Kolberg (D, 1943-1944)

  • Einer der aufwändigsten Propagandafilme der UFA, der mit einem hohen Budget, einem sehr bekannten Hauptdarsteller und vielen Statisten gedreht wurde.


    Zu dem Film gibt es auch einen Vortrag von Prof. Werner Maser, der auch auf VHS erschienen ist. Die VHS-Ausgabe ist leider vergriffen, und ob Prof. Werner Maser noch vor Live-Publikum Vorträge hält, weiß ich leider auch nicht: https://amzn.to/2Lri0Pn [Anzeige]



    Ist "Kolberg" (1945) eigentlich ein Vorbehaltsfilm? Laut Wikipedia schon:


    1. https://de.wikipedia.org/wiki/Vorbehaltsfilm


    2. https://de.wikipedia.org/wiki/Kolberg_(Film)


    Laut der Murnau-Stiftung auch: https://www.murnau-stiftung.de/movie/512


    Merkwürdig finde ich, dass der Film, glaube ich, (da bin ich mir aber nicht mehr sicher) mal auf Arte gezeigt wurde, was bei einem Vorbehaltsfilm nicht möglich wäre.


    Zu dem Film gibt es übrigens auch eine Kurz-Dokumentation, die auf Arte gezeigt wurde:

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  • Sogenannte „Vorbehaltsfilme“ dürfen mit einer Einführung gezeigt werden. Mit Einstimmung des Rechteinhabers in dem Fall die F.W. Murnau-Stiftung. Leider gab es bis dato nur die zwei Ausnahmen dir mir gerade einfallen: Kolberg und Wien 1910. Es gibt keine schriftliche Weisung in welcher Form die Filme der Öffentlichkeitkeit gezeigt werden dürfen. TV, Kino, DVD/BluRay??? Nur mit „Einführung“ dürfen sie lt. Murnau gezeigt werden. In Wien im Metrokino wurden in den letzten Jahren eine Menge NS-Propaganda Filme gezeigt, mit einem Herrn und auch einer Dame die vorher etwas über den Film erzählt haben, eine hat nur was von einem Zettel abgelesen und war nach 3 Min. wieder weg. Ein anderer wieder „Frank Stern“ blieb länger und blieb auch während der Filme als Zuschauer im Kino und nachher gab es Diskussion mit dem Publikum. Habe mir alle angeschaut. ;) Mich störten die Einführungen nicht und ich sagte dort auch meine Meinung zu gewissen Themen und gab meinen Senf dazu. Die Filme waren recht gut besucht.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Im Zeighauskino Berlin wurden so 2012/13 sämtliche Vorbehaltsfilme gezeigt, die entsprechenden Hinweise darauf findet man mit der Archivfunktion.


    „Kolberg“ wurde 2x (1998, 2017) mit Genehmigung der Murnaustiftung im TV ausgestrahlt, zuletzt sogar in der digital restaurierten Fassung!


    Als weiterer VB-Film lief im Februar 1980! zum ersten und letzten mal „Carl Peters“ auf Nord 3 im TV. Dort wurde damals u.a. auch „Sieg im Westen“, „Feuertaufe“ sowie „Triumph des Willens“ gezeigt....

  • Ich hab ja schon öfter meine Meinung zu Vorbehaltsfilmen gesagt. Auf diese Art kriegen die Filme einen Ruf, der der Realität überhaupt nicht gerecht wird. Vor einigen Monaten habe ich einen Lehrer getroffen und ihm vorgeschlagen, er könnte sich mit seiner 9. Klasse mal Jud Süß anschauen. In dem Schuljahr gibt es für Schulen in Bayern ja auch einen Pflichtbesuch in einer KZ-Gedenkstätte. Der Lehrer und viele seiner Kollegen hatten richtiggehend Angst vor dem Film und davor, dass die Schüler durch den Film zu Antisemiten werden könnten.

    Auf der anderen Seite habe ich vor dem Abitur eine Facharbeit über den Film Titanic geschrieben und dafür Karl Schönböck und Karlheinz Wendtland interviewt. Damals habe ich auch gemerkt, dass diese Schemata Propagandafilm vs. kein Propagandafilm viel zu sperrig sind. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass der Film zwar antibritische Spitzen hat, aber dass trotzdem kein Grund besteht, ihn als Propagandafilm zu bezeichnen. Meiner Arbeit wurde dann vorgeworfen, ich hätte keine klare Position bezogen, obwohl Karl Schönböck und Karlheinz Wendtland zum gleichen Urteil gekommen sind. Aber hätten wir denn etwa Szenen nachdrehen sollen, damit der Film zu einem Hetzfilm wird? :D Naja, ist lange her, aber der Ärger ist wohl immer noch nicht ganz verraucht :D

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Was Kolberg betrifft kann ich zwar verstehen, dass der Film so häufig kritisiert wird was seine oberflächliche Charakterzeichnung und Botschaft mit dem Vorschlaghammer betrifft, aber ich sehe ihn trotzdem gerne :/ Es waren schon ein paar richtige Könner daran beteiligt. Ist zumindest meine bescheidenen Meinung ^^

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Austernprinzessin, wie ist das Gespräch mit Karl Schönböck und Karlheinz Wendtland gelaufen? Wann und wo haben die Interviews stattgefunden? Klingt ja sehr interessant. Ich finde auch, dass Titanic kein Propagandafilm ist. Wenn ich das höre bin ich wirklich traurig dass ich zu spät geboren wurde. Hätte auch gerne die ganzen Ufa-Stars getroffen... ;(:thumbup:


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Karlheinz Wendtland hatte damals gerade die ersten Bände seiner Buchreihe rausgebracht. Ihn habe ich einfach angerufen und ansonsten aus seinen Büchern zitiert. Er und seine Frau standen im Berliner Telefonbuch.

    Karl Schönböck war Rotarier. Zu ihm hat mir ein anderer Rotarier den Kontakt vermittelt. Ich habe ihm damals einen Brief geschrieben mit diversen Fragen zu seiner Filmarbeit und den Möglichkeiten, die Schauspieler damals hatten, Propagandafilmen aus dem Weg zu gehen. Er hat mir sehr ausführlich am Beispiel seiner eigenen Filmkarriere seine Ansichten dazu geschrieben.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Wenn ich das höre bin ich wirklich traurig dass ich zu spät geboren wurde. Hätte auch gerne die ganzen Ufa-Stars getroffen... ;(:thumbup:

    Hast du nie die Möglichkeit gehabt, mit Schauspielern der 30er oder 40er Jahre zu sprechen? Das war doch bis in die 90er Jahre möglich.


    Ich habe grad mal nachgesehen. Karl Schönböck hat mir damals tatsächlich einen zweiseitigen Brief geschrieben. Es ging um seine Meinung zu dem Film Titanic, die Ereignisse um Herbert Selpin, der ja während der Dreharbeiten verhaftet wurde und sich das Leben genommen hat, seine Ansichten zur Qualität des deutschen Films im Vergleich zu den französischen und amerikanischen Produktionen und das Ausmaß der Propagandafilme im Dritten Reich. Außerdem wollte ich von ihm etwas über Bernhard Goetzke wissen, aber den hat er nicht mehr kennengelernt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Conrads Beispiel zeigt, wieviel interessantes Material zu den alten Filmen auch in Privatbesitz zu finden ist. Allein so ein zweiseitiger Brief der an eine privatperson geschickt wurde kann Informationen und Erinnerungen enthalten, die in keinen Archiv zu finden sind.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe den Brief eben nur überflogen. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass sich Karl Schönböck große Mühe mit dem Brief gegeben hat. Grundsätzlich stehe ich dem Rotary-Club zwar kritisch gegenüber, aber in diesem Fall war es sicher von Vorteil, dass ich so den Kontakt vermittelt bekommen habe. Ich glaube nicht, dass sich Karl Schönböck sonst die Zeit genommen hätte um das alles zu beantworten. Der Brief ist mit der Schreibmaschine geschrieben. Es muss schon sehr lange gedauert haben das einzutippen oder zu diktieren.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ist denn „Kolberg“ überhaupt noch ein Vorbehaltsfilm? Ich meine, selbst mit Einführung... Wenn einer erst mittendrin zufällig einschaltet, wenn der bei Arte läuft, hilft die Einführung doch - so gesehen - auch nix mehr.

    Ich denke, wenn er wirklich noch so kategorisiert wäre, würde man ihn nicht im Free TV zeigen.

    Meines Erachtens werden die Filme doch in regelmäßigen Abständen immer wieder geprüft, oder? Der Film „Wunschkonzert“ war doch auch mal ein Vorbehaltsfilm, und den gibt‘s mittlerweile sogar auf DVD.

  • Zumindest wird er bei Wikipedia immer noch als Vorbehaltsfilm bezeichnet:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kolberg_%28Film%29


    Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass man ihn nicht so dramatisch wie andere Filme sieht, weil keine NS-Symbole oder Ähnliches zu sehen sind und auch weil er nicht so aggressiv wie andere NS-Filme ist.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)