Im Schatten des Mondes

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Datum: 02.08.2009 | VÖ: 26.06.2009 | Herausgeber: Polyband & Toppic Video/WVG | Kategorie: Dokumentation

20. Juli 1969 / 03:56 Uhr MEZ " Begleitet von den historischen Worten "One small step for man, one giant leap for mankind." setzt zum ersten Mal ein Mensch seinen Fuß auf den Mond. Der Wettlauf zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der bis dahin führenden Raumfahrtnation UdSSR war damit endgültig zugunsten der USA entschieden. Der Name des Menschen: Neil Armstrong, Kommandant der Apollo-11-Mission. Sein Kollege Edwin "Buzz" Aldrin, Pilot der Mondlandefähre "Eagle", betritt 19 Minuten später den Erd-Trabanten. Die dritte Person der Apollo-11-Mannschaft war Michael Collins, der als Pilot des Kommandomoduls fungierte und im Orbit alles überwachte. Weil er so weit von der Erde entfernt und allein im Kommandomodul um den Mond kreiste, wurde er in den Medien für diese Zeit oft als "einsamster Mensch der Welt" tituliert. Wie er selbst sagte, kam ihm das allerdings erst später zu Ohren, ansonsten hätte er schon früher dagegen protestiert. Er sei nämlich nie allein gewesen, weil Houston ihm "die ganze Zeit die Ohren vollgequatscht" hätte.

In der Dokumentation "Im Schatten des Mondes" aus der Zeit der Mondmissionen kommen insgesamt 10 der 12 Astronauten zur Sprache, die den Mond tatsächlich betreten haben. Alle berichten derart lebendig und frisch von ihren Flügen, als wäre es gerade erst gestern gewesen. Fast alle beeindrucken bei ihren Erzählungen mit einem geradezu jugendlichem Elan, der den Zuschauer gefangen nimmt. Bedauerlicherweise ist ausgerechnet von Neil Armstrong kein Interview auf der Disk vorhanden, doch angesichts der intensiven und detailreichen Erzählungen vermisst man ihn eigentlich nicht wirklich, zumal er ausreichend oft auf den übrigen Bildern und Filmaufnahmen gezeigt wird.

Das Wort "Interview" ist für diese Aussagen der Raumfahrer längst nicht mehr ausreichend, denn hier wird nicht einfach nur geantwortet, sondern hautnah und selbst erlebte Geschichte zum Leben erweckt. Die Astronauten sprechen über ihre Erlebnisse während der Trainings auf der Erde und im Erdorbit, offenbaren ihre Gefühle und Gedanken während der Mondflüge, berichten über die Ehrungen und Reisen nach der Landung. Noch nie gesendete Original-Aufnahmen werden gezeigt, die in keinster Weise digital aufgearbeitet, nachbearbeitet oder verändert wurden, wie am Ende des Films ausdrücklich erklärt wird. Erfolge, aber auch Misserfolge werden genannt, der Tod von 3 Astronauten ebensowenig ausgespart wie die missglückte Apollo-13-Misson. Diese Aufnahmen machen die Faszination dieser Dokumentation aus. Doch wer sich hierbei an die "Space Night" des Bayrischen Rundfunks erinnert fühlt, vergisst vollkommen, dass die dortigen Aufnahmen oft aus dem Computer stammten oder aufwendig digital nachbearbeitet wurden. Das ist meines Erachtens aber keine große Leistung gegenüber der hier (oft erstmalig) gezeigten Original-Aufnahmen, die tatsächlich ungeschönt die damaligen Erlebnisse und Handlungen der Männer im All dokumentieren. Ebensowenig kann man das mit frischen Zutaten zubereitete Menü eines 3-Sterne-Kochs mit einem Fertigmenü gleichsetzen " da muss der Geschmack durch die vielen Geschmacksverstärker schon sehr gelitten haben. Gleichermaßen kann man durch die längst üblich gewordenen Digitalbearbeitungen per Computer schon viel zu verwöhnt sein für solche reale Filmaufnahmen. Wer jedoch den Unterschied kennt, wird von diesen Bildern fasziniert sein.

Selbstverständlich wurde hier eher ein emotionales Bild der Mondmissionen vermittelt, doch genau darum ist es für jeden Zuschauer verständlich und nachvollziehbar. Und warum auch nicht? Angesichts der damaligen technischen Unzulänglichkeiten ist die Leistung umso höher zu werten " sowohl auf sowjetischer als auch amerikanischer Seite. Unverständliches technisches Gesabbel oder das wiederholte trockene Erklären längst bekannter Vorgänge gibt es bereits in unzähliger Menge. Der menschliche Aspekt wird dabei höchstens mal kurz angerissen, aber niemals so ausführlich ausgebreitet wie hier. Und niemals war man den Astronauten so nah " es ist fast, als säße man ihnen persönlich gegenüber. Der Zuschauer erfährt, wie gefährlich diese Unternehmen waren, dass das Leben der tollkühnen Männer auf ihren fliegenden Treibstoffbomben mit dem Ausmaß eines 300 m hohen Fernmeldeturms quasi am seidenen Faden hing " zu jeder Zeit und in allen Phasen - und dass diesen Männern dieses Risiko durchaus bekannt war. Doch trotzdem nahmen alle freiwillig dieses enorme Risiko auf sich, um zu einer kleinen Gruppe von Menschen zu gehören, die den Mond betreten und unseren Planeten aus einer Perspektive sehen durften, bei der sie die zierliche weißblaue Kugel namens "Erde", die doch so verletzlich in der Schwärze des Weltalls hing, einfach hinter dem Daumen verstecken konnten " inklusive aller dort vorhandenen Kriege, Probleme und Schwierigkeiten.

Im Abspann äußern sich die offensichtlich nur äußerlich gealterten Raumfahrer noch kurz über die Verschwörungstheorie, dass die Aufnahmen angeblich alle in einem Hangar Scheune in Arizona entstanden sein sollen. Der Rezensent geht dabei mit der Aussage Michael Collins konform, der meinte "Wenn 2 Menschen ein Geheimnis teilen, rennt doch einer von denen irgendwann zu einer Zeitung und quatscht. Und bei Tausenden von Mitarbeitern soll keiner gepetzt haben?" Weltweit waren schätzungsweise eine halbe Million Menschen in das Mondflugprogramm eingebunden. Die Verschwörungstheorie und ihre Behauptungen sind schon längst widerlegt, werden aber immer noch trotzig weiter behauptet. Und: Wenn die Mondlandung tatsächlich gefälscht wurde, wieso hat man es dann noch mehrere Male wiederholt mit den nächsten Apollo-Missionen? Eine Notwendigkeit hätte dann nämlich gar nicht mehr bestanden.

Diese "Limited Steelbook Edition" enthält eine DVD mit der knapp 97minütigen Dokumentation im 16:9 Format, lediglich die Original-Filmaufnahmen werden in 4:3 gezeigt. Die Schärfe ist sehr gut, ist bei den Filmaufnahmen naturgemäß etwas schwächer angesichts des damals verwendeten Filmmaterials. Der DD 5.1-Ton ist sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung zu hören, für Schwerhörige sind erfreulicherweise deutsche Untertitel vorhanden. Als Extras gibt es eine 57minütige Doku über die Zeit der Astronauten vor ihrer NASA-Zeit, ein Featurette über die Musik zum Film sowie zwei Trailer. Fazit: Eine wirklich beeindruckende und sagenhaft faszinierende Dokumentation über wirklich mutige Männer und ein nicht nur sprichwörtlich überirdisches Ziel aus einer Zeit, als ein Apollo-Computer weniger leistete als ein heutiger Taschenrechner. (gh)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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