Fußball WM 2014: Deutschland erwirkt einen Arbeitssieg im letzten Gruppenspiel gegen die USA

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Termin: 26.06.2014 - 18:00 Uhr | Sender: ZDF

Beschreibung

Nach dem Kraftakt gegen Ghana am vergangenen Samstag reicht der deutschen Elf heute Abend ein Sieg gegen die US-Boys. Doch gegen die Vermutungen einer vermeintlichen Absprache zwischen Klinsmann und Löw wehren sich Trainer wie Spieler vehement. Sowohl Deutschland als auch die USA wollen auf Sieg spielen.

Kritik

Die erste Halbzeit konnte die Spekulationen über einen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und den USA im Rahmen der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014 jedoch nicht entkräften. Das Regenduell von Recife begann die DFB-Auswahl zwar engagiert und erarbeitete sich einige Chancen " so zum Beispiel Podolski, der bereits in der zweiten Minute über das gegnerische Tor schoss oder aber Müller, der kurz darauf (8. Minute) eine weitere Chance knapp vergab " doch am Ende scheiterten die Jungs von Jogi Löw an der relativ starken Defensive der USA. Nach einer guten Viertelstunde schien die Motivation der deutschen Elf jedoch zu stagnieren, dafür starteten die bisher eher passiv gebliebenen Amerikaner nun durch. So verzog Zusi in der 22. Minute nur knapp über die Latte, kurz danach kam der aggressive Teamleader Jones gefährlich nah vor Neuer ins Stolpern und verlor den Ball. Auch der Schiedsrichter Rawschan Irmatow griff aktiv ins Spielgeschehen ein, als er in der 29. Minute versehentlich Jones zu Fall brachte. Die erste Hälfte lief im folgenden Verlauf eher schleppend, abgesehen von der ein oder anderen Torchance auf deutscher Seite gab es kaum spannende Momente.

Auch Jogi Löw hatte diese Problematik wohl bemerkt und reagierte nach der Halbzeit mit einem Wechsel: Oldie Klose sollte neuen Schwung in die Partie bringen und das deutsche Angriffsspiel beleben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit schien dies auch zu gelingen. Zwar vergaben Özil und Klose ihre Kopfballchancen jeweils knapp, doch nachdem der amerikanische Keeper Howard den folgenden Köpfer von Höwedes nur wegfausten konnte, zog Müller aus 16 Metern ab und ballerte das Leder in der 55. Minute in die rechte Torecke der US-Boys. Müller erzielte damit seinen neunten WM-Treffer insgesamt und schließt dadurch zu Karl-Heinz Rummenigge und Uwe Seeler auf. Im aktuellen Wettbewerb ist es der vierte Treffer des Mittelstürmers, der so mit Neymar und Messi gleichzieht. Nach der Führung Deutschlands hätte das Spiel eigentlich auch schon beendet werden können. Ganze 25 Minuten vergingen bis zum nächsten Torschuss, den Höwedes jedoch nicht versenken konnte. Die nächste spannende Gelegenheit bot sich erst wieder in der Nachspielzeit " allerdings auf Seiten der Amerikaner. Bedoyas Schuss aufs lange Eck konnte durch eine Grätsche von Lahm im letzten Moment vereitelt werden, der Kopfball von Dempsey segelte über das Tor. Somit endete die Begegnung Deutschland " USA mit nur einem Tor und einem knappen Arbeitssieg der deutschen Elf.

Ein spannendes Match bekamen die Zuschauer nicht geboten, zwar begann Deutschland sowohl die erste als auch die zweite Halbzeit relativ dominant und spielte die Partie auch souverän zu Ende " mal abgesehen von den recht guten Chancen der US-Boys in der Nachspielzeit " doch den von den deutschen Fans erwünschten Zauberfußball ließ das DFB-Team auch in dieser Begegnung vermissen. Klinsmanns Truppe agierte hingegen eher passiv und wartete auf Kontermöglichkeiten. Aktive Eingriffe ins Spielgeschehen durch die Amerikaner erfolgten erstaunlich selten. Die fitten US-Boys spielten zwar durchaus auf Augenhöhe, konnten diese Gleichwertigkeit im Spiel jedoch nicht umsetzen. Möglicherweise schielte Klinsmanns Truppe auch ein wenig auf das parallel laufende Spiel zwischen den beiden anderen Gruppengegnern Ghana und Portugal. Deutschland hingegen schien sich nach der Führung eher ausruhen zu wollen, dabei war der Sieg zu diesem Zeitpunkt keinesfalls sicher. Zwar ließen sie kaum Konterversuche der US-Boys zu, doch konnten diese ihnen durchaus gefährlich werden. Gerade die beiden Chancen der Amerikaner in der Nachspielzeit hätten die Begegnung noch zu einem Remis umwandeln können.

Generell blieb die deutsche Elf hinter ihren Möglichkeiten zurück. Podolski fand gar nicht recht ins Spiel, auch Özil und Lahm glänzten nicht gerade. Selbst Hummels wackelte ab und an in der im Allgemeinen konzentriert wirkenden deutschen Abwehr. lediglich Schweinsteiger und Müller stachen etwas heraus, ansonsten sah man nicht all zu viel von der DFB-Auswahl. Dem Spiel der Deutschen fehlte, wie schon in der vorherigen Begegnung mit Ghana, die Dynamik und das Tempo. Sicherlich machten der durch den stundenlangen Dauerregen aufgeweichte Boden und die hohe Luftfeuchtigkeit es nicht gerade einfach, doch diese Bedingungen bekam auch der Gegner zu spüren. Das große Problem der Chancenverwertung zeigte sich auch in diesem dritten und letzten Gruppenspiel wieder viel zu häufig. Auch einige Fehler im Spielaufbau und ungenaue Pässe ließen die Zuschauer in einigen Situationen bangen. Dennoch wirkte die deutsche Nationalmannschaft im Gesamten abgeklärter und sicherer als noch im Spiel gegen Ghana, hatte auch die gefährlichen Konter der US-Boys meist gut im Griff und brachte die Partie kontrolliert zu Ende. Überragend war die Leistung der deutschen Elf keinesfalls, doch spielten Jogis Jungs konzentriert genug, um als Gruppensieger der Gruppe G ins Achtelfinale einzuziehen " im Gegensatz zu einigen der anderen europäischen Favoriten. Auch die USA stand nach dem Abpfiff der Partie Ghana gegen Portugal als Achtelfinalteilnehmer fest und kann somit trotz der Niederlage gegen die DFB-Auswahl weiter am Turnier teilnehmen.

Nach der Gruppenphase lässt sich für das deutsche Team nun ein erstes Fazit ziehen. Deutschland hat in allen drei Spielen der Vorrunde bisher gute Ansätze gezeigt, allerdings mangelt es oft am Detail. Häufig hapert es an der Feinabstimmung und auch der Abschluss lässt zu wünschen übrig. Optimale Leistung sieht anders aus, die Harmonie im Team scheint noch nicht hundertprozentig zu stimmen. Doch lässt sich vermuten, dass die deutsche Elf gerade im letzten Spiel gegen die USA absichtlich nicht auf voller Leistung gespielt hat : Schließlich war ein Ausscheiden aus dem Turnier mehr als unwahrscheinlich und für die kommenden Spiele benötigen die Jungs von Jogi Löw durchaus noch Kraftreserven. Die kontrollierte Balldominanz und das eher langsame und bedachte Spiel der Nationalmannschaft reichte durchaus, um die Amerikaner zu besiegen. Möglicherweise war das sparsame Spiel ein taktisch kluger Schachzug des Trainers Löw. In jedem Fall wirkte die DFB-Auswahl um einiges souveräner und kontrollierter, als der sehr unsichere usbekische Schiedsrichter, welcher erhebliche Probleme mit der Partie hatte. Für die kommende Begegnung mit Algerien im Achtelfinale am Montag muss Deutschland jedoch aktiver und aggressiver agieren, vor allem dann, wenn das erklärte Ziel der DFB-Elf, Weltmeister 2014 zu werden, erreicht werden soll. Eine annähernd so gute Leistung wie beim Traumstart gegen Portugal wäre wünschenswert, aber keinesfalls notwendig. Wenn sich Jogis Jungs auf ihre Hauptaufgabe besinnen und einfach den Fußball spielen, den sie beherrschen, sollten dem Erreichen des Viertelfinals auch keine Algerier im Wege stehen.