Satire-Gipfel

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Termin: 19.03.2009 - 22:45 Uhr | Sender: ARD

Beschreibung

Am 19. März geht die erste Folge des "Satire-Gipfel", Nachfolger der legendären Kabarettsendung "Scheibenwischer", live aus der Bundeshauptstadt auf Sendung. Mathias Richling, der über viele Jahre zum festen Inventar der Sendung gehörte, ist seit diesem Jahr für die inhaltliche Gestaltung verantwortlich. Die Namensänderung geht mit einer "nderung des Konzeptes einher, so sollen ab nun auch "Comedians" in der Sendung auftreten. In der ersten Folge werden neben dem "Scheibenwischer"-Stammgast Frank Lüdecke auch Philipp Weber, Matthias Seling sowie der ehemalige "Wochenshow"-Frontmann Ingolf Lück zu sehen sein.

Kritik


Die erste Folge des "Satire Gipfel" war mit Sicherheit von hohen Erwartungen begleitet. Was wird sich gegenüber dem Scheibenwischer verändern und wie wird der neue Moderator Mathias Richling, der in der Vorgängersendung "Scheibenwischer" Dauergast war, seine Aufgabe meistern? Der Vorspann und die Bühnendekoration ist neu, aber der Unterschied zu vorher ist nicht gravierend. Angeblich sollte ja auch das Konzept neu sein, dass auch den Auftritt von Comedians einschließt. Eine Veränderung im üblichen Programmablauf war jedoch nicht zu erkennen. Mathias Richling ist bisher vor allem durch seine Parodien sowie durch seine hektische Art und teilweise auch durch schrille Kleidung bekannt. Auch heute kam er direkt mit knallroter Krawatte auf die Bühne. Sein Einstieg wirkte heute jedoch ziemlich schwach, er schien nicht so zu agieren, wie man es bisher von ihm gewohnt war. Außerdem wirkte seine Einleitung streckenweise so, als sollte sie krampfhaft provokant erscheinen. Das wurde etwa an Stellen deutlich, wo Richling Themen wie Holocaust-Leugnung, den Amoklauf von Winnenden oder den Einsturz des Kölner Stadtarchivs ansprach. Aber immerhin zeigte man damit, dass man Wert auf Aktualität legt. Andererseits kann Aktualität vor allem dann problematisch sein, wenn man zu aktuell ist. Das wurde insbesondere bei Richlings Parodie auf den neuen Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg gegen Ende der Sendung deutlich. Da zu Guttenberg erst vor kurzem sein Amt angetreten hat, stellt sich die Frage, ob er in der Bevölkerung überhaupt schon bekannt genug ist, dass es sich jetzt schon lohnt, ihn zu parodieren.

Direkt nach Richlings Einleitung betrat Ingolf Lück die Bühne, um sich über die Abwrackprämie auszulassen. In einem Format wie der "Wochenshow" war Lück ohne Frage gut aufgehoben, jedoch seine Vorstellung im "Satire Gipfel" wirkte leider nicht besonders überzeugend, eher verkrampft und wenig dynamisch. Das ist schade, da Richling im Vorfeld geäußert hatte, dass er es auch Comedians zutraut, sich auf satirische Weise mit politischen Themen auseinander zu setzen. Prinzipiell mag das stimmen, am Beispiel von Lück konnte es jedoch leider nicht wirklich bestätigt werden. Besser und vor allem erfrischender wirkten dagegen die Auftritte von Philipp Weber und Matthias Seling. Die beiden Künstler konnten anscheinend auch das Publikum eher begeistern, das ansonsten eher verhalten reagierte. Ihre Auftritte hatten mehr Pfiff und schienen den Nerv der Bevölkerung zu treffen. Der internationale Terrorismus scheint ein Dauerbrenner im Kabarett zu sein und kommt anscheinend eher an als hochaktuelle, dafür aber weniger interessante politische Vorgänge im eigenen Land.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man vom Vorgänger "Scheibenwischer" ein deutlich besseres Programm mit mehr Biss gewohnt ist. Besonders schade ist, dass ausgerechnet Mathias Richling, von dem man hätte erwarten können, dass er den nötigen Schwung in die neue Sendung bringen könnte, diesmal leider kaum überzeugen konnte. Insgesamt wirkte die Sendung eher langatmig, lediglich die Auftritte von Weber und Seling in der Mitte waren ein kleiner Lichtblick. Es ist zu hoffen, dass die kommenden Folgen mehr Schwung haben und dass vor allem Matthias Richling dem Format mit seiner gewohnten Art den Stempel aufdrücken wird, das Potenzial dazu hat er.
(jh)