• Im Thema "Noch lebende UFA-Stars" habe ich ja eben bereits auf die Recherchen von Stefan Döpke aufmerksam gemacht.


    Stefan Döpke ist schon seit längerer Zeit im Filmbereich engagiert und hat u.a 5 Jahre lang ein Programmkino betrieben. Außerdem archiviert er filmgeschichtliches Material, führt filmwissenschaftliche Arbeiten durch und vieles mehr.


    Darüber hinaus arbeitet er an einem großen und ambitionierten Projekt: Einem Lexikon aller Darsteller (bis zur kleinsten Nebenrolle) im deutschen und österreichischen Film von 1903-1945


    In seinem Profil hat er eine Gesamtübersicht über seine Tätigkeiten im Filmbereich aufgestellt: https://de.linkedin.com/in/stefan-d%C3%B6pke-547b6812a

  • Volker

    Das weiß ich leider nicht so genau. Bisher habe ich mit Herrn Döpke noch keinen Kontakt aufgenommen, da ich in den nächsten Wochen (eventuell Monaten, das kann ich jetzt noch nicht genau sagen) noch sehr beschäftigt bin und auch meine Nachforschungen jetzt erstmal einstellen musste. Sobald ich wieder mehr Freiraum habe, werde ich versuchen, Herrn Döpke zu kontaktieren. Das wird denke ich ohnehin sehr sinnvoll sein, da sich ja unsere und seine Forschungsgebiete überschneiden, und somit eine Vernetzung und ein Austausch für beide Seiten sehr förderlich wäre, falls Herr Döpke ebenfalls daran interessiert ist.


    Kennst Du den zweiten Forscher, der ebenfalls an einem Lexikon dieser Art arbeitet?

  • Nostalgie Fan

    Das ist zwar nur eine Vermutung, aber ich schätze, dass das Toni Schieck ist, der sich hier im Forum vor ein paar Jahren mal gemeldet hat und sich beschwert hat, als Daten bekannt wurden, die er recherchiert hatte.

    Damals warst du glaube ich noch kein Forums-Mitglied.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Genau den meinte ich. Als Lebensaufgabe hatte sich mein leider verstorbener Forscherfreund Erdi Holsiepe diesem Projekt ebenfalls gestellt. Jahrzehntelang geforscht, viel Zeit und Geld investiert - und dann kam der Tod, ganz plötzlich...Als einigermaßen Insider (ich forsche ja nun auch schon viele Jahre, auch an seltenen Stummfilmmimen) muß ich allerdings realistisch einschätzen, dass das vollmundige Projekt von Herrn Döpke nicht zu bewältigen sein wird - jedenfalls nicht in dem geschilderten Umfang. Bekanntermaßen gibt es zu tausenden von Stummfilmen nur sehr dürftige Besetzungsangaben (anfangs fast gar keine) und somit wird der Kollege wohl große Schwierigkeiten haben, auch den Schauspieler mit der kleinsten Nebenrolle zu erfassen (was er ja machen will). Ich kenne verschiedene Schauspieler, die laut eigenen Aussagen (später getätigt) schon zu Stummfilmzeiten aktiv waren - Filme unter deren Mitwirkung sind bisher Fehlanzeige. Erinnert mich etwas an das mehrbändige Lexikon von Dr. Weniger. Das wurde unter anderem beworben mit Aussagen wie "Darin finden sich alle Filmbeschäftigten - außer den Putzfrauen in den Studios"....Die Wahrheit ist, dass auswahlweise von vielen Ländern Künstler vorgestellt wurden. Allein bei der DEFA haben mehr als 2 .000 Schauspieler gefilmt - die im Lexikon enthaltenen sind nur ein ganz kleiner Bruchteil. So auch aus anderen Ländern. Da kann man sich nicht hinstellen und sagen, es seien alle Filmleute enthalten. Bezüglich Besetzungslisten der Stummfilme kann man ja mal bei Filmportal.de oder IMdB oder earlycinema schauen. Da werden die Lücken deutlich. Ich habe mich schon oft geärgert, dass ich nicht wußte, wer Schauspieler X oder Schauspielerin Y waren, die in diesem oder jenem Film eine interessante Rolle oder einen markanten Charakterkopf hatten. Von Großprojekten mit Unmassen von Schauspielern (und Komparsen) will ich gar nicht erst reden. Da nützt es nichts, wenn 30 in den Quellen genannt und 150 ungenannt bleiben. Da gab es vielleicht welche, die oft mitwirkten, aber nie genannt wurden oder welche, die nur einmal vor der Kamera standen. Ich würde mich freuen, wenn ich dieses noch erleben dürfte: Lexikon aller Darsteller (bis zur kleinsten Nebenrolle) im deutschen und österreichischen Film von 1903-1945

  • Wie sind denn deine Erfahrungen, was das erste Jahrzehnt angeht? Das Ansehen des Films hat sich ja erst im Laufe des zweiten Jahrzehnts zum Positiven geändert.

    Bei Filmen, die ausschließlich zur Unterhaltung gedreht und nachher aussortiert wurden und in denen die Darsteller nicht viel mehr als Tagelöhner waren, hat es ja vermutlich nie irgendwelche schriftlichen Aufzeichnungen gegeben und man kann schon froh sein, wenn man überhaupt Namen von den Hauptdarstellern herausbekommt.

    Und dazu kommt wohl noch, dass es massenweise Filme gab. die auch nie in irgendwelchen Aufzeichnungen erschienen sind. Die wurden damals ja bestimmt noch nicht so penibel geführt wie heute, oder? :/

    Ich bin schon häufig auf Starpostkarten von Theaterschauspielern gestoßen, die wirklich bekannt oder sogar berühmt waren und in keinem einzigen Film aufgetreten sind, obwohl sie bis weit in die 10er oder sogar 20er Jahre aktiv waren. Diese Diskreditierung des Films muss Auswirkungen bis weit in die 20er Jahre gehabt haben :/ Gerade in der Anfangsphase dürften also viele Schauspieler gar kein Interesse daran gehabt haben, irgendwo genannt zu werden.

    Zumindest ist das der Eindruck, der sich mir aufdrängt, wenn ich über die Anfangszeit des Films lese. Ernsthaft geforscht habe ich ja nie.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Den wohl ersten Versuch der Auflistung des Stummfilmschaffens hat der Filmregisseur Gerhard Lamprecht gemacht. Da gibt es ja etliche Jahresbände. Bei manch einem Film (sogar noch in den 1920ern) standen teilweise ganz wenige oder keine Mitwirkenden, bei anderen 10. Das war schon viel. Wenn man allerdings den Film sieht oder weiß, worum es ging (z.B. was Historisches mit sehr vielen Schauspielern und Komparsen), dann sind die 10 Namen auch dürftig. Filmportal.de hat sicherlich dieses Werk als erste Quelle benutzt und etwas ausgebaut. Bei earlycinema sind eben auch nur ganz wenige oder gar keine Mitwirkenden genannt. Ein lustiges Beispiel bietet der auf DVD erschienene österr. Film "Die Stadt ohne Juden". Da sind etliche Mimen mit Rollen genannt und dann steht sowas ähnliches wie "...und weitere 52 Mitwirkende" (die Zahl weiß ich jetzt nicht mehr, könnte ich nachsehen, aber ist unerheblich). Tja, wer waren nun die Ungenannten? Bei FilmarchivAustria (wo derzeit der 2. Band der Österr. Filmografie bearbeitet wird - und das schon seit einigen Jahren) sind die Namen auch nicht bekannt. Lustig ist auch, wenn der Hauptdarsteller genannt wird, z.B. "Henny Porten" und als Mitspieler stehen "Herr Schulze" und "Frl. Meier"....Da ich ja selbst seit Jahren an einer Art Speziallexikon arbeite (aber nur selten und schleppend vorankomme), weiß ich halt von den Schwierigkeiten mit den fehlenden Namen. Ich versuche mich an einem Lexikon der an unserem Theater (von ca. 1870 - 1990) tätig gewesenen Künstler, die dann auch filmisch hervortraten. Ich kann natürlich nicht die Hand ins Feuer legen, ob es nicht noch viel mehr waren, als ich bisher ermitteln konnte. Stichwort: Kleinste Nebenrolle....Und so, wie ich das verstanden habe, will der Herr Döpke auch die Arbeiten an Theatern, Funk, Fernsehen und / oder Synchron ermitteln. Da müßte er ja in die Städte fahren, an dessen Theater Mime X einst gearbeitet hat und hoffen, dass noch Theaterprogramme überliefert sind, damit er die Rollen nachforschen kann. Auch beim Fernsehen sind die Besetzungsangaben oft dürftig - nach dem letzten aufgeführten Namen steht dann "u.a." oder noch schlimmer "u.v.a." Tja, wer waren dann die vielen anderen Ungenannten? Ich kann sowas nur schreiben, weil ich seit vielen Jahren "Leidtragender" solcher Mängel bin. Aber nun genug dazu.

  • Austernprinzessin

    Jetzt wo Du es sagst, fällt es mir auch wieder ein. Zu dem Zeitpunkt als Toni Schieck sich gemeldet hat, war ich bereits Foren-Mitglied und habe seine Beiträge auch gelesen


    Volker

    Alles in Erfahrung zu bringen ist sicherlich schwierig. Ich betreibe ja auch seit knapp 1,5 Jahren Biografie-Forschung und bin selbst auch immer wieder überrascht, wie viele Darsteller noch nicht in den Besetzungslisten stehen. Ich freue mich auf jeden Fall, dass engagierte Forscher noch solche Projekte in Angriff nehmen und wenn die Lexika nicht 100%ig vollständig sind, ist das finde ich auch nicht schlimm. Wenn Herr Döpke nicht zu allen darstellenden Personen des deutschen Films von 1903-1945 biografische Daten in Erfahrung bringen kann, dann kann er ja, wenn er seine Nachforschungen beendet hat, ein Lexikon mit dem veröffentlichen, was er herausfinden konnte und das wird denke ich auf jeden Fall eine Menge neue Erkenntnisse bringen :)