Wie seid Ihr/ sind Sie zu dem Interesse am alten deutschen Film gekommen?

  • Zitat von Quax:

    Zitat

    "Wie lange bist du schon dabei bei deinem Filmhobby, wenn ich fragen darf? Wie bist du zum altem deutschen Film gekommen? Gibts da vielleicht eine kleine Geschichte, Kindheitserinnerungen? Weißt du noch durch welchen Film bzw. welchen Schauspieler du zum Filmliebhaber geworden bist? Tut mir leid wenn ich so viele Fragen stelle aber ich bin immer wieder neugierig und interessiert wie junge bzw. junggebliebene Leute ^^ den Weg zum alten deutschen Film gefunden haben..."


    Zitat von Vogel Specht:

    Zitat

    "Wie wir alle zu der Leidenschaft gefunden haben wäre doch fast ein eigenes Thema wert oder? :)"


    Und da wir uns da schnell einig waren, ist hier das Thema. Nun werde ich Quax aber nicht länger neugierig machen und erzählen, wie ich zum alten deutschen Film gekommen bin. Ursprünglich hatte ich gar keinen so großen Bezug zum deutschen Film. Aufgewachsen bin ich mit den bekannten Kinderfilmklassikern wie Pippi Langstrumpf, Benjamin Blümchen, Wicki und die starken Männer u.a. In meiner späteren Kindheit war ich ein großer Disney Fan, obwohl ich fast nur 2 Disney Serien gesehen habe. Zum einen die Donald Duck Cartoons und zum anderen "Ducktales". Ein paar Jahre später, immer noch als Kind, sah ich zum ersten Mal einen alten deutschen Film, und zwar "Die Feuerzangenbowle" (1944) mit Heinz Rühmann. Dieser Film hat mich unglaublich fasziniert. Er hatte die Atmosphäre eines Traums, der Humorvoll und zugleich unglaublich bewegend war. Heinz Rühmann hat mich besonders beeindruckt. Er hatte einen faszinierenden Charakter. Auch wenn man noch so sehr über das lachen konnte, was er gesagt hat, wirkte er in seiner Rolle nie tolpatschig oder ähnliches, was ja auch nicht schlimm gewesen wäre, aber Heinz Rühmann spielte seine Rolle des selbstbewussten Primaners sehr überzeugend. Er nahm alles leicht, ihn konnte nichts erschüttern, und deshalb war er für mich eine spannende Persönlichkeit. Einen vergleichbaren, selbstbewussten, unerschütterlichen Charakter habe ich seitdem, meinen Erinnerungen nach, nur noch einmal in dem jungen Eberhard Itzenplitz in dem Film "Streit um den Knaben Jo" (1937) gesehen. Allerdings habe ich noch gar nicht gewusst, geschweige denn geahnt, dass Heinz Rühmann noch viele weitere Filme gedreht hatte. Das fand ich erst später heraus. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr von Laurel und Hardy fasziniert. Zum einen fand ich die Charaktere unglaublich amüsant und zum anderen war ich fasziniert von den USA der 1930er und 1940er Jahren. Auch ein Grund dafür, dass ich mich neben dem deutschen Film auch für das alte Hollywood Kino interessiere, aber dazu komme ich später. Als bereits deutlich älteres Kind hatte ich die Möglichkeit, erstmals im Internet zu recherchieren und ich fand heraus, dass Laurel und Hardy eine große Anzahl von Filmen produziert hatten und ich wollte alle diese Filme sehen, was natürlich so einfach nicht ging. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt wieder an Heinz Rühmann erinnert und habe auch zu ihm recherchiert. Ich war begeistert von der großen Anzahl seiner Filmwerke und wollte seine Filme nun auch alle sehen, was sich so schnell auch nicht machen ließ. Ein Jahr später, ich war bereits Jugendlicher, sparte ich mein Taschengeld und arbeitete für meine Eltern. Dadurch sparte ich etwas Geld an und kaufte mir meine ersten DVDs. Auch zu festlichen Ereignissen wie zum Beispiel Weihnachten oder Geburtstag wünschte ich mir immer DVDs. Als ich die Laurel und Hardy Filme sah, ist mir immer Theo Lingen s Einleitung in dem Film in Erinnerung geblieben und ich habe auch zu ihm recherchiert und betrübt festgestellt, dass es von ihm deutlich weniger DVDs gibt als von Heinz Rühmann oder von Laurel und Hardy. Dann kam ich erstmal ins Western Fieber. Ich hatte den Namen John Wayne zufällig in einen "Drei ???" Hörspiel gehört (Zitat: "An den Wänden hingen noch Kinoplakate von James Dean und John Wayne" oder so ähnlich), und als ich erfahren habe, dass John Wayne ein Westernfilmheld war, hat mich das Interesse am Western gepackt, obwohl ich noch nie zuvor einen Western gesehen hatte. Daraufhin habe ich mir die vielen Western von John Wayne angeguckt, unter anderen auch die sogenannten "Lone Star Western", die als B-Western verschrien waren und nur deshalb veröffentlicht wurden, weil der Name John Wayne auf dem DVD Cover stand. Aber mir gefielen die Filme sehr gut, auch wenn sie bei den Amazon Kundenrezensionen ununterbrochen schlechtgeredet wurden. Um jetzt wieder auf den deutschen Film zurückzukommen: Ich habe mich eine Zeit lang erstmal nur für Western interessiert, bis ich als Erwachsener mal wieder den Film "Die drei von der Tankstelle" (1930) gesehen habe. Und dann habe ich angefangen, zu Willy Fritsch und zu Oskar Karlweiss zu recherchieren.
    So, den Rest erzähle ich zu einen anderen Zeitpunkt. Jetzt könnt Ihr / können Sie erzählen, wie Ihr / Sie zum deutschen Film gekommen seid/sind.

  • Vielen Dank für die schönen und interessanten Ausführungen Nostalgie Fan!


    In diesem Forum hier beschweren sich viele Nutzer immer wieder zurecht, dass im Fernsehen nur wenige alte deutsche Filme gezeigt werden und dann auch immer die gleichen. Was richtig und ärgerlich ist. Dennoch denke ich mir immer (wahrscheinlich habe ich es schon geschrieben): Lieber immer die selben und auch besseren, als gar keine - denn so kann man weiterhin das Interesse an den alten deutschen Filme wecken. Und Dein Werdegang beweist ja, dass es so ist!


    Ich selbst bin viel mit 50er und 60er Jahre Schlager- und Paukerfilme aufgewachsen und fand den deutschen Film schon immer schön und spannend und habe mich immer gewundern, wieso er so schlecht gerdet wird. Dann kamen für mich in der Wahrnehmung Lücken auf.


    1. Begann der deutsche Film immer erst in den 50er Jahren (also aus der Zeit davor kannte man ncihts und es wurde fast nichts gezeigt - die Feuerzangenbowle haeb ich auch erst später kennenegelernt)
    2. Gabs dann in meiner Wahrnehmung eine große Lücke im deutschen Film ab Anfang der 70er Jahre. Davor gabs Heinz Erhardt, Peter Alexander, Karl May (Winnetou), Heintje, Roy Black, Chris Roberts, Rudi Carrell, bis Anfang der 70er - und dann klaffte ein dunkles Loch bis Anfang der 80er Jahre. Das Dunkle Loch bestand aus "Nichts", aus den heiklen "Sexfilmen" (die ich heute auch im historischen Kontext total spannend finde) und aus Autorenfilme (die ich nicht kannte und zu denen ich keinen Zugang hatte - die ich heute aber auch sehr mag - besonders Werner Herzog). Das Loch wurde nur minimal ausgefüllt durch die "Dudu"-Filme für mich. Danach gings erst wieder weiter in eminer Wahrnehmung ab ca. 1980 mit den Supernasen, Karl Dall usw., dann die Wendefilme mit "Werner Beinhart", "Go Trabi Go", "Superstau"", "Manta Manta" und in den 90ern dann einerseits der Sittenverfall ("Voll Normaal" usw) und andererseits die Versuche den deutschen Film wieder interessant zu machen "Der Eisbär", "Knocking On Heavens Door".


    Ich habe die deutschen FIlme sehr gemocht und besonders auch die Paukerfilme (Theo Lingen) und meine Frage war:


    - Was war davor (also die 50er Jahre Filme die ich nicht kannte und die Filme vor 1950 - besonders die aus der UFA-zeit und der Stummfilmzeit - mir war klar, dass diese Filme faszinierend sein MÜSSEN, allein aus ihrer Zeit heraus)
    - Und was war dazwischen (so kam ich zu den Autorenfilmen und zu den Sexfilmen)


    Und genau wie Du habe ich dann zur Jahrtausendwende mir Fimllisten von Hans Moser, Theo Lingen und Heinz Rühmann angeschaut und war FASZINIERT!!!! WIIIEEEVIIIIEEELL Filme die gedreht haben, gerade in den 30er Jahren. So viele Filme! Und ich kannte KEINEN. Und dann habe ich aufgeschnappt, dass eben die Filme mit diesen Komikern legendär sein müssen. Aber wie komme ich an die Filme ran?


    2002-2004 irgendwann habe ich mir bei amazon "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" bestellt, WEIL Theo Lingen in jungen Jahren mitspielt und WEIL es KEIN Lustspiel war. Sondern ein ernster Film. Ich kannte den Film sonsst noch gar nicht. Und ich war geplättet! Bis heute ist das mein Lieblingsfilm geblieben. Genial inszeniert, gespielt, die Zeit, der Charme usw.


    Bis heute habe ich viel zu wenig Filme aus diesen Jahren gesehen - dennoch bin ich jedesmal fasziniert, wenn ich es tue. Die Filme haben ein Grundniveau, viel Charme, Stil usw. usw. usw. Das fehlt in den letzten Jarhzehnten sehr oft. Im TV erst recht.


    Hier das Gespräch von Quax und mir aus dem Jahr 2011, gedreht während meiner Hochzeitsreise nach Wien :)


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    Nostalgie Fan - darf ich fragen, welcher Jahrgang Du bist? Ich glaube, Du bist deutlich jünger als wir (ich kann mich auch täuschen), was ich sehr begrüßen würde. Wir hatten 2011/2012 schonmal eine Phase als mit Charlie, Fritz-Lang-fan und ich glaube noch jemand recht junge Filmfreunde hier aktiv waren, die sind aber dann leider alle irgendwann wieder inaktiv geworden. Ich glaube Fritz-Lang-Fan war damals 16 oder 17?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Danke für die spannenden Erinnerungen, Vogel Specht!
    Winnetou und ein paar Heinz Erhardt-Filme habe ich auch schon mal gesehen. Winnetou noch in meiner Jugend und Heinz Erhardt sehe ich in letzter Zeit öfter mal. Immer wieder amüsant.


    Das mit der Filmografie von Theo Lingen ist sehr interessant. Eine Frage, die ich mir ja auch gestellt habe, als ich mir die Filmografie angesehen habe, ist folgende: Warum wird nur ein Bruchteil von Theo Lingens filmischen Werk veröffentlicht? Ich weiß bis heute nicht genau warum. Theo Lingen ist ja auch heute noch ein Name. Selbst von Heinz Rühmann gibt es Filme, die nicht verschollen sind, aber trotzdem nicht auf DVD oder im Fernsehen zugänglich sind. Ich habe schon vor längerer Zeit eine Liste dieser Filme gemacht. Die ist dank den Rühmann Film DVD-Veröffentlichungen in letzter Zeit zum Glück etwas kleiner, aber es gibt ja trotzdem noch unveröffentlichte Filme von Heinz Rühmann wie z.B "Strich durch die Rechnung" (1932), "Die Finanzen des Großherzogs" (1934), "Vorsicht Mr. Dodd" (1964), etc...




    Zitat

    "Bis heute habe ich viel zu wenig Filme aus diesen Jahren gesehen - dennoch bin ich jedesmal fasziniert, wenn ich es tue. Die Filme haben ein Grundniveau, viel Charme, Stil usw. usw. usw. "


    Dem kann ich mich nur anschließen. Die Filme sind unglaublich gut. Vielen Menschen fällt das aber nicht sofort auf. Einige sehen erst nur die Bildqualität, ein öfter auch unscharfes Bild, und sie denken, der Film sei Billigware, beziehungsweise einfach oder anspruchslos. Das ist aber ein gewaltiger Irrtum.


    Das Gespräch mit Quax und Dir finde ich auch sehr spannend. Das werde ich mir auf jeden Fall angucken, wenn ich mal etwas mehr Zeit habe.




    Zitat

    "Nostalgie Fan - darf ich fragen, welcher Jahrgang Du bist? Ich glaube, Du bist deutlich jünger als wir (ich kann mich auch täuschen), was ich sehr begrüßen würde. Wir hatten 2011/2012 schonmal eine Phase als mit Charlie, Fritz-Lang-fan und ich glaube noch jemand recht junge Filmfreunde hier aktiv waren, die sind aber dann leider alle irgendwann wieder inaktiv geworden. Ich glaube Fritz-Lang-Fan war damals 16 oder 17?"


    Da liegst Du richtig. Ich bin Jahrgang 1999

  • Bei Filmen geht es mir in erster Linie um die Handlung und die Inszenierung.
    UNd wenn deutsche Produktionen gut inszeniert sind und damit zeigen, dass gute Filme nicht immer zwangsläufig aus Hollywood kommen müssen, ist das natürlich umso schöner!

  • Ja das ist wirklich eines der interessantesten Themen die bisher hier im Forum behandelt wurden. ;)


    Ahhhh, ich freue mich wirklich sehr, dass endlich wieder Junge nachkommen die sich für den guten alten deutschen Film interessieren und die ein bisschen gegen den heutigen Massenverblödungs-Trend, der im TV, Kino und Internet geboten wird, schwimmen. Ich bin Jahrgang 1986 und alle meine Filmfreunde und Sammler sind wesentlich älter. Wenn du heute jungen Leuten etwas von alten Filmen erzählst und zeigst die nicht 3D, Full-HD, 16:9, farbig sind schauen sie dich schief an und halten dich automatisch für einen Großvater... "Was ist mit dem Fernseher los warum funktioniert die Farbe nicht und was sind das für zwei hässliche dicke schwarze Balken links und rechts neben dem Bild" ... Das muss man sich dann anhören... Das ist wirklich sehr traurig. 99,9% der jungen Leute und auch ältere jenseits der 50 haben nur noch Interesse für die neuesten Produktionen und Serien wo mir das Grausen kommt...


    Wie es bei mir angefangen hat? Also in meiner Kindheit hat mein Vater oft ältere österr. und deutsche Filme auf ORF2 geschaut und ich bin natürlich nicht daran vorbei gekommen, weil sie ja wirklich sehr unterhaltsam und nett waren. Damals liefen am Wochenende auf ORF2 (wir hatten nur Hausantenne also gab es 2 Sender: ORF1 und ORF2) regelmäßig alte österr. und deutsche Film meistens mit Hans Moser, Magda Schneider, Wolf Albach Retty, Romy Schneider, Paul Hörbiger, Theo Lingen, Peter Weck, Oskar Sima (Oskar Sima wirkte in über 300 Filmen mit, wo er vorwiegend als Nebendarsteller eingesetzt wurde. Ein Kritiker nannte ihn deshalb einmal den König der Nebenrollen.), etc... auch Rühmann war manchmal zu sehen, aber nur sehr wenig... Paula Wessely und andere von der NS-Zeit "belasteten" Schauspieler wurden damals im österr. TV gemieden (eigentlich heute auch noch!!!!!!!) :cursing: . Nur harmlose Berg und Heimatfilme und auch Kaiserfilme (Sissi und Co) wurden damals ausgestrahlt.


    In meiner Kindheit haben mich aber am meisten die Lümmelfilme mit Hansi Kraus, Theo Lingen, Georg Thomalla, Rudolf Schündler, Gustav Knuth und der bezaubernden Hannelore Elsner als französische Austauschschülerin fasziniert. :love: (wir haben Tränen gelacht und Streiche aus den Filmen versucht in der Schule nachzumachen) Diese Schulfilme waren in Farbe und hatten bei mir natürlich als Kind Vorrang gegenüber s/w Filmen. Durch diese Filme bin ich dann später über Hans Moser, Theo Lingen und auch Georg Thomalla durch das Internet auf die Filmografien gestoßen und habe die fast endlosen Listen ihrer Filme gesehen und war natürlich platt. Zuerst habe ich sehr viel mit TV-Mitschnitten und VHS gearbeitet und später dann ab 2003 mit den ersten DVDs...


    Damals in der Kindheit, muss ich auch ehrlich sagen, waren die deutschen bzw. österreichischen Filme nur auf Platz 4.


    Platz 1 war "Raumschiff Enterprise" mit Captain Kirk und Spock. Diese Serie lief damals auf ORF1 regelmäßig unter der Woche am Nachmittag und wurde meist in der Nacht wiederholt. Wenn ich mir mein Raumschiff Enterprise, Knight Rider, Mc Gayver und A-Team am Tag nicht anschauen durfte weil ich wiedermal wegen schlechter Noten oder irgendwelcher Streiche Fernsehverbot hatte, versuchte ich Nachts heimlich in der Küche auf einem eher kleinen Farbfernseher der oft ins s/w wechselte meine Lieblingsserien anzuschauen. Ich musste natürlich dabei höllisch aufpassen dass mich meine Eltern nicht dabei erwischten...


    Platz 2 waren bei mir auch die Serie "Eis am Stiel" und die Bud Spencer & Terence Hill Filme. Platz 3 kamen dann die Laurel & Hardy Filme die ich heiß liebte und die Lois de Funes Filme wo ich Lach und Weinkrämpfe bekam.


    Erst als 4. kamen bei mir dann die alten österreichischen und deutschen Filme...


    Dann in meiner späteren Jugend war es ein Film der bei mir mein bis jetzt anhaltendes Filmhobby auslöste: "Des Teufels General" aus dem Jahre 1954 mit Curd Jürgens, Viktor de Kowa, Karl John, Beppo Brehm. Ein wunderbarer s/w Film. Durch diesen Film kam ich dann durch die Besetzungslisten auf die langen Listen der Filme wo die einzelnen Schaupieler mitspielten...


    Und nicht zu vergessen mein zweiter Schlüssel-Film war "Einer kam durch" mit Hardy Krüger. Wer den nicht kennt - unbedingt anschauen. Durch Hardy Krüger bin ich dann auch auf seine früheren Filme gestoßen.


    Da man als Österreicher und Wiener um HANS MOSER nicht herumkommt war ich dadurch natürlich ein geprägtes Kind. Ich versuchte alle Filme mit ihm im TV aufzuzeichnen und als VHS oder DVD zu bekommen.


    Durch die Lümmelfilme stieß ich auf Theo Lingen und dann sofort auf Fritz Langs "M". Wie Sebastian. Das löste bei mir auch einiges aus. Auch als ich das erste mal "Metropolis" sah kam ich durch Gustav Fröhlich und Fritz Rasp (genialer Schauspieler, heutzutage fast vergessen) auf die anderen Filmproduktionen mit den Schauspielern.


    Später war ich dann ganz besessen von Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Bruce Willis und Quenin Tarentino. Von denen habe ich alle Filme..


    So jetzt kommen wir mal zu meinem Liebling Heinz Rühmann, den ich erst relativ spät entdeckte. Schuld daran war mein Wehrdienst. Nach der Grundausbildung war ich in Wien in einem Offizierskasino eingesetzt und nach dem Dienst hatte ich viel Tagesfreizeit. Das war 2007, ich war später dran weil ich noch in meiner Ausbildung war und erst danach einberufen wurde. Also vor knapp 11 Jahren. Damals schlenderte ich durch die Straßen und Flohmärkte und mir stachen die ersten DVDs von Heinz Rühmann ins Auge die mich vorher nicht wirklich interessierten da ich Rühmann damals fast nicht kannte und er in Wien im TV nicht so oft gezeigt wurde. Die ersten DVDs mit ihm kaufte ich glaube ich sogar schon früher aber unbewusst ca. 2005/06 in DVD Boxen mit anderen Schauspielern wie Hans Moser und Hardy Krüger und auch Curd Jürgens. Erst als ich mir die ersten Rühmann Filme ansah war ich total begeistert von ihm: Himmel auf Erden 1935, Die Drei von der Tankstelle 1930, Die Feuerzangenbowle (1944) etc...


    Ja so war das. Das Beste kommt zum Schluss... :D


    Und seit ca. 2005 sammle ich alles mögliche was mit alten deutschen Filme zu tun hat. Speziell von Heinz Rühmann. Mein Archiv umfasst unzählige Filme, Filmprogramme, Aushangfotos, Pressefotos, Privatfotos, Briefe, Postkarten, Autogramme, Autographen, Plakate, Zettel, Dokumente, Bücher, etc... Auch Kleidung, Geräte, Schallplatten, Münzen, Orden, etc...


    Es wird langsam Zeit ein Museum zu eröffnen... :thumbup:


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Nostalgie Fan, welche Jugend-und Kinderfilme aus den späten 20er Jahren bis 40er Jahre kennst du schon? „Streit um den Knaben Jo“ kenne ich auch und finde ihn sehr gut. Magst du Willy Fritsch?


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Zitat

    " welche Jugend-und Kinderfilme aus den späten 20er Jahren bis 40er Jahre kennst du schon?"


    Bei den Jugendfilmen hatte ich bisher noch keine Möglichkeit, einen zu sehen. Ich hoffe, das wird sich bald ändern. Die Filme, in denen die Kinderdarsteller mitgewirkt haben, sind meistens, soweit ich weiß, keine Filme, die sich nur an Kinder richten, sondern eher Filme für ein erwachsenes Publikum bestimmt sind. Ich denke aber auch, dass einige Filme sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gedreht wurden, und es gibt natürlich auch Filme, die in erster Linie Kinder ansprechen.


    Abgesehen von "Streit um den Knaben Jo" (1937) kenne ich noch folgende weitere Filme, in denen Kinder- und Jugenddarsteller mitgewirkt haben:
    "Gloria" (1931) mit Gustav Fröhlich, Brigitte Helm und Rolf Drucker
    "Meine Herren Söhne" (1945) mit Hans Neie und Lutz Moik
    "Mutterlied" (1937) mit Beniamino Gigli, Hans Moser und Peter Bosse
    "Hurra, ich bin Papa" (1939) mit Heinz Rühmann und Walter Schuller


    Zitat

    "Magst du Willy Fritsch?"

    Ja, Willy Fritsch mag ich auch gerne. Von ihm habe ich erstmals durch den Film "Die drei von der Tankstelle" (1930) erfahren. Von den Filmen, die ich bisher von ihm kenne, finde ich "Ihre Hoheit befiehlt" (1931) und "Wiener Blut" (1942) am besten. Ich habe aber auch noch eine längere Liste von Filmen mit ihm, die ich auch gerne mal sehen würde, unter anderem "Die Insel" (1934), "Boccaccio" (1936) und "Sieben Ohrfeigen" (1937)

  • Gehört und gelesen habe ich von dem Film schon mal. Ich bin bisher leider noch nicht dazu gekommen, den Film zu sehen. Die Murnau Stiftung hat den Film glaube ich in restaurierter Fassung veröffentlicht. Interessant finde ich den Film aber auch. Ich werde mal sehen, dass ich mir ein Exemplar der DVD- Veröffentlichung zulege

  • In diesem Forum hier beschweren sich viele Nutzer immer wieder zurecht, dass im Fernsehen nur wenige alte deutsche Filme gezeigt werden und dann auch immer die gleichen. Was richtig und ärgerlich ist. Dennoch denke ich mir immer (wahrscheinlich habe ich es schon geschrieben): Lieber immer die selben und auch besseren, als gar keine - denn so kann man weiterhin das Interesse an den alten deutschen Filme wecken.


    Zu diesem Thema hat vor ca. 1 Jahr ein Redakteur von TV-Spielfilm einen interessanten Abriss geschrieben, der hier irgendwo im Forum, glaube ich, schon mal diskutiert wurde damals, aber man kann ihn nicht oft genug posten, denn er bleibt ja aktuell. Es ist eher noch schlimmer geworden: HIER.



    Ich hatte ja eigentlich auch gehofft, dass durch das Ufa-Jubiläum mal mehr Filme prominenter in den Programmen vertreten sein würden, aber leider lief es wieder nur in den üblichen Schienen: bei Arte, bei 3SAT und teilweise RBB und MDR sonntags, wenn noch keiner wach ist. In meinem Freundeskreis meinten jedenfalls alle, wenn das bei mir privat mit Willy Fritsch nicht gewesen wäre, wäre das Ufa-Jubiläum komplett an ihnen vorbeigegangen. Ich finde ja auch, dass das Ufafilm.de-Portal in der Vermarktung voll hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt leider. Davon wissen teilweise nicht mal Leute, die sich wirklich für die Materie interessieren, hab ich festgestellt.


    Ahhhh, ich freue mich wirklich sehr, dass endlich wieder Junge nachkommen die sich für den guten alten deutschen Film interessieren und die ein bisschen gegen den heutigen Massenverblödungs-Trend, der im TV, Kino und Internet geboten wird, schwimmen.


    Ja, das geht mir genauso! Und dazu passt dieser Beitrag des Jugendradio-Senders Ego FM HIER.Dass man nämlich junge Leute mit der richtige Ansprache für alte Filme begeistern kann, habe ich im vergangenen Jahr gemerkt, als ich eine Lesung plus Filmvorführung in München hatte.
    Ein Redakteur des Senders hatte die Abschlussprüfung an der Uni zum Thema "Das Kino der Weimarer Republik" und meinte, er wolle unbedingt einen Beitrag zu Willy Fritsch machen, weil er das Thema so interessant findet. Wie man in dem Beitrag hört, hat sich die Moderatorin dann voll einen abgebrochen, um das Thema zu erklären und die Hörer dafür zu begeistern anzurufen, um Tickets für die Filmvorführungen und die Lesung zu gewinnen.Schließlich kennt in der Altersgruppe 15-25 Jahre, die der Sender abdeckt, keiner mehr Willy Fritsch. Das war so liebenswert, mir ist echt das Herz aufgegangen.


    Jedenfalls saßen dann abends auch welche im Kino, die waren höchstens 25 und haben sich insbesondere beim Film "Glückskinder" gekugelt vor Lachen! Einige Redakteure des Senders waren auch da, ebenfalls maximal 30 Jahre alt, und die waren ebenfalls ganz begeistert nach der Vorstellung und fragten, welche Filme ich denn noch so empfehlen könne, sie hätten gar nicht gedacht, dass das so gute Komödien sind ("Die Drei von der Tankstelle" war der andere gezeigte Film), bisher kannten sie maximal "Metropolis" und "Die Feuerzangenbowle", aber was anderes war ihnen noch nicht untergekommen. Auf dem Gebiet könnte man also noch ganz viel machen, aber leider bewegt es sich immer in denselben Stichwort-Grenzen: Metropolis, Fritz Lang, Caligari, Der Blaue Engel und die Feuerzangenbowle. Mehr wird nicht mehr überliefert.


    Von daher, Nostalgie Fan: großartig, dass Du so früh dabei bist! Schau Dir "Glückskinder" an, Du wirst den Film lieben!!


    Meine anderen Willy Fritsch-Tipps sind ja auch immer noch "Das Mädchen von gestern Nacht" - ein schwer unterschätzter und lange in der Schublade verwahrter Film, vermutlich, weil der Regisseur ein überzeugter Nazi war, was mit dem Film aber nichts zu tun hat. Das ist eine Komödie à la "Glückskinder" und "Sieben Ohrfeigen", nur die Dialoge nicht so schlau wie die von Curt Goetz natürlich, aber dennoch unglaublich witzig. Und dann natürlich "Der kleine Grenzverkehr" nach Erich Kästner. Sehr, sehr empfehlenswert! Leider beide nicht offiziell im Handel erhältlich, was sehr schade ist!

  • Fräulein G. Das klingt ja sehr interessant. Speziell die Altersgruppe 15-25, die eigentlich 99% keinen Kontakt zu den deutschen Klassikern und den Schauspielerlegenden wie Heinz Rühmann, Hans Albers, Willy Fritsch, Lilian Harvey, etc... haben, da ja im TV nichts bzw. VIEL zu wenig gezeigt wird da es denen da oben nur um die Kohe geht, für die alten Filme zu begeistern in dem man sie auch mal öffentlich am besten mit einer Einführung zeigt, finde ich genial. Weil die alten Filme sind vielleicht vom Material an sich alt und oft nicht in Farbe, aber an Wortwitz, Unterhaltung und Bezug zu heutigen Alltagsproblemen mangelt es Ihnen sicher nicht. „Glückskinder“ ist natürlich ein absoluter Klassiker der UFA Zeit. Wer den nicht kennt weiß einfach wenig vom deutschen Film. Denn wer die Klasiker nicht kennt der kennt auch die ganzen Zusammenhänge und Bezüge zu den heutigen Filmen nicht. An dem Klassikem kommst du einfach nicht vorbei weil sich in vielen späteren Produktionen bis heute Paralellen und Techniken (Regie, Kamera, Zitate, etc..) verstecken... Unbedingt anschauen und genießen :D Vielen Dank für die Links, sehr spannend...


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Was Fernsehprogramme angeht, muss ich zugeben, dass ich in den letzten zehn Jahren immer nachlässiger geworden bin und mich darauf verlassen habe, dass ausgestrahlte Filme über kurz oder lang auf DVD rausgebracht werden.
    Wobei ich mich sowieso hauptsächlich für Stummfilme interessiere.
    Zeigen Arte und 3SAT viele Filme aus den Jahren vor 1945? Und haben die einen bestimmten Sendeplatz?
    Ich fürchte ich habe mir da wohl einiges durch die Lappen gehen lassen...

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Zeigen Arte und 3SAT viele Filme aus den Jahren vor 1945? Und haben die einen bestimmten Sendeplatz?
    Ich fürchte ich habe mir da wohl einiges durch die Lappen gehen lassen...


    Naja, im vergangenen Jahr halt, wegen des Ufa-Jubiläums. Und eine Zeitlang liefen doch immer am Dienstag- oder Donnerstagabend Stummfilme. Aber ist, zugegeben, schon eine Weile her, 2-3 Jahre vielleicht.
    Auch Arte schiebt halt immer mehr ins Internet: http://cinema.arte.tv/de/dossi…terwerke-des-stummfilms-0


    Überraschungen kommen auch dort jedenfalls nicht. Eher hast Du schon die DVD im Schrank :D

  • Ich hab mein Interesse am deutschen Film vielen Einflüssen zu verdanken. In den 70er bis 80er Jahren waren doch sehr viele Fernsehproduktionen und auch Zeichentrickserien im Gegensatz zu heute " sehr vergangenheitslastig "( das ist in diesem Zusammenhang rein positiv zu verstehen). Ich kann da aus Zeitgründen nur ein paar Serien nennen: "Die Onedin Line", "Das Haus am Eaton Place "(die Handlung fand bis zum Ende der 20er Jahre statt), "Heidi", "Perrine", "Die Waltons" oder auch dann ein späteres Beispiel " Wie Hund und Katz´" (AUS 1988) etc. Die Serie "Unterwegs nach Atlantis" hat in mir schon als Kind den Wunsch nach Zeitreisen geweckt. Über solche Serien wurde mir nach und nach die Mode und Musik der 30er und 40er Jahre irgendwie schmackhaft gemacht. Zunächst hab ich mir in weiterer Folge als Erwachsener alle möglichen amerikanischen s/w Filme gegönnt. Meine großen Favoriten wurden Bette Davis, Joan Crawford, Greta Garbo usw. Zeitgenössische Filme wie "Dick Tracy" oder "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" haben meine Interessen dahingehend verstärkt.

    Als Österreicher hab auch ich natürlich immer viele Hans Moser Filme gesehen, allerdings war das zunächst für mich eher etwas für die "Älteren" und etwas, was halt einfach auch so im Fernsehen läuft. Den "großen" Hollywood-Filmen schenkte ich jahrelang viel mehr Aufmerksamkeit als etwa den Schwärmereien meiner Großeltern für eine "Geierwally". 1997 hat sich das dann alles schlagartig geändert: Da gab es im ORF eine große Paula Wessely Dokumentation und viele ihrer Filme (inkl. "Die kluge Marianne") wurden anlässlich ihres 90ers gezeigt. Von da an hab ich mir nicht nur mehr die amerikanischen Nachtfilme von früher angeschaut, sondern auch alle deutschen UFA-Produktionen. Mittlerweile hatte ich auch SAT und die Auswahl an alten Filmen war damit einfach großartig: Zarah Leander, Ilse Werner, Heinz Rühmann, Winnie Markus, Hans Albers, Kirsten Heiberg etc. Naja und meine CD-Sammlung wurde dadurch auch um einiges deutscher.

    Das Verschwinden der alten Filme (nationaler u. internationaler) aus den Programmen hab ich in den letzten Jahren natürlich auch wahrgenommen. Ich glaubte/hoffte zunächst noch, dass diese Filme vlt. sowieso auf Premiere/sky laufen aber auch da hat sich mittlerweile einiges verändert. In den letzten fünf Jahren wurde yt für mich zu einer echten Fundgrube. Da wurden Raritäten eingestellt, die u.a. nur ein einziges Mal im DDR-Fernsehen zu sehen waren usw. Das war schon eine feine Sache. Derzeit muß man halt wieder viel gründlicher suchen und das WWW durchforsten...:)

    "Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht"


    Anderl Heckmair (1906-2005), deutscher Bergführer und Alpinist

  • Ich bin zum alten deutschen Film zunächst vor allem durch den Stummfilm gekommen, mit den üblichen Kandidaten wie Lang und Murnau. Aber da mich auch der 'experimentelle' sowjetische Stummfilm interessierte, war ich dann - es muß irgendwann in den späten 90ern/frühen 200ern gewesen sein, als der im Fernsehen lief - sehr überrascht, daß ich ähnliche Dinge dann an ganz unerwarteter Stelle sah: nämlich in Leni Riefenstahls "Olympia", der mich total begeistert hat. Und dann hat man natürlich geguckt, was die Regisseurin sonst noch gemacht hat. Von dort aus ging's dann natürlich weiter zu den Filmen von Arnold Fanck und zu Riefenstahls eigenem "Das blaue Licht", und zu den Filmen Trenkers (die ich mir sonst wahrscheinlich nie angeguckt hätte, die mich aber auch sofort begeisterten).


    Und dann liest man natürlich ein wenig über die Zeit, also die 20er/30er Jahre, wird immer neugieriger und kauft dann auch mal versuchsweise eine DVD mit einem bekannten, viel gelobten Film, den man ansonsten vielleicht eher als geeignet für seine Großeltern angesehen hätte. In meinem Fall war das "Der Kongress tanzt", und danach war's 'um mich geschehen'. Nicht nur wegen Lilian Harvey oder Willy Fritsch, sondern weil ich diesen ganzen exquisiten UFA-Tonfilmoperetten-Stil so außerordentlich spritzig und eben auch filmisch absolut begeisternd fand. In diesem Zusammenhang wurde ich dann auch an eine andere filmische Vorliebe, die ich schon als Teenager hatte, erinnert, nämlich an die Filme von Fred Astaire/Ginger Rogers (die ja etwas später waren). Und so ist es wahrscheinlich auch kein Zufall, daß mein heutiger Avatar damals gelegentlich als ein österreichischer Astaire bezeichnet wurde...


    Wie auch immer: vom Bergfilm und von den bekannteren oder auch unbekannteren Tonfilmoperetten ausgehend hab' ich immer mehr versucht, die Filme dieser Zeit zu sehen, ganz einfach weil mir der damalige Stil sehr gefällt, der aus heutiger Sicht wie eine völlig neue, unbekannte Welt wirkt. Allerdings muß ich sagen, daß ich, obwohl es ganz hervorragende Filme selbst noch aus der zweiten Hälfte des 'dritten Reiches' gibt ("Opfergang" flasht mich noch beim x-ten Anschauen), letztenendes doch die frühen Tonfilme aus der Weimarer Zeit vorziehe.

  • Noch ein Thread, der mir bisher entgangen war. Deshalb will ich auch mal ausholen, wie ich zum alten deutschen Film gekommen bin.

    Wie an anderer Stelle schon erzählt, bin ich mit alten deutschen Filmen im TV aufgewachsen. In den 80er Jahren bis hinein in die 90er Jahre liefen noch viele alte deutsche Filme vor 1945, auch Stummfilme gelegentlich, im Fernsehen. In den 90er sogar wieder verstärkt durch Leo Kirch, der viele Rechte dieser alten Filme erwarb und sie wieder durch seine Sender ( Sat1) ausstrahlte. Aber auch RTL brachte damals noch etliche alte Filme vor 1945.

    Als ca 8-10 Jähriger saß ich nachmittags gerne mit meiner Oma vorm Fernseher und sah viele Filme mit Rühmann, Theo Lingen usw. Mit meinem Opa sah ich eher "Western von Gestern, Pat & Patachon oder Dick & Doof.

    Irgendwann war ich aus dem Alter raus, bei dem man bei den Großeltern abhängt, und die Filme gerieten in Vergessenheit. Ich muss dazu sagen, das sich aber ein Faible für alles Alte und historische behalten habe, und Geschichte einfach super interessant und spannend finde.


    Irgendwann dann in den frühen 90er Jahren sah ich im 3. Programm an einem späten Samstag Abend, an dem ich eigentlich darauf wartete mit Kumpels auszugehen, den Stummfilm "Die Nibelungen" von Fritz Lang. Anfangs aus reiner Neugier, sah ich den Film weiter an, und war nach einiger Zeit sowas von geflasht und reingezogen in eine komplett andere Zeit und Welt! Das war so komplett anders als dass was ich bisher so kannte, und der Film war so detailreich mit seinen Kulissen und Ausstattungen, dass ich mich immer mehr begeisterte und garnicht mehr ausgehen wollte. Den 2. Teil erwartete ich dann schon sehnsüchtig am nächsten Wochenende! Das Ende schließlich mit dem Gemetzel und dem heroischen Abgang Etzels blieb mir bis heute als extrem berührend im Gedächtnis.


    Mein Interesse für den Stummfilm war damit geweckt. Zunächst merkte ich mir nur Fritz Lang und versuchte dann die nächsten jahre weitere Stummfilme von ihm zu bekommen, was aber damals eher schwierig war. Dann erst wieder um 2007 herum besorgte ich mir eine DVD von "M-eine Stadt sucht ihren Mörder" und der Film flashte mich wieder extrem! Vor allem die extremst intensive Darstellung von Peter Lorre zum Schluss des Films überwältigt mich noch heute, wenn ich sie sehe!! Daraufhin besorgte ich mir alles auf DVD was es von Lang damals offiziell gab, die Mabuse Reihe, Frau im Mond, Spione, usw. Ich besorgte mir mehr Stummfilm Klassiker, wie "Der Golem" von Paul Wegener, oder "Tagebuch einer Verlorenen" von Pabst. Dann sah ich auf arte "Abwege" mit Brigitte Helm, und war begeistert von Ihr! Durch das Internet kam man dann mit Gleichgesinnten in Kontakt, gleichzeitig besorgte ich mir Literatur usw. Durch meine Begeisterung für Brigitte Helm und später noch Henny Porten, besorgte ich mir auch Ihre Tonfilme, und entdeckte so auch wieder den frühen deutschen Tonfilm. Schwerpunkt blieb aber trotzdem der Stummfilm.


    Leider teilt in meinem privaten Umfeld niemand diese Leidenschaft, und durch Familie und Beruf komme ich nur noch selten dazu mal einen alten Film ( alleine) anzuschauen. Aber immerhin kann man sich im Internet heutzutage austauschen, in freien Minuten.

  • Vielen Dank für die schöne Schilderung!


    Aus meiner Sicht nochmal eine Anmerkung/Parallele: Ich bin in das Thema "deutsche Filme" rein gewachsen, sie haben seit meiner frühsten Kindheit mein Kulturverständnis stark mitgeprägt - es waren aber meist Nachkriegsfilme. Für mich waren die Vorkriegsfilme eine große schwarze Fläche, von der ich nichts wusste. Ich habe nur immer wieder mitgekriegt, dass das ein eigenes Universum ist, was die Menge angeht an Filmen, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gedreht wurde. Und dass da schon Leute wie Theo Lingen viele Filme gedreht hatten.


    ca. 2003 (ich muss 18/19 gewesen sein ) habe ich mir die DVD "M" gekauft, weil mich das Thema "Krimi" in den frühen 30ern interessierte, und weil Theo Lingen mitspielte.

    Und der Film hat mich ebenfalls enorm geflasht, seitdem ist er mein Lieblingsfilm - und meine sowieso schon vorhandene Begeisterung für das deutsche Filmerbe hat sich noch mehr manifestiert.


    Ich wiederhole mich zwar glaube ich mit dem Beitrag, aber es war ein Bedürfnis das jetzt hier nochmal zu schildern.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • In meiner Jugend habe ich mir einen Haufen experimentelle, abseitige, extreme oder einfach kultige Streifen reingezogen, woraufhin eine Phase folgte, in der ich nahezu jegliches Interesse daran verlor, welches erst im Zuge meiner Anmeldung im Forum wiederkehrte, dann verstärkt auch an älteren deutschen Filmen sowie generell Klassikern, die man gesehen haben sollte.

    Ausschlaggebend war zudem die Möglichkeit, Fernsehausstrahlungen digital aufzuzeichnen.


    Allerdings habe ich keine spezielle Vorliebe für deutsche Produktionen vor 1945, da mir diese Zeit irgendwie zu weit entfernt und abgetrennt erscheint und mir der persönliche Bezug fehlt, weil ich als Kind eben nicht beispielsweise mit dem Opa "Die Feuerzangenbowle" geschaut habe.

    Außerdem bevorzuge ich eindeutig Farbfilme.

    Also wenn ich mir Filme aus der Zeit des Deutschen Reichs anschaue, was vergleichsweise selten vorkommt, muss ich dazu in der richtigen Stimmung und aufmerksam sein, anders als wenn man sich von Popcorn-Kino berieseln lässt. Ich persönlich muss mich eben immer erst darauf einlassen, dafür komme ich dann aber auf meine Kosten. Vergleichen würde ich das mit einem klassischen Musikwerk im Gegensatz zu einer Rockplatte, die man so nebenbei laufen lässt: das eine ist Kultur, das andere ein netter Zeitvertreib, sozusagen E- und U-Kino/Musik.


    Außer Fritz Langs "Die Nibelungen", Leni Riefenstahls "Das blaue Licht" und zwei gewissen weiteren Titeln bekam ich früher wohl nie einen Film zu Gesicht, der älter als "Die Brücke" oder "Es geschah am hellichten Tag" ist.

    Für mich begann der deutsche Film, und den Eindruck mag man bei der Auswahl im Fernsehen tatsächlich bekommen, auch erst in den Fünfzigern mit Heimatschnulzen und seichten Liebeskomödien - Opas Kino lässt grüßen. Da kann man als Unbedarfter leicht zu der Annahme kommen, dass alles in früheren Zeiten entweder noch biederer oder halt militaristisch und propagandistisch gewesen sein muss.

    Dass Deutschland neben den USA einst die größte Filmnation war, ist ja auch nicht so im allgemeinen Bewusstsein.

    Umso stärker überraschte mich ebenso der künstlerische Anspruch z.B. von "Der Student von Prag", "M", "Romanze in Moll" oder "Morgenrot", aber auch den Moser/Hörbiger-Lustspielen.

    Nur leider habe ich bislang viel zu wenig aus dieser Zeit gesehen um auch nur ansatzweise mitreden zu können.