Der seltsame Fall des Benjamin Button

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Datum: 16.06.2009 | VÖ: 29. Mai 2009 | Herausgeber: Warner Home Video | Kategorie: Film

Die Idee an sich ist simpel, aber schlicht genial: Wie verläuft das Leben eines Mannes, der alt auf die Welt kommt und sich im Laufe seines Lebens immer mehr verjüngert? Diesen Gedanken verfolgt F. Scott Fitzgerald in seiner Kurzgeschichte "The Curious Case of Benjamin Button" und David greift diese Geschichte in seinem Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button" frei auf.

Ich nehme es vorweg: Der Film ist optisch wie schauspielerisch ein Genuß und hat jede einzelne Auszeichnung, darunter der Oscar für bestes Make up und der Oscar für die besten visuellen Effekte, redlich verdient.

Doch worum genau geht es? In der Rahmenhandlung sieht man eigentlich nur zwei Personen: Die im Sterben liegende Daisy (Cate Blanchett) und ihre Tochter Caroline (Julia Ormond). Draußen tobt der Hurricane Katrina und Daisy bittet ihre Tochter, ihr aus einem Buch vorzulesen. Dies ist das Tagebuch des Benjamin Button (Brad Pitt), dessen ungewöhnliches Leben eng mit Daisys verwoben ist. Unter ungewöhnlichen Umständen kommt Benjamin am letzten Tag des Krieges 1918 zu Welt. Seine Mutter stirbt im Kindsbett und Benjamin wird von seinem Vater verstoßen, da er ihn für ein Monster hält. Denn vom Alter und von der Größe her ist Benjamin ein Baby, leidet aber unter allen Altersgebrechen, die man so kennt: Faltige Haut, körperliche Gebrechen, Altersweitsichtigkeit usw. Er wird von der farbigen Altenpflegerin Queenie gefunden und wächst fortan im Altersheim auf.

Dort trifft er auf die gleichaltrige Daisy, die Enkelin einer Bewohnerin, und die beiden verstehen sich blind. Während ihres ganzen weiteren Lebens, in dem er auf einem Schlepper anheuert und sie ihre Tanzkarriere verfolgt, bleiben die beiden weiterhin in Kontakt. In der Mitte ihrer beiden Leben treffen sich die zwei wieder und es entsteht eine Liebesgeschichte mit der schmerzenden Gewissheit, dass das Pärchen nur an einem bestimmten Punkt ihres Lebens gleichaltrig sein werden...

Die Wahl mit David Fincher als Regisseur für diesen Film ist ausgezeichnet, denn seine Liebe zum Detail macht dieses Werk so rund. So akkurat wie er bringt wohl keiner vergangene Zeiten so detailgetreu auf die Leinwand, ohne dabei bunte und schrille Klischees zu erfüllen. Und in diesem Film sind das mehrere Jahrzente: die 20er, die 30er, die 40er, die 50er... den Krieg, Russland und die USA... Viele Bilder aus Finchers Film sind beeindruckend und kunstvoll, so dass man ganz in der Welt der Geschichte um Benjamin Button aufgeht.

Ganz besonders fällt natürlich die Maske und die Effekte ins Auge " beziehungsweise sie fallen eben nicht ins Auge und man sieht Brad Pitt beim Altern und Verüngen staunend zu. Übrigens sieht nicht nur Brad Pitt in diesem Film alt aus, sondern auch Cate Blanchett, die man als sterbende Daisy kaum erkennt. Aber nicht nur die Maske, die die beiden alt wirken lassen sollen, sind grandios. Auch das Verjüngern der beiden ist so toll gelungen, dass man die Effekte einfach nicht wahrnimmt und wirklich den Eindruck hat, der Film sei über Jahrzente entstanden.

Im Mittelteil, genau an dem Punkt als Benjamin und Daisy gleichaltrig sind und ihre Liebe ausleben können, hat Film ein paar Längen, die es für den Erzählstrang nicht gebraucht hätte. Der Beginn und auch das Ende des Filmes stecken voller Dramatik und Spannung, Staunen und Emotionen, so dass genau dieser Mittelteil sehr oberflächlich wirkt. Auch die eine oder andere Logikschwäche gibt es und die Vorgeschichte des Uhrmachers, der in Gedenken an seinen im Krieg gefallenen Sohn eine Uhr baut, die rückwärts läuft, lassen sich in der folgenden Geschichte schwer einbauen. Fans von Fitzgerald werden sich außerdem vom Film mehr erwartet haben, denn Fincher bedient sich nur noch an der Geschichte, setzt diese aber nicht 1:1 um.

Das gefühlvolle und sensibel umgesetzte Ende der Geschichte macht diese kleinen Schwächen allerdings wieder wett, so dass man mit einem warmen Gefühl aus dem Film kommt. Liebevoll detailliert gestaltet ist auch die DVD-Box: In einem Schuber befindet sich neben dem Case mit zwei DVDs auch noch ein kleines Buch mit einem Hardcover, das Szenenbilder und Zitate aus Benjamins Tagebuch enthält. Auf den DVDs selber findet man neben dem Film selbst noch jede Menge Zusatzmaterial wie ausführlich Behind-the-scenes, Fotogalerien, Interviews und ein Film über die Premiere. Mit diesem Zusatzmaterial kann man noch tiefer in die Welt des Benjamin Button eintauchen und vor allem mehr erfahren zu den Geheimnissen von Make up und visuellen Effekten.

Natürlich könnte man noch viel mehr schreiben zu diesem Film und der toll aufgemachten DVD, aber in diesem Fall ist wohl besser, ihn sich selbst anzusehen bzw. die DVD-Box zu kaufen und sich von den Bildern Finchers und der eindrucksvollen Kunst von Maske und visuellen Effekten verzaubern zu lassen... (sak)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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