Tonfilm - Was ist das?

  • Tonfilm - Was ist das?

    Definitionsfrage - Abgrenzung


    Ein Tonfilm ist laut Wikipedia ein Film mit "technisch-wiederholbarer Schallbegleitung". Soviel ist klar. Meine Frage ist, wie würdet ihr das Genre "Tonfilm" vom späteren Filmen mit Ton abgrenzen. Gibt es da vielleicht schon irgendwo eine Definition?


    Ich würde jetzt einfach einmal eine technische Grenze ziehen und sagen, dass Tonfilme Filme sind, deren Ton optisch auf Film aufgenommen wurde (oder Nadeltonverfahren). Filme deren Ton zunächst auf Magnetband aufgezeichnet wurde, und die erst später durch "Verheiratung" zum Film mit Ton wurden, würde ich nicht mehr zum Tonfilm zählen.


    Was ist eure Meinung?

  • Für mich sind Tonfilme alle Filme mit Ton. Also Filme von ca 1929 bis heute. Als Abgrenzung würde ich den Begriff genauer definieren: deutscher Tonfilm bis 1945 oder wenn der frühe Nachkriegsfilm dabei sein soll bis ca 1950. Das technische Verfahren ist dabei irrelevenat, würde ich sagen. Denn niemand weiß wirklich welcher Film mit welchem Verfahren aufgenommen wurde. Laut wikipedia hat sich das Magnettonverfahren erst ab 1947/48 durchgesetzt.

  • Da hast du natürlich recht sisterandi Umgangssprachlich meinen viele mit "Tonfilm" noch immer die Spielfilme der 30er und 40er Jahre. Liegt auch daran, dass in der Entstehungszeit der Filme die Stummfilmära noch nicht so lange zurück lag.

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Bei unseren Tags vergebe ich den Tag Tonfilm für alle Filme mit Ton (genaue Definitionen habe ich da nicht festgelegt, Grenzfälle gibts da aber ja auch nicht soo viele - die Sprache ist mir da wichtig, also das gesprochene Wort) für Tonfilme bis 1949. Am Anfang habe ich für alle Tonfilme diesen Tag vergeben, aber das ist auf Dauer ja unsinnig. Wenn es nur die Tonfilme bis 1949 sind, kann man so gut zwischen den Stummfilmen, den Tonfilmen in der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts unterscheiden und dann den Filmen ab den 1950er Jahren.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich persönlich würde einen Film als 'Tonfilm' nur dann hervorheben, wenn es mir darum geht, ihn von zeitlich nahe liegenden Stummfilmen abzugrenzen. Heutzutage ist praktisch jeder Film ein Tonfilm, und es würde einfach überhaupt keinen Sinn machen, das besonders hervorzuheben. Stattdessen verdienen heute gedrehte stumme Filme, so selten wie sie sind, natürlich gerade deswegen als solche hervorgehoben zu werden: siehe "The Artist" oder der weniger bekannte, aber umso großartigere spanische Film "Blancanieves" (Pablo Berger, 2012).


    Einen Film als Tonfilm von Stummfilmen aus der selben Ära abzugrenzen ist für mich persönlich immer dann interessant, wenn damit eben - wie beim frühen Tonfilm meistens der Fall - auch eine unterschiedliche filmische Ästhetik bezeichnet wird (im Positiven wie im Negativen, da stehen dann sprachlicher Witz und musikalische Einlagen eben oftmals der 'unbeweglichen' Tonfilmkamera gegenüber). Manchmal ist es auch interessant, einen Film als Tonfilm hervorzuheben, wenn eben der Übergang vom stummen zum tönenden Film in manchen Ländern länger gedauert hat als anderswo. Niemand wird es für besonders wichtig halten, daß ein deutscher Film von 1935 tönend ist; dagegen mag es vielleicht wichtig sein, daß in Japan ein bedeutender Regisseur wie Yasujiro Ozu im selben Jahr nun endlich seinen ersten Tonfilm gemacht hat; oder umgekehrt noch 1936 mit "Kosmische Reise" ein letzter wichtiger Stummfilm in der Sowjetunion entstehen konnte.