Aufführungen von Stummfilmen

  • Facebook lässt mich darauf schließen, dass gestern in Berlin "Berlin - Sinfonie einer Großstadt" in Berlin mit dem Babylon Berlin Orchester aufgeführt wurde.


    Ich schätze, dass es dank Babylon Berlin (BRD, 2017) nun verstärkt Stummfilm-Aufführungen geben wird.


    Hier kann man unten lesen, dass heute um 20 Uhr in der Uni Trier gratis die selbe Doku gezeigt wird:


    https://www.volksfreund.de/nac…hst-in-trier_aid-35572069

    Zitat

    „Berlin, die Sinfonie der Großstadt“. Stummfilm (1927) von Walther Ruttmann mit Livemusik. Kompositionen von Dessau, Hindemith, Schulhoff und Wellesz. Werkzusammenstellung und am Klavier: Bernhard Nink. Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr, Universität Trier, Audimax. Eintritt frei.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Im Metro-Kino in Wien wird derzeit eine JOE MAY - Retrospektive mit seinen Stummfilmen gezeigt.


    https://www.filmarchiv.at/program/retrospective/joe-may/


    Joe May (1880-1954) war ein berühmter deutscher Stummfilm-Regisseur.

    (Asphalt, Heimkehr, etc...)


    Unter anderem werden diese Filme im Zuge der Retrospektive gezeigt:


    Asphalt (1929)

    Heimkehr (1928)

    Der Farmer aus Texas (1925)

    Der unsterbliche Lump (1930)

    Die letzte Kompanie (1929)


    etc...


    siehe Fotos anbei...













    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Habe mal eine Frage an alle von euch speziell Fräulein G. :


    Habe mir letzte Woche das erste mal "DER FARMER AUS TEXAS" (D-1925 mit Willy Fritsch) im Rahmen der JOE MAY-Retrospektive gesehen. Der Film dauerte mehr als 100 Minuten und wurde mit schöner klassischer Piano-Begleitung und einer kleinen Einführung im Metro-Kino aufgeführt.


    Nun zum Film. Der Film ist qualitativ (35mm) recht ansprechend und hat originale englische Zwischentitel. Inhaltlich wird er erst ab der Mitte spannend und besticht durch seine wunderschönen Landschaftsaufnahmen und die von dem Schloss. Leider habe ich keine Ahnung welches Schloss hier als Filmkulisse diente. Vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen. Im Film selbst wird das Schloss als "Schloß Stjernenhoe" bezeichnet.


    Das ist aber leider nur ein fiktiver Name. Meine Frage in die Runde ist nun ob jemand eine Ahnung wo der Film gedreht wurde. Auf Wikipedia, Filmportal und Murnau wird nur die Drehzeit angegeben: September 1924 bis Oktober 1924. Die Frage ist ob es sich um ein Schloss in Deutschland, Belgien und eventuell doch England handelt. Es ist auf jeden Fall sehr alt und imposant. Also es müsste noch existieren. Sehr schön waren auch die Großaufnahmen von Fritsch und Co. Die Kameraeinstellungen haben mir sehr zugesagt.


    Besonders gefallen hat mir die Szene in der Willy Fritsch das Baby-Hündchen für seine Liebste kauft und auch sehr schön war die Szene in der Willy Fritsch mit Edward Burns (der Farmer aus Texas) auf einer hohen Meeresklippe kämpft und ihn K.O. schlägt und dann ich denke Mady Christians die Klippe ins Meer abstürzt und Fritsch ihr sofort nach springt. Als Burns wieder munter wird springt er dann auch hinunter um den untergegangen Willy Fritsch zu retten. Die Frau war schon in Sicherheit. Burns taucht dann in den brausenden Wellen unter Wasser um Fritsch zu finden. Und dann KOMMT EINE KLEINE SENSATION. Eine Unterwasser-Filmaufnahme im Jahr 1925. Wunderbar. Ok. sie war nicht lang aber sie war da. Und das hat mich schon fasziniert.


    Dann lag der gottseidank doch nur bewusstlose, ich habe schon geglaubt er wäre tot, Willy Fritsch der von Fischern mit einem Fischerboot an Land gebracht wurde im Schloss aufbewahrt und wird von einem Fischer mit einer alten Erste Hilfe Technik (Arme hinauf und nach hinten und wieder nach vor) ins Leben zurück geholt. Doch noch ein Happy End. Er erbte dann doch noch das Schloss. Bei der Szene in der Frisch wiederbelebt wird hat das Publikum laut gelacht. ;)


    Fräulein G. wie hat dir der Film gefallen? :/Schade dass es den Film nicht zu kaufen gibt und auch sonst nicht zu bekommen ist. Die Kopie des Films stammte aus dem Bundesarchiv.



    Das besagte SCHLOSS hatte eine große Ähnlichkeit mit diesem hier:



    20th October 2013, Schloss Bückeburg/Bückeburg Palace, Lower Saxony, Germany, Lebendige Barocktage, an impressive path to deep understanding of history.



    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Das ist aber leider nur ein fiktiver Name. Meine Frage in die Runde ist nun ob jemand eine Ahnung wo der Film gedreht wurde. Auf Wikipedia, Filmportal und Murnau wird nur die Drehzeit angegeben: September 1924 bis Oktober 1924. Die Frage ist ob es sich um ein Schloss in Deutschland, Belgien und eventuell doch England handelt. Es ist auf jeden Fall sehr alt und imposant. Also es müsste noch existieren. Sehr schön waren auch die Großaufnahmen von Fritsch und Co. Die Kameraeinstellungen haben mir sehr zugesagt.

    Der Katalog zum schon erwähnten cinefest 2018 führt auf S. 54 als Drehort May-Atelier Berlin-Weißensee und für die Außenaufnahmen Schweden auf.


    Den Katalog kann man übrigens auf der Seite des Bundesarchivs kostenfrei als PDF (8MB) herunterladen:

    https://www.bundesarchiv.de/DE…en/20181116-cinefest.html

  • Vielen Dank für die wissenswerten Informationen zur Filmproduktion Fritz.;)


    Auf Imdb hat jemand der 2007 den "Farmer aus Texas" im Kino gesehen hat folgendes geschrieben:



    24. November 2007


    Der Graf und der Cowboy; oder, Pudd'n'head Wilhelm.


    Ich habe 'The Farmer from Texas' im Oktober 2007 im Le Giornate del Cinema Muto in Pordenone, Italien, gesehen. Das Festival zeigte einen Print aus einer deutschen Sammlung (des Bundesarchivs in Berlin) mit englischen Untertiteln.


    Der bizarre Titel dieses Films hat mich nicht ermutigt, aber ich war sehr daran interessiert, den Film zu sehen, als ich erfuhr, dass er auf einem Theaterstück von Georg Kaiser basiert. Er schrieb das brillante expressionistische Stück "Gas", das jetzt als maßgeblicher Einfluss auf Fritz Langs "Metropolis", meine Nominierung für den größten Film, der jemals gedreht wurde, anerkannt wird. Kaiser schrieb auch "The Coral", ein etwas realistischeres Bühnenstück - über einen unzufriedenen Industriellen, der sein Leben mit seinem Angestellten austauscht, dann den Mitarbeiter ermordet, um seinen eigenen Tod zu fälschen - was ich zutiefst bewegend fand.


    "The Farmer from Texas" beinhaltet einen Life-Swap, der dem von "The Coral" ähnelt - am Anfang des Lebens und nicht am Ende des Lebens -, aber dieser Film hat mich weit weniger beeindruckt als "The Coral" .


    Der Graf von Stjernenhoe (Christian Bummerstädt) ist ein deutscher Edelmann, der Mabel Bratt, die Tochter eines wohlhabenden amerikanischen Bauern, geheiratet hat. Sie bringt den Reichtum ihres Vaters in die Ehe ein; Da es sich hierbei um einen deutschen Film für das deutsche Publikum handelt, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der blaublütige Graf seine übermenschlichen Übermensch-Gene zur Ehe bringt. In der Tat bringt die Ehe bald einen strengen Säuglingsjungen hervor. Aus tief entwickelten Gründen wird dieses Kind jedoch mit dem jungen Sohn von Frau Appelboom, einer verarmten Witwe, gewechselt. Jeder Sohn wird im falschen Haushalt erzogen.


    In jungen Jahren ist Erik (Edmund Burns) der amerikanische Farmer, der tatsächlich ein deutscher Erbe erbt, während Akke der härtere Erbe ist, der nicht weiß, dass er tatsächlich der Sohn eines Hicks ist. Natürlich geht der deutsche Film davon aus, dass die Natur Trümpfe hervorbringt, und Erik ist trotz seiner Erziehung ein wahres Musterbeispiel der Meisterrasse.


    Der Film soll eine Komödie sein, aber ich habe nicht einmal gelacht. Ich gebe dem Film einige Anerkennung dafür, dass er versucht hat, die beiden hier abgebildeten Kulturen zu bestimmen: sowohl die Alte als auch die Neue. Ich habe mehrere Stücke von Georg Kaiser gesehen oder gelesen, aber ich kenne diejenige, auf der dieser Film angeblich beruht, nicht. Als solches fühlte ich mich, als würde ich eine Abzocke von "Der Prinz und der Arme" oder "Pudd'nhead Wilson" sehen, die beide eine ähnliche Prämisse wie in diesem Film haben.


    Der Film wurde von Joe May, einem jüdischen Kollegen des halbjüdischen Fritz Lang, geleitet, der aus ähnlichen Gründen ungefähr zur gleichen Zeit wie Lang aus Europa flüchtete. Beide Männer landeten in Hollywood, aber Langs Filmkarriere in den USA ist weitaus bemerkenswerter als die von May. Kurz bevor "The Farmer from Texas" in Produktion ging, erschoss sich Joe Mays 22-jährige Tochter, anscheinend ein absichtlicher Selbstmord. Das könnte erklären, warum dieser Film (angeblich eine Komödie) nicht sehr lustig ist. Meine Bewertung ist nur 4 von 10 Punkten.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Fritz ist schon seit 2012 hier angemeldet, hat seitdem aber nicht mehr geschrieben ;) Also er ist viel länger hier als Du ;) :D Aber mich freuts riesig, dass er sich auch wieder mal gemeldet hat :thumbup::thumbup:

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    Konfizius

  • Der Film „Farmer aus Texas“ ist im schwedischen Mølle gedreht, dort spielen auch die Szenen am Hafen.

    Das Schloss ist mit ziemlicher Sicherheit das Krapperupps Slott in der Nähe des Ortes, zumindest wurden vor dem Portal und im Park Aufnahmen gemacht.

    Das Filmteam ist wegen der Wassersprung-Aufnahme auch nach Sorrent gereist, erst zum Schluss wurden die Aufnahmen in Berlin-Weissensee gedreht.

    Die Szene ist geschnitten. Der tiefe Sprung von Willy Fritsch vom Felsen (auch im Trailer des Cinefests 2018 zu sehen), stammt aus Sorrent und ist selbst gesprungen (ohne Stuntman). Das Auftauchen und die Unterwasserszene sind aus dem Berliner Studio, weil die echte Strömung zu krass waren.


    Joe May‘s Tochter hat sich nicht vor, sondern während der Aufnahmen umgebracht. Die Dreharbeiten mussten daraufhin unterbrochen werden, weil Joe May nach Wien reiste.

    Acht Jahre später hat sich übrigens auch die Hauptdarstellerin Lilian Hall-Davis wegen Depressionen umgebracht.


    Joe May hatte insbesondere Willy Fritsch sehr ins Herz geschlossen und mochte dessen fröhliche Art. Deshalb hat er ihn auch immer zu seinen Partys eingeladen, weil Fritsch dann alle unterhalten hat.


    Er hat Willy Fritsch außerdem dessen erstes Auto geschenkt, weil Willy Fritsch die Raten nicht bezahlen konnte.


    Ein bißchen Behind The Scenes-Gossip. 😊

  • Fräulein G. wie hat dir der Film gefallen? :/Schade dass es den Film nicht zu kaufen gibt und auch sonst nicht zu bekommen ist. Die Kopie des Films stammte aus dem Bundesarchiv.

    Das hatte ich noch nicht beantwortet 😉.


    Naja, inhaltlich ist der Film recht belanglos und in der Tat keine Komödie. Ich fand, er ist eher ein sozialkritisches Drama, weil er ja die Unterschiede zwischen Arm und Reich so herausstreicht.

    Aber Fritsch ist gut was für‘s Auge in diesem Film. 😉 Die Szene mit dem Hund fand ich auch süß.


    Vielleicht wird der Film ja nochmal irgendwann veröffentlicht. Gut restauriert war er ja immerhin.

  • Wooooooooooooow :):thumbup:Ich bin wirklich sehr beeindruckt über dein geballtes Detailwissen zu Fritsch. Speziell dass du soviel Hintergrundinformationen zum "Farmer aus Texas" hast fasziniert mich äußerst. Im Zuge deiner Buch Recherche warst du ganz schön fleißig. Wahnsinn wieviele Informationen du über Fritsch und seine Filme ausgraben konntest. Das nimmt sehr viel Zeit und Wühlarbeit in diversen Archiven in Anspruch.:) Und dann muss man auch noch wissen wo man nachschaut.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)