Willy Fritsch & Lilian Harvey - Das Traumpaar des deutschen Films der 20er und 30er Jahre

  • Werd ich mir mal vormerken.


    Ich fands so genial, als ich in einem Tagebuch der frühen 1930er Jahre dann mal eine mehrseitige Abhandlung über den Film von einer Besucherin gefunden habe. LEIDER war es im Grunde nur die inhaltliche Zusammenfassung. Ein paar persönliche Eindrücke wären großartig gewesen, dann wäre der Text auch hier gelandet.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Sie ging tatsächlich nur auf den Inhalt ein. Von daher: Keine Ahnung. Ggf. kannte sie niemanden davon und fand nur den Film schön.


    Moment ich schau mal.


    Oh ne - ich hab den text damals leider garnicht abgetippt. Ich hab nur ne Passage über den "Großdeutschen Tag" und dem Rummel drum herum abgetippt.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Am Rande: Ich erwähne ja oft, dass ich Jahrgang 1984 bin. Ich finde das recht interessant, dass meine Elterngeneration die Filme dann schon noch kennen von ganz früher. Also ich hab mit meinen Schwiegervater vor 2-3 Jahren mal "13 Stühle" angeschaut - als wir eine Tante davon erzählt haben, wusste sie genau, was das für ein Film ist. Vor wenigen Wochen habe ich "Glückskinder" mit meinen Eltern geschaut (wenn ich da nicht für gutes Programm sorge, wollen sie während ihrer Besuche dann nur so Tatort und so mist schauen ;) ) und auch da haben sie beide gesagt, dass sie die Filme von früher kennen.

    Das ist wirklich interessant. Mein Vater ist jetzt 67 und als ich ein Kind war habe ich mir mit ihm Immer wieder die alten Filme die auf ORF1 bzw. vorher FS1 liefen angeschaut. Er hat die alten Filme immer auf VHS aufgenommen und dann nach ein paar Tagen wieder überspielt. Das war Ende der 80er bis in die 90er. Auch noch kurz nach 2000.


    Dann bekam ich ca. 2007 das erste mal von einem Filmfreund einen alte TV-Aufzeichnung von dem Rühmannfilm "13 Stühle" der nicht oft im TV gelaufen ist. Plötzlich kam mein Vater ins Zimmer und fragte mich ob ich mir gerade "13 Stühle" anschaue... Wirklich Respekt! Nur ein paar Sekunden hat er des Films gesehen als er reinkam und sofort wusste er dass es sich um 13 Stühle handelt. War damals wirklich paff. Das bedeutet dass früher der Film öfters gelaufen sein muss. Denn er ist erst von ein paar Jahren das erste mal veröffentlicht worden. ;)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Es ist kein UFA-Thema und ich habe das als Kind zwar oft miterlebt, aber nur selten bewusst wahrgenommen. Es war irgendein Film oder sogar eine TV-Show? Ich hab die als Kind/Jugendlicher? mit meinen Eltern geschaut und Gunther Philipp war zu sehen und meine Eltern (die Mutter mehr, aber prinzipiell beide) waren ganz entzückt und haben sich gefreut.
    Das hat auf mich ungeheure Wirkung gehabt. Es ist eine Person, die man nicht persönlich kennt, im Fernsehen zu sehen und es gibt ein kollektives positives Erlebnis. Ich als Kind kannte Gunther Philipp vom sehen. Aber das hat auf mich gezeigt wie wertvoll Persönlichkeiten in einer Kultur sind. Wisst Ihr was ich meine?

    Also das Beispiel habe ich auch mal gebracht irgendwo hier im Forum: Ich schaue bei meinen Großeltern "Kinderquatsch mit Michael" (alleine) und Bill Ramsey ist "Stargast" - meine beiden Großeltern kriegen das am Rande mit und schauen kurz zu und sind ebenso entzückt wie meine Eltern im Beispiel oben.


    Gerade wenn das Generationsübergreifend passiert, finde ich das besonders schön.


    Umso trauriger ist es, dass das heute sich zerstreut. Die Jugend find Elias M. Barek super, den die Eltern nicht mehr kennen. Und die Eltern finden Hansi Hinterseer super, mit dem die Kinder nichts anfangen können.

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    Konfizius

  • Meine Eltern sind beide Jahrgang 1940, also jetzt 77, und können mit den alten Ufa-Filmen überhaupt nix anfangen. Sie sind voll diese Kriegskinder-Generation, die den Krieg noch vage erlebt hat und danach alles alte verachtet hat. Ich hab als Kind alte Filme entweder mit/bei meinen Großeltern (Jahrgang 1916/1918) geguckt oder manchmal im DDR-Fernsehen. Da haben meine Eltern aber nicht hingeguckt, sondern was gelesen oder so, während das lief.


    Mein „Willy-Fritsch-Werdegang“ führte ja vom Tankstellen-Film über den Kongress, dann Spione und die Frau im Mond, Glückskinder sowie Film ohne Titel. Also schon gute Filme gleich am Anfang. Als ich dann meiner Mutter erstmals mit ihm kam und fragte, ob sie ihn kennt, war ihre erste Reaktion so: „Was willst Du denn mit dem, das war doch so‘n oller Knacker!“ - Und ich so: „hä? Nein, das war ein Teenie-Idol!“ - Und sie so: „Nein, das ist doch der aus den Heimatfilmen!“


    Interessant. Sie kannte ihn ausschliesslich aus den 1950er-Jahre-Filmen, da war sie selbst ein Teenie und er natürlich schon Mitte/Ende 50. Also ein - aus ihrer Sicht - alter Mann des Heimatfilms. Demzufolge natürlich total uncool. Sie hatte die Ufa-Zeit oder eben auch „Die Drei von der Tankstelle“ null auf dem Schirm, dabei lag das ja gerade mal 25 Jahre zurück. Filme wie „Pretty Woman“ oder „Dirty Dancing“ liegen, von heute aus gesehen, 30 Jahre zurück, aber daran erinnert man sich doch noch?! Daran sieht man aber, dass der Krieg erstmal ein Einschnitt war.


    Bzgl des „Kollektiverlebnisses“ fällt mir nur eines ein: „Dallas“ in den 1980er Jahren am Dienstagabend. 😁

  • Vielen Dank für die interessanten Ausführungen. Gerade dieses "Generationen-Ding" erlebe ich auch immer wieder mit. Mein Bruder ist z.B. heute sehr Mainstream unterwegs, ich war einerseits schon immer "Alternativ" (Punk, Böhse Onkelz, wieder Punk, Oi!, Ska, Hardcore, bisschen Gothic und Metal und als weitere Rebellion dann Peter Alexander und Schlager so mit 17 Jahren :D ) gleichzeitig immer sehr kulturell und historisch interessiert. Bei meiner Elterngeneration beginnt das Thema Kultur und Historie bei "WM 1954", "Mondlandung", sowie 50er Jahre Schlager, Miss Marple, Bonanza und Der goldene Schuss (so in der Art).
    Während bei mir Kultur und Historie bei der Varusschlacht und im Dunklen der tiefen Vergangenheit angefangen hat, bis zur Gegenwart. Ich wollte alles wissen, alles inhalieren und wenn ich in die Zeit vor 1950 wollte, hatte ich nur meine Großeltern als Anlaufpunkt. Gut, mein Vater hat sich bei der Familienforschung schon für die Vergangenheit interessiert, es bezog sich aber immer nur auf die Familie direkt.

    Die eine Großelternseite hat den Krieg gerade so noch miterlebt (Kriegsende 7 und 9 Jahre alt), die lebten auch sehr in der "jetzt"-Zeit und in der Zeit ab den 1950ern. Großvater wurde vertrieben. Man konnte über beide auch über die Kriegszeit usw. reden, man merkte aber, dass sie da nicht soo den Draht hatten und nicht so die Bindung.

    Die andere Großelternseite ist etwas Älter, die Großmutter war eher eine normale Großmutter. Der Großvater war 14 als sie Vertrieben wurden und er hatte eine unheimliche Bindung zu seiner Heimat (eben dieses Adamsthal - Stichwort Fritsch ;) ) - und er atmete die Liebe zur Kultur, zur Geschichte, zur Historie usw. Leider bekam er ca. ein Jahr bevor ich mich intensiv mit den Themen beschäftigt habe, einen Schlaganfall, sodass ich mich mit ihn kaum austauschen konnte. Und auch sonst habe ich mich eher zurück gehalten, da ich als 17jähriger mir schon allein doof vorkam, dass ich mich so sehr mit Familienforschung beschäftigt habe. Also in Bezug zu meiner Elterngeneration. Dass ich nicht ganz normal bin, war ja schon immer klar, aber ich wollte das auch nicht überreizen ;)


    Bei diesen Großvater fiel der Name Willy Fritsch gefühlt fast täglich. Das war immer wieder Gesprächsthema. Was auch daran liegt, dass er gerne etwas geprahlt hat. Also er hat ein ordentliches Familienunternehmen aufgebaut, hat das gerne hergezeigt, hat immer geschaut wo die Enkelkinder talentiert sind um damit prahlen zu können. Und da ist eine Geschichte immer schön gewesen, dass aus dem ort wo seine frau her stammt, auch Walther von der Vogelweide herstammt (der Legende nach) und aus seinem Heimatort der "Vater von Willy Fritsch". Deswegen interessiert mich das auch so sehr, dieses Rätsel aufzulösen ;)

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    Konfizius

  • Also meine Eltern (Vater 1952, Mutter 1963) sind fast eine Generation auseinander. Mein Vater kennt die alten Filme vom Fernsehen her und hat auch Interesse an ihnen. Meine Mutter habe ich in die Materie eingeführt. Meine Großeltern väterlicherseits (Großvater: 1914, Großmutter: 1919 (sie ist leider schon in den 70er vor meiner Geburt verstorben) haben die alten Filme noch in den Kinos gesehen. Mein Großvater (1914-2011) kannte noch viele der alten Klassiker und ging gerne ins Kino. Er kannte noch Rudolf Prack und Hans Moser persönlich weil sie in der nähe wohnten. Ich fragte ihn mal wegen Heinz Rühmann. Er sagte mir, dass er Rühmann in den 30er Jahren öfters im Kaffeehaus getroffen hat und dieser sehr vertieft in Drehbücher und Rollen einstudierte. Rühmann war ja damals in den 30er Jahren öfters in Wien beim Theater und beim Film. Mein Großvater hat ihn damals bewundert wie er seine Rollen einstudiert hat. Er saß oft stundenlang im Kaffeehaus und übte seine Rollen. Rudolf Prack war ein Du-Freund von ihm der oft bei ihm zu Hause war und sie waren zusammen was trinken. Mit Hans Moser war er öfters Kegel stoßen und war verwundert wie geizig Hans Moser war. Mein Großvater lebte in der selben Straße wie er. Hans Moser und Rudolf Prack gaben sich nur mit Leuten höheres Standes ab. Mein Großvater war Besitzer mehrerer Häuser in Wien und deswegen sehr angesehen. Sein Großvater hat damals ende 1800 viele Häuser gebaut. :)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Sehr spannend. Das ist ja großartig wenn der eigene Großvater Deinen Lieblingsschauspieler persönlich ab und zu gesehen hat.

    Ich glaube auch schonmal gehört zu haben, dass Hans Moser geizig war. Das habe ich auch schon aus unterschiedlichen Quellen über einen bayrischen Schauspieler gehört. Und es gab da noch einen... mir fällt er nicht ein.


    Das bringt wahrscheinlich der (wenn man nicht gerade der große Star ist) eher unstabile Beruf mit sich. Bei Hans Moser kommt hinzu, dass er ja auch Dinge wie Wirtschaftskrisen, Kriege usw. am eigenen Leib miterlebt hat. Das prägt sicher.

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    Konfizius

  • Meine Eltern haben ihre Eltern so gut wie nie gefragt. Ich glaube, wenn, dann hat mein Opa eher erzählt, aber umgekehrt wurde nicht gefragt.

    Ich erinnere mich an eine Familienzusammenkunft mit den Omas und Großtanten, und es ging an der Kaffeetafel plötzlich aus irgendeinem Grund um dieses „wir wussten von nichts“. Meine Oma erzählte dann von sich aus eine Geschichte, wie eine nette Nachbarin jüdischen Glaubens ihr eines Abends unverhofft einen Pelzmantel vorbeibrachte, danach war sie plötzlich weg. Und dieser schöne Pelzmantel sei dann in einer Bombennacht verbrannt.

    Ich war völlig schockiert über diese Auflösung der Geschichte, also dass das Schicksal des Pelzmantels wichtiger war als das der Nachbarin, die nie wieder auftauchte. Meine Oma sagte nüchtern: „das war eben so, man hat sich keine Gedanken gemacht“. Weil man sich offenbar auch keine Gedanken über unverhoffte Pelz-Geschenke von Nachbarn machte, wollte ich mit meiner Oma dann eine Diskussion anfangen - nicht, um sie anzuklagen, sondern einfach um des Versuchs willen zu verstehen, wie man so denken konnte. Sie war ja eine von Millionen, die so dachten. Aber es waren dann meine Eltern, die diese Diskussion unterbunden haben, so von wegen „hör doch auf mit dem alten Kram!“ Sie wollten das nicht hören und nicht wissen.

  • Dieses Verhalten und das Interesse oder Nicht-Interesse der Zeitzeugen und Nachgeborenen ist enorm spannend.


    Bei meinen Großeltern väterlicherseits habe ich ja schon gesagt, dass sie selbst recht jung waren bei Kriegsende und mit der Zeit wenig "am Hut" hatten. Das hat mein Vater dann wohl so übernommen.


    Beim Großvater mütterlicherseits war das Interesse an der Vergangenheit, an Kultur usw. so enorm, dass ich den Eindruck habe, dass meine Mutter automatisch den "gegenschalter" aktiviert hat und sich aus den Themen zurückgezogen hat, weil sie sowieso sehr viel damit konfrontiert war.


    Diese Effekte gabs wohl sehr oft. Die die sich in der Nachkriegszeit dann erstmals wieder verstärkt um diese Themen "gekümmert" haben waren die der 68er Generation, da war aber wohl extrem viel Anklage mit dabei, sodass die alten Generationen "erst recht dicht gemacht haben".

    Die einzige Brücke die bleibt ist die Enkelgeneration, die unbefangener sich wieder mit den Themen beschäftigen kann und die Urenkelgeneration die keine direkten menschlichen Kontakte mit aus der Zeit vor 1950 haben, aber aus ihrer Geschichte heraus mehr wissen möchten. Gerade jetzt wo kulturell, politisch und gesellschaftlich so viel drunter und drüber geht, kriege ich immer mehr mit wie junge Leute eine historische Konstante suchen und sich dann weniger an den Gräuel in der NS-Zeit definieren, sondern (ähnlich wie ich) das große und ganze fassen wollen und auch weit zurück gehen in die Vergangenheit.


    Und um da den Faden aufzugreifen auf Willy Fritsch und co - da sind die alten deutsche Filme ein wunderbares Medium, weil sie sehr viel Kultur, Esprit und Zeitgeist in sich tragen und viel vermitteln können, was Bücher nicht so einfach vermitteln können. Also alltägliche Dinge, wie haben sich menschen damals verhalten usw. Man kann eine kleine Zeitreise unternehmen. Filme sind da natürlich ideal, weil sie inszeniert sind, oft propagandistische Züge usw. in sich tragen, aber dennoch ein Träger sehr vieler Facetten sind, die man anders nicht greifen kann.


    Das ist wie wenn man schwarz-weiss Aufnahmen aus den 1. Weltkrieg sieht und diese dann authentisch coloriert kurz danach noch einmal. Es hat eine ganz andere Wirkung, weil es realer wirkt, man das, was man sieht, besser greifen kann.

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    Konfizius

  • Bei mir war es so, dass sich die Elternteile (beide Jahrgang 1950) vor 30 Jahren gerne alte s/w Komödien (Deutsche und US-Filme) anschauten, aber im Laufe der Zeit verschwand das Interesse daran. Meine Mutter sagt heute "Ach, das haben wir eh damals geschaut, ein kleiner Ausschnitt ja gut, aber einen ganzen alten Film mag ich mir nicht mehr anschauen".

    Als Kind und Teenager hab ich auch viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht (väterlicherseits Jahrgang ´20 und ´21), die mochten schon die alten UFA-Filme, aber eher was so in Richtung Heimatfilm ging -also Luis Trenker, Hansi Knoteck usw.

    Meine Großeltern mütterlicherseits (Jahrgang ´23 und 26) haben sich vor ca. 20 Jahren am liebsten Western angeschaut. Mein Opa hatte kein Problem mit s/w Filmen (ich hab einmal mit ihm zusammen als 15jähriger "Titanic" mit Sybille Schmitz angeschaut) aber meine Oma mochte die gar nicht mehr sehen. "Nein, das mag ich nicht schauen, es gibt ja jetzt Farbfilme..." Die Musik aus den alten Filmen mochte sie jedoch und hätte ich ihr damals schon "Immensee" vorgespielt, hätte sie dann sicher kein Problem damit gehabt.

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Oh ja - coloriert ist krass, das wirkt wie gestern aufgenommennund hochaktuell!


    Also, um das noch kurz zu Ende zu bringen - meine Eltern waren schon politisch, allein schon durch das Aufwachsen in West-Berlin. Aber sie haben sich eben für alles neue begeistert: Willy Brandt, Kennedy, Rudi Dutschke (meine Mutter arbeitete am Otto-Suhr-Institut, wo Dutschke studierte). Der „alte Zopf“ sollte ab und weg - aber es wurde dabei verkannt, wie modern die Zwanziger Jahre bereits waren. Das wurde offenbar auch in der Schule bzw. Gesellschaft nicht vermittelt. Im Grunde ist das ja bis heute so. Es geht immer vom Kaiser direkt zu Hitler, also gerade, wenn es um Gesellschaftshistorie geht. Dabei war die Gesellschaft von 1920-1933 teilweise moderner als heute.

  • Es war vielleicht nicht mal das Trauma des Kriegs an sich, sondern (auch) das Erlebnis, nach dem Krieg auf dem Nullpunkt zu sein. Und als es wieder vorwärts ging hat man sich an dieses "Vorwärts" gehen geklammert als gäbe es sonst nichts mehr. Zumal ja auch erstmal alles was vorher war extrem kritisch betrachtet wurde - es wurde ja nicht nur die NS-Führung auf die Anklagebank gesetzt, man hat ja begonnen die gesamte deutsche Geschichte "zu hinterfragen" - Stichwort militarismus, kriegsschuld, den Drang zum Kriege, zum barbarentum usw. Wenn man älter war hat man das ja auch automatisch auf sich selbst bezogen: "war das was ich früher machte/dachte alles schlecht?" das geht ja zurück auf die Frage, wie die eigenen eltern und großeltern zu bewerten sind - war der treue stramme preußische Amtsmann ggf. auch ein Rädchen dieses Militarismusses und damit des Krieges und der Verbrechen.

    Wisst Ihr was ich meine? Ggf. überspitze ich gerade etwas, aber in diese Richtung gingen ja die Fragestellungen, da wollte man lieber den "neuen guten" weg gehen, da die früheren Wege garnicht gut waren, auch wenn viele sie mit einen guten Willen beschritten sind und sich damit auch betrogen gefühlt haben usw. usw.

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    Konfizius

  • Fräulein G.

    Was ist deiner Meinung nach eigentlich der Grund, wieso die alten amerikanischen s/w Filme mit Clark Gable, Greta Garbo, Bette Davis usw. nicht mehr im TV gezeigt werden? Würde mich interessieren, wie du das einschätzt. Ich hab mir immer gedacht, dass zB Jahrgänge von um ´45 sich gerne solche Filme anschauten (eben lieber die amerikanischen als die deutschen, ich hab selbst ja vor ca. 23 Jahren auch mit "Mr Moto" angefangen) Gibt es da evtl. einen Kontext?

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    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Wenn ich mich da auch nochmal einmischen dürfte *g* Dass das Publikum wegfällt, hatten wir ja schonmal besprochen. Hinzu kommt wohl auch einfach, dass die Führungen in den Sendeanstalten andere Generationen sind. Das sind dann auch die "Studentenköpfe" die in Verbindung mit Themen wie Quotendruck, Marketing usw. lieber den neuen Vin Diesel Film für die ARD einkaufen als einen Klassiker zu zeigen - für die Klassiker gibts die Feiertage.

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    Konfizius