Slumdog Millionär

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Datum: 23.10.2009 | VÖ: 26.10.2009 | Herausgeber: Prokino | Kategorie: Film

"Slumdog Millionär" wurde mit gleich acht Oscars und vier Golden Globes ausgezeichnet, darunter auch jeweils der Preis in der besonders wichtigen Kategorie "Bester Film". Außerdem wurden unter anderem das Drehbuch, die Regie und der Soundtrack prämiert. Insbesondere Regisseur Boyle dürfte sich darüber sehr freuen. Spätestens seit seinem außergewöhnlichen Werk "Trainspotting" hat er bei vielen Cineasten Kultstatus.

Im Mittelpunkt des Film steht Jamal Malik, ein sogenannter "Slumdog", der in den Armenvierteln von Mumbai groß wurde. Gleich zu Beginn lernt der Zuschauer den Helden in einer unangenehmen Situation kennen - er wird von Polizeibeamten geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert. Der Grund: Sie halten Jamal für einen Betrüger, denn ihn trennt bei der indischen Variante der beliebten Quizshow "Wer wird Millionär" nur noch eine Frage vom Hauptgewinn in Höhe von zwanzig Millionen Rupien. Bei einem aus den Slums stammenden Teejungen, der in einem Callcenter arbeitet, erscheint dies sehr verdächtig. Doch Jamal hat keineswegs geschummelt, er konnte alle Fragen tatsächlich beantworten, denn sie alle stehen in Verbindung mit seinem Leben, das er den Polizisten nun schildert. Jamal erzählt von seiner Kindheit, von seinem schwierigen Verhältnis zu seinem Bruder und immer wieder von Latika, die er bereits als kleiner Junge kennenlernte und immer wieder aus den Augen verlor. In seiner Teilnahme an der Fernsehshow sieht er seine Chance, sie auf sich aufmerksam zu machen und sie wieder zu finden. Denn verloren hat er sie nur allzu oft, sowohl an skrupellose Gangster, welche arme Kinder für ihre Zwecke missbrauchen, als auch an seinen Bruder, der darin die Gegenleistung für die Rettung von Latikas Leben sah.

Seltsam, dass ausgerechnet die Darsteller bei den Preisverleihungen komplett leer ausgingen, denn sie sind definitiv das Highlight des Films. Insbesondere Dev Patel, der die Rolle des Jamal übernimmt, trägt maßgeblich zum Erfolg von "Slumdog Millionär" bei und vermag, auch einige Schwächen zu überspielen. Diese sind nämlich durchaus vorhanden, darüber sollte man sich von der Masse an Auszeichnungen nicht hinweg täuschen lassen. Denn irgendwie mangelt es dem Film an einem gesunden Gleichgewicht zwischen Dramatik und Romantik. Dass das Leben armer Kinder in Indien alles andere als einfach ist, wird wohl kaum jemand bezweifeln. Dennoch geschehen in Jamals Vergangenheit dermaßen viele schlimme Dinge, dass die Glaubwürdigkeit darunter leidet. Dies gilt übrigens zum Teil auch für die Charaktere. So macht Jamals Bruder im Verlauf der Handlung eine Kehrtwendung, für die es nicht einmal den Hauch einer Erklärung gibt und die daher nicht zu überzeugen vermag. Jamals Liebe zu Latika bildet einen scharfen Kontrast zu seinem an Tragik kaum noch zu überbietenden Leben und driftet vor allem gegen Ende immer mehr ins Kitschige ab. Daher stellt sich unweigerlich die Frage, was der Film eigentlich will. Am ehesten kann man ihn wohl als modernes Märchen sehen. Unter diesem Aspekt betrachtet, kann man die Unstimmigkeiten zum Teil sicher vernachlässigen. Doch dafür versucht "Slumdog Millionär" wieder viel zu sehr, ein Drama zu sein. Das lässt den Film leider inhaltlich etwas überladen wirken. Mit ein Grund für die Wahl zum besten Film dürfte wohl gewesen sein, dass es sich heirbei im Prinzip um eine Abwandlung des sogenannten amerikanischen Traums handelt, der berühmten Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär werden kann. Die Amerikaner lieben diese Art von Filmen bekanntermaßen besonders. "Slumdog Millionär" ist bestimmt kein schlechter Film - ein Meisterwerk ist er aber auch nicht.

Neben der normalen Fassung im Bildformat 16:9 und Tonformat Dolby Digital 5.0 enthält die DVD auch eine Hörfilmfassung für Sehbehinderte und Blinde, was sehr zu begrüßen ist. Ansonsten sind die üblichen Extras wie Interviews und Trailer vorhanden. Außerdem gibt es noch eine kurze Doku zur Filmentstehung (Von der Idee zum Film: Die Tpilettenszene). Die Ausstattung der DVD ist daher völlig ausreichend, hat aber keine Überraschungen oder Besonderheiten zu bieten.

Inhalt und Gestaltung liegen jeweils bestenfalls etwas über dem Durchschnitt des DVD-Marktes, weshalb ich jeweils drei Punkte vergebe. Insgesamt erhält "Slumdog Millionär" also sechs Punkte. (ck)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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