Wer kann mir hier weiterhelfen?

  • Ich habe zwei Autogrammkarten von der Schauspielerin Beate Seldorf. Über sie was online rauszufinden, ist ziemlich schwer. Ich habe nur zwei Theaterstationen aus dem Jahr 1911 gefunden. Das ist die ältere Karte: Als Datum steht auf der Rückseite 13.II.1906.
    Die jüngere seht ihr hier mit Vorder- und Rückseite:


    Allerdings habe ich jetzt gesehen, dass die beiden Signaturen doch recht unterschiedlich aussehen. Könntet ihr euch vorstellen, dass sie von der gleichen Person stammen? Ich kann mir zwar nur sehr schwer vorstellen, dass jemand zu der Zeit Signaturen von Theaterschauspielern gefälscht hat, und theoretisch könnten bis zu 11 Jahre zwischen den beiden Autogrammen liegen. Die Quellen, aus denen sie stammen, sind eigentlich auch recht zuverlässig, aber unterschiedlich sehen die Unterschriften schon aus.
    Was ist denn eure Meinung?

    Und immer wieder erkenne ich, daß es viel schwieriger ist, ein Publikum vier Lustspielakte zum Lachen zu bringen, als es in einem sechsaktigen Schauerdrama zu Tränen zu rühren. (Ossi Oswalda, 1920)

  • Ich merke gerade, wie schwierig das ist, einen Vergleich anzustellen, wenn man permanent hin- und herschalten muss. Ich habe die Autogramme jetzt nebeneinander fotografiert, kann aber noch nicht drauf zugreifen. Sobald ich das kann, stelle ich sie auch hier rein. Dann ist der Vergleich leichter

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  • Ich habs mir mal in Ruhe angeschaut und finde schon, dass es sehr ähnlich ist. Es gibt deutliche Unterschiede und die rühren daher, dass die eine Unterschrift einen Kurrentschrift-Einschlag hat, die andere einen Einschlag der Lateinischen Schrift. Beide Schriften waren damals verbreitet und viele haben mit beiden Schriften geschrieben, gerade auch Künstler, die sicher auch oftmals dem Französischen oder Englischen mächtig waren und auch Briefe in Fremdsprachen (und somit in Lateinischer Schrift) verfasst haben. Ich denke das ist der Knackpunkt, was dafür sorgt, dass die Unterschriften so gravierende Unterschiede aufweisen.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Vielen Dank, Vogel Specht. Dann bin ich ja beruhigt und werde die Karten wieder ins Autogrammalbum tun. Daraus hatte ich sie in der Zwiscchenzeit "verbannt" um nicht die ganze Zeit an meine Zweifel erinnert zu werden. Hier habt ihr noch das angesprochene Doppelfoto - auch wenn es jetzt nicht mehr unbedingt notwendig ist, denn du, Vogel Specht, bist ja schon zu einem Urteil gekommen, und dass du dich mit Handschriften auskennst, hast du ja schon öfter gezeigt.


    Übrigens hatte ich beim ersten Bild noch ein kleines Problem, das sich aber mit der zweiten Postkarte endgültig erledigt hat. Die Karte von 1904 hat eigentlich zu viel Bewegung für eine Karte aus der damaligen Zeit - finde ich zumindest mit meinem begrenzten Fachwissen, was Fotos aus der Zeit betrifft. Es wirkt als würde sich die Schauspielerin gerade herumdrehen. Eigentlich kenne ich nur Postkarten, die sehr statisch wirken, so wie das auch bei der zweiten Postkarte von Beate Seldorf ist. Ich finde auch interessant, dass sie auf dem zweiten Bild nicht mehr so jugendlich, sondern deutlich gereift ist.


    Ich fände es jetzt sehr interessant, doch einmal mehr über sie herauszufinden, aber das Netz gibt kaum etwas her. Ich habe einmal die Orte von zwei Engagements aus dem Jahr 1911 gefunden. Eine gewisse Prominenz hatte sie da schon. Sie hatte ein neues Engagement in Süddeutschland, und es stand extra dabei, auf welcher Bühne sie bisher stand (ich glaube Dresden oder Leipzig). Aber um diese Information zu finden, musste ich sehr viel Geduld aufbringen, und mittlerweile finde ich sie überhaupt nicht mehr. Dass Google oft nur einen von zwei Namen anbietet, ist man ja gewöhnt, aber bei ihr kam erschwerend hinzu, dass "Seldorf" ein Teil von Düsseldorf ist. Das war extrem lästig.

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  • Also 100%tig kann ich es natürlich nicht sagen. Aber man merkt (besonders bei den Anfangsbuchstaben), dass es ein ähnlicher Fluss ist, wie sie geschrieben sind. Und oben erkennt man gut die Kurrent-Merkmale (besonders bei Buchstaben wie das a oder das d), unten ist es Lateinische Schrift.


    Die anderen Beobchtungen sind sehr interessant. Bei der Suche nutzt Du aber schon Anführungszeichen oder? Wenn Du (mit Anführungszeichen) nach "Beate Seldorf" suchst, dann sollte Düsseldorf in keinen Fall mit erscheinen bei den Suchergebnissen.

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    Konfizius

  • Das mit den Anführungsstrichen habe ich gar nicht gewusst. Vielleicht habe ich mir manch eine Recherche deshalb viel zu schwer gemacht.


    Danke für den Tipp!
    Ich habe hier ja schon so oft über Paula Wewerka geschrieben, von der ich nur eine kleine Info hatte. Jetzt habe ich Paula Wewerka" eingegeben und habe ihren Geburtstag, ihre Ausbildung und Theaterkarriere bis 1906 gefunden :thumbup:

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  • Schön, dass ich helfen konnte :) Wenn man mit den Anführungszeichen sucht wird dann exakt das gesucht was zwischen den anführungszeichen steht, Dann fallen solche unnötigen treffer wie düsseldorf weg. Dann viel Erfolg bei der weiteren Google-Nutzung, wie ich Dich kenne, hast Du da einige Namen die Du da nochmal abzuklappern hast.

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    Konfizius

  • Hab schon was gefunden :)
    Ich habe ja schon fast ein Jahr versucht rauszukriegen, weshalb Hilde Knoth so jung gestorben ist und dafür sogar beim Deutschen Schauspielhaus in Hamburg angerufen. Unter "Hilde Knoth 1933" hab ich jetzt gefunden, dass sie ein jahrelanges "Brustleiden" hatte, an dem sie auch gestorben sei. Das kann ja eigentlich nur Brustkrebs gewesen sein.
    Mich würde mal interessieren, seit wann man Krebs überhaupt behandeln kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das schon übermäßig lange geht. Vielleicht seit den 60er Jahren?

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  • Ich habe hier noch eine Postkarte von Steffi Walidt. Diesmal offenbar an eine Freundin. Kann jemand von euch den Inhalt entziffern? Ich glaube es geht um eine (abgelehnte?) Rolle. Aber wie gesagt, ich kann es kaum entziffern

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  • "Liebste Putzi! Hier ein Bild
    als Franziska, ich sage dir ich spüre
    meine Beine nicht mehr, so viel
    zu Tanzen ist drin. In 8 Tagen
    mußte ich die Rolle lernen.
    Adr: Hamburg Sct. Pauli Kielerstr. 45
    bei fr. Schäffer"


    Wenn man noch rausfinden kann auf welches Stück sich das bezieht, ist das ein tolles geschichtliches Dokument!

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    Konfizius

  • Gratuliere! Super, wie du das lesen kannst! Das ist wirklich beeindruckend! :thumbup:
    Auf der Vorderseite steht ein Titel, der allerdings teilweise abgerieben ist "Der schöne ..." "Das schöne ..." Es muss eine Operette sein. Bei dem Licht jetzt hat es allerdings keinen Sinn es zu fotografieren. Ich bekomme das nicht scharf. Ich werde das morgen machen.

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  • Ich habe mal gegooglet: Es muss "Wiener Blut" von Johann Strauss sein. Da gibt es diese Rolle: Demoiselle Franziska Cagliari, Tänzerin am Kärntnertor-Theater in Wien
    Und einer der Liedtitel ist "An der schönen blauen Donau".

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  • Das müsste passen - super! Anhand des Poststempels, des Ortes und etwas Recherche wird man dann auch rausfinden können, wann und wo das Stück in welchem Zeitraum aufgeführt wurde. Und so haben wir zu dieser Aufführung - wenn auch ein kurzes - aber einen bildlichen und interessanten kommentar einer Schauspielerin, die daran teilgenommen hat :) Ein Puzzleteil der Geschichte, dass erst nach über 100 Jahren wieder zusammengefügt wurde.

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    Konfizius

  • Hier sind zwei Fotos der Vorderseite. Vielleicht kann jemand von euch die abgeriebene Schrift doch noch dechiffrieren. [attach][attach=2845,'none','2']2844[/attach][/attach] Und hier ist das komplette Foto:
    Rechts unten steht ihr eigener Name. Dann ist das oben wohl irgendein Kommentar zur Rolle oder zum Motiv. Die Schrift ist auch nicht gedruckt, sondern scheint mit einem feinen Pinsel draufgemalt zu sein.

  • Steffi Walidt hat offenbar gerne Karten verschickt, wo sie selbst in einer ihrer Rollen als Motiv drauf ist. Bei den beiden Karten aus dem Jahr 1917, die ich gefunden habe, ist sie auch drauf.

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  • Bei dieser Karte von Steffi Walidt gibt der Poststempel den 12. August 1909 an (bei der Karte oben den 16. August). Ich habe sie hier ja auch schon einmal eingestellt. Es ist die Karte, auf der Steffi Walidt den "Herrn Doktor" fragt, ob er demnächst nach Hamburg kommt. Sie muss also damals in Hamburg gewesen sein. Beide Karten gingen nach Wien, allerdings steht auf dem Poststempel jedesmal "Magdeburg". Vielleicht liegt das am Versandweg der Karte. Magdeburg liegt zumindest auf der Strecke nach Wien.
    Ein weiterer Unterschied ist, dass es hier eine Szene aus der Operette zu sein scheint. Es stehen ja auch keine Schauspielernamen drauf, sondern es nennt den Photographen.


    "Ein Herbstmanöver" stammt übrigens von Emmerich Kálmán und wurde 1909 in Wien in deutscher Sprache uraufgeführt. Allerdings gibt es dort keine "Franziska".


    Übrigens handelt es sich hier vielleicht sogar um dieselbe Aufführung. Zumindest ist die Karte 1909 in Hamburg abgeschickt worden:
    http://www.qxl.no/pris/postkor…mburg-1909/v/an815497522/

  • Gestern habe ich wieder nach Steffi Walidt recherchiert und dabei etwas sehr Spannendes rausgefunden! :thumbup:


    Hier ist der Text der Karte, von der ich euch in der letzten Nachricht das Bild geschickt habe. Der Poststempel zeigt den 12. August 1909 an, also vier Tage vor der letzten Karte, die wir oben untersucht haben. Sie ist an einen Dr. Paul Werner adressiert, und sie macht verschiedene Vorschläge für ein Treffen:


    Gestern habe ich herausgefunden, dass es ein Foto von der Wiener Volksoper aus dem Jahr 1927 gibt. Dort ist Steffi Walidt unter dem Namen Steffi Walidt-Werner aufgetreten: Das heißt, dass sie am 12. August 1909 nicht nur irgendein Treffen vorgeschlagen hat, sondern sich höchstwahrscheinlich mit dem Mann getroffen hat, den sie später geheiratet hat. Und nachdem das andere Foto aus dem Jahr 1927 ist, muss diese Ehe auch wirklich stabil gewesen sein - zumindest im Vergleich zu den Ehen von anderen Stars, die sehr jung geheiratet haben.


    Ich habe auch schon einmal unter Paul Werner gegooglet. Möglicherweise bin ich da auch fündig geworden. In Wien gab es nämlich einen Gynäkologen namens Dr. Paul Werner (1882-1955). Er wurde 1925 habilitiert. Und das Spannende: Von 1906 - 1908 war er auf Weltreise als Schiffsarzt. Das beißt sich zwar ein wenig mit dem Datum der Karte, aber das muss kein Widerspruch sein und lässt sich vielleicht erklären. Es ist ja auch auffällig, dass Steffi Walidt fragt, ob er nach Hamburg kommt, oder ob sie sich in Wien treffen sollen. Das ist jetzt zwar schon ein wenig im Bereich der Spekulation, aber man darf nicht vergessen, dass es in Hamburg den drittgrößten Seehafen in Europa gibt! Insofern ist dieser Paul Werner möglicherweise tatsächlich der richtige Namen. Wenn man davon ausgeht, dass Steffi Walidt ca. 1885 geboren wurde, würde das Alter auch passen! :)



    @ Vogel Specht: Kannst du zufällig lesen, was sie hier an den Rand geschrieben hat?

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    5 Mal editiert, zuletzt von Austernprinzessin ()

  • Toller Fund!


    Text auf der Karte vorne:


    "Bleibe bis 15. d. M. hier, dann Hamburg"


    "d.M." bin ich unsicher (sollte aber passen, also im Sinne von "des Monats"). Könnte auch ein 5. M. " oder "Juni" heissen

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    Konfizius

  • "des Monats" ist bestimmt richtig. Das passt nämlich optimal zur zweiten Karte. Die ist am 16. August 1909 gestempelt, und beide wurden in Magdeburg abgeschickt. Also hat sie in Magdeburg ihre Rolle für "Wiener Blut" gelernt, über die sie auf der anderen Karte an ihre Freundin 'Putzi' schreibt, dass sie nur acht Tage Zeit dafür hatte und jetzt ihre Beine nicht mehr spürt vor lauter Tanzen. Wahrscheinlich hat sie diese Karte noch schnell abgeschickt und ist unmittelbar danach nach Hamburg gefahren und dort in "Wiener Blut" aufgetreten. :)


    Hier ist übrigens ein Bild von der Kieler Straße in Hamburg, die sie ihrer Freundin als Adresse nennt. Die Nummer 45 ist jetzt offenbar eine dieser Holzhütten, aber die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind ganz sicher Bauten der Jahrhundertwende oder aus der Zeit kurz danach:
    https://www.google.de/maps/pla…75228!4d9.9441256!6m1!1e1


    Toll! So ergibt sich langsam ein immer klareres Bild! Ich finde es auch sehr schön, dass es nicht nur Fakten sind. Mit diesen beiden Karten lässt uns Steffi Walidt während dieser Tage ja auch ziemlich dicht an sich ran! :thumbup:

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  • Mensch, das sind ja tolle Funde. Ich bin bin begeistert! Gibt es eigentlich irgendetwas zu ihrem einzigen Film "Hoheit Radieschen"? Ein Plakat oder Szenenfotos? Würde mich mal interessieren, wie die auf mich rüberkommt. Aber die Fotos sagen schon einiges aus :thumbup: .