Das indische Grabmal (1921)

  • So, hier einmal ein paar Gedanken zu DAS INDISCHE GRABMAL

    Das Negative vorweg: Bei allen Qualitäten, die der Film hat: Mia May ist schrecklich. Als "Verlobte" des Hauptdarstellers ist sie definitiv zu alt und außerdem zu fett. Sorry! Ist nicht nett, aber das ist einfach so. Ich weiß nicht, was Joe May geritten hat, sie in einigen Szenen sogar teilweise bauchfrei zu zeigen. Und was ihren Stil als Schauspielerin angeht, gehört sie in die 10er Jahre, nicht mehr in die 20er Jahre. Olaf Fönss ist auch grenzwertig. Der Film ist sowieso in mancher Hinsicht recht angestaubt. Damit meine ich gerade im ersten Teil viele langsame Szenen, in denen der Film seine "Exotik" ausbreitet. Da wirkt heutzutage einfach aus der Zeit gefallen. Aber er hat auch unbezweifelbar seine Qualitäten, vor allem im zweiten Teil. Da ist er viel schneller und seine spannende Handlung kommt richtig zum Tragen. Überraschend finde ich außerdem Erna Morena: Erotik pur! Das hätte ich ihr nie zugetraut. Lya de Putti verbringt die meiste Zeit damit, ängstlich zu schauen und ihren Körper zur Schau zu stellen. Das war eine gute Entscheidung, denn optisch hatte sie schon sehr viel zu bieten. Schauspielerisch dagegen hatte sie Grenzen.

    Conrad Veidt bewältigt seine Rolle routiniert, und angenehm frisch finde ich nach all den Jahren immer noch Paul Richter. Werner Brandes und Karl Puth an der Kamera sind viele wirklich packende Aufnahmen gelungen und auch einiges mit einem schönen Gruselfaktor. Auch was die Exotik angeht, ist der Film nicht durchwegs angestaubt, sondern hat einiges zu bieten. Die Kulissen sind zum Beispiel sehr schön.

    Zusammengefasst: Wer den Film sehen will, muss gerade im ersten Teil einiges aushalten - insbesondere die raumgreifende Mia May. Aber wer das erträgt, wird mit den Qualitäten des Films belohnt, und davon hat er in der Tat einige.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Austernprinzessin

    Hat den Titel des Themas von „Das Indische Grabmal“ zu „Das indische Grabmal (1921)“ geändert.
  • Kleiner Nachtrag: Gegen Ende hin gibt es einige richtig aufregende und spannende Szenen. Das liegt aber wieder nicht an der Exotik, sondern daran, dass sich der Film dort an amerikanischen Serials der 10er Jahre orientiert, die temporeich und packend umgesetzt werden. Ich kenne DIE SPINNEN nicht, aber der muss ja auch in dieser Tradition stehen, und es liegt ja nahe, dass der Film mit seinen beiden Drehbuchautoren Fritz Lang und Thea von Harbou auch in dessen Tradition steht.

    Dass Erna Morena zum Schluss den Opfertod wählt, um ihre "große Schuld zu sühnen" und zu verhindern, dass immer mehr "unschuldiges Blut" vergossen wird, hat einen schalen Beigeschmack, auf den ich gern verzichtet hätte und wirkt auf mich außerdem ziemlich aufgesetzt. Immerhin gibt das Conrad Veidt die Möglichkeit einige Einstellungen intensiver auszuspielen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich habe heute ein wenig auf dem Dachboden geräumt und da fielen mir ein paar alte Bücher von meinem Opa in die Hände. Ein total zerfleddertes in einem selbst gemachten Papierumschlag. Beim abmachen sehe ich Thea von Harbou DAS INDISCHE GRABMAL, Druck von 1918. Manchmal hat es was gutes wenn man im Haus der Altvorderen wohnt 8)