Filme, die sich mit Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit beschäftigen

  • In letzter Zeit finde ich gerade die Filme, die sich mit dem Leben oder mit einzelnen Schicksalen von Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit beschäftigen, sehr interessant. In den meisten Fällen erfährt man ja eher etwas von dem Leben der Erwachsenen im 20. Jahrhundert, weshalb ich es sehr spannend finde, dass es auch Filme gibt, die sich mit dem Leben und mit Schicksalen, aber auch mit positiven Dingen beschäftigen, die Kinder und Jugendliche damals erlebt haben könnten und wie sie in unterschiedlichen Zeiten damit umgegangen sein könnten (oder vielleicht sogar sind?). Natürlich muss man sagen, dass die meisten Geschichten erfunden sind, aber es sind trotzdem Geschichten, die sich mit historischen Themen beschäftigen.


    Mir fallen da erstmal folgende Filme ein:


    Nebel im August (2016)
    Kästner und der kleine Dienstag (2016)
    Stielke, Heinz, fünfzehn - Aufstieg und Fall eines Hitlerjungen (1986)
    Der Junge im gestreiften Pyjama (2009)
    Hitlerjunge Salomon (1990) (nach einer wahren Begebenheit)
    Lauf Junge lauf (2013)
    Das große Heft (2013
    Das große Geheimnis (2014)
    Napola (2004)
    Junges Licht (2016)
    Der Traum (2006)
    Krieg der Knöpfe (2011)
    Der kleine Nick (2009)
    Kleine große Stimme (2015)


    Fallen Euch noch weitere Filme ein?


    ps. Ich kann natürlich nicht so schnell schreiben. Ich habe den Beitrag bereits in der Rubrik "Deutsche Filme" geschrieben, bis mir, kurz bevor ich den Beitrag absenden wollte, eingefallen ist, dass es ja nicht alles deutschen Filme sind. Es sind größten Teils deutsche Filme aber es sind auch einige ausländische Produktionen und auch einige Koproduktionen dabei.

  • Solche Filme sind aber auch mit Vorsicht zu genießen. Bei so vielen Filmen steht zu Beginn "Beruht auf einer wahren Begebenheit", so wie es manchmal heisst "Frei nach Erich Kästner" z.B. - d.H. bei weitem nicht, dass alle Details historisch korrekt sind, im Gegenteil. In "Napola" war ich damals im Kino und fand den Film merkwrüdig und übertrieben. Anschließend habe ich eine Rezension des Films eines angeblichen Napola-Schülers gelesen, der behauptet, dass nur die Darstellung des Segelfliegens in dem Film authentisch sind. Inwieweit man dieser Aussage Glauben schenken darf ist die nächste Frage.


    Das ist genau der Grund, wieso ich mich mit Briefen udn Tagebüchern beschäftige, die in der Zeit direkt entstanden sind, denn sie sind von einer nachträglichen Verklärung/Rechtfertigung und sonstiges befreit. Auch da kann etwas falsch gesagt bzw. niedergeschrieben worden sein, es sind aber authentischere Quellen als Zeitzeugenaussagen 50 Jahre danach, und auch Filme die diese Zeti behandeln - es kommt immer drauf an wieviel Wert auf historische Korrektheit gelegt wurde und welcher Intention beim Verfilmen des Stoffes gefolgt wird.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Solche Filme sind aber auch mit Vorsicht zu genießen. Bei so vielen Filmen steht zu Beginn "Beruht auf einer wahren Begebenheit", so wie es manchmal heisst "Frei nach Erich Kästner" z.B. - d.H. bei weitem nicht, dass alle Details historisch korrekt sind, im Gegenteil. In "Napola" war ich damals im Kino und fand den Film merkwrüdig und übertrieben. Anschließend habe ich eine Rezension des Films eines angeblichen Napola-Schülers gelesen, der behauptet, dass nur die Darstellung des Segelfliegens in dem Film authentisch sind. Inwieweit man dieser Aussage Glauben schenken darf ist die nächste Frage.


    Das ist genau der Grund, wieso ich mich mit Briefen udn Tagebüchern beschäftige, die in der Zeit direkt entstanden sind, denn sie sind von einer nachträglichen Verklärung/Rechtfertigung und sonstiges befreit. Auch da kann etwas falsch gesagt bzw. niedergeschrieben worden sein, es sind aber authentischere Quellen als Zeitzeugenaussagen 50 Jahre danach, und auch Filme die diese Zeti behandeln - es kommt immer drauf an wieviel Wert auf historische Korrektheit gelegt wurde und welcher Intention beim Verfilmen des Stoffes gefolgt wird.

    wobei es bei tagebüchern auch auf den charakter des menschen ankommt. optimist oder pessimist?

  • Genau, die sind auch individuell gefärbt. Wenn es Sreit zwischen 2 Personen gibt, muss man auch immer die Gegenseite anhören, um der Wahrheit nahe zukommen. Deswegen sind Tagebücher auch immer individuell, aber näher an der Wahrheit, als wenn die gleiche Person 60 Jahre später nachträglich versuchen würde das Tagebuch zu verfassen. Und noch näher dran, als wenn jemand dieses 60 Jahre später geschriebene Tagebuch als Quelle nimmt, einen Film macht und der Dramaturgie wegen (oder aufgrund anderer Grüne) an vielen Stellen etwas weglässt, hinzu dichtet usw.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Vogel Specht
    Natürlich hast Du recht, wenn Du sagst, dass Tagebücher und Briefe historisch verwendbar, beziehungsweise realistischer sind, als Filme, die man, was ich auch zugeben muss, historisch lieber überhaupt nicht verwenden sollte. Aber das würde mich nicht davon abhalten, mir solche Filme anzusehen. Viele Filme beruhen ja auch auf Geschichten, die sich mit den zeitgeschichtlichen Themen der damaligen Zeit beschäftigen. Die Geschichten / Romanvorlagen / Drehbücher, etc... sind zwar erfunden, befassen sich aber mit Themen, die für die damals lebenden Menschen eine wichtige Rolle gespielt haben, und mit historischen Ereignissen, die große Herausforderungen für Teile der damals lebenden Bevölkerung waren. Auch wenn sich so eine Geschichte nicht wirklich ereignet hat, behandelt diese doch meistens Problematiken, die es damals wirklich gegeben hat. Außerdem sind die Rollen in den Filmen auch für die Schauspieler anspruchsvoll, es sind Charakterrollen, die auch dazu beitragen, dass die Filme sehenswert sind.


    Was Filme mit der Betitelung "Nach einer wahren Begebenheit" betrifft, sollte man natürlich auch kritisch sein. Grundsätzlich werden an der Begebenheit selbst nur Kleinigkeiten verändert, die dazu beitragen sollen, den Film spannender zu machen. Viel halte ich davon auch nicht, aber da das bei so ziemlich allen Filmen dieser Art gemacht wird, habe ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass das so ist. Am besten ist es natürlich, wenn der Zeitzeuge, der das Ereignis erlebt hat, auch ein Buch geschrieben hat, in dem dann das steht, was er wirklich erlebt hat.


    Ich gebe Dir aber recht, dass man diese Filme nicht als historische Dokumente sehen sollte. Was an Filmen verändert wurde, habe ich selbst am Rande mal mitbekommen. Das ist schon einige Jahre her. Da war ich glaube ich Schüler der Oberstufe. Damals kam Salomon Perel an unsere Schule, und hielt dort einen Vortrag, beantwortete Fragen, usw. Zur Vorbereitung auf seinen Besuch, haben wir mit der Klasse in seiner Autobiografie "Ich war Hitlerjunge Salomon" gelesen und uns auch den Film "Hitlerjunge Salomon" (1990) angesehen. In dem Film hat Salomon Perel als er als Hitlerjunge mit Leni, seiner Freundin auf dem Schulhof unterwegs war, sie gefragt, was sie tun würde, wenn sie einem Juden begegnen würde. Daraufhin sagte, sie , sie würde einem Juden die Kehle durchschneiden. Daraufhin verpasste Salomon Perel ihr (im Film) eine Ohrfeige.


    Als Salomon Perel in unsere Schule kam, hat ihn ein Schüler gefragt, warum er Leni damals geschlagen hätte. Daraufhin erklärte Salomon Perel, dass er Leni damals gar nicht geschlagen hatte, und das man das einzig und alleine für den Film geändert hätte. Das, was er damals wirklich erlebt hatte, steht in seiner Autobiografie.



    Grüner Blitz
    Ein interessanter Gedanke, der mir bisher überhaupt nicht gekommen ist.


    Grüner Blitz und Vogel Specht
    Ich sehe das auch so, dass bei historischen Schriften auch derjenige, der sie verfasst hat, eine Rolle spielt. Ich weiß es nicht genau und der Gedanke, den ich gleich genauer erläutere, ist mir auch erst gekommen, als ich gelesen habe, was Ihr geschrieben habt. Zum einen könnte ich mir vorstellen, dass Filme auch in gewisser weise subjektiv gefärbt sind, ich könnte mir sogar vorstellen, dass nur wissenschaftliche Studien nicht subjektiv gefärbt sind. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich auch wissenschaftliche Studien nicht immer genial finde. Geschichte ist ja auch das, was Menschen erlebt haben, und nicht nur das, was halt einfach passiert ist. Deshalb denke ich, dass beides wichtig ist. Geschichtsliteratur, wissenschaftliche Studien und Dokumentationen auf der einen Seite und Zeitzeugenberichte, Schriftstücke auf der anderen Seite. Wie historische Ereignisse in der Kunst, unter anderem auch im Film dargestellt werden und wurden, ist auch historisch interessant, obwohl ich auch zugeben muss, dass man das, was man im Film sieht, nicht als die absolute Wahrheit ansehen sollte.


    ps Zum Glück habe ich diesmal daran gedacht, meinen Beitrag zwischenzuspeichern. Sonst wäre das meine nächste Panne gewesen

  • Zitat

    Ich gebe Dir aber recht, dass man diese Filme nicht als historische Dokumente sehen sollte.


    Genau darum geht es mir, dass man das immer im Hinterkopf behält. Sehr interessant Dein Beispiel mit "Hitlerjunge Salomon" - den mussten wir uns in der Berufsschule auch mal anschauen.



    Zitat

    ps Zum Glück habe ich diesmal daran gedacht, meinen Beitrag zwischenzuspeichern. Sonst wäre das meine nächste Panne gewesen


    Top! :)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Dieser Gedanke mit dem Optimist und Pessimist ist mir gekommen, als ich irgendwann mal ein Kinder-Bilderbuch gelesen habe mit zwei Clowns namens Oh lala und Ojemine. Beide haben den selben Tag gleich erlebt, nur eben jeweils optimistisch und pessimistisch. Und so machte es schon einen Unterschied.


    Aber auch ein psychologischer Youtube-Kanal namens "Sonnenseite" hat mal ein Video hochgeladen, wie Mutter und Kind den selben Tag erleben.

  • Toni Goldwascher
    Die Perlmutterfarbe (Spielt Anfang der 1930er Jahre)
    Lausbubengeschichten Teil 1 bis 5 (1964-1968 / Spielt in der Zeit der 1880er Jahre)
    Das Wunder von Bern (2003 / Spielt im Jahr 1954)
    Die Powenzbande
    Heidi-Filme
    Huckleberry-Finn-Filme


    Zeichentrick:
    Niklass, ein Junge aus Flandern
    Heidi
    Anne mit den roten Haaren
    Familie Robinson
    Huckleberry Finn

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius


  • Das ist genau der Grund, wieso ich mich mit Briefen udn Tagebüchern beschäftige, die in der Zeit direkt entstanden sind, denn sie sind von einer nachträglichen Verklärung/Rechtfertigung und sonstiges befreit. Auch da kann etwas falsch gesagt bzw. niedergeschrieben worden sein, es sind aber authentischere Quellen als Zeitzeugenaussagen 50 Jahre danach


    Ich habe mittlerweile auch noch was anderes zu solchen Zeitzeugenberichten erfahren. Abgesehen davon, dass die natürlich aus den unterschiedlichsten Gründen verändert sind, kommt noch etwas weiteres dazu: Für Doku-Sendungen werden ganz lange Interviews geführt, und wenn dem Interviewer ein Satz besonders gefällt, sagt er spontan: "Wiederholen Sie den bitte noch einmal." Und dieser einzelne Satz kommt dann aus dem Zusammenhang gerissen in die Doku.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Davon wusste ich noch gar nichts. Ich denke, es wäre interessant dazu auch mal ein Thema aufzumachen.
    Weißt Du, welche Art von Dokumentationen davon betroffen sind? Sind das Dokumentationen über Schauspieler, Musiker, etc.. oder über Geschichtliche oder politische Themen?

  • So konkret kann man es schwer sagen. Die Sache ist immer: Wer macht es, welche Intentionen hat er, auch welche Zeugen kriegt er. Der Wahrheit kann man sich nie zu 100% nähern, man kann nur versuchen, der Wahrheit so nahe zu kommen wie es die Umstände zulassen.


    Wenn jemand, der ein Buch schreibt oder eine Dokumentation macht, das Ziel hat, so nahe an die Wahrheit ran zu kommen, wie möglich, ist das die beste Grundvoraussetzung. Wenn jemnad aber Probleme damit hat, im Rahmen der Recherchen andere Ergebnisse zu bekommen, wie er möchte, dann wirds kritisch.


    Es ist halt ein Unterschied ob die NPD für ihren YouTube-Kanal eine Dokumentation dreht, ob das die CDU macht, ob das das ZDF macht, ob das ein privater youtuber macht, ob das Bündnis XY macht mit Geld im Rücken von Firma oder Interessensverein XY usw.
    Jemand der für das ZDF eine Dokumentation dreht und im Rahmen seiner Recherchen zu einem ganz anderem Ergebnis kommt, wie das, was allgemein gültig ist bzw. wie es das ZDF sieht. Die Person wird sich hüten, seine ehrlichen Rechercheergebnisse in die Dokumentation einzubauen - außer er hat mords Rückgrat und keine Zukunftsängste, aber ob das dann gesendet wird und ob er noch weitere Aufträge bekommt, ist dann die nächste Frage.


    Es geht ja nicht nur um unterschiedliche Zeitzeugenaussagen, sondern auch um die Darstellung und Bewertung historischer Gegebenheiten.


    Beispiel: Kaiser Wilhelm und seine Uniformen.


    Bei Guido Knopp wird das stets so dargestellt, als hätte Kaiser Wilhelm sie nicht mehr alle gehabt und hätte eine Art Uniform-Fetisch gehabt. So nach dem Motto "Kein Wunder, dass es mit dem katastrophal geendet ist"


    Man kann es aber auch aus der Zeit heraus erklären. Uniformen waren wichtige Symbole für das MIlitär und auch für andere Gruppierungen. Kaiser Wilhelm hat beim Empfang von Staatsmännern, beim Besuch von Militär-Gruppen usw. oft die passenden Unifromen angezogen als eine Ehrerbietung, um seien Verbundenheit und Loyalität zu bezeugen. Gerade bei Treffen mit Staatsführern fremder Länder ist das natürlich eine nicht unwichtige Geste. Heute wirkt das auf viele lächerlich, damals war es das nicht. Man muss sich eben auch in die Zeit zurück versetzen und kann nicht alles aus der heutigen Sichtweise betrachten und bewerten.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius


  • Bei Guido Knopp wird das stets so dargestellt, als hätte Kaiser Wilhelm sie nicht mehr alle gehabt und hätte eine Art Uniform-Fetisch gehabt. So nach dem Motto "Kein Wunder, dass es mit dem katastrophal geendet ist"

    Ich habe gestern von einer Bekannten erfahren, dass sie mal mit einem ehemaligen Mitarbeiter von einer Guido Knopp-Sendung geredet hat: Der sollte offenbar Bilder nach Wirkung aussuchen. Ob sie fehlerhaft waren oder nicht, hat nicht groß interessiert.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)