Schauspieler des deutschen Films, über deren Verbleib, und über deren weiteres Leben nichts bekannt ist

  • Nicht wenige Schauspieler wurde nach ihrer Filmkarriere vergessen oder mussten / wollten ihre Karriere beenden. Daraufhin wurden sie von der Öffentlichkeit vergessen, so dass heute nicht mehr bekannt ist, was aus ihnen geworden ist. Es gibt aber auch Fälle, in denen Schauspieler nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr öffentlich aufgetreten sind, und man daher vermutet, dass diese im Krieg gestorben sind, was allerdings nicht so gewesen sein muss, da es sein könnte, dass manche Schauspieler ihre Karriere nach dem Krieg aus nicht bekannten Gründen beendet haben könnten.




    Ich liste hier erstmal auf, welchen Namen mir zu dem Thema bekannt sind:


    Ellen Bang (1906-nach 1959)
    Baby Gray (1907-nach 1937)
    Alfred Karen (1887-um 1943)
    Hugo Froelich (1885-nach 1942)
    Ilse Von Collani (1909-nach 1939)
    Henry Stuart (1885- nach 1942)
    Sascha Gura (1896- nach 1934)



    Fallen Euch / Ihnen noch weitere Namen ein?

  • Diese Liste könnte man noch endlos weiterführen. Viele Schauspieler sind nach ihrer Karriere abgetaucht, oder es gibt nur ganz unsichere Daten.
    Einige wenige Beispiele sind Uschi Elleot, Hedda Vernon, Grete Weixler, Hilda Rosch, Mizzi Parla, Melitta Petri, Hilde Wolter usw
    Bei anderen kursieren fehlerhafte Daten. Zum Beispiel wurde als Todesjahr für Grete Berger lange Zeit 1930 angenommen. Vor einiger Zeit wurde allerdings bekannt, dass sie erst 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde.


    Man darf allerdings nicht vergessen, dass "unbekannt" ein etwas ungenauer Begriff ist:
    Es gibt eine Reihe von Forschern, die in dieser Richtung hervorragende Recherchearbeit leisten und solche verschollenen Biographien enthüllen. Allerdings ist danach noch eine zweite Frage, ob sie ihre Ergebnisse wirklich auch mit der Öffentlichkeit teilen oder ob sie sie für sich behalten und wie einen Schatz hüten. Man kann also sagen: Zahlreiche Daten und Biographien sind zwar bekannt, allerdings werden sie niemandem mitgeteilt und sind somit auch gleichzeitig unbekannt.


    Wie man das beurteilen will, ist natürlich jedem selbst überlassen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

    Einmal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Zitat von Conrad:

    Zitat

    "Allerdings ist danach noch eine zweite Frage, ob sie ihre Ergebnisse wirklich auch mit der Öffentlichkeit teilen oder ob sie sie für sich behalten und wie einen Schatz hüten."


    Interessant. Aber so ganz verstehe ich das noch nicht. Wenn man als Forscher auf diesem Gebiet, nach aufwändiger Recherchearbeit endlich entsprechende Daten in Erfahrung gebracht hat, macht es doch keinen Sinn, diese dann geheimzuhalten. Immerhin ist es ja auch nicht immer einfach, in diesem Bereich etwas herauszufinden. Für die Forscher selbst müsste es doch viel hilfreicher sein, wenn sie ihre Daten in Form eines Lexikons verkaufen, etc... Dadurch würden sie ja auch wieder neues Geld für weitere Forschungen verdienen, aber die Daten zu erforschen um sie geheim zu halten, davon profitiert doch letztendlich niemand?

  • Ich habe mit niemandem direkt gesprochen, der das so macht. Ich weiß nur von Bekannten, die selber in der Richtung arbeiten, dass es solche Leute gibt. Wie oft das vorkommt, weiß ich auch nicht. Die Gründe, weshalb man so etwas nicht preisgibt, werden bei jedem unterschiedlich sein.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Das ist bestimmt so. Es ist dann halt immer noch die Frage, ob das auch was wird. Ich hatte zusammen mit einem Bekannten 2002 oder 2003 auch eine Veröffentlichung geplant. Dazu hatten wir massenweise Lebensjahre von Schauspielern gesammelt, die maximal 45 Jahre alt geworden sind. Aber bei dem Sammeln ist es dann geblieben.
    Das Projekt hat sich jetzt natürlich durch das Internet längst überlebt.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Das klingt ja spannend. Du hast selbst in diesem Bereich geforscht? Hättest Du Interesse daran, zu erzählen, wie Forschung in diesem Bereich funktioniert, bzw durchgeführt wird? In diesem Fall würde ich dazu auch noch ein Thema aufmachen. Das würde mich auf jeden Fall sehr interessieren

  • Er spielte den Kommunisten in "Hans Westmar" 1933 der am Ende des Films zum Nationalsozialismus wechselt indem er die Hand zum Hitlergruß erhebt. Heinrich Heilinger war eigentlich ein sehr talentierter Schauspieler und spielte in einigen großen Produktionen mit. Schon sehr merkwürdig, dass ein Mensch einfach so verschwindet. Er muss doch irgendwo aufscheinen in einem Register. Online geht das nicht.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Heilinger


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Zitat von Quax:

    Zitat

    "Schon sehr merkwürdig, dass ein Mensch einfach so verschwindet. Er muss doch irgendwo aufscheinen in einem Register. Online geht das nicht."


    Genau das wundert mich auch oft in der letzten Zeit. Von manchen Schauspielern der damaligen Zeit fehlt wirklich jede Spur. Und kaum jemand weiß, was aus ihnen geworden ist, nachdem sie ihren letzten Film abgedreht haben. Und es sind ja nicht nur ein paar Schauspieler, sondern ziemlich viele. Ich forsche ja auch viel zu Kinder- und Jugenddarstellern der 1930er und 1940er Jahren (nicht beruflich, sondern in meiner Freizeit) und da fehlt von einigen Darstellern wirklich jede Spur. Seit dem sie ihre Filmkarriere beendet haben, ist meistens nichts mehr über sie bekannt. Merkwürdig ist, dass das sowohl bei Kinder- und Jugenddarstellern als auch bei Erwachsenendarstellern der Fall ist. Und die Darsteller, die wir hier in den mittlerweile zahlreichen Themen haben, sind ja nur ein Bruchteil derer, die nach ihrer Karriere unauffindbar waren. Sowohl hier in diesem Thema als auch in dem Thema über die Kinder- und Jugenddarsteller habe ich noch einige Namen zu ergänzen, sobald ich dazu komme. Und ich habe noch einige Namen in weiteren Besetzungslisten entdeckt, die ich noch notieren muss. Und ich bin erst am Anfang meiner Recherche. Es scheint unzählige Schauspieler zu geben, deren Spuren sich verloren haben. Da frage ich mich auch öfter, wie so viele Schauspieler einfach "verschwinden" können? Ich bin mir in folgender Hinsicht ja nicht sicher, aber ich glaube kaum, dass diese Personen sich verstecken. Die führen wahrscheinlich ein ganz gewöhnliches Leben. Und trotzdem ist es gar nicht so einfach, sie zu finden, oder herauszufinden, was aus ihnen geworden ist.


    Quax, was Du über die Register schreibst, finde ich sehr interessant. Welche Register meinst Du? Die Register der Meldebehörden?

  • Falls diese Künstler schon in der NS-Zeit aktiv waren, gibt es mit den Akten der Reichstheater- und Reichsfilmkammer schon mal gute Quellen. Die Fragebögen enthalten (die leider oft nicht ganz korrekten) Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze. War der Gesuchte in Berlin gemeldet, kann man Glück haben und im Landesarchiv befindet sich noch eine Meldekarte zu ihm (bzw. in der Berliner Meldebehörde die Karten aus späteren Zeiten - früher so ab ca. 1960 - wo derzeit die Jahresschwelle liegt, weiß ich nicht genau). Darin ggf. neue Adresse in Berlin oder Wegzugshinweis auf eine andere Stadt, evtl. sogar Sterbedaten. Hat man einen korrekten Geburtstag (nach ca. 1875) kann man im zuständigen Geburtsstandesamt bzw. in dem Kommunalarchiv, in welches diese Geburtenbücher abgegeben wurden fragen, ob beim Geburtseintrag die Sterbedaten beigeschrieben wurden. Viele Standesamtsunterlagen gibt es bereits online. Sehr viele z.B. aus dem Bestand der Berliner Standesämter im Landesarchiv Berlin. Sollte man Sterbedaten ermitteln, könnte man in der Stadt ggf. nachfragen, unter welcher Berufsbezeichnung der Gesuchte gestorben ist. Vielfach taucht da "Kaufmann" auf. Dies nur ganz kurz ein paar Schritte, die man gehen könnte - natürlich gibt es noch viel weitere Möglichkeiten. Aber aus eigenen Recherchen heraus kann ich das Gesagte bestätigen.

  • Danke für die vielen Tipps, Volker. Genau so sollte man bei Recherchen vorgehen. Das ist leider sehr zeitaufwändig aber das ist nun mal so. Habe meine Ahnen auch so gefunden.


    Nostalgie-Fan, ja ich meine die Register der Meldeämter. Geburtsregister, Taufregister, Heiratsregister, Sterberegister, etc... Bis 1938 war in Österreich die Kirche für das alles zuständig. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wurde das alles verstaatlich und die Aufgaben wurden der Kirche entzogen.


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Volker und Quax
    Ich danke Euch für die spannenden Informationen. Die werden mir sicherlich noch oft nützlich sein.


    Volker
    Weißt Du / wissen Sie, wie, beziehungsweise wo, man die Akten der Reichsfilmkammer sichten kann?



    Zitat von Volker:

    Zitat

    "Die Fragebögen enthalten (die leider oft nicht ganz korrekten) Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze"


    Das wundert mich jetzt etwas. Wissen Sie / weißt Du, warum die Geburtsdaten, Geburtsorte und Wohnsitze, die auf den Fragebögen stehen, oftmals nicht korrekt sind? Die Reichsfilmkammer saß damals doch eigentlich an der Quelle, da die Filmschaffenden sich dort anmelden mussten, um überhaupt beim Film arbeiten zu dürfen?


    Aber kann man in diesem Bereich überhaupt forschen, wenn man das nicht beruflich macht? Wenn ich mich jetzt zum Beispiel über Schauspieler informieren würde, die noch leben könnten, wie zum Beispiel Ernst Eberhard Reling, darf die Meldebehörde mir überhaupt Auskunft geben, wenn Ernst Eberhard Reling noch nicht verstorben ist?

  • Vielfach unkorrekt sind (das bekommt man aber oft erst im Zuge der Recherche heraus) die Geburtsdaten. Hatte aber auch schon Fälle, wo Schauspieler mehrere Geburtsorte angegeben haben. In einem Fall (Akte der Reichsfilmkammer) hat es ein Schauspieler fertiggebracht, im Laufe der Jahre drei Fragebögen mit drei unterschiedlichen Geburtsjahren abzugeben! Dreist! Für mich Urkundenfälschung bzw. Betrug. Wie gesagt, kein Einzelfall. Daher Übernahme aus Lexika etc. eigentlich mit Vorsicht zu genießen bzw. nur nach exakter Forschung endgültig publizieren. Habe ich früher oft verpasst, da ich die Dreistigkeit der Mimen nicht kannte - in offiziellen Fragebögen! Akten der Reichstheater- und Reichsfilmkammer sind im Bundesarchiv, Sitz Berlin, überliefert. Übrigens auch über Komparsen. Auch bei Anfragen an Meldebehörden möglichst einen wissenschaftlichen Grund der Anfrage angeben - also für eine wissenschaftliche Publikation etc. (muß ja nicht unbedingt so genau stimmen...) Es kommt auch drauf an, wo man die Anfrage stellt und wer sie bearbeitet... Mit Absagen (insbesondere bei Standesämtern) muß man immer rechnen. Apropos rechnen: Kostet natürlich meist was.....Jedenfalls ist das Ganze meist spannend und wenn es dann einen positiven Erfolg gibt, freut man sich. So vorgestern geschehen mit dem Schauspieler Georg Dücker. Sterbetag und -ort jetzt klar. Dann viel Erfolg!

  • Vogel Specht: Bei Eva May muss man natürlich auch noch an Grenzen denken, die einem die Biologie setzt ;) . Ihre Mutter war (zumindest offiziell) Jahrgang 1884.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Hier hab ich noch ein spannendes Beispiel: Vicky Werckmeister: Hat sich 1965 mit unbekanntem Ziel aus Berlin abgemeldet.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)