Brennende Langeweile

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Der Film "Brennende Langeweile" handelt vom Teenager-Pärchen Karin und Peter, die ihrem langweiligen Alltag entkommen wollen, indem sie das Konzert der Punk-Band "The Adverts" besuchen. Schon vor dem Gig lernen die beiden die Band in einer Kneipe kennen. Die Folge hiervon ist, daß Peter und Karin mit der Band auf das Konzert gehen und sich mehr oder weniger mit ihr anfreunden. Während die männlichen Bandmitglieder scharf auf Karin sind, versucht sich Peter an die Bassistin heran zu machen. Auf der Tour von "The Adverts" kommt es immer wieder zu ausführlichen Begegnungen, so übernachtet die ganze Band beispielsweise bei Karin zu Hause, da ihre Eltern verreist sind - ebenso übernachten die beiden im Hotel mit der Band. Im Allgemeinen wird der Touralltag der Band und die Begegnungen der Band mit den beiden Fans aufgezeigt.

"Brennende Langeweile" wurde im Jahre 1978 im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens von Wolfgang Büld gedreht. Es ist der erste Spielfilm, der das Thema "Punk" aufgreift. In den Hauptrollen spielt u.a. die britische Punkband "The Adverts". Diese waren im Allgemeinen den Medien nicht sonderlich zugetan, was dem Film jedoch nur Positives beisteuert. Man gewinnt den Eindruck, als sei ihnen tatsächlich alles egal. Dadurch wirken sie weniger gekünstelt und steif als die engagierten Laienschauspieler und kommen realistisch, lässig und sympathisch rüber. Der dokumentarische Stil unterstützt diese lässige Frische nochmals. Die Figuren Karin und Peter repräsentieren hierbei die bis dahin noch sehr junge und teilweise naive Punkbewegung in Deutschland. Interessant ist es auf jeden Fall, beim Schauen des Filmes darauf zu achten, wie der damals vorherrschende "Deutsche Herbst" immer wieder unterschwellig durch Fahndungsplakate und Ausschnitte aus der Tagesschau eingebunden wird. An die damalige Art und Weise zu filmen muß man sich allerdings erst etwas gewöhnen. Die endlos langen Einstellungen sind auf Dauer doch etwas befremdend. Insgesamt ist der Film aber ein gutes Portrait der kleinbürgerlichen BRD der 70er Jahre.

Die 70er waren die Geburtstunde der Jugendkultur Punk. Sie entstand in New York und London und schwappte etwas später dann auch nach Deutschland. Diese Jugendkultur war vor allem eine Reaktion auf die Hippie-Bewegung, deren Ideale man überwinden wollte. Man setzte dabei auf Nonkonformität und Provokation. Charakteristisch war die Haltung gegen das Establishment, die Musikindustrie - aus der die "Do it yourself"-Mentalität entstand - und vor allem auch gegen das Kleinbürgertum. Die Bewegung selber ist eng verknüpft mit der Musik und beinhaltet unter anderem auch Fragen nach der "richtigen" Kleidung, die oft bewußt häßlich war, Verhalten in der Öffentlichkeit und natürlich der Einstellung und dem Gedankengut der Gesellschaft gegenüber. Die Musik selber war ungeschliffen, schnell und kurz. Planen bedeutete Stillstand, weshalb viele Bands auf der Bühne improvisierten und eine Art dadaistische Aktionskunst boten. Die Texte beinhalteten meistens das Leben als Jugendlicher, Anklagen und Beschimpfungen als Thema. In der Zeit, in der "Brennende Langweile" entstand, war die Punkbewegung in Deutschland im Gegensatz zu England und den USA noch in den Kinderschuhen, weswegen Peter in dem Film auch so aufgeregt ist, als er erfährt, daß die Adverts nach Wuppertal kommen. 1978 hatte der Punk in England einen Höhepunkt, als die Sex Pistols in die Charts einstiegen. In Deutschland fing die Jugendkultur zu dieser Zeit erst an zu entstehen. Es gab für Musiker damals wenige Chancen, außerhalb des Musikbusiness Platten zu veröffentlichen, weshalb die Live-Auftritte eine Art Markenzeichen der damaligen Zeit wurden. Bald entstanden auch in Deutschland - vor allem in Düsseldorf (Ratinger Hof), Hamburg (Krawall 2000, Markthalle) und Berlin - Zentren der Jugendkultur, die weniger Ausdruck von Politik als von Kultur waren.

Wolfgang Büld, geboren am 4. September 1952 in Lüdenscheid, begann seine Laufbahn als Regisseur in den 70er Jahren. Nachdem er vergeblich versuchte auf die Filmhochschule in Berlin zu kommen, ging er nach München, wo er von 1974 bis 1977 an der HFF studierte. Im Zuge des Studiums konnte er in London den Dokumentationsfilm "Punk in London" (1977) drehen. Es folgten weitere Musikdokumentationen, sowie Musikfilme in den 80er Jahren. In dieser Zeit entwickelte sich sein Schaffen immer mehr gen Mainstream, der zur Wende mit Produktionen wie "Manta Manta" oder "Go Trabi Go 2" sowie der RTL Kult-Serie "Und Tschüss..." seinen Höhepunkt erfuhr. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er wieder mehr im Spartenbereich - so dreht er bis heute Splatter- und Horrorfilme wie "Penetration Angst" (2003) oder "Twisted Sisters" (2006). Der Großteil seiner Werke genießen einen großen Kultstatus in cineastischen Kreisen.