Long Weekend

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Datum: 08.09.2009 | VÖ: 14.08.2009 | Herausgeber: Sunfilm | Kategorie: Film

Der Großstädter Peter (Jim Caviezel) hat es mit Mühen geschafft, seiner Ehefrau Carla (Claudia Karvan) ein verlängertes Wochenende beim Camping an der australischen Nordküste abzuringen. Die Auszeit soll die angespannte Stimmung der Ehe lockern und beiden helfen, den Kopf freizubekommen. Von einem Freund hat Peter einen genialen Geheimtipp für einen abgelegenen Platz an der Küste bekommen, ideale Surf-Bedingungen inklusive. Leider beweist schon die Anreise, dass einerseits die Beziehung der beiden nicht auf Knopfdruck aufhören wird zu kriseln und andererseits die beiden erst merken, was um sie herum abgeht, wenn es zu spät ist.
Erst sind es nur kleinere Unannehmlichkeiten, die Peter mit gezwungener Lässigkeit abschüttelt, doch mit der Zeit wird der Aufenthalt weitab der Zivilisation für die beiden Städter immer nervenaufreibender, nicht zuletzt, weil sich beide immer wieder an die Gurgel gehen, doch sehr bald haben sie größere Probleme als eine Ehekrise.

Wo wollte Regisseur Jamie Blanks ("Düstere Legenden") mit diesem Film hin, fragt man sich unweigerlich. Immer wieder pendelt man zwischen der sich kontinuierliche aufbauenden Anspannung zwischen Peter und Carla und der Beklemmung durch die unberechenbare und nicht besonders gastfreundliche Umwelt hin und her. Leider arbeiten diese beiden Elemente dem Gesamteindruck nicht zu, sondern sorgen dafür, dass man plötzlich wieder mit dem jeweils anderen Belastungsfaktor konfrontiert ist und erst einmal umschalten muss. Traurigerweise sind auch die beiden Protagonisten nicht besonders ansprechend gestaltet. Jeder, der über diesen Film spricht, wird immer nur "der Typ" und "die Frau" sagen. Da einzig diese beiden Figuren fast den gesamten Film tragen müssen, hätte man sich mehr um sie kümmern müssen, ganz besonders aber um ihre Dialoge. Stimmungswechsel, nicht nachvollziehbare Aussagen und abrupte Ein- und Ausstiege in gewichtige Themen stören öfters.
Passenderweise lässt sich so manche Entscheidung der beiden nicht nachvollziehen. Man merkt, dass die Motivation der beiden das Drehbuch ist. Jeder andere hätte hingeschmissen.

Die Natur als bedrohliches Element ist da schon tauglicher in Szene gesetzt, denn eine Prise "Alles nur in Deinem Kopf" blitzt hervor, weil es zum Glück unterlassen wird, eine Art Öko-"quivalent des Kettensägenmörders auf Peter und Carla loszulassen. Hier geht es wesentlich subtiler zu: unser Ehepaar ist sowieso schon fertig genug, da reichen (fürs Erste) kleine Stupser.

Optisch verneigt sich der Film immer wieder zu Recht vor der Schönheit der australischen Natur und spendiert ihr mehrere wunderschön anzusehende Einstellungen voller Anmut und Grazie. Minuten später muss man sich dann in wackeliger Handkamera-Optik den nächsten Streit zwischen Peter und Carla ansehen.
Der Soundtrack ging mir ganz besonders auf den Geist. Hier wurde einfach von allem zu viel reingepackt. Andauernd bauscht die Beschallung eine Anspannung auf, die dann doch wieder fallengelassen wird. Nach einer Weile blendet man das einfach aus.

Die 84-minütige Spielzeit ziehen sich etwas, besonders zum Beginn, den man im Grunde hätte deutlich raffen oder ganz weg lassen können. Später kommt das Gefühl auf, dass gewisse Ereignisse noch unbedingt untergebracht werden mussten. Da wird es dann leicht hektisch, es endet jedoch bei jedem der über den Film verteilten kleinen Konflikte gleich: antiklimatisch. Ob dann das Ende als der von den Machern geplante Paukenschlag empfunden wird, muss jeder selbst entscheiden.

"Long Weekend" ist ein von vorn bis hinten durchwachsener Film, vor allem aber in seinen Elementen unausgegoren. Die psychologische Schiene wird ebenso unbefriedigend bedient wie die "mysteriöse" Natur, von der der Klappentext spricht.

Die DVD bietet leider mehr Trailer für andere Filme als Extras für "Long Weekend". Den Hauptfilm gibt es aber immerhin neben Deutsch (dts und dolby digital) und Englisch (dolby digital) auch mit Audiokommentar von Regisseur Blanks, Drehbuchautor Everett DeRoche und den beiden Hauptdarstellern. Zusätzlich kann man sich ein 40-minütiges Videotagebuch zur Produktion des Films anschauen, in welchem recht interessant die tierischen Nebendarsteller des Films erklärt werden. Garniert werden die Extras mit dem englischen und deutschen Trailer und einem Outtake-Monolog von Jim Caviezel, in dem er eine Flinte haltend auf ein paar Enten einredet.

Schade ist, dass nur der Hauptfilm deutsche Untertitel spendiert bekommen hat, alles andere muss ohne auskommen. Das 16:9-Format lässt die Landschaftseinstellungen sehr schön wirken.

Nennenswertes Schmankerl ist das Wendecover der Verpackung. Dank ihr kann man sich des FSK-Schandflecks entledigen. Wo wir grad beim Thema sind: die Freigabe liegt bei 16 Jahren. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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