Teil 3 - Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1980

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Seit 1980 hat das Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland eine enorme technische und inhaltliche Entwicklung erlebt. Eine der technischen Neuerungen war die Einführung des Videotextes im Jahr 1980. Die Anfänge dieses elektronischen Datendienstes, der international als Teletext bezeichnet wird, sind bereits in den 1970er Jahren in Großbritannien auszumachen. Da ein PAL-Bild aus 625 Zeilen besteht, jedoch nur 576 Zeilen für die Bildübertragung verwendet werden, beschloss man, über die sogenannte Austastlücke zusätzliche Informationen in Textform auszustrahlen. Eine Teletext-Seite besteht aus 23 Zeilen mit je 40 Anschlägen sowie einer Kopf- und Fußzeile. 1977 hatten ARD und ZDF auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin erstmals ihren "Videotext" vorgestellt. Man vermied gezielt die Bezeichnung Teletext, damit es nicht zu einer Verwechslung mit "Teletex", einem Datendienst der Deutschen Bundespost, kommen sollte. Offiziell ging der Videotext von ARD und ZDF am 1. Juni 1980 auf Sendung. Zunächst wurde der Videotext nur von 16 Uhr bis Sendeschluss ausgestrahlt, später wurde der tägliche Ausstrahlungsbeginn auf 10 Uhr vorverlegt. Wer keinen Fernseher mit Videotext-Decoder besaß, konnte in der Sendepause am Nachmittag eine Auswahl einiger Videotext-Seiten unter dem Titel "Videotext für alle" sehen.

Eine weitere Neuerung, die im Jahr 1981 eingeführt wurde, war das Stereo-Fernsehen. Das ZDF hatte während der Berliner Funkausstellung am 13. September dieses Jahres als erster Sender in Europa mit der regelmäßigen Ausstrahlung von Stereo-Sendungen begonnen. Allerdings waren zu dieser Zeit noch nicht alle Sendeanlagen der Deutschen Bundespost stereotauglich umgerüstet, so dass der Stereo-Empfang nicht von Anfang an im gesamten Bundesgebiet möglich war. Ab nun konnten nicht nur ausgewählte Sendungen im Stereo-Ton gehört werden, es wurden auch Sendungen im Zweikanalton gezeigt, in denen auf einem Kanal der deutschsprachige und auf dem anderen Kanal der Ton in der Originalsprache zu hören war. Um auf die Vorzüge des Stereo-Fernsehens aufmerksam zu machen, hatte das ZDF vor Beginn des Nachmittagsprogramms regelmäßig eine Stereo-Testsendung ausgestrahlt, die zunächst eine Abfolge von Messtönen und im Anschluss daran einen Werbefilm mit zahlreichen Beispielen aus Stereo- und Zweikanaltonsendungen enthalten hatte. Die ARD führte das Stereo-Fernsehen erst 1983 ein. Als das ZDF mit den Stereo-Ausstrahlungen begann, war der ARD-Stern in Frankfurt, der für die Zusammenschaltung der einzelnen Rundfunkanstalten zuständig war, noch nicht für Stereo-Ausstrahlungen geeignet.

Das Jahr 1984 ist für die Entwicklung des Fernsehens in der Bundesrepublik gleich in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. Zum einen gilt es als das Jahr, in dem offiziell das Kabelfernsehen eingeführt wurde. Faktisch hat es schon seit den 1970er Jahren Kabelnetze gegeben, deren Zweck jedoch lediglich ein verbesserter Empfang der regulär über Antenne empfangbaren Sender gewesen war. 1976 hatte die vom Bundespostministerium beauftragte "Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems" die Weichen für die Einführung des Kabelfernsehens gestellt. Schließlich wurde am 11. Mai 1978 die Einrichtung von Kabelpilotprojekten von den Ministerpräsidenten der Länder beschlossen. Die Idee des Kabelfernsehens sah auch vor, den Zuschauern eine größere Anzahl an Sendern zu bieten und in diesem Zusammenhang wurde auch die Zulassung von privat finanzierten Fernsehsendern zur Sprache gebracht. Doch insbesondere die damals regierende sozialliberale Koalition hatte Vorbehalte gegen einen privaten Rundfunk in der Bundesrepublik. So wurde 1979 der "Verkabelungsstopp" verhängt. Im Jahr 1981 gab das Bundesverfassungsgericht sein drittes Rundfunkurteil bekannt, das vorgesehen hatte, dass die Zulassung von privatem Rundfunk Sache der Länder sei. Dieses Urteil sollte die Medienlandschaft in Deutschland nachhaltig verändern, wie sich in den folgenden Jahren gezeigt hatte. Das Land Rheinland-Pfalz verabschiedete im Anschluss an dieses Urteil ein Gesetz zur Veranstaltung von Kabel- und Satellitenfernsehen, an dem sich auch private Anbieter beteiligen konnten. Schließlich ging am 1. Januar 1984 in Ludwigshafen das erste Kabelpilotprojekt der Bundesrepublik an den Start. An diesem Tag ging auch der erste deutsche Privatsender auf Sendung (abgesehen von "Telesaar", der von 1954 bis 1958 im damals französisch kontrollierten Saarland sendete), die ebenfalls in Ludwigshafen ansässige Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk, kurz PKS. Genau ein Jahr später nannte sich der Sender in Sat.1 um.

1200 Fernsehhaushalte waren zu Beginn an das Ludwigshafener Kabelnetz angeschlossen. Neben einigen, auch über Antenne zu empfangenden öffentlich-rechtlichen Sendern aus Deutschland und den öffentlich-rechtlichen Programmen aus dem benachbarten Frankreich konnten die Zuschauer im ersten offiziellen Kabelpilotprojekt neben PKS auch "ZDF 2" sowie den "ZDF-Musikkanal", einen Bildungskanal des SWF, den englischen "Sky Channel" sowie drei weitere Kanäle, deren Programm von Bürgern, Vereinen und verschiedenen Anbietern veranstaltet wurde, empfangen. München war die zweite Stadt in der Bundesrepublik, in der am 1. April 1984 ein Kabelpilotprojekt startete. Am 1. Juni des darauf folgenden Jahres nahm das Dortmunder Kabelpilotprojekt, das zu Beginn lediglich öffentlich-rechtliche Sender anbieten sollte, seinen Betrieb auf. Die Besonderheit des Dortmunder Projekts war, dass man den Zuschauern im Rahmen des "Kabelfunk Dortmund" Spartensender angeboten hatte. Dazu gehörte der Bildungskanal "Die kluge 7", ein Sport- und Informationskanal, ein Kulturkanal, ein Unterhaltungskanal, ein Familienkanal, ein offener Kanal und ein Wiederholungskanal. Darüber hinaus experimentierte man bereits mit interaktivem Fernsehen. Über ein spezielles Zusatzgerät konnten die Zuschauer Sendungen bewerten und kostenpflichtige Programme abrufen. Obwohl es ursprünglich nicht vorgesehen war, speiste man nach einiger Zeit auch private Sender in das Dortmunder Kabelnetz ein. Passend zur Funkausstellung ging am 28. August 1985 auch in Berlin das Kabelfernsehen auf Sendung. In den darauf folgenden Jahren wuchs die Anzahl der Kabelfernsehhaushalte stetig an.

Bereits einen Tag, nach dem PKS, das spätere Sat.1, als erster deutscher Privatfernsehsender seinen Sendebetrieb aufnahm, ging RTL plus regulär auf Sendung und wird somit landläufig als der zweite deutsche Privatsender angesehen, obwohl er damals seinen Sitz noch in Luxemburg hatte. Von Luxemburg aus, genauer gesagt vom Sender Dudelange im Süden des Großherzogtums, wurde das Programm von RTL plus auf Kanal 7 ausgestrahlt und konnte somit im deutschen Grenzgebiet zu Luxemburg über Hausantenne empfangen werden. Darüber hinaus wurde der Sender seit 1985 auch in die bundesdeutschen Kabelnetze eingespeist. Als der Sender Anfang 1988 seinen Sitz nach Köln verlegte, erhielt er auch terrestrische Sendefrequenzen in Nordrhein-Westfalen und konnte somit seine technische Reichweite enorm steigern. Auch der Konkurrent Sat.1 durfte sein Programm seitdem über Antenne ausstrahlen. Der Empfang über Hausantenne war in den späten 1980er Jahren noch von großer Bedeutung für einen Sender, um viele Zuschauer erreichen zu können, da vielerorts noch kein Kabelfernsehen vorhanden war.

Seit Mitte der 1980er gingen in Deutschland nach und nach weitere Privatsender auf Sendung. Der Sender Musicbox, das spätere Tele 5, war dabei der erste deutsche Sender, der ein 24-Stunden-Programm angeboten hatte. Mit dem Schweizer Sender Teleclub wurde in viele Kabelnetze auch ein Bezahlfernsehsender, zu dessen Entschlüsselung ein spezieller Decoder benötigt wurde, eingespeist. Die neuen Privatsender, aber auch einige europäische Sender, die in deutschen Kabelnetzen vertreten waren, strahlten ihr Programm über Fernsehsatelliten aus, die an den sogenannten Kabelkopfstationen der Deutschen Bundespost empfangen und von dort in das örtliche Kabelnetz eingespeist wurden. Satellitendirektempfang spielte Mitte der 1980er Jahre noch keine Rolle und war für einen Privathaushalt nicht ohne weiteres möglich.

Doch das Kabelfernsehen brachte nicht nur neue Privatsender in die Haushalte. So produzierte das ZDF zusammen mit dem ORF und der SRG einen Kulturkanal, der am 1. Dezember 1984 unter dem Namen 3Sat auf Sendung ging. Die ARD startete am 29. März 1986 unter dem Namen Eins Plus (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Digitalsender der ARD) ebenfalls einen Kulturkanal für die Kabelzuschauer. Mit dem Bayerischen Fernsehen und West 3 wurden damals auch zwei Dritte Programme bundesweit in den Kabelnetzen verbreitet. Die Zuführung zu den Kabelkopfstationen erfolgte auch hier über Satellit.

Das Kabelfernsehen begann sich im Laufe der 1980er Jahre zögernd in der Bundesrepublik durchzusetzen, als man bereits daran arbeitete, den Satellitendirektempfang möglich zu machen. Somit sollten auch Zuschauer in den Genuss weiterer Sender kommen können, die nicht an ein Kabelnetz angeschlossen waren. Im Jahr 1987 war es soweit, als am 21. November der Fernsehsatellit TV-SAT 1, Produkt einer deutsch-französischen Kooperation, mit einer Ariane-Trägerrakete ins All gebracht wurde. Der Satellit hatte die Kapazität, vier Fernsehsender und 16 digitale Radiosender zu übertragen und sollte in Mitteleuropa mit verhältnismäßig einfachem Aufwand empfangen werden können. Da beim Erreichen seiner Position auf der geostationären Bahn, jene Umlaufbahn in 36000 Kilometern Höhe, ein Sonnensegel nicht ausgefahren werden konnte, war der Satellit leider nicht funktionsfähig. Fast zwei Jahre später, am 9. August 1989, wurde dann der TV-SAT 2 in den Orbit gebracht. Der Satellit übertrug die Sender Sat.1, RTL plus, Eins Plus und 3Sat im D2-MAC-Standard, sowie das "Digitale Satelliten Radio" (DSR), das 16 digitale Hörfunkkanäle umfasste und wofür ein spezieller Empfänger notwendig war. Der Betrieb des Satelliten war jedoch wirtschaftlich unrentabel, so dass er 1994 den Betrieb einstellte und an einen norwegischen Betreiber verkauft wurde.

Bereits einige Tage bevor der TV-SAT 2 seinen Betrieb aufnahm, begann der Fernmeldesatellit DFS Kopernikus 1 am 1. August 1989 mit der Ausstrahlung von Fernmeldediensten sowie einigen Fernsehsendern und dem digitalen Rundfunkpaket DSR. Bereits 1982 plante die Deutsche Bundespost den Aufbau eines satellitengestützten Fernmeldesystems, wobei die Direktübertragung von Fernsehsendern jedoch noch nicht berücksichtigt wurde. Der erste deutsche Fernmeldesatellit strahlte nach seiner Inbetriebnahme die Sender West 3, das Bayerische Fernsehen, Eins Plus, Sat.1, RTL plus und Pro 7 aus. Diese Ausstrahlungen dienten hauptsächlich als Zuführung für die Kabelnetze, aber auch der Direktempfang mit einer eigenen Satellitenschüssel wurde zugelassen. Die Kapazitäten des DFS Kopernikus 1 waren aber nicht auf die wachsende Anzahl der deutschen Sender eingestellt, so dass einige Sender in einem für den Satellitendirektempfang damals unüblichen Frequenzbereich ausgestrahlt werden mussten und dadurch mit den handelsüblichen Satellitenreceivern nicht empfangen werden konnten. Darüber hinaus nahm bereits am 1. Februar 1989 der Satellit Astra 1A des luxemburgischen Konzerns SES seine Ausstrahlungen auf der Position 19,2° Ost auf. Neben mehreren europäischen Sendern in verschiedenen Sprachen wurden ab Ende des Jahres auch Sat.1, RTL plus und Pro 7 aufgeschaltet. Weitere deutsche Sender folgten nach und nach. Da die Kapazitäten des Astra 1A bald ausgebucht waren, gingen auf derselben Position in den kommenden Jahren weitere Satelliten in Betrieb, die das Programmangebot stetig erweiterten. Im Gegensatz zum recht umständlichen Direktempfang des Kopernikus-Satelliten war der Empfang der Astra-Satelliten mit einer relativ kleinen Satellitenschüssel und jedem herkömmlichen Satellitenreceiver recht einfach und preisgünstig möglich. Darüber hinaus war das Programmangebot deutlich umfangreicher und beinhaltete beliebte paneuropäische Sender wie beispielsweise MTV Europe oder Eurosport. Am 27. August 1993 schalteten schließlich auch ARD und ZDF ihr Programm auf Astra auf. Somit setzte sich in Deutschland die Astra-Position 19,2° Ost beim Satellitendirektempfang durch und ist bis zum heutigen Tage die wichtigste und beliebteste Satellitenposition. Damit war auch das Ende von Kopernikus als deutscher Fernsehsatellit eingeleitet. Weitere öffentlich-rechtliche Sender und auch alle Dritten Programme wurden bis 1997 auf Astra aufgeschaltet und konnten somit europaweit empfangen werden.

Seit den 1990er Jahren wuchs die Zahl der deutschen Privatsender allmählich an. Nachdem sich der Schweizer Bezahlfernsehsender Teleclub aus dem deutschen Geschäft zurückgezogen hatte, ging am 28. Februar 1991 mit Premiere der erste deutsche Pay-TV-Sender auf Sendung und konnte über Kabel und Satellit empfangen werden (ein Kuriosum: in Helgoland auch über die Hausantenne). Auch für Premiere benötigte man einen Decoder mit dem sogenannten Premiere-Schlüssel. Allerdings strahlte der Sender auch regelmäßig unverschlüsselte Programme aus. Es kamen außerdem auch weitere öffentlich-rechtliche Sender hinzu, die ausschließlich über Kabel und Satellit verbreitet wurden. So ging am 30. Mai 1992 der deutsch-französische Kulturkanal Arte und am 7. April 1997 der Ereigniskanal Phoenix auf Sendung.

Im Jahr 1996 begann eine weitere technische Revolution in der Entwicklung des Fernsehens, damals wurde in Deutschland zum ersten Mal digitales Fernsehen ausgestrahlt. Bereits 1993 hatte man sich auf den DVB-Standard für das digitale Fernsehen in Europa geeinigt, bei dem das Fernsehsignal als Datenstrom im MPEG2-Format gesendet wird. Im Gegensatz zum analogen Fernsehen gibt es beim digitalen Fernsehen durch die Fehlerkorrektur keinen Qualitätsverlust, wenn das Signal etwas schwächer wird. Ist das Signal jedoch zu schwach, ist keine Dekodierung des Signals und somit kein Empfang mehr möglich. Es gibt beim digitalen Fernsehen entweder vollständigen Empfang oder keinen Empfang, im Gegensatz zum analogen Fernsehen, wo das Signal kontinuierlich schwächer wird. Das digitale Fernsehen benötigt außerdem eine geringere Bandbreite für ein Fernsehsender. Während bisher auf einem Kanal (beim Antennen- und Kabelfernsehen) oder Transponder (beim Satellitenfernsehen) jeweils nur ein Fernsehsender ausgestrahlt werden konnte, erlaubt die digitale Technik, mehrere Fernsehsender auf einem Kanal oder Transponder zu übertragen, wodurch den Zuschauern der Empfang einer wesentlich höheren Anzahl an Sendern ermöglicht wird. Darüber hinaus können beim digitalen Fernsehen auch Zusatzdienste wie ein elektronischer Programmführer (EPG), Dolby-Digital-Ton oder auch mehrere Tonspuren (beim analogen Satellitenfernsehen waren auch vorher schon mehrere Stereo-Tonspuren pro Fernsehsender möglich) übertragen werden. Interaktive Dienste wie z. B. die Auswahl der Kameraperspektiven ermöglicht das digitale Fernsehen ebenfalls.

Am 28. Juli 1996 ging das Bezahlfernsehpaket DF 1 auf Sendung, das etwa 30 digitale Fernsehkanäle aus verschiedenen Sparten umfasste. Damit wurde die "ra des digitalen Fernsehens in Deutschland eingeläutet. Zunächst war das digitale Paket, zu dessen Entschlüsselung ein spezieller Decoder namens "d-box" benötigt wurde, nur über Satellit zu empfangen, danach wurde es nach und nach in die Kabelnetze eingespeist. Zur Internationalen Funkausstellung 1997 gingen auch ARD und ZDF erstmals digital auf Sendung. Nun wurden alle bisher bestehenden öffentlich-rechtlichen Sender auch im digitalen Standard über Kabel und Satellit ausgestrahlt. Darüber hinaus haben ARD und ZDF zusätzlich weitere Kanäle gestartet, die ausschließlich digital zu empfangen waren. Im Gegensatz zu DF 1 waren die öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle kostenlos und unverschlüsselt und mit jedem herkömmlichen digitalen Satelliten- und Kabelreceiver zu empfangen. In den kommenden Jahren strahlten auch die privaten Sender ihr Programm im digitalen Standard aus, zunächst jedoch nur über Satellit. ProSieben war der erste deutsche Sender, der ab dem 19. September 1999 den Ton seines digitalen Programms im Format Dolby Digital ausgestrahlt hat. Premiere World (der Nachfolger von DF 1) folgte am 1. April 2001, während das ZDF der erste öffentlich-rechtliche Sender war, der Dolby Digital eingeführt hatte. Am 4. Oktober 2003 wurde dort erstmals die Sendung "Wetten dass …?" in Dolby Digital 5.1 gezeigt.

Mit der Zeit gingen stetig neue, meist kleinere Spartensender auf Sendung, die ihr Programm ausschließlich digital ausgestrahlt hatten. Es kam in den 2000er Jahren zu einer häufigen Auf- und Wiederabschaltung kleiner Privatsender und die Gesamtzahl der deutschen Sender stieg sprunghaft an. Im Großteil der Kabelnetze hatte man allerdings erst Mitte der 2000er Jahre damit begonnen, deutsche Privatsender digital zu verbreiten. Zuvor konnte man in diesen Netzen lediglich die öffentlich-rechtlichen Sender, das Bezahlfernsehpaket Premiere World sowie kostenpflichtige Fremdsprachenpakete digital empfangen. Darüber hinaus sind in den meisten Kabelnetzen die freien Privatsender "grundverschlüsselt" eingespeist, während sie über Satellit von Anfang an unverschlüsselt gesendet haben.

Während man über Kabel und Satellit schon seit den späten 1990ern digitales Fernsehen empfangen konnte, wurde das terrestrische Digitalfernsehen (DVB-T) erst später eingeführt. DVB-T hat gegenüber dem analogen Antennenfernsehen den Vorteil, dass Reflexionen, die beim Analogempfang Geisterbilder verursachen, den Empfang nicht mehr beeinträchtigen, sondern sogar verbessern. Darüber hinaus sind auch Gleichwellennetze möglich, d. h. ein Multiplex (ein Paket aus Fernsehsendern und ggf. auch Radiosendern oder Datendiensten) kann über größere Gebiete auf der gleichen Frequenz ausgestrahlt werden, was eine ökonomischere Nutzung der Frequenzen möglich macht. Beim analogen Antennenfernsehen hätte eine Ausstrahlung des gleichen Fernsehsenders von mehreren Sendestandorten auf der gleichen Frequenz in den Gebieten, wo sich der Empfang überschneidet, zu Störungen geführt.

Die Region Berlin-Brandenburg war die erste in Deutschland, in der ab dem 1. November 2002 DVB-T ausgestrahlt wurde. Dort wurde das analoge Antennenfernsehen bereits am 4. August 2003 abgeschaltet. Danach wurde erst wieder ab 2004 in weiteren Regionen Deutschlands nach und nach DVB-T eingeführt. Im November 2008 war mit ganz wenigen Ausnahmen die Digitalisierung des Antennenfernsehens in Deutschland abgeschlossen (der letzte analoge Füllsender schaltete erst am 4. November 2009 ab). In der Regel wurden die analogen Sender während des laufenden Programms einfach ausgeschaltet, jedoch bei der Abschaltung am Sender Grünten im Allgäu am 27. November 2007 hat man sich etwas besonderes einfallen lassen. Im Ersten, das auf Kanal 2 ausgestrahlt wurde, sendete man zunächst das FuBK-Testbild, dann eine Diaschau, in der Fakten und Bilder der Sendeanlage zu sehen waren. Am Ende sah man, wie ein Techniker symbolisch einen Knopf drückte, wonach das analoge Signal endgültig abgeschaltet wurde. Während in Deutschland das heute weniger bedeutende Antennenfernsehen bereits komplett digitalisiert ist, sind über Kabel und Satellit nach wie vor noch zahlreiche analoge Fernsehsender zu empfangen.

Im Zuge des digitalen Fernsehens ist in den 2000er Jahren eine weitere technische Neuerung in Erscheinung getreten, das hochauflösende Fernsehen, genannt HDTV (High Definition Television). Erste Versuche mit analogem hochauflösendem Fernsehen wurden bereits Ende der 1980er Jahre durchgeführt, damals unter der Bezeichnung HD-MAC. Der Standard hat sich jedoch nicht durchsetzen können und das Projekt wurde eingestellt. Nachdem in den USA und Japan bereits seit Ende der 1990er Jahre digitales HDTV auf Sendung ist, wurde am 15. Oktober 2004 die erste HDTV-Testsendung Deutschlands durchgeführt. ProSieben strahlte damals den Spielfilm "Pride" im hochauflösenden Bildformat aus. Am 29. und 30. November des gleichen Jahres folgte Sat.1 mit der HDTV-Ausstrahlung des Zweiteilers "Die Nibelungen". Beide Testsendungen konnten unverschlüsselt über Satellit empfangen werden. Sat.1 und ProSieben waren auch die ersten Sender in Deutschland, die am 26. Oktober 2005 regelmäßig 24 Stunden am Tag ein HDTV-Programm ausgestrahlt haben. Allerdings war der Anteil der tatsächlich im hochauflösenden Format vorliegenden Sendungen sehr gering. Darüber hinaus waren die HDTV-Kanäle von Sat.1 und ProSieben nur über Satellit zu empfangen. Geeignete Empfänger waren zu dieser Zeit außerdem kaum vorhanden, weshalb die Ausstrahlung dieser HDTV-Kanäle am 16. Februar 2008 wieder eingestellt wurde. Ende des Jahres 2005 hielt das hochauflösende Fernsehen auch im Bezahlfernsehen Einzug, als der Anbieter Premiere am 3. Dezember des Jahres sein HDTV-Paket startete. Am 17. März 2006 ging der Sender Anixe HD, welcher als eigentlich erster deutscher, frei empfangbare Privatsender im HDTV-Format betrachtet wird, über Satellit auf Sendung.

Zur Internationalen Funkausstellung im September 2007 war auch zum ersten Mal eine zeitlich begrenzte HDTV-Ausstrahlung eines öffentlich-rechtlichen Senders zu sehen. Der Sender Eins Festival übertrug sein Programm für einige Tage über Satellit im hochauflösenden Format. Danach folgten noch einige weitere, mehrtägige Testausstrahlungen, die als Showcase bezeichnet wurden. Zur Leichtathletik-WM im August 2009 haben erstmals auch Das Erste HD und ZDF HD eine Testausstrahlung durchgeführt, die über Satellit und auch in vielen Kabelnetzen zu sehen war. Da der deutsch-französische Kulturkanal Arte bereits seit dem 1. Juli 2008 sein deutschsprachiges Programm über Satellit hochauflösend ausstrahlt, kann dieser eigentlich als erster öffentlich-rechtlicher Sender in Deutschland mit einer regelmäßigen HDTV-Ausstrahlung angesehen werden. Mit HD Plus wurde am 1. November 2009 eine ausschließlich über Satellit empfangbare, verschlüsselte und kostenpflichtige HDTV-Plattform für deutsche Privatsender, die parallel dazu ihr Programm weiterhin im herkömmlichen Format verbreiten, gestartet. Schließlich hat nach mehreren Showcases am 13. Februar 2010 mit Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver der HDTV-Regelbetrieb bei ARD und ZDF begonnen. Das Programm wird im Format 720p ausgestrahlt, das bedeutet 50 Vollbilder pro Sekunde mit einer Auflösung von 720x1280 Bildpunkten. ARD und ZDF haben sich auf Grund einer Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) für dieses Format entschieden. Ein anderes HDTV-Format wäre 1080i, was einerseits eine höhere Auflösung hat (1080x1920 Bildpunkte), aber andererseits, wie man es vom PAL-System kennt, mit 50 Halbbildschritten pro Sekunde arbeitet.

Text: Johannes Hofmeister

Lesen Sie weiter im vierten Teil: Fernsehen in der Deutschen Demokratischen Repubik