District 9

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Datum: 30.09.2009 | VÖ: 10.09.2009 | Herausgeber: Sony Pictures | Kategorie: Film

Vor 30 Jahren stoppte ein riesiges Raumschiff über Johannesburg/Südafrika. Anschließend fielen gelegentlich einige Teile von der Unterseite des Schiffes herab, doch die Angst vor einer Invasion war unbegründet, denn ansonsten passierte nichts. Nach drei Monaten entschloss man sich, in das Raumschiff einzudringen und fand dort über eine Million Aliens in schlechter gesundheitlicher Verfassung. Ein Kommandant wurde nicht gefunden, die Aliens schienen alle einer Arbeiterklasse anzugehören. Unterhalb des Raumschiffs wurde daraufhin eine Art Reservat namens "District 9" angelegt, in der die Aliens leben konnten. Die Multi National Union (MNU) versorgte und kümmerte sich um die Aliens, die ihres Aussehens wegen den Namen "Shrimps" ("Krabben") erhielten. Allerdings nicht ganz uneigennützig, denn die MNU interessiert sich für die außerirdische Technologie, besonders für die Waffen. Weil die fremde Technologie generell die DNA des Trägers überprüft und daher von Menschen nicht genutzt werden kann, sucht die MNU nach einer Lösung.

Als die "Shrimps" aus dem inzwischen zum Slum verkommenen District 9 in einen über 200 km entfernten neuangelegten größeren District 10 verlegt werden sollen, wird der Leiter der MNU-Aktion, Wikus van de Merwe (Sharlto Copley), bei der Durchsuchung einer Hütte versehentlich von einer mutagenen Flüssigkeit besprüht, die ihn langsam in einen der Außerirdischen verwandelt. Allerdings kann Wikus nun auch die außerirdische Technologie für sich nutzen, da die Geräte seine mutierenden Gene als Alien-DNA akzeptieren. Das macht ihn zum meistgesuchten und meistverfolgten Wesen der Erde, denn die MNU möchte den Grund der Mutation erfahren, um endlich aus der fremden Technik Profit schlagen zu können. Die Flüssigkeit ist jedoch ein Treibstoff, der einem Alien (dem die MNU den Namen Christopher gab) dazu verhelfen soll, zusammen mit seinem Sohn zum Mutterschiff gelangen zu können. Dazu soll das damals ebenfalls heruntergefallene Kommandomodul dienen, das niemals gefunden wurde und sich unter Christophers Hütte befindet. Christopher ist außerdem die letzte Chance für den infizierten Wikus, denn die Mutation kann lt. Christopher mit Hilfe der medizinischen Geräte an Bord des Mutterschiffes rückgängig gemacht werden...

Der Film ist in einer Art Dokumentationsstil gedreht worden, ähnlich der deutschen TV-Doku-Soap "Toto & Harry", bei der zwei Polizisten mit der Kamera bei ihrer Arbeit beobachtet werden. So wird hier der MNU-Mitarbeiter Wikus van de Merwe bei seiner Arbeit ebenfalls mit der Kamera verfolgt. Zusätzlich werden Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, Reporterkommentare und Interviews mit seiner Familie, seinen Arbeitskollegen und unbekannten Passanten etc. eingeflochten. Die Antworten bei diesen Interviews lassen darauf schließen, dass hier offensichtlich ein zurückliegender Vorfall, bei dem Wikus die Hauptfigur war, dokumentiert wurde. Das ist so hervorragend gelungen, dass man schnell den Eindruck erhält, tatsächlich eine reale Dokumentation zu verfolgen.

Den größten Erfolg an diesem Eindruck dürften die wirklich hervorragend gelungenen CGI-Tricks beigetragen haben, denn zu keinem Zeitpunkt erhält man den Eindruck, dass es sich hier _nicht_ um computergenerierte Raumschiffe, Slumhütten oder Alien-Figuren handelt. Selbst in Großaufnahme wirken die Tricks sehr natürlich. Auch das über der Stadt schwebende und durch einen Dunstschleier sichtbare Raumschiff wirkt sehr realistisch. Die Set-Ausstatter haben ebenfalls großartige Arbeit geleistet, denn der Detailreichtum ist wirklich enorm.

Der Ton ist erstklassig und immer klar und verständlich. Die glucksende außerirdische Sprache der Aliens wird per Untertitel übersetzt, was auch viel zum Dokumentationseindruck beiträgt. Von einigen Zuschauern wurde beanstandet, dass sich Menschen und Aliens problemlos verstehen, obwohl beide ihre Muttersprache sprechen und kein Dolmetscher übersetzt. Das ist aber überhaupt kein Manko, denn auch der Rezensent hat mehrere englischsprachige Bekannte, die ebenso gut deutsch verstehen wie der Rezensent englisch versteht. Weil man in der fremden Sprache aber öfter nach bestimmten Worten sucht, benutzen beide Seiten einfach die Muttersprache, die von dem Gegenüber problemlos verstanden wird. Die Unterhaltungen sind so wesentlich einfacher und flüssiger. Hört sich für Außenstehende zwar merkwürdig an, wenn sich zwei Personen in unterschiedlichen Sprachen unterhalten und trotzdem verstehen, ist aber einfacher, als wenn eine Seite in der fremden Sprache dauernd nach einzelnen Wörtern sucht. Also absolut kein Filmfehler. Das FSK-16 ist durchaus gerechtfertigt, sind doch einige sehr blutige Kampf- und Gefechtsszenen enthalten. Vor wenigen Jahren hätte es dafür noch ein FSK-18 gegeben.

Der Film ist zwar thematisch ein Science Fiction-Film, aber von der Machart her gehört er eigentlich schon in eine neue eigene Klasse. Der Zuschauer hat nicht den Eindruck, eine Spielhandlung zu verfolgen, sondern eine Dokumentation über vergangene Vorfälle. Fast genial schon die Idee, das Raumschiff über Johannesburg anstatt wie üblich über eine amerikanische Großstadt schweben zu lassen, denn dadurch wird quasi mit dem Zaunpfahl auf frühere reale Vorkommnissen in Südafrika hingewiesen. Die Behandlung der Außerirdischen und ihre Abschiebung in isolierte Slums erinnert nämlich sehr und bestimmt nicht versehentlich an die frühere (und gelegentlich heute noch vorhandene) Apartheid im südlichsten Staat des schwarzen Kontinents.

Der Film ist hervorragend anzusehen und nicht nur für reine SciFi-Fans sehenswert. Die Handlung ist nachvollziehbar, die Tricks erstklassig, genug Action ist ebenfalls vorhanden. Angesichts dessen dürften die hierzulande noch unbekannten Darsteller wohl den kleinsten Teil der ca. 30 Millionen Produktionskosten erhalten haben. Der Name des Regisseurs, Neill Blomkamp, wird bei gleichbleibender Qualität seiner nächsten Filme jedenfalls ebenso bekannt werden wie der seines Produzenten Peter Jackson (Regisseur von "Der Herr der Ringe"). Die Fülle der Details als auch die neue gute Machart dieser Produktion werden bestimmt etliche Zuschauer veranlassen, sich den Film ein weiteres Mal anzusehen " wie der Rezensent. Das Schlussbild als auch das neue Abschiebungsziel District 10 lassen auf einen zweiten Teils hoffen. Immerhin hat Christopher noch ein Versprechen einzulösen... (gh)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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