Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft ist ohne Frage eines der wichtigsten Kabarett-Häuser in der Bundesrepublik Deutschland. Gerade in der Zeit der späten 50er Jahre bis in die frühen 70er Jahren hinein war das Ensemble um Dieter Hildebrandt, das meist mit Hans Jürgen Diedrich, Ursula Herking und Klaus Havenstein besetzt wurde, bundesweit ein Garant für herausragendes politisches Kabarett. Die Truppe ging damals regelmäßig auf Tourneen, veröffentlichte ihre Stücke auf Langspielplatte und nicht zuletzt wurden zahlreiche Sendungen im Fernsehen ausgestrahlt, was die Folge hatte, dass die Lach- und Schießgesellschaft von der breiten Masse wahrgenommen werden konnte. Dieses erstes Stammensemble, das siebzehn Jahre lang unter der Regie von Sammy Drechsel auf die Bühne geschickt wurde, ist bis heute unvergessen und wird immer wieder mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft in Verbindung gebracht. Doch bereits 1976 ging es, nach vier Jahren Pause, mit einem neuen Ensemble weiter. Bis heute gibt es eine hauseigene Kabarett-Mannschaft, die regelmäßig mit herausragenden Kabarett-Programmen auftritt. Vielen Leuten ist dies leider nicht bewusst. Wenn man an die Lach- und Schießgesellschaft denkt, haben die meisten Menschen noch immer das ursprüngliche Ensemble im Kopf. Die DVD-Veröffentlichung "Die Lach- & Schießgesellschaft " 3 komplette Programme 1956 " 1972", die vor zwei Jahren erschienen ist und einen bislang einmaligen Einblick in die frühe Zeit des Hauses gewährt, unterstützt die Forcierung auf die alte Zeit noch einmal erheblich.

Mit einer neuen DVD namens "Hinter keinen Kulissen" hat man der Münchner Lach- und Schießgesellschaft jetzt ein ganz neues Denkmal gesetzt. Diesmal geht es nicht nur um das ursprüngliche Ensemble des Hauses, sondern in einzelnen Zeitabschnitten, die in die Epochen "Das klassische Ensemble" (1956 " 1972), "Die neue Lach- und Schieß" (1976 " 1980), "Ein Kommen und Gehen" (1981 " 1985), "Ossis und Wessis" (1986 " 1999) und "Umbau und Neuanfänge" (ab 2002) aufgeteilt ist, um die gesamte Geschichte der Schwabinger Kabarett-Kneipe. Der Zuschauer bekommt einen bislang noch nie gezeigten Einblick in die vergangenen Jahrzehnte. In Form von einzelnen Filmzusammenschnitten, die alle eine Laufzeit von fünfzehn Minuten bis zu über einer Stunde haben, bekommt man alte Filmbeiträge zu sehen, die mit Interviews und anderen neuen Aufnahmen angereichert werden. Dabei hört man zahlreiche spannende und faszinierende Geschichten rund um die Münchner Lach- und Schießgesellschaft und kann sich erstmals ein ausführliches Bild der Historie des Hauses machen. Ausschnitte der einzelnen Programme zeigen noch einmal, wie genial viele der damaligen Darbietungen waren und auch was für großartige Künstler in der Lach- und Schießgesellschaft tätig waren. Darunter sind große Namen wie Rainer Basedow, Christiane Blumhoff, Kurt Weinzierl, Henning Venske, Jochen Busse, Bruno Jonas oder Achim Strietzel.

Die Extra-Rubrik auf dieser DVD bietet eine Chronik, die noch einmal alle Programme des Hauses von 1956 bis 2008 inklusive Bildmaterial und Hintergrundinformationen auflistet, sowie weiteres Informationsmaterial zur Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Das Menü ist sehr ansprechend und übersichtlich gestaltet und auch das "ußere der DVD kann sich sehen lassen. Ein Wendecover ermöglicht es, das FSK-Logo vom Cover auf die Innenseite der durchsichtigen Hülle zu verfrachten. Ein Beiheft ist leider nicht vorhanden, dafür gibt es im Inneren der Hülle einen kleinen Werbeflyer. Alles in allem kann man diese DVD-Veröffentlichung als sehr gelungen bezeichnen, was in erster Linie an den tollen Inhalten Liegt. Die DVD-Ausstattung ist in Ordnung, wenn auch nicht perfekt.

Die Lach- und Schießgesellschaft diente seit ihrer Gründung als kritischer Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Lage in der Bundesrepublik Deutschland. Rückblickend betrachtet muss man feststellen, dass sie mittlerweile ein nicht unbedeutender Teil der Geschichte des Landes ist. Diese DVD ist ein guter Beweis dafür. (sk)

Wertung: (7 von 10 Punkten)