeschichte und des Alltags in den 1920er Jahren.
Die Rezeption des Films war ungewöhnlich positiv. Seine Premiere erlebte GEFAHREN DER GROSSSTADT in der Berliner Urania, wo er am 15. Dezember 1924 vor einem Kreise von Pädagogen und Pressevertretern vorgeführt wurde. Der Film-Kurier lobte insbesondere die Kapitel, in denen "alle Gattungen von Langfingern" gezeigt werden: "Diese außerordentlich geschickt komponierten Teile des Films werden zu einem angewandten Kursus in Kriminalistik, der ohne jeden Beigeschmack von Trockenheit eine höchst wertvolle Aufklärungsarbeit verrichtet." Die Süddeutsche Filmzeitung attestiert dem Film, dass er unterhaltsam sei und den Zuschauer fessele: "Der Nachteil, der dadurch entsteht, dass hierzu veranlagte Beschauer des Films in die Technik des Taschendiebstahls, des Gruppendiebstahls usw. ausführlich eingeweiht werden, wird dadurch wieder aufgehoben, dass das Publikum zugleich vor ihnen gewarnt und über die Gegenmaßnahmen der Polizei belehrt wird." Um Zensureingriffe zu vermeiden, verzichtet das letzte Kapitel, das eine Polizeirazzia in einem Park zeigt, gänzlich auf Zwischentitel, und vermeidet somit jede Erwähnung von Prostitution und Zuhälterei, die zu einem Verbot des Films hätte führen können. In München war der Film im Kino außerordentlich erfolgreich, weil die Filmaufnahmen im Sommer 1924 von der Presse groß angekündigt waren und die Bevölkerung um Unterstützung der Dreharbeiten gebeten wurde. Offenbar kamen die Leute scharenweise ins Kino, um sich oder Bekannte in der Statisterie des Films zu entdecken.
Die Rekonstruktion des Films stützt sich auf eine fast vollständige zweisprachige Nitro-Filmkopie aus der Sammlung der Cinémathèque suisse, die durch Teile von Fragmenten der deutschen Originalfassung aus den Sammlungen des Stadtarchivs der Landeshauptstadt München und des Filmmuseums München ergänzt wurden. Die digitale Restaurierung berücksichtigt die EInfärbungen des Films und enthält fünf Zwischentitel, die im Stil der zweisprachigen schweizer Tiel vom Filmmuseum München neu hergestellt wurden. Die Aufnahme der neue Begleitmusik von Richard Siedhoff fand am 23. April 2020 an einem Flügel der Lange Klaviere GmbH in Weimar statt und wurde von Ralf Siedhoff aufgenommen und gemischt.
(Stefan Drößler)
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Ich habe ihn mir gestern angesehen. Wirklich sehr spannend! Vor allem, weil man so oft so genau erkennt, wo die Filmaufnahmen gemacht wurden.
Ich wusste außerdem gar nicht, dass vor hundert Jahren auf dem Marienplatz Trambahnschienen waren.
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Nun online ist Von morgens bis mitternachts (1921), einer der wohl "extremsten" Expressionistischen Filme aus Deutschland
Deutschland 1921 – Regie: Karlheinz Martin – Drehbuch: Herbert Juttke, Karlheinz Martin, nach dem Drama von Georg Kaiser – Kamera: Carl Hoffmann – Darsteller: Ernst Deutsch, Erna Morena, Hans Heinrich von Twardowski, Roma Bahn, Adolf Edgar Licho, Frida Richard – Produktion: Ilag-Film, Berlin – Premiere: 3.12.1922, Hongo-za-Kino, Tokyo
Filmrekonstruktion: Filmmuseum München, unter Verwendung einer Umkopierung des National Film Center, Tokyo – Edition: Inge Degenhardt, Enno Patalas, Gerhard Ullmann, Klaus Volkmer – Digitale Bildbearbeitung: Christian Ketels, Christoph Michel, Heiko Thiele, Wolfgang Woehl –
Improvisierte Musikbegleitung aufgeführt bei den 24. Internationalen Stummfilmtagen in Bonn am 21. August 2008: Christian Roderburg, Pavel Bialiayeu, Oliver Kerstan, Benjamin Leuchter – Tonaufnahme und Tonbearbeitung: Gunther Bittmann, Ernst Schillert –
Georg Kaisers expressionistisches Theaterstück „Von morgens bis mitternachts“ über den Kassierer einer Bank, der eines Tages aus seiner bürgerlichen Existenz auszubrechen versucht, wurde von Regisseur Karlheinz Martin in einen konsequent expressionistischen Stummfilm umgesetzt. Die Radikalität seiner Inszenierung verschreckte seinerzeit die Kinobranche, so dass der Film keinen Verleiher fand und nie in die deutschen Kinos gelangte. Lediglich in Japan lassen sich Aufführungen nachweisen, und in Japan hat sich auch die einzige Kopie des Films erhalten, die vom National Film Center umkopiert wurde. Das Filmmuseum München hat den Film restauriert und nach der zeitgenössischen Zensurkarte die originalen Zwischentitel in den Film wieder eingesetzt. Die Schrifttype orientiert sich an Grafiken im Film und in Werbeanzeigen für den Film. Christian Roderburg hat mit seinem SchlagEnsemble H/F/M (Pavel Bialiayeu, Oliver Kerstan, Benjamin Leuschner) für den Film eine Musikbegleitung erarbeitet, die die Gestaltungsmittel des Films aufgreift und ausschließlich Schlaginstrumente verwendet.
(Stefan Drößler)
Der Film ist als DVD mit alternativer Musikbegleitung, zuschaltbaren englischen Unertiteln und ausführlichen Begleittexten in der Edition Filmmuseum erschienen: edition-filmmuseum.com/product_info.php/info/p110_Von-morgens-bis-mitternachts.html
The film is released on DVD with English subtitles, an alternative score by Yati Durant, and an illustrated booklet with essays by Fritz Göttler, Inge Degenhardt and Jürgen Kasten. It is available at the Edition Filmmuseum webshop: edition-filmmuseum.com/product_info.php/language/en/info/p110_Von-morgens-bis-mitternachts.html
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Ich mag den Film sehr gern. Allerdings muss ich alle Freunde von Nacktszenen enttäuschen, dass Erna Morena in einer solchen nicht selbst gezeigt wird, sondern von einem (vermutlich männlichen) Double ersetzt wurde.
Joe Hembus mokierte sich Anfang der 80er Jahre noch über die extreme Radikalität des Films, der völlig ohne Zwischentitel auskäme und deshalb so langweilig sei. Allerdings waren die Zwischentitel zwischenzeitlich verloren gegangen. Wie oben erwähnt, wurden sie mittlerweile wieder ergänzt.
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Gefahren der Großstadt-Straße (1924)
Deutschland 1924 – Regie und Drehbuch: Toni Attenberger – Kamera: Karl Attenberger – Produktion: Cabinetfilm Toni Attenberger, München – Länge: 67 Minuten
Musikbegleitung: Richard Siedhoff – Aufnahme und Mischung: Ralf Siedhoff – Dank an Franziska Lange / Lange Klaviere GmbH Weimar für die Bereitstellung des Flügels
Der in Zusammenarbeit mit der Münchener Polizei entstandene Film versucht anhand dokumentarischer Aufnahmen, nachgestellter Szenen und kleiner fiktiver Episoden über Zustände auf den Straßen, Verkehrsregeln, Verbrechertum und die Einsätze der Ordnungsmächte zu informieren. Dabei entstand ein erstaunlich unterhaltsames Werk, das trotz seines starken lokalen Bezugs weit über München hinaus Verbreitung fand und sogar im Ausland gezeigt wurde. Da der Film ausschließlich an Originalplätzen in der Münchner Innenstadt gedrehte Film wurde, ist er ein einzgartiges Dokument zur Stadtgeschichte und des Alltags in den 1920er Jahren.
Die Rezeption des Films war ungewöhnlich positiv. Seine Premiere erlebte GEFAHREN DER GROSSSTADT in der Berliner Urania, wo er am 15. Dezember 1924 vor einem Kreise von Pädagogen und Pressevertretern vorgeführt wurde. Der Film-Kurier lobte insbesondere die Kapitel, in denen "alle Gattungen von Langfingern" gezeigt werden: "Diese außerordentlich geschickt komponierten Teile des Films werden zu einem angewandten Kursus in Kriminalistik, der ohne jeden Beigeschmack von Trockenheit eine höchst wertvolle Aufklärungsarbeit verrichtet." Die Süddeutsche Filmzeitung attestiert dem Film, dass er unterhaltsam sei und den Zuschauer fessele: "Der Nachteil, der dadurch entsteht, dass hierzu veranlagte Beschauer des Films in die Technik des Taschendiebstahls, des Gruppendiebstahls usw. ausführlich eingeweiht werden, wird dadurch wieder aufgehoben, dass das Publikum zugleich vor ihnen gewarnt und über die Gegenmaßnahmen der Polizei belehrt wird." Um Zensureingriffe zu vermeiden, verzichtet das letzte Kapitel, das eine Polizeirazzia in einem Park zeigt, gänzlich auf Zwischentitel, und vermeidet somit jede Erwähnung von Prostitution und Zuhälterei, die zu einem Verbot des Films hätte führen können. In München war der Film im Kino außerordentlich erfolgreich, weil die Filmaufnahmen im Sommer 1924 von der Presse groß angekündigt waren und die Bevölkerung um Unterstützung der Dreharbeiten gebeten wurde. Offenbar kamen die Leute scharenweise ins Kino, um sich oder Bekannte in der Statisterie des Films zu entdecken.
Die Rekonstruktion des Films stützt sich auf eine fast vollständige zweisprachige Nitro-Filmkopie aus der Sammlung der Cinémathèque suisse, die durch Teile von Fragmenten der deutschen Originalfassung aus den Sammlungen des Stadtarchivs der Landeshauptstadt München und des Filmmuseums München ergänzt wurden. Die digitale Restaurierung berücksichtigt die EInfärbungen des Films und enthält fünf Zwischentitel, die im Stil der zweisprachigen schweizer Tiel vom Filmmuseum München neu hergestellt wurden. Die Aufnahme der neue Begleitmusik von Richard Siedhoff fand am 23. April 2020 an einem Flügel der Lange Klaviere GmbH in Weimar statt und wurde von Ralf Siedhoff aufgenommen und gemischt.
(Stefan Drößler)
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Seit heute online: NATHAN DER WEISE (1922)
External Content vimeo.comContent embedded from external sources will not be displayed without your consent.Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.124 Minuten – Deutschland 1922 – Regie: Manfred Noa – Drehbuch: Hans Kyser, nach dem Schauspiel von Gotthold Ephraim Lessing – Kamera: Hans Karl Gottschalk, Gustave Preiss – Darsteller: Werner Krauß, Carl de Vogt, Ferdinand Martini, Fritz Greiner, Lia Eibenschütz, Max Schreck – Produktion: Filmhaus Bavaria GmbH, München
NATHAN DER WEISE war ein Großprojekt, mit dem der Emelka-Konzern (Emelka = M.L.K. = Münchner Lichtspielkunst) weit über den süddeutschen Raum hinaus auf sich aufmerksam machen wollte. Doch das Klima in München war nach der Niederschlagung der Räterepublik geprägt von konservativen und reaktionären Kräften. Man kann nur mutmaßen, inwieweit die Wahl von Lessings Drama "Nathan der Weise" als Stoff für einen Großfilm Produzent Erich Wagowskis Reaktion auf den in München grassierenden Antisemitismus war. Gotthold Ephraim Lessing veröffentlichte sein "dramatisches Gedicht" 1779 als direkte Reaktion auf Angriffe aus orthodoxen religiösen Pastorenkreisen, denen er sich als Herausgeber eines religionskritischen Werkes von Samuel Reimarus ausgesetzt sah. Er siedelte seine Geschichte im Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge an, wo Christen, Juden und Musline unmittelbar aufeinandertrafen. Sie droht im Religionskonflikt tragisch zu enden, doch der Titelfigur gelingt es durch Einsicht und Klugheit, eine Versöhnung der Glaubensgruppen herbeizuführen. Drehbuchautor Hans Kyser hat das Drama geschickt in kinowirksame Szenen aufgelöst und die bei Lessing erst am Schluß des Dramas aufgelöste Vorgeschichte als wuchtigen Prolog vorangestellt. Regisseur Manfred Noa nutzte die Kreuzzugsschlachten und das exotische Ambiente für visuell eindrucksvoll gestaltete Massenszenen. Als Hauptdarsteller brillierten erfahrene Schauspieler aus anderen Erfolgsfilmen, so Werner Krauß (DAS CABINET DES DR. CALIGARI von Robert Wiene) als Nathan und Carl de Vogt (DIE SPINNEN von Fritz Lang) als junger Tempelherr.
NATHAN DER WEISE wurde am 29. Dezember 1922 im Berliner Kino Alhambra am Kurfürstendamm uraufgeführt und in den Werbeanzeigen als „Film der Humanität“ beworben. Die Presse berichtet einer begeisterten Aufnahme: "Dass die Grundstimmung klar herausgearbeitet und unzweifelhaft zu erkennen ist, bewies der spontane rauschende Beifall am Schluß" (Film-Echo), "Es war die zu Herzen der Zuschauer dringende wahre Menschlichkeit, die das Publikum häufig zu spontanem Beifall mitten in der Szene hinriss" (B.Z. am Mittag). Als der Film am 9. Februar 1923 In München anlief, wurde er nach einem Tag wieder abgesetzt: Beim Kinobesitzer waren Drohungen eingetroffen, dass sein Kino andernfalls „kurz und klein geschlagen“ werde. Der Völkischen Beobachter vom 16. Februar 1923 behauptete, NATHAN sei „ein einseitiger, geschickt aufgemachter, technisch zweifellos hervorragender, deshalb in seiner Wirkung aber nur noch stärkerer Tendenzfilm, darauf berechnet, in München, der Hochburg der antisemitischen Bewegung, der Bevölkerung unter großer Verdrehung der Tatsachen die Meinung aufzuzwingen, das Judentum sei weit besser und menschlicher als der Islam und das Christentum, und der Kampf gegen das Judentum die unglaublichste Ungerechtigkeit der Weltgeschichte. Es ist ein Verbrechen, in der Zeit der brutalsten Unterdrückung des einfachsten Menschenrechte durch einen von Rachefurien gepeitschten Feind dem deutschen Volk den letzten Rest des Willens, die Knechtschaft abzuschütteln, durch ein derartiges, von verlogener und geheuchelter Humanität triefendes, echt jüdisches Machwerk mit aller Gewalt auszutreiben." Erst als Hitler nach dem gescheiterten Putschversuch von 1923 in Haft saß, erlebte der Film im Dezember 1924 seine Münchner Erstaufführung in den Regina-Lichtspielen.
Das einzige erhalten gebliebene Material des in vielen Ländern gezeigten Films überlebte im russischen Nationalfilmarchiv, das ein Duplikatnegativ einer offenbar kolorierten, heute nicht mehr erhaltenen Nitrokopie des Filmes erstellt hat. Der Film ist bis auf einige fehlende Titel, die das Filmmuseum München ergänzt hat, und Schnittfehler, die korrigiert wurden, vollständig erhalten geblieben und wurde 1997 erstmals wieder öffentlich aufgeführt. Die ursprüngliche Farbfassung wurde 2006–2009 rekonstruiert, der Stummfilmpianist Aljoscha Zimmermann komponierte eine neue Begleitmusik, die seine Tochter Sabrina Hausmann (Violine) und Mark Pogolski (Flügel) im Filmmuseum eingespielt haben.
(Stefan Drößler)
In der Edition Filmmuseum ist der Film mit mehrsprachigen Untertiteln auf DVD erschienen:
edition-filmmuseum.com/product_info.php/info/p26_Nathan-der-Weise.html
edition-filmmuseum.com/product_info.php/language/en/info/p26_Nathan-der-Weise.html
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Ich hoffe, dass bald wieder mal etwas gezeigt wird, dass noch nicht auf DVD veröffentlicht wurde.
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Darauf warte ich auch, aber noch mehr auf neue Filme auf DVD. Ich habe insgesamt 34 DVDs von der Edition Filmmuseum die mit dem Thema Stummfilm zu tun haben. Eine großartige Reihe!
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Das ist wahr. Ich habe in letzter Zeit viele davon wieder angesehen.
Was Veröffentlichungen angeht, hatte ich mit "Hofmeister" vor einigen Jahren einen kurzen Austausch. Sie orientieren sich halt auch an der Öffentlichkeitswirksamkeit. Und die Interessenten für Stummfilme sind halt nicht in der Mehrheit So wie ich Arndt auf nitrateville verstanden habe, ist die Veröffentlichung vom "Golem" + Fragment der Urfassung aber noch nicht vom Tisch.