Oscarverleihung 2010

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Termin: 08.03.2010 - 02:00 Uhr | Sender: ProSieben

Beschreibung

Am 7. März 2010 wird im Kodak Theatre in Los Angeles die 82. Oscarverleihung stattfinden. Die Moderation werden Steve Martin ("Im Dutzend billiger") und Alec Baldwin ("30 Rock") übernehmen. Mit je neun Nominierungen gelten James Camerons "Avatar " Aufbruch nach Pandora" und Kathryn Bigelows "Tödliches Kommando " The Hurt Locker". Quentin Tarantino darf sich über acht Nominierungen seines Meisterwerkes "Inglorious Basterds" freuen.

Auch aus deutscher Sicht darf man sich auf eine erfolgreiche Nacht freuen: Christoph Waltz ist als bester Nebendarsteller für seine Leistungen in "Inglorious Basterds" nominiert. Eine ausführliche Kritik zur Oscarverleihung finden Sie nach Ausstrahlung auf dieser Seite.

Kritik

Die 82. Oscar-Verleihung, die zum wiederholten Male im exklusiven Kodak-Theatre in Hollywood stattfand, wurde dieses Mal von einem Duo präsentiert, welches zumindest hierzulande recht ungewohnt erscheint: Steve Martin und Alec Baldwin. Für Baldwin war es immerhin eine Premiere, während Martin bereits 2001 und 2003 die Veranstaltung moderierte, damals aber allein. Dennoch war es für beide kein ungewohntes Terrain, denn sie kennen sich schließlich noch aus der Zeit, als sie mehrfach durch die Comedy- Sendung "Saturday Night Live" führten. Alec Baldwin ist uns weniger als Komiker, sondern mehr als ernsthafter Darsteller bekannt. Dabei ist er ein herrlicher Comedian, der sich absolut nicht hinter Kollegen wie Steve Martin, Ben Stiller oder auch George Clooney verstecken muss.

Die Gäste, insbesondere diejenigen, die als Nominierte auf den Oscar hofften, wurden denn auch sehr launisch begrüßt und auf den Arm genommen. James Cameron wurde bspw. von beiden erst durch eine 3D-Brille richtig erkannt. Als dann auch noch von Pandora's Heiligem Baum (aus "Avatar") die Sporen erschienen, wurden sie von Steve mit einer Art Insektenspray sofort weggesprüht. Auch Christoph Waltz blieb nicht ungeschoren: Weil Waltz in "Inglourious Basterds" einen SS-Offizier auf der besessenen Jagd nach Juden spielte, breitete Steve Martin die Arme aus und meinte zu ihm, dass er sie jetzt endlich gefunden hätte - die Hauptader ("Mother lode!"). Während der ganze Saal über Martins Witz lachte, fiel Waltz das Lachen schon sichtbar schwerer. Schließlich haben wir hier auf der anderen Seite des Gewässers einen Zentralrat, der schon dafür sorgt, dass beim Thema Juden der Humor rigoros auf der Strecke bleibt und hier nicht ebenso einreißt wie drüben.

Als Martin und Baldwin später auch noch Zac Efron ("High School Musical 1+2") und den aus "Twilight" bekannten Jacob-Darsteller Taylor Lautner entdeckten, zeigte Steve sofort auf William und meinte zu den beiden "Das seid ihr in fünf Jahren!". Taylor saß übrigens mit Kollegin Kristen Stewart zusammen, denn beide präsentierten noch im Laufe des Abends einen Beitrag, in dem die gruseligsten Szenen der bekanntesten Horrorfilme aneinandergereiht waren.

Natürlich gab es auch die traditionelle Gedenkminute, als all der Autoren, Regisseure, Musiker, Darsteller etc. pp. in der Unterhaltungsbrache gedacht wurde, die in der Zeit seit der letzten Verleihung verstorben sind: Karl Malden, Jennifer Jones, Natasha Richardson, Michael Jackson und viele viele andere.

Das optische Highlight des Abends war ohne Zweifel Ben Stiller, der als Präsentator der Kategorie "Bestes Make-up" fungierte. Als er mit blauer Haut, gelben Augen, langem Haarzopf, angeklebtem Schwanz und Reißzahn-Einsätzen auf die Bühne kam und auf "pandoranisch" sprach, hatte er alle Lacher auf seiner Seite. Er sah aus, als wäre er direkt von Camerons "Avatar"-Planeten Pandora eingeflogen worden. Selbstverständlich übersetzte er seine pandoranischen Sätze auch gleich. Als sich der angeklebte Schwanz jedoch zu wild benahm, riß er einmal heftig daran, worauf eine Angelrute auf die Bühne geflogen kam, deren Leine den Schwanz bewegte. Er wäre technisch eben noch nicht so weit wie Cameron, so Stillers Kommentar.

Die Zeit wurde offensichtlich von allen Verantwortlichen aus den Augen verloren, denn schließlich fehlte trotz Überziehung die Zeit, die restlichen Kategorien in Ruhe zu präsentieren. Man überschlug sich fast. Sandra Bullock war noch nicht ganz von der Bühne runter, da konnte Camerons Gattin Kathryn Bigelow als erste Frau in der Filmgeschichte den Oscar für die "Beste Regie" aus den Händen von Barbra Streisand nehmen. Bigelow hatte nicht einmal ausreichend Zeit für eine Dankesrede, denn schon nahm sie den nächsten Oscar für den "Besten Film" in Empfang. Derart hektisch war es selten in den letzten Jahren. Kein Wunder, denn es war wirklich sehr kurzweilig.

Steve Martin und Alec Baldwin hatten zu keinem Zeitpunkt ein Problem, in die Fußstapfen des früheren Präsentators Billy Crystals zu treten, der viele Jahre lang die Annual Awards moderierte und fast schon 'das Gesicht' der Verleihung war. Die Doppelmoderation durch dieses Duo kann gerne öfter geschehen. Es war jedenfalls wieder eine schöne, unterhaltsame Oscar-Nacht - wie man es gewohnt ist.

Zum krönenden Abschluss noch die Liste der Preisträger, nahezu in der Reihenfolge, wie sie ausgezeichnet wurden:

Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz in "Inglourious Basterds"
Bester animierter Spielfilm: "Up" von Pete Docter
Bester Song: "The Weary Kind", aus "Crazy Heart", T&M: Ryan Bingham & T Bone Burnett
Bestes Original-Drehbuch: "The Hurt Locker" von Mark Boal
Bester animierter Kurzfilm: "Logorama" von Nicolas Schmerkin
Bester Dokumentarkurzfilm: "Music by Prudence" von Roger Ross Williams und Elinor Burkett
Bester Kurzfilm: "The New Tenants" von Joachim Back und Tivi Magnusson
Bestes Make-up: "Star Trek" Barney Burman, Mindy Hall und Joel Harlow
Bestes adaptiertes Drehbuch: "Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire" Screenplay by Geoffrey Fletcher
Beste Nebendarstellerin: Mo’Nique in "Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire"
Bestes Kostümdesign: Sandy Powell für "The Young Victoria"
Bester Tonschnitt: Paul N.J. Ottosson für "The Hurt Locker"
Bester Ton: Paul N.J. Ottosson und Ray Beckett für "The Hurt Locker"
Beste Kamera: "Avatar" Mauro Fiore
Beste Filmmusik: Michael Giacchino für "Oben"
Beste visuelle Effekte: "Avatar" Joe Letteri, Stephen Rosenbaum, Richard Baneham und Andrew R. Jones
Bester Dokumentarfilm: "The Cove" von Louie Psihoyos und Fisher Stevens
Bester Schnitt: "The Hurt Locker" Bob Murawski und Chris Innis
Bester fremdsprachiger Film: "The Secret in Their Eyes (El Secreto de Sus Ojos)", Argentinien
Bester Hauptdarsteller: Jeff Bridges in "Crazy Heart"
Beste Hauptdarstellerin: Sandra Bullock in "The Blind Side"
Bestes Szenenbild: "Avatar" (Art Direction: Rick Carter und Robert Stromberg; Set Decoration: Kim Sinclair)
Beste Regie: Kathryn Bigelow für "The Hurt Locker"
Bester Film: "The Hurt Locker" (Prod.: Kathryn Bigelow, Mark Boal, Nicolas Chartier und Greg Shapiro)

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Übersetzungen (englischer Titel - deutscher Titel):
"The Hurt Locker" - "Das tödliche Kommando"
"Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire" - "Precious - Das Leben ist kostbar"
"The Cove" - "Die Bucht"
"Up" - "Oben"

(alle anderen Filme erscheinen unter dem Originaltitel oder es ist noch kein deutscher Titel bekannt) (gh)