• Hat jemand von euch schon mal Abel Gances Napoléon gesehen? Ich finde, wenn man sich davor im Klaren ist, welche Tendenz der Film hat und sich dem öffnet, kann man regelrecht zu einem französischen Patrioten werden ;)
    Der Film hat einmalig ausdrucksstarke und beeindruckende Bilder, nicht nur, weil sie ihrer Zeit in mancher Hinsicht voraus sind, sondern auch, weil sie perfekt komponiert sind. Und Albert Dieudonnés Napoleon ist eine der hingebungsvollsten und beeindruckendsten Darstellungen, die ich kenne:




    Auch wenn dieses Bild ein klein wenig "abgekupfert" ist ;) , hat es eine dermaßen eigene tiefe Ausdrucksstärke, dass es zu denen gehört, die einem immer in Gedächtnis bleiben können, wenn man an den Film denkt:



    Die entsprechenden deutschen Filme über Friedrich den Großen, die ich kenne, finde ich persönlich im Vergleich dazu schon sehr bieder, und sie hinterlassen bei mir einen deutlich schwächeren Eindruck.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Den kenne ich noch nicht, aber allein die Bilder (vorallem das erste Bild) sind schon sehr prägend. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass alte Filme über ihn entsprechend genial in Szene gesetzt wurden. Wobei Otto Gebühr als "Der große König" schon extrem beeindruckend war.


    Dieser Napoleon-Film genießt in Frankreich ja dann sicher einen großen Bekanntheitsgrad?

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich habe mich mit seiner Geschichte noch nicht genau auseinandergesetzt. Aber nach dem, was bei Wikipedia steht, hat der Film erst nach seiner Restaurierung in den 80er Jahren eine richtige Wertschätzung erhalten.
    Ich finde Otto Gebühr auf jeden Fall auch sehr beeindruckend. Da stimme ich dir absolut zu. Aber meiner Meinung nach sind die Filme selber deutlich biederer in Szene gesetzt. Das hat allerdings nichts mit Otto Gebührs Leistung zu tun. Mich würde auch die erste Filmreihe, Fridericus Rex, schon sehr interessieren, auch wenn sie nur noch fragmentarisch existiert. Allerdings habe ich noch nie gelesen, dass es irgendwelche Pläne gibt, die erhaltene Fassung zu restaurieren. Das finde ich sehr schade.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ja Bieder kann man die Filme nennen (soweit ich sie kenne), aber das liegt in der Natur der Sache (des kontextes, historisch, aber auch was man mit den filmen erreichen wollte usw). Dieser Film hier ist da natürlich ganz anders zu bewerten, hat einen ganz anderen Rahmen, eine andere Entstehungszeit (zumindest als die Gebühr-Tonfilme). Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das in eine ganz andere stilistische Richtung geht.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Ich glaube auch, dass der Rahmen einiges damit zu tun hat. Außerdem waren die Regisseure der Filme waren ja nicht die großen Könner wie ein Fritz Lang oder Ernst Lubitsch, von dem es ja auch einige sehr beeindruckende historische Filme gibt. Sie hätten ganz bestimmt einiges mehr aus den Filmen über Friedrich den Großen rausgeholt als ein Arsen von Cserépy, Veit Harlan oder natürlich erst recht ein Johannes Meyer. Von Lang gibt es ja nur ein oder zwei richtige künstlerische Fehlschläge, und von Ernst Lubitsch wüsste ich gar keinen.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Einerseits stimmt das natürlich und ich gebe Dir vollkommen recht. Und es wäre spannend, die Thematik von anderen Künstlern aufgearbeitet mal sehen zu dürfen.


    Andererseits, waren diese Filme so wie sie damals inszeniert worden für die damalige Zeit, für den Rahmen, für die Wirkung, die sie erzielen sollen, aus dem Milieu aus der sie heraus entstanden sind genau richtig so und Harlan passt ja dann zu dieser Biederen Machart sehr gut dazu, gerade weil er die Fimle auf seine einfache in gewisser Weise standartisierte, aber handwerklich doch solide Art und Weise gemacht hat. Die Filme waren damals große Erfolge, haben die Preußen/Friedrichverehrung weitergeführt (auf der gleichen Ebene wie es in der Weimarer Republik bei den Konservativen und auch in der NS-Zeit auch gemacht wurde), nur eben mit den "neuen" Ebenen der aktuellen Brisanz der Kriegslage. Genau das macht (ich denk da in erster Linie an "Der große König") den Film auch heute noch absolut sehenswert, gerade aus diesem historischen Kontext heraus.
    Eine Lang oder Lubitsch oder Murnau Aufarbeitung wäre spannend, würde den historischen Kontext aber auch nicht entsprechen.


    Das wäre wahrscheinlich ein fast undenkbarer Bruch. Als wenn Werner Herzog 1980 Schulmädchen-Report Teil 13 gedreht hätte. Oder Helmut Dietl im Jahr 1998 eine Uschi Glas Romanze in der ARD ;)

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • In dem Zusammenhang wäre es allerdings interessant, Fridericus Rex (1921/22) zu sehen. Auf den ersten Blick scheint mir die Intention der Filmreihe schon sehr ähnlich zu der von Napoléon sein. Ursprünglich waren bei dem auch insgesamt sechs Teile geplant worden, die aber nicht realisiert wurden.
    Allerdings habe ich wie gesagt noch nie irgendwo gelesen, dass bei Fridericus Rex eine Restaurierung geplant wäre, was natürlich nicht heißt, dass das auch wirklich nicht der Fall ist. Allerdings kann man sich die erhaltene Fassung bestimmt ansehen, wenn man weiß, wo sie gelagert ist.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)