Stummfilme auf DVD

  • B

    Ab dem 09. November 2019 endlich erhältlich ist die neu rekonstruierte Fassung von DIE STADT OHNE JUDEN (Ö 1924)


    Ich hatte damals zur Restaurierung auch etwas Geld beigesteuert bei der sehr erfolgreichen Crowdfunding Kampagne. Wenn bei einem Film, dann bei solch einem zu nachdenken.

    Ja, ich hatte mich damals auch daran beteiligt! Schön nun das Ergebnis in den Händen zu halten!


    Ein weiterer Stummfilm, der lange als verschollen galt wird nun bald bei Flicker Alley in den USA auf DVD veröffentlicht: Der Hund von Baskerville von Richard Oswald aus dem Jahrr 1929. Er wurde 2009 in Polen wiedergefunden, und vom polnischen National Filmarchiv restauriert. Der FIlm lag in einer gut erhaltenen originalen VErleihkopie vor, leider fehlte eine Filmrolle. Diese konnte aber größtenteils mit einer 9,5 mm Kopie aus dem Besitz von Michael Seeber ( Film Verlag) aus Wien ersetzt werden.

    2018 erlebte die restaurierte Fassung Ihre Uraufführung auf dem San Francisco Silent Film Festival, wo man auch die Geschichte nochmal nachlesen kann: http://silentfilm.org/archive-…hound-of-the-baskervilles

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  • Ich liebe solche Geschichten, wenn lange verschollene Filme oder Teile davon plötzlich wieder auftauchen und man sie aus verschiedenen Archiven zusammensetzt und restauriert! Hat so ein bischen was von Schatzsuche oder Archäologie.

    Geht mir genauso. Ich kann mich gut erinnern, als die Urfassung von Metropolis aufgetaucht ist. Ich glaube das war zu Weihnachten, ich saß in meinem Elternhaus und habe dann sofort versucht Karten zu kriegen für die Uraufführung in Frankfurt. Und das wurde zu einen meiner schönsten Erlebnisse in meinem Leben.

    "Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."


    Konfizius

  • Das sind ja mal wunderbare Nachrichten. ;) Schade dass man im Jahre 2019 (ja das kann man 25 Tage vor Silvester schon sagen:D) noch immer auf das veraltete Blu-Ray zurück gegriffen wird obwohl es schon seit ca. 2001 existiert. Seit 17 Jahren... Meiner Meinung nach sollte man speziell wenn es um die Digitalisierung und Restaurierung alter Filmmaterialen geht immer auf das neueste technische Verfahren aufspringen, das beutetet 4K bzw. 8K. Leider werden im deutschsprachigen Raum bis jetzt nur lächerliche 2K Digitalisierungen (jeder einzelne Filmkader wird eingesannt) durchgeführt also Blu-Ray. Das ist sehr sehr schade und wird später noch mehr Geld kosten wenn man die Filme nochmals digitalisieren muss...


    Das Bild eines 35-mm-Films hat im Negativ je nach Filmempfindlichkeit, Belichtung und Hersteller eine theoretische Auflösung von über 3000 Zeilen.

    Laut Messungen unabhängiger Institute kommt hiervon – nach zahlreichen Zwischenschritten und Umkopiervorgängen – in den deutschen Kinos noch eine Auflösung von durchschnittlich knapp 1000 Zeilen an.

    In der Praxis reicht eine 4K-Abtastung (4096 × 2160 Bildpunkte) aus, um alle Details bis auf die Kornstruktur des Filmmaterials wiederzugeben. Durch die verschiedenen Kopierprozesse mit Negativ, Nullkopie und Positivkopie verliert das Material aber so stark an Auflösung, dass nurmehr eine Auflösung von 2048 Bildpunkten als realistisch betrachtet werden kann. Aus diesem Grund werden seit Jahren Kinofilme in 2K-Auflösung (2048 × 1080 Bildpunkte) gescannt, mit digitalen Effekten in gleicher Auflösung versehen und ebenfalls mit 2K-Auflösung wieder ausbelichtet.

    Im Rundfunkbereich haben sich mit 720p (1280 × 720 Bildpunkte) und 1080p/i (1920 × 1080 Bildpunkte) zwei weitere HD-Formate etabliert. Gerade das Format 1080p wird mittlerweile schon oft für digitale Kinoproduktionen eingesetzt. So wurden beispielsweise Avatar – Aufbruch nach Pandora, Apocalypto, Miami Vice, Star Wars – Episode 3 und Superman im 1080p-HD-Format produziert. Zur Weiterverarbeitung wird das entwickelte Kameranegativ mit 2K bzw. immer öfter 4K gescannt. ;)


    "Mein wichtigstes Lebensmotto war immer: Treue. Auch mir selbst gegenüber."
    (Heinz Rühmann, 1902-1994, Schauspieler)


  • Es werden auch immer noch DVD's mit neuen Restaurierungen veröffentlicht. Hier die ab dem 10.Dezember erscheinende Restaurierung von Murnau's "Gang in die Nacht" ebenfalls mit Conrad Veidt, sowie Lupu Picks's Scherben, im Rahmen der Edition Filmmuseum: Der Gang in die Nacht

    Klar ist eine Blu Ray besser oder gar eine 4K Restaurierung, aber mir persönlich reicht auch immer noch eine DVD.

    Und bei der Edition Filmmuseum bekommt man wirklich auch noch Filme für Filmliebhaber: Eine liebevoll aufgemachte DVD Edition mit ausführlichem Booklet mit Hintergrundinformation zum Film und seiner Überlieferungsgeschichte, sowie zur Restaurierung. Ebenfalls sind auf den Editionen meist mehrere Musikspuren enthalten, die je nach Geschmack ausgewählt werden können.

    Auf dieser Edition von "Gang in die Nacht" ist eine Klavierkomposition von Richard Siedhoff enthalten, einem richtigen Stummfilmpianisten. Dessen Kompositionen mag ich sehr, weil sie den Film richtig untermalen und zur Geltung bringen, und keine "artsy-farty" modernen Klangkompositionen sind, die den Film als Video Clip zur Musik degradieren. Das ist mir dann wichtiger als eine superhohe Auflösung, mit der ich jeden Krümel erkennen kann.

  • Und E. A. Duponts Varieté scheint durch eine grauenvolle Musik unerträglich geworden zu sein.

    Tja, "Herr von Wangenheim", das mit der Musik ist wirklich das größte Problem bei der Wiederveröffentlichung von Stummfilmen in Deutschland. Sofern die Originalpartituren noch erhalten sind, gelingt die Rekonstruktion auch wunderbar und wer zB die Musik von Gottfried Huppertz zu manchen Fritz Lang Filmen kennt, wird die Filme kaum noch mit anderer musikalischer Begleitung sehen wollen. Meistens ist die Originalmusik ja nicht mehr erhalten, oder es gab nie eine (sondern es wurde einfach irgendwas aus dem Orchesterfundus für die Begleitung herangezogen), aber ich frage mich, warum für DVD Projekte offensichtlich immer die experimentellsten der Experimentellen herangezogen werden müssen? Ich hatte mir zB mal "Das Kabinett des Dr. Calligari" auf VHS gekauft, mit irgendeiner Synthesizer Musik, nach 5 minuten hab ich den Ton abgestellt, mich ans Klavier gesetzt, einen Spiegel oben drauf gestellt, um den Film zu sehen und selbst begleitet. Oder die Musiken, die immer dieser Ajoscha Zimmermann für die Murnau-Stiftung schreibt. Es ist zum davonlaufen! Musiken dieser Art wären selbst im tiefsten Expressionismus nie für die Begleitung von Filmen herangezogen worden. Ich frage mich, warum für diese Projekte nie Musiker herangezogen werden, die sich musikwissenschaftlich mit dem damaligen Stil auskennen. In der ernsten Musik wird immer von historischer Aufführungspraxis gesprochen, aber beim Stummfilm wird in Deutschland alles unternommen, um eben den Film zu erhalten, aber durch die Musik dem Interesseirten den Genuss zu vermiesen...