Babylon Berlin (BRD, 2017)

  • Ganz ehrlich, mein lieber Mann, die drei mal, die du in deinem Leben ein Theater von innen gesehen hast... ;) Ich glaube nicht, dass du dir da ein umfassendes Urteil erlauben kannst.


    Ich habe viele moderne "Bühneninszenierungen" gesehen. Nein, ich gehe auch nicht wöchentlich ins Theater, aber immerhin habe ich doch einiges gesehen. Und ganz vieles davon ist wirklich toll und inspirierend. Wenn man ein Stück einfach nur in Kostüme steckt, die annähernd was mit der Zeit zu tun haben, in der es spielt, macht es das noch zu keinem guten Theaterstück. Es kommt ja darauf an, was man aus diesem Stück herausholt, worauf man seinen Fokus legt und ja, ich mag es, wenn aktuelle Bezüge in dem Stück hergestellt werden. Ich finde, das bringt das Theater in eine moderne Zeit und macht deutlich, wie modern manche Stücke doch sind, obwohl sie vor über 200 Jahren geschrieben wurden.


    Aber das ist inzwischen schon ein bisschen Offtopic.

  • Zitat

    Mathias77 : Ist ehrlich gesagt alles nicht so mein Fall. Dann lieber "Café Wernicke", "Ein Mann will nach oben", "Kartoffeln mit Stippe" usw.

    Und zur Musik: ich bin halt auch ein Fan der alten Schlager, deswegen find ich es schade dass man die dann durch Neukompositionen ersetzt, warum auch immer.

    Mathias77 : Schöne Auswahl an Fernsehserien! Habe ich auch alle gern gesehen.


    Und was die Musik angeht, so bin ich auch voll auf Deiner Seite. Es gab damals so tolle fetzige Titel und vor allem sehr gute Tanzorchester, die ich mit der Zeit verbinde. Man braucht sich nur alte Schallplatten bei YouTube anzuhören. Ich kann ja verstehen, wenn man mal EINEN Titel neu für "Babylon Berlin" komponiert, aber das dort so gar kein Evergreen aus der Zeit zu hören ist, finde ich nicht ok. Es wäre einfach authentischer - wenn schon, denn schon!

    Da ich die Serie nun zum ersten Mal sehe, hoffe ich irgendwie, dass in den nächsten Folgen auch mal Szenen in anderen Tanzlokalen spielen, in denen dann echte Titel aus der Zeit zu hören sind, aber was ich hier so lese, lässt mich diese Hoffnung begraben. Ich hätte -im Gegensatz zu Dir- auch kein Problem damit gehabt, wenn Max Raabe mit seinen Musikern dort als Tanzkapelle der damaligen Zeit in einem Lokal aufgetreten wäre.

  • Also gestern haben Talmine und ich die ersten 3 Folgen geschaut. Die erste Folge haben wir zum Teil schon am Montag geschaut, wurden aber unterbrochen.


    Ich glaube zu der Serie könnte ich jetzt unendlich viel schreiben :D Mal sehen was sich so ergibt im Laufe der Diskussion.


    Also der Hauptpunkt: Dier Serie fesselt mich und reisst mich mit und fasziniert mich und das ist schonmal 8/10 der Miete. Das was aktuell NOCH fehlt ist, dass mich die Serie voll (also auch inhaltlich uneingeschränkt) mitreisst. Ich finde, dass das was ich spannend finde an der Serie aufgeschoben wird und nicht angegangen wird, dafür werden diverse andere Stränge (die sicher alle wichtig sind und zu einer super Endkomposition führen) angegangen. Dabei finde ich diesen "Abgrund" in der Handlung so spannend - also mit diesem "Film" und den "Sumpf in Berlin". Von daher mal sehen.


    Das Lied was ich hier schonmal verlinkt hatte, war für mich bereits ein Ohrwurm, gerade höre ich es 7-10 Mal hintereinander und es fesselt unglaublich.


    Was mich mehr als die Handlung im Moment fesselt:


    - Dass der Film in genialer Weise auf dem deutschen Filmerbe aufbaut. Auch das eben genannte Lied ist eine Mischung aus Dietrich, Rammstein und den Abrgünden und dem Leid in der Zwischenkriegszeit. Der ganze Inhalt usw. - gerade die Amis werden da unendlich drauf abfahren.

    - Es ist KEIN typischer TV-Film - es ist GLÜCKLICHERWEISE (ich knie vor Dankbarkeit darnieder!) kein Tom Schilling, kein Heino Ferch, Keine Ferres, kein Lauterbach in der Hauptrolle zu sehen. Benno Fürmann lässt sich wohl mal blicken, aber das geht ja noch.

    - Es sind viele unverbrauchte (aber teilweise schon bekannte) Gesichter dabei, das macht die Serie recht kernig, authentisch, interessant.
    - Gerade die Hauptdarstellerrgiege ist perfekt besetzt. Die Leute sind nicht zu glatt. Es ist auch niemand mit denen man sich voll identifiziert aber auch keiner auf den man schon bei den ersten Sekunden keine Lust hat.

    - Dass man sich eben an den deutschen Filmen der damaligen Zeit orientiert - damit auch an der Realität. Der Berliner Kommissar ist vom Typ her wie Lohmann (aus "M" und "Dr. Mabuse") der aber auch wieder an Gennat angelehnt ist.


    Bei YouTube gibts von dem Lied viele verschiedene Varianten. Und auch einiges Gespräche und Blicke hinter die Kulissen. Die schaue ich mir bei Gelegenheit mal in Ruhe an.


    Genial fand ich die letzten Szenen der 2. Folge nachdem das Lied gelaufen ist und Folge 2 den Höhepunkt findet. Das ist so richtig schön hypnotisch/fiebertraummässig.


    So und weil ich mein Leben lang nur wenige Male in Discos war, da ich sowas hasse, inkl. Synchrontanzen und son Schmarrn: Die Szene die auch im Musikvideo zu sehen ist. Die ist sehr modern oder wie ist das zu verstehen? Ihr habt das ja beschrieben dass in dieser Szene viel moderne Elemente drin sind. Dieses Synchrontanzen - gabs das damals? Oder ist das auf die heutige Zeit angespielt?

    Gerade weil diese Szene so einen Bruch darstellt wirkt das alles so faszinierend und hypnotisch. Es ist schwer in Worte zu fassen.


    Ich für meinen Teil kann mir vorstellen, dass die Serie auf mich eine ähnliche Faszination haben wird wie meine bisherigen Lebens-Favoriten (M, Mabuse, Metropolis, Dudu, Peter Alexander Filme, Hansi Kraus Filme, Werner Herzog Filme, Anderland, Feuerrote Spielmobil, Pumuckl und Hatschipuh ;) ). Also dass das eine Blu-ray-Edition wäre, die ich mir Kaufen würde und auch so ins Regal stellen würde wie ich es bei meinen anderen Schätzen machen würde. Aber mal abwarten.

    Wie gesagt, uneingeschränkt überzeugt hat mich die Serie noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass sich alles gut zusammen fügen wird.


    Achja und eine Sache noch. Bilde ich mir das ein? Mir geht das bei so vielen Filmen und Serien der letzten 20 Jahre so: Die Geschichten werden nicht mehr Gradlinig erzählt. Also ich finde Filme genial, die Botschaften, Interpretierbare Aussagen, Anspielungen usw. zwischen den Zeilen oder auch offensichtlich vermitteln. Ich denke da an "Clockwork Orange", "Die Fabelhafte Welt der Amelie" oder "Fight Club". Filme über die man philosophieren kann, bei den jeder sich was individuelles raus holen kann, Kunst eben.

    Von dieser Kunst-Ebene abgesehen wurden die Geschichten früher (so ist mein Eindruck) anders erzählt. Verständlich und sauber. "M" ist da ein wundervolles Beispiel.


    Irgendwann gings dann los (dank Krieg der Sterne und co.) dass man dann Vorgeschichten zu Geschichten erzählt hat. Dass man Filme begonnen hat von hinten zu erzählen. Wo man bei jeder Sekunde ganz genau aufpassen muss um zu verstehen worum es geht.


    Und bei so vielen modernen Serien und Filmen ist es so, dass ich Talmine (die perfekt darin ist jede Nuance in der Handlung zu verstehen und im Gesamtkontext korrekt einzusortieren) fragen muss, wer dieser Typ gerade ist und sie mir sagt, dass er doch 20 Minuten vorher schonmal im HINTERGRUND zu sehen war wie er jemanden die Hand geschüttelt hat. Oder dass der Schlüssel 2 Folgen vorher schonmal groß im Bild zu sehen war und deswegen war klar, dass er noch eine wichtige Bedeutung im Film haben wird.
    Ich bin jemand der sich gedanklich gerne gehen lässt, mir geht es oft mehr um die Schwinung des Films, um die inspirierende Wirkung. Ich denke mal über X nach und über Y, was die Folge hat, dass ich dann manche dieser Nuancen nicht mitkriege und dann gar nicht mehr verstehe worum es jetzt geht. Ich finde, dass das eine moderne Handschrift ist. Liege ich da falsch oder was ist da der Hintergrund?


    Ist das, weil früher bei Kinofilmen die Leute Werke 1x gesehen haben und man deswegen alles sauber erzählt hat. Und heute können die Leute sich die Serie nach Bedarf 5x anschauen um diese "geniale Komposition" bis zum letzten Detail zu ergründen.


    Also wie schon gesagt, ich finde es genial, wenn Filmwerke oder Serien viel bieten, dafür sorgen, dass man es 100 mal anschauen kann und es wird noch immer nicht langweilig. Aber ich finde, dass man bei vielen Dingen heute ganz genau "dran bleiben" muss um es beim ersten Mal schauen korrekt zu verstehen.

    Das ist wie mit Filmen wie (ich glaub der hieß) Memento. Wo man 98% des Films sich denkt "Was soll das?" "Was passiert gerade?" und erst die letzten 2 Prozent des Films sich alles afulöst, man 2 Stunden lang sich rumgequält hat, keine Freude an dem Werk hatte, um am Ende sich zu denken "cool! genial gemacht, müsste ich mir aber noch 3 mal anschauen um das grundprinzip richtig zu verstehen".


    Also für die, die sich meinen Text ganz durchgelesen haben ( :D ) Analysiere ich das richtig oder falsch? Und bin ich einfach nur Doof bzw. habe ich eine falsche herangehensweise beim Konsum von Filmen und Serien?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Vogel Specht: Hehe , freut mich dass Dich, bzw Euch die Serie auch in den Bann reißt! Werde später evtl nochmal ausführlich antworten, aber vorab schonmal: Warte noch weitere Folgen ab. Die ersten beiden Folgen sind noch teilweise zäh, bis die Handlung und die Atmosphäre ab der von Dir beschriebenen Endszene von Folge 2 an Fahrt aufnimmt, und echte Spannung aufkommt.


    Der von Dir beschriebene Eindruck der nicht mehr stringent erzählten Handlung, sondern die zuerst paralell erzählten Handlungsstränge, die sich dann zum großen Ganzen fügen, ist vollkommen richtig. Mir ist das Konzept erstmals bei "Pulp Fiction" aufgefallen, der in dieser Hinsicht auch genial ist. Und ja, das bedingt auch ein wirklich konzentriertes und aufmerksames Schauen. Es ist eine andere Sehgewohnheit. Ich mag das, und fahre da voll drauf ab. Wenn ich einen Film gucke, dann muss ich mich darauf auch voll und ganz konzentrieren, damit ich alle Seitenhiebe, Anspielungen und Nuancen mitbekomme. (Ähnlich wie bei Stummfilmen, denn auch diese sollte man voll konzentriert schauen, denn beim weggucken bekommt man durch den fehlenden Ton nicht s mehr vom Film und seiner Handlung mit. )

    Leider im Gegensatz zu meiner Frau, die mehr auf Berieselung steht, und meist noch andere Sachen nebenher macht und "nebenbei" Filme oder TV schaut. Das geht bei so einem Konzept wie auch jetzt bei Babylon Berlin natürlich nicht, dann bekommt man nur die Hälfte mit und fragt sich dann manchesmal, um was es sich jetzt gerade dreht. Aber ich muss auch sagen, dass ich jetzt beim zweiten Mal schauen den wesentlich besseren Durchblick habe und sich mir vieles viel schneller oder gar jetzt erst so richtig erschließt. In dem Sinne hast Du auch recht, dass solche Filme bzw Serien, dafür gemacht sind, sie etliche Male zu schauen!


    Freut Euch auf die nächsten Folgen!

  • Ich möchte noch ganz viel zu der Serie schauen, aber kurz zu der Erzählweise, die Vogel Specht anspricht: ich weiß nicht, ob das ein neues Phänomen ist. Aber das Prinzip, das in Filmen nur das im Bild erscheint, was auch später nochmal eine Rolle spielt, ist doch schon ein alter Hut. Mir ist in dem Moment klar, in dem ein Gegenstand oder eine Person so klar von der Kamera eingefangen wird, dass sie einem ins Bewusstsein dringt, dass dieser Gegenstand oder eben die Figur irgendwann nochmal auftaucht - und wenn nur darüber gesprochen wird.


    Was neuer ist: Das parallele Erzählen von mehreren Handlungssträngen. Dass eben nicht mehr nur linear erzählt wird und da geht es mir wie dir sisterandi : Ich steh voll drauf! :) Ich finde das viel spannender, weil man eben ein bisschen mitdenken muss und sich nicht nur berieseln lassen kann. Also nichts gegen berieseln, ich mache das auch ab und an, wobei ich dann meistens nebenbei etwas tue. Aber ich mag diese Art der Erzählstruktur - übrigens auch bei Büchern. Da kommt es ja oft vor, dass mehrere Geschichten oder Handlungsstränge parallel erzählt werden und das nicht mal zwingend in der richtigen chronologischen Reihenfolge. Ich mag das total.

  • Was für ein Plädoyer, Vogel Specht ! 😁

    Siehst Du - hab ich doch gesagt, dass die Serie genial ist!

    Die ersten 2 Episoden sind schwierig und bringen durcheinander, weil gewissermaßen im Schnelldurchlauf alle Charaktere eingeführt werden. Aber danach wird es komplett logisch.

    Seid gespannt, was alles noch kommt! Es ist garantiert nicht das, was Ihr denkt oder erwartet... 😉


    Bzgl der Musik, Heideland , bin ich anderer Meinung. Ich finde es gerade gut, dass diesmal nichts altes verwendet wird, eben weil dadurch der Bezug zum Jetzt hergestellt wird. Wie hier schon mal geschrieben, fand ich‘s ganz am Anfang auch gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich ja dchnell dran. Die Serie ist ja genau deshalb etwas besonderes, weil sie eben nicht das zeigt, was man sonst immer sieht & hört. Ich finde z.B. das Bryan Ferry Orchestra super, „Reason Or Rhyme“ ist ein echter Hit und lief im letzten Jahr hier in Berlin bereits bei Radio Eins hoch und runter, und Ego FM in München hatte es ebenfalls im Programm.

    Für die Originalmusiken gibt‘s dann eben andere Filme - gerade ist ja „Mackie Messer“ im Kino angelaufen, zum Beispiel.


    Gerade bei der alten Musik passieren mir persönlich auch zu oft historische Fehler. Zum Beispiel in Filmen wie „Comedian Harmonists“ oder „Unsere Mütter, unsere Väter“ kommen Lieder von Komponisten jüdischen Glaubens zum Einsatz, die unter den Nazis bereits verboten oder aber zum Zeitpunkt der Filmhandlung noch nicht mal komponiert waren! Da mag ich dann doch wieder die von „Babylon Berlin“ gewählte Lösung mit der modernen Musik. Dadurch passieren dann wenigstens keine Fehler.

  • Also ist das mit den modernen Elementen ausschließlich auf die Musik an sich bezogen gewesen? Weil das war mir unklar - ich dachte ihr meintet auch das Discomässige Synchrontanzen, dass es ggf. damals in der Form nicht gab - aber in dieser Darstellung in der Serie in Verbindung mit der Musik dieses "Babylon"-Mässige, dieses "Tanz auf dem Vulkan"-Mässige bildlich verdeutlicht.


    Ansonsten vielen Dank für die Zeilen - ich bin sehr gespannt auf den Rest. Ggf. geehts morgenabend schon weiter :)

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    Konfizius

  • Bist Du sicher, dass es das Synchrontanzen nicht gab? Wir waren nicht dabei. Und aus den Clubs gibt es verdammt wenig bis gar kein Filmmaterial - es werden in den Dokus immer dieselben Szenen von Chronos verwendet. Da wurde ja sicher genauso wenig gefilmt wie heutzutage im Berghain.

  • Ich weiss es nicht, deswegen frage ich Euch, ob Ihr das ggf. wisst. Das ist ein Themengebiet das mir vollkommen fremd ist ;) Ich wusste erst nicht auf was Ihr Euch bezieht, als Ihr von den modernen Elementen gesprochen habt - und dachte, ihr bezieht Euch auch auf das Tanzen in diesem Tanzschuppen. Jedoch scheint Ihr Euch ausschließlich auf die Musik zu beziehen.


    Ein Kollege und Freund von mir aus Berlin sammelt - wie ich - Tagebücher und Handschriften und hält Lesungen in Berlin, u.a. von Swingjungend-Leuten und anderen Nachtleben-Niederschriften aus den 1920er und 1930er Jahren. Den Frag ich mal ob er zufällig was weiss :)

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    Konfizius

  • Was ich auch passend und gelungen finde ist nicht nur das Logo der Serie sondern auch der Abspann - dort ist "Lichtspiel Opus" von 1922 (zumindest in den ersten Folgen) im Hintergrund zu sehen, das habe ich auch hier verlinkt: Animationsfilme in der Weimarer Republik - absolut passend und stimmungsvoll.


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    Ansonsten fand ich das was ich burteilen konnte sehr authentisch. Also die Art wie Briefe geschrieben wurden damals. Wo ich aber einen Fehler finden konnte: Beim Frachtbrief des Zuges aus Russland hat man bei "Paris" die S-Regel bei den deutschen gebrochenen Schriften nicht berückscihtigt und hat am Ende des Namens "Paris" ein S verwendet, was nicht am Ende einer Silbe oder eines Wortes stehen darf. Das passiert leider sehr oft, dass diese Regel nicht berücksichtigt wird.

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    Konfizius

  • "bin ich anderer Meinung. Ich finde es gerade gut, dass diesmal nichts altes verwendet wird, eben weil dadurch der Bezug zum Jetzt hergestellt wird."


    @ Fräulein G.:

    Ich finde, wenn man einen Film /Serie dreht, in dem das Setting so authentisch wie möglich der damaligen Zeit entsprechen soll, darf man bei der Musik keine Ausnahme machen. Und man MUSS ja nun auch nicht unbedingt einen Bezug zum jetzt herstellen. Es reicht doch einfach einen spannenden Roman, der in vergangener Zeit spielt, zu verfilmen.:)


    Vogel Specht: Das Logo finde ich auch genial. Allein schon, dass man sich überhaupt die Mühe gemacht hat, eines zu entwickeln. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Mit dem Abspann konnte ich bisher nicht recht was anfangen. Aber nach Deiner Erläuterung, dass es ein Ausschnitt eines Filmes der damaligen Zeit ist, sehe ich den Abspann mit anderen Augen.:)

  • Was ich auch passend und gelungen finde ist nicht nur das Logo der Serie sondern auch der Abspann - dort ist "Lichtspiel Opus" von 1922 (zumindest in den ersten Folgen) im Hintergrund zu sehen, das habe ich auch hier verlinkt: Animationsfilme in der Weimarer Republik - absolut passend und stimmungsvoll.



    Ansonsten fand ich das was ich burteilen konnte sehr authentisch. Also die Art wie Briefe geschrieben wurden damals. Wo ich aber einen Fehler finden konnte: Beim Frachtbrief des Zuges aus Russland hat man bei "Paris" die S-Regel bei den deutschen gebrochenen Schriften nicht berückscihtigt und hat am Ende des Namens "Paris" ein S verwendet, was nicht am Ende einer Silbe oder eines Wortes stehen darf. Das passiert leider sehr oft, dass diese Regel nicht berücksichtigt wird.

    Ja, genau das ist mir auch aufgefallen! Gutes Auge, Vogel Specht! Erstens wird im Abspann tatsächlich die Aniamation von "Lichtspiel Opus" von Ruttmann aus 1922 im Hintergrund gezeigt, und mir ist auch die falsche Schreibweise von Paris in der Frakturschrift aufgefallen. Sowas finde ich ärgerlich, denn es zeigt, dass es von Leuten gemacht wurde, die keine Ahnung von der deutschen Frakturschrift haben. Das sogenannte "lange s" (" ſ " ) wird nie am Wortende ( wie bei Paris) verwendet, sondern nur in der Mitte eines Wortes. Am Ende wurde immer auch ein rundes s ( "s") vewerwendet.

    Weiterhin ist mir aufgefallen, dass die Toiletten im Polizeihauptquartier Spülrohre aus Plastik haben. Die waren damals alle aus Metall. Plastik kam erst in den 1970er Jahren für die Spülrohre auf.

    Das Telefon in der sowjetischen Botschaft ist ein 1970er Jahre Retro Nachbau mit Spiralförmiger Hörerschnur. Gabs damals auch nicht. DIe Hörerschnur war immer aus geflochtenen Textilkabel. Aber ansonsten ist alles sehr authentisch recherchiert und ausgestattet! Ich finde auch die Sprache ist sehr authentisch zeitgemäß. Als zum Beispiel CHarlotte in den Obduktionssaal kommt, wird gesagt " Was will denn das Frauenzimmer hier? " Das ist auch so ein typischer Ausdruck der Zeit!

  • Mit Talmine habe ich gestern Folge 4 und 5 geschaut - das Positive: Ich habe alles verstanden. Bzw. das wenige was ich nicht so richtig verstanden habe, hat Talmine auch nicht zuordnen können.


    Die Serie macht weiterhin Spaß, sie nimmt ein wenig an Fahrt auf, aber lässt sich weiterhin Zeit. Also ich bin noch nicht 100%tig mitgerissen, aber ich bin bereit beim Anlauf-nehmen mitzumachen ;)


    Heideland

    Es freut mich sehr, dass ich Dir helfen konnte ein anderes Verständnis für den Abspann zu kriegen. Bei mir ist es auch eher zufall, weil ich auf "Lichtspiel Opus" erst vor kurzem zufällig mal wieder gestoßen war. Sonst hätte ich es ggf. auch gar nicht zuordnen können.
    Ich finde dieses "Lichtspiel Opus" sehr atmosphärisch, das passt unglaublich gut in den Kontext der Serie und in diese dunklen und verruchten, aber doch inspirierenden, irrenden und torkelnden 20er Jahre.


    Ich bin auch Deiner Meinung, dass nichts dagegen spricht, heute einen historischen Stoff auch 100% authentisch/historisch (soweit überhaupt möglich) zu verfilmen. Die künstlerische Freiheit darf natürlich zulassen, auch ein paar andere Elemente und Brüche mit einfließen zu lassen, es darf halt alles möglich sein. Hauptsache es machen Leute mit Herzblut und Leidenschaft.


    Zum Logo: Stimmt, es ist nicht selbstverständlich überhaupt ein Logo für so eine Serie zu kreieren (oder doch? Bin da gerade nicht so sicher). Das erinnert aber auch ein bisschen an die Grafik und Filmpakatskunst der 1920er Jahre. Gerade in dem Bereich hätte man für Werbeanzeigen und Internet-Memes usw. ggf. noch etwas mehr machen können im Stile dieser Zeit. Aber vielleicht gibts das und ist mir nur noch nicht begegnet.


    sisterandi

    Die falschen Schreibweisen der Fraktur-, Kurrent- und Sütterlinschrift sticht mir immer schnell ins Auge. Schade, dass es auch sonst einige Fehler gibt - und das was Du schilderst ist ja auch nur das, was Du wahrgenommen hast. Da gibts sicher noch viel mehr. Aber Fehler gibts immer und allzustreng darf man da natürlich nicht sein.


    Die Sprache finde ich auch zeitgemäß, soweit ich das beurteilen kann. Was mir beim Gucken der Serie immer wieder in den Sinn kommt sind die Ausführunge von Fräulein G. zum Berliner Dialekt, dass dort wohl ein sehr authentischer Alt-Berliner Dialekt gesprochen wird. Und bei den hübschen jungen Damen in der Serie wirkt dieser Dialekt auch äußerst reizend, finde ich :)


    Genau "Frauenzimmer" ist ein geläufiges Wort zur damaligen Zeit gewesen. So wie auch "Billet" statt "Ticket" oder Fahrkarte (nur das kam in der Serie glaube ich bisher noch nicht vor). Ich habe in meinem Briefarchiv mal ausgewertet, wie oft ich das Wort Billet gefunden habe und ab 1950 war es dann (zumindest bei den Belegen die ich hatte) komplett verschwunden: http://geschriebene-geschichte.de/wortvorkommen/billet.htm


    Dass die Serie erfolgreich läuft ist erfreulich - bei dem Mammut-Projekt wäre es aber auch schlimm, wenn das nicht so wäre. Das ist ja die teuerste nicht englischsprachige Serie die es bisher gab - das ist schon ne Hausnummer. Und ich freue mich sehr auf das dauerhafte Echo aus dem Ausland und ich bin mir sicher, dass einige Schauspieler durch diese Serie weltweite Aufmerksamkeit bekommen. Was ja in den letzten Jahren immer mehr passiert, weil ja viel in Babelsberg gedreht wird - viel für den US-Markt mit vielen deutschen Nebendarstellern. Das ist eine spannende Entwicklung.


    Nun freue ich mich auf die resltihcen Folgen der ersten Staffel. Da werden wir aber wohl erst frühestens am Sonntag dazu kommen.


    Achja und noch zu dem Thema "viele Erzählstränge die zu einem Fadenzusammenlaufen": Ich weiss nicht ob ich diesmal alles mitgekriegt habe, weil ich mich bewusst drauf konzentriert/eingelassen habe oder ob das ab Folge 4/5 einfach einfacher zu verstehen ist (ich glaube das ist der Grund). Witzig fand ich, dass in diesen Folgen erstmals (2x ist es vorgekommen, 1x bei dem "angeschossenen Polizisten" und noch mal irgendwo) Minirückblenden (1-2 Sekunden) eingeblendet wurden damit der Zuschauer den Zusammenhang versteht. Das fand ich überflüssig, weil ich (ganz stolz ;) ) diesmal den Zusammenhang mitbekommen habe. In den ersten Folgen hätte ich das eher benötigt.


    Ich glaube dass mir dieser Erzählstil (da ich wenig moderne Sachen anschaue) einfach fremd war bisher und ich ihn nie bewusst eingeordnet/zugeordnet habe und mich deswegen auch nie drauf eingelassen habe. Also wenn mi bewusst ist worauf ich mich einlasse und mich dann auch entsprechend konzentriere, werde ich es wahrscheinlich auch hinbekommen eine moderne Serie oder einen modernen Film zu verstehen, trotz der wirren Dinge zu Beginn ;) :D


    Mein Vater hat erzählt, dass ein Kollege von ihm "Babylon Berlin" nach den ersten Folgen NICHT weiter geschaut hat, weil ihm das zu wirr wurde mit den verschiedenen Erzählsträngen. Also es geht nicht nur mir so. Mein Vater ist auch schwer begeistert von der Serie, er schaut sie nach einem Halben jahr gerade zum zweiten Mal und hat von meiner Mutter auch die Romane dazu geschenkt bekommen, die er gerade liest (er ist selbst Polizist).

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius