Die englische Fassung von Fritz Langs 'M' (1931)

  • Ich habe mir heute die englische Fassung von Fritz Langs M angesehen. Diese Fassung ist allerdings eher ein Kuriosum als ein Kunstwerk. Die meisten Teile wurden übernommen und mit englischen Schauspielern synchronisiert. Zuerst habe ich gedacht, dass die Tonaufnahmen technisch noch nicht ausgereift genug waren, um die Schauspieler nuanciert sprechen zu lassen. Das mag auch zum Teil zutreffen. Allerdings hat Peter Lorre seine Rolle selbst synchronisiert, und da wird deutlich, dass eine technische Unausgereiftheit längst nicht alles erklärt. Besonders störend ist es, dass es in der englischen Fassung ein Happyend gibt, das durch den Film selbst nicht gerechtfertigt wird.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Der Film beginnt ja mit dem Abzählreim (Warte, warte nur ein Weilchen...), über den sich eine Frau aufregt, und der dann über das hilflose Warten der Mutter auf ihre Tochter beim Tod von Elsie Beckmann endet. Zum Schluss sieht man die trauernden Mütter.
    Die englische Fassung zeigt zum Schluss wieder Kinder bei so einem Abzählreim. Nachdem der Film ja gezeigt hat, dass der Kindermörder gefasst ist, können sie das jetzt auch gefahrlos tun. Es ist wie bei einem Krimi: Der Täter ist gefasst, und alles ist gut. Das unterschlägt aber die ganze menschliche Ebene in Fritz Langs Film.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Wahrscheinlich. In deutschen Filmen hatte man ja offenbar eine größere Neigung zur Tragik als in vielen anderen Ländern. Wie du ja auch schon geschrieben hast, gibt es in Hollywood lieber ein Happy End. Vielleicht ist das in England ähnlich.
    Übrigens gab s auch eine französische Fassung von M. Es wäre interessant zu wissen wie die ausgegangen ist. Ich weiß aber nicht, ob die überhaupt noch existiert.

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)