Severin Groebner - Man müsste mal...

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Datum: 21.10.2009 | VÖ: 20.10.2009 | Herausgeber: Lach- und Schießgesellschaft | Kategorie: Kabarett & Bühne

Ganze fünf Abende ist der Wiener Kabarettist Severin Groebner in München zu Gast, um in der Lach- und Schießgesellschaft sein neues Programm namens "Man müsste mal..." aufzuführen. Dass die Münchner Lach- und Schießgesellschaft für einen gemütlichen Kabarettabend in kleiner Runde perfekt geeignet ist, dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Gestern führte Groebner erstmals sein neues Programm auf und feierte damit Premiere in München.

Für mich persönlich war es auch eine Premiere, denn Severin Groebner habe ich bislang weder live gesehen, noch habe ich mich ausführlich mit dem Künstler beschäftigt. Lediglich ein paar kurze Internet-Clips hatte ich bislang von dem Kabarettisten gesehen. Nachdem dieser auf die Bühne kam, gab es seitens des Publikums erst einmal ein schweigendes Staunen, denn Groebner wirkte von der ersten Sekunde an unbändig und offensiv. Nach den ersten Minuten löste sich das verkrampfte Staunen und das Publikum wurde lockerer - große Lacher blieben aber erst einmal aus. Vielmehr war man als Zuschauer damit zu beschäftigt, das, was man auf der Bühne sieht, einzuordnen. Groebner versuchte zu Beginn den Leuten erst einmal das Grundszenario zu vermitteln: Was man sieht ist nicht Groebner auf einer Münchner Kleinkunstbühne, sondern er steht eigentlich hinter der Bühne einer großen Veranstaltung, die weltweit gesendet wird und bei der viele Künstler unterschiedlicher Nationen auftreten. Auch Severin Groebner ist im Rahmen seiner Geschichte ein Teil dieser Show, denn er muss bei dieser Veranstaltung Österreich vertreten. Die anfängliche Sicherheit verschwindet, als er durch den Vorhang sehen muss, dass sein Kollege aus der Bundesrepublik eine Nummer vorführt, die er eigentlich in einer ähnlichen Form selbst bringen wollte. Nun steht er ohne Konzept da, kurz vor seinem Auftritt und ist verzweifelt.
Dieses Szenario ist eine sehr nette Idee und wurde auch gut umgesetzt. Das Problem bei der Darbietung Groebners war eher, dass er sehr präsent war auf der Bühne und sehr viel redete, er aber vergleichsweise wenig Inhalt mit noch weniger Witz füllte. Der erste Applaus erfolgte erst nach 20 Minuten, dieser aber auch nur, weil es dem Münchner Publikum gefallen hat, dass auf der Bühne von einem Österreicher Witze über Österreich gemacht wurden. Glücklicherweise gab es in der zweiten Hälfte der ersten 45 Minuten mehr Applaus für den Künstler, was daran liegt, dass die Witz-Dichte etwas größer wurde. Man muss aber auch sagen, dass dieser Applaus meistens sehr zurückhaltend war. Das Publikum tat sich sichtlich schwer mit dem neuen Programm.

Nach einer Pause ging es dann weiter und ich muss sagen, dass die zweite Hälfte, die ebenfalls 45 Minuten dauerte, schneller vorbei ging und unterhaltsamer war, als der erste Abschnitt. Das lag daran, dass Severin Groebner viele offene Fragen beantworten konnte, die er in der ersten Hälfte noch offen gelassen hatte. Außerdem blieb er anders als zuvor gewisse Themen treu und spielte diese aus, bis sie fertig erzählt waren. Ein gutes Beispiel ist der Dialog zwischen "Zeit" und "Raum", den er recht amüsant inszenierte. Am Ende war man als Zuschauer doch irgendwo glücklich, dass Groebner mit der zweiten Hälfte seines Programms die Kurve noch einmal kriegen konnte.
Alles in allem war das Gebotene zwar handwerklich gut gemacht, es gab einige Running Gags, viele schöne Ideen und Einfälle und auch diverse Themen und Handlungsstränge, die ineinander übergeflossen sind, trotzdem fehlte unterm Strich der Witz. Es gab zwar immer wieder Lacher und auch hier und da mal ein kleines Highlight, doch so richtig mitgerissen war das Publikum nicht. Dem Programm fehlte es irgendwo an Format. Das Grundgerüst hat gestimmt und auch die Darbietung war individuell und einprägsam gestaltet, jedoch hatte man den Eindruck, dass der Inhalt und der damit verbundene Witz zu sehr auf der Strecke blieb.

Alles in allem war es ein durchwachsener Abend, der alles andere war als ein Highlight, jedoch stellte sich "Man müsste mal..." glücklicherweise auch nicht als Reinfall heraus. Severin Groebner ist eine interessante Persönlichkeit, der unter anderem durch diverse Gesangseinlagen für positive Abwechslung sorgte, jedoch niemanden vom Hocker reißen konnte. Sympathisch, leider aber nur bedingt lustig. (sk)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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